Volltext Seite (XML)
W O O Feierabend O N ^ Unterhaltungs-Beilage der Sächsischen Volkszeitung Nr. 1 Sonntag den 4. Januar WH Dämmerstunde m fernen, fernen ksimmelstaume Goldrote Flammenmeere wehn. Nun laß dein Herz im Abendtraume Einmal des Tages Glück noch sehn! Sieh! Me zu dir herübcrgleitet Jäh noch ein letzter Sonnenstrahl! Und dann in weltenfernen scheidet Stil! all des Tages Lust uud Dual. >van-L Lehman». ZUM neuen Jahr Sonntags-Evangelium: Rückt, hr nach Nazareth. Matthäus L, 19-23. „Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter und kam in das Land Israel." Wir wünschen und sagen in diesen Tagen des uns geschenkten neuen Jahres einander so viel Gutes und Liebes. Aber wenn das Jahr wieder vor über, wie wenig ist da von diesen Segenswünschen in Er füllung gegangen. Für viele ist das Jahr eine reiche Tränensaat geworden. Und wenn sie noch gut die Tränen saat bestellen wollten! „Tenn die in Tränen säen, die werden in Freuden ernten." Aber das ist so zu beklagen, daß Gott, der Herr, von der Höbe des Himmels herab schauend und das Tun und Treiben der Menschen ab wägend, von so vielen Menschenseelen, ja von manchen Lebenskreiseu sagen muß: Auch dieses Jahr war für sie ein Hungerjahr, ein dürres Jahr. Die Talente, die ich ihnen gab, sind verschleudert oder vergraben worden. Die Wan derer sind der Ewigkeit um ein Jahr näher gekommen; aber sie sind für den Himmel nicht um ein Jahr reifer geworden. Wie wird es besser werden? Wann wird unter den Engeln deS Himmels mehr Freude sein? Das ist mit vollen schönen Farben gezeichnet im Lebensbilde des heutigen heiligen Evangeliums, welches uns unsere heilige Kirche ans der heiligen Kindheit Jesu in der Kindheit des uns geschenkten Fabres zur Betrachtung vorlegt. Wenn am Neujahrstage das göttliche Kind uns die eindringliche Predigt hielt: „Seid gehorsam, ich bin es auch!", so überreicht uns heute der heilige Joseph gewissermaßen das Glücks-Programm: „Seid gehorsam, und ihr werdet glücklich werden!" Wir »vollen daher den heiligen Gehör- sam betrachten 1. ans seinen Wegen, 2. mit seinem Segen. Wenn »vir für beute den heiligen Gehorsam betrachten auf seinen Wegen, so werden »vir besonders zu betrachten baben: 1. seine Furcht, sein Mißtrauen gegen sich selbst, 2. sein Achten auf die göttlichen Winke, 3. sein vollständiges Eingehen in den Willen des Herrn. Als Joseph hörte, daß Archelaus im Judenlande regiere, da fürchtete er sich, dahin zu gehen. So oft beschützt, so wunderbar behütet, und noch bat der hl. Joseph Furcht! Ja, das ist die Furcht vor sich selbst, das Mißtrauen gegen sich selbst, welche den HI. Gehorsam überall hin begleiten. Die Furcht ist iv o h l b e g r ü n d e t. Es ist eben nicht mehr alles so im Menschen, wie es der Anordnung Gottes und der eigenen Wohlfahrt entspricht. Was da dem mensch lichen Perstande als Glück vorschwebt, es muß erst noch ge prüft werden an höheren» Willensausspruch. Und diese Furcht ist sehr heilsam. Sie macht den Menschen nicht regungs- und tatenlos. Sie beugt seine Knie zum Gebete; sie gibt ihn nicht der starren und stieren Hoffnungslosigkeit Preis; sie führt ihn zur Zuflucht zu Gott. Gewiß hat der hl. Joseph überlegt: Muß nicht der große Nachkomme Davids auch aufwachsen in Davids Stadt? Oder muß ich mich neuerdings rüsten zur Flucht? Oder: darf ich das heilige Kind mitnehmen, