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Amtsblatt für M UM. SMpricht ml bi Wirst zu H»hkchiii-8r«Wi>I. jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei inS Haus. Anzeiger für H-benftein-Vrnstthal, Ob-rlnn-witz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, LangenchurSdorf, Grumbach, TtE heim, Iruhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Luga», Erld«* Pleißa, Rußdorf, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Fernsprecher ' Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger auf dem Lande -Nt-IL) Nr. 11. auch befördern die Annoncen-Expedittoneu solche zu Originalpreisen Nr. f7Z. »sschiN»«»,»,, Achmlft-»,, M» «1. Donnerstag, den 29. )«U ,909. 59. Zahrg. Wegen Herstellung eines traasähigen Unterbaues von km 4,8 bis 5,4 der Hohenftein- Ernftthal—Etoüberger Staatsstraße wird der zwischen der Hofer Staatsstraße L und dem Gersdorf—Erlbacher Kommunikationsweg gelegene Teil dieser Straße Vom 2. August dieses Jahres ab bis auf weiteres für sämtlichen Fahr» und Reitoerkehr gesperrt. Der Verkehr wird über GerSdorf verwiesen. Glaucha«, den 26. Juli 1909. Die Königliche Amtshauptmauuschaft Freibank: Erstklassiges rohes Rindfleisch, W. SV M. Der „Linksabmarsch" -er nationalliberalen Partei Mit zwei großen Kautonalversammlungcn hat am Sonntag die nationalliberale Partei im Wahl kreise Neustadt-Landau dieStichwahl- kam p a g n e eröffnet. In Neustadt a. M. sprach der Führer der hessischen Nationalliberalen Abg. Dr. Osann, in Landau, wo der große Saal der Festhalle bis auf den letzten Platz gefüllt war, unter begeistertem Beifall der Abgeordnete Baf fe r m a n n. Aus Bassermanns überaus eindrucks boller Rede wollen wir nur den Passus heraus heben, der das Märchen vom sogenannten Linksabmarsch behandelte. Da führte er n. a. aus: „Wenn ich Kritiken über das Verhalten der Fraktion lese, so lese ich auch oft vom Linksab marsch der nationalliberalcn Partei unter meiner Führung. Wer lange Zeit im Dienste der Partei oder an ihrer Spitze steht wie ich, den werden solche Schlagworte kühl lassen. Ich habe die Kämpfe nm den Zolltarif mitgemacht, jene harten Kämpfe gegen die sozialdemokratische Obstruktion: damals aber mußte ich in mancher Zeitung von dem Rechtsabmarsch der nationalliberalen Partei unter meiner Führung lesen. Natürlich ist von keinem von beiden die Rede. Diese Borwürfe bei der Verabschiedung des Zolltarifs haben mich ebenso kalt gelassen, wie die heutigen Vorwürfe, daß ich den Linksabmarsch der nationalliberalcn Partei vollzogen hätte. Uns werden solche Vor würfe vor allem dann kalt lassen, wenn wir aus dem ganzen Deutschen Reiche — wie z. B. aus dem Berliner Delcgiertentag aus dem Munde von mehr als 700 Delegierten — hören, daß n u r der Weg, den wir gegangen sind, derjenige ist, welcher der einzig mögliche in dieser Frage war. Freiherr v. Hertling, der jetzige Führer der Zentrumspartei, hat je auch die Frage des Links abmarsches der nationalliberalcn Partei behandelt, in jener Rede vom 10. Juli, wo" er ausführte, daß er nicht an den Block von Bassermann bis Bebel glaube, daß er vor allem nicht daran glaube, daß Bassermann bei diesem Block dabei sein werde. Wir sind nicht soweit in Deutschland, daß sich jene Scheidung: rechts: konservativ, links: liberal heute vollziehen könnte; unsere deutsche Indivi dualität des Auseinandcrstrebcns hindert uns daran, woran Wohl die Schuld trägt jene alte Zerrissen heit in den verschiedensten einander bekämpfenden Stämmen und Völkerschaften. Wie das Zentrum, so vereinigt auch die nationalliberale Partei die verschiedensten Gegensätze. Die national- liberale Partei umschließt Angehörige aus allen Berufsklassen; sie ist also das Gegenteil einer K l a s s e n p a r t c i. Deswegen wird eine Lchablonisierung sowohl beim Zentrum wie auch bei uns niemals möglich sein." In diesem Zusammenhang kam der national- liberale Führer aus den Bund der Land wirte und das Verhältnis zu ihm zu sprechen. Er meinte: „Die Anerkennung des Grundsatzes eines aus giebigen Schutzes der Landwirtschaft, auch des Weinbaues und der Viehzucht, dann aber auch die scharfe Bekämpfung der Sozialdemokratie werden immer gemeins a m e Punkte zwischen Bund der Landwirte und den Nationnlliberalen sein. Aber gegenüber falschen Behauptungen, die gerade in diesem Zusammenhang vorgebracht wer den, mutz festgestellt werden, daß in der national- liberalen Reichstagsfraktion eine Menge von Be rufsarten vertreten sind, daß aber vor allem die Landwirtschaft vertreten ist, wohl die Hälfte der Mitglieder ist der Landwirtschaft entnommen. Dar aus aber kann entnommen werden, daß die na- tioiialliberale Partei eine landwirtschafts freundliche Partei ist. Und gerade aus den Kreisen der nationalliberalen Partei — was viel leicht dem Bund der Landwirte unangenehm ist — ist der neue Bauernbund hervorgegangcn. An den bewährten Grundsätzen deutscher Wirtschasts- und Handelspolitik, des Schutzes der nationalen Arbeit werden wir unbedingt festhalten, und ich glaube, daß diese Grundsätze bei allen Parteien — mit Ausnahme freilich der Sozialdemokratie — festen Boden gewonnen haben." Das berührt sich in der Hauptsache durchaus mit dem, was wir schon vor ein paar Tagen zum gleichen Thema auseinandersetzten. Und nun wird das Gerede von dem nakionalliberalen Linksnmrsch Wohl allmählich dem aktuelleren von der großen Seeschlange weichen. Aus dem Reiche. Kaiser Wilhelm auf der Nordlandreise. Ein Telegramm aus Molde vom 27. Juli meldet: Die „Hohenzollern" geht morgen stütz um 6 Uhr nach Bergen in See, wo die Ankunft abends 9 Uhr erfolgt. DaS Wetter ist kühl und wird immer trüber. An Bord aller wohl. Einladung des Kaisers nach San Franzisko Der Kaiser hat für den S ch ü tze nv e re i n in San Franzisko eine Einladung zum öOjährigcn Jubiläum deS Vereins erhalten, daS vom 29. Au ,ust bis zum 5. September in Shell Mountpark bei Cleryoille in Kalifornien abgehalten und ein große? deutscher Volksfest werden soll Die Einladungskarte ist ganz aus 14karätigem Golde hergestellt und schließt die Ernennung de r EmplängerS zum Ehren mitglied deS Vereins ein. Der erste Klug des „L. n. Dar Lustschiff „2. II" unternahm gestern von Friedrichshafen aus eine vierstündige erste Probefahrt mit den Reichskommissaren Regierungirat Lewald, Referent Oberstleutnant schmiedecke, Korvettenkapitän Mischke, Professor Her- gesell, Hauptmann George und Oberiugenieur Mueller an Bord. Die Fahrt ging über Ueberlingen, Singen, Schaffhausen, Konstanz und zurück. Die Fahrtma- nöoer verliefen tadellos. DaS Wetter war gut. Dte Ausführungsbestimmu«ge« zum Reichsftempelgesetze, die vom BundeSral soeben beschlossen wurden, er- fassen auch die Gewinnanteilschein- und ZinSbogen, welche jetzt noch vordem 1. August zur Erneuerung von an diesem Tage noch laufenden Gewinnanteilscheinbogen und ZinSbogen autgegeben worden sind. Entsprechend der bereits gemeldeten RechtSauffassnng der BundeSrateS wird in den üuSführungSbestimmungen als Zeitpunkt, in dem olchenfallS die Stempelpflicht eintritt, der Fällig keitstag deS letzten ZinSscheinS deS alten BogenS oder der Schluß der Geschäftsjahres angenommen, auf daS der letzte Gewinnaltteilschein dc« letzten BogenS lautet. ES ist jedoch beabsichtigt, auch die Gesetzgebung nochmals mit dem Gegenstände zu be fassen. Zur Vorbereitung eines Gesetzentwurfs sind die Direktiobehörden angewiesen, bis zum 1. September d. I. eine Liste derjenigen inlän dischen Gesellschaften usw. aufzustellen, die in d;r Zeit vom 10. bis 31 Juli in der vorbezeich neten W ise neue Gswinnanteilscheine oder ZinS- bo-en vorzeitig auSgegeben haben. Zum Besuch deS Zarenpaares auf Schloß Hemmelmark. AuS Eckernförde, 27. Juli, wird geschrieben : Zur FiühstückStafel auf Schloß Hemmelmark waren mit den hier cingctroffcnen Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften auch der Minister des katser- ichen HofeS Baron Fredericks, die Damen und peiren der Umgebung, die auf der Jacht „Standart" emgeschifft sind, sowie das Gefolge der Prinzessin Heinrich von Preußen geladen. Der Katser und Sie Kaiserin von Rußland, der Thronfolger und die Großfürstinnen Töchter verbrachten den Nachmittag auf Schloß Himmelmark und kehrten nach dem Souper auf die vor Eckernförde ankernde Jacht „Standart" zurück Nebenbei bemerkt, hat der „Ruhm" der fran zösischen und englischen Protestler die Kieler Genossen zu gleichem Vorgehen angestachelt; auch st; wollten in gleicher Sache einmal von sich reden machen, um neuerlich ihr „Zielbewußtsein" zu dokumentieren. Für Dienstag abend hatte die Kieler Sozialdemokratie eine Massenversammlung zum Potest gegen den Zarenbeuch a>rangiert und hierzu Kail Liebknecht als Redner bestellt. Usber )>e Versammlung selbst liegen noch keine Mit- ieilungen vor. Zur 7«. Geburtstagsfeier Ves Augenarztes Herzog Karl Theodor in Bayern werden große Vorbereitungen getroffen. Es kommen viele Füistlichkeitkn nach Possenhofen am Starn- berger See, unter ihnen auch der d e u 1 s ch e K r o n- prinz, der mit dem Herzog eng befreundet ist; ein Mitglied deS östeneich schen Kaiserhauses und Pnnz Albeit von Belgien m t G-mahlin, einer Tochtei des Herzogs. Auch eine Offizier! deputation des pr u- ßischen DraponerregimentS Frhr. v Manteuffel (Rhei- n scher Nr. 5) au? Hofgeismar, disse.i Chef dcrH-r- zog ist, wird sich zur G atulmiou einfinden. Die Stadt München ernennt den H?rzo, zum Ehren bürger, und auch die Aerzteschait wird ihrem fürst lichen Koll gen eine besonoere Ehrung erweisen. Die Verteilung der deutschen Luftschiff kreuzer auf die deutschen Ballonhäfen Berlin, Metz und Köln ist jetzt, wie ein Berliner MittagSblatt hört, bestimmt worden, und zwar so, daß Metz .2. III", „k. II" und „6. I" erhält. In Köln sollen „2. II", „k. Ul" und „6. III" stationiert werden, während Berlin den kleinen „6. ll" und „2 l" al« Schulschiff erhält. „L I" würde dem- nach nicht, wie ursprünglich geplant gewesen, nach Köln kommen. Hans«bu«d und Ausland. Der Hansabund wird demnächst eine rege NuSlandSagitation inS Werk setzen, die der Hamburger Zweigoerein durchzuführen beauftragt wurde, der mit den im Ausland lebenden Deutschen die meiste Fühlung hat. Köntgstreue Sozialdemokraten. „Genossen", die „zu Hofe gehen", hat eS zwar schon in Baden und Hessen, den beiden „roten" Grobherzogtümern, gegeben. Aber bei einem könig- lichen Hof? Und doch wird die« jetzt aus Württemberg gemeldet, wo sozialdemokratische Abgeordnete mit dem König gesprochen, mit ihm gespeist und sogar bei dem Hoch auf ihn nicht davongegangen sind. Die freisinnige „Voss. Ztg." erfährt darüber folgendes Nähere: „Die beiden Kammern des württembergischen Landtag« machten einen Ausflug an den Bodensee, wo sie in Friedrichs- Hafen vom Könige zu einem Imbiß im Schloßgarten geladen waren. Die sozialdemokratischen Teilnehmer an der Fahrt — sieben an der Zahl — schlossen sich davon nicht aus. Einige von ihnen, die Abgg. Dr. Lindemann, Hildenbrand, Tauscher und Hey mann, wurden bei dieser Gelegenheit vom Könige inS Gespräch gezogen. War dabei gesprochen worden ist, ob sie etwa dem Könige ihr „Programm ent wickelt" haben, weiß man nicht. Jedenfalls haben sie dabei keinen Schaden an ihrer Seele genommen. Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben auch nicht etwa, als bei dem gemeinsamen Mahle der Kammern im Jnselhotel zu Konstanz ein Hoch auf den König von Württemberg und den Großherzog von Baden ausgebracht wurde, in schleuniger Flucht dar Lokal verlassen, sondern sich mit erhoben. Man sollte ja meinen, daß das für gesittete Menschen selbstverständlich sein müßte Aber in der Sozial demokratie denkt man auch hierüber vielfach ander«." Wa« wird der nächste sozialdemokratische Partei tag zu dieser „Extratour" sagen? Ans dem Auslände. Das neu« franzöfifche Kabinett vor der D« puttertenkammer. Ministerpräsident Briand verlor, wie schon angekündtgt, gestern in der Kammer folgende Kundgebung der neuen Kabinett«: DaS neue Kabinett erklärt, eS beabsichtige, eine Po- litik dcs Frieden-, der Reformen und des Fortschritt« in die Wege zu leiten. ES werde dem Bündnisse und den Freundschaften Frankreichs unverbrüchlich treu bleiben und eS al« seine Aufgabe betrachten, der Würde und den Rechten Frankreichs Achtung zu verschaffen und den Weltfrieden zu wahren. Die Politik de« früheren Ministeriums werde eS weiter führen,' diese von der Kammer ständig gebilligte Friedenspolitik habe zur Stärkung de« Ber- traucn« beigetragen, vermöge dessen Frankreich mit wachsender Autorität im Geiste der Versöhnung au der Regelung der internationalen Schwierigkeiten habe Mitwirken können. Diese Autorität entspringe ebenso der Konsequenz seiner Ansichten, wie dem Prestige, dar e« seiner monarchischen ExpansionSkruft wie seinen Machtmitteln zu Wasser und zu Lande verdanke. Die Regierung sei bereit, die für die Marine gebrachten Opfer durch eine organische Re form wirksam zu gestalten. In erster Linie werde ie für die Bewilligung deS Budget« eintreten. In ozialer Hinsicht werde die R.gierung bemüht sein, >ie AlterSversorgung-gesetze für Ar- heiter vor Schluß der Legislaturperiode zu v-r- wiiklichen, um später nach und nach auch dte in Landwirtschaft, Handel und Industrie beschäftigen Ang«stellten in ein vollständiges System sozialer Versicherung einzuschließen. Sie werde das Ein kommensteuergesetz im Senat nachdrücklich verteidigen uad betreffs der Wahlreform die Kammer ersuchen, für die Munizipalwahlen einen methodischen Versuch mit dem Proportionalsystem zu machen. Die Re- gierung werde weiterhin auf Annahme de« Beamten» statut« dringen, welche« den Beamte» alle gesetzlichen Freiheiten gewährleisten soll, die Duldung einer Unterbrechung der öffentlichen Dienstes könne jedoch nicht in Frage kommen. Sie werde die Reform zum Schutze der Laienunterrichts fortsetzen und die Ver» k hr«mittel ausbauen. Nach Ankündigung einiger neuer Gesetzentwürfe besagt die Kundgebung, daß die Zolltarifrevision im Geiste de« alten Ka binetts fortgesetzt werden solle und schließt mit der Versicherung, daß die Regierung gewillt sei, an der Organisation der Demokratie zu arbeiten. (Beifall.) In Beantu ortrug einiger Anfragen erklärte Mini» steiprästdent Briand daun, Ordnung und Frieden im Innern wie nach außen fii daS Programm der Regierung. Die angeregte Begnadigung der entlas senen Postbeamten sei Sache der Regierung, die weder ja noch nein, weder heute noch morgen, aber auch nicht niemals sage. Die Regierung werde wei teste Freiheit walten lassen, die nur besch änki sei iS VIWIWl »...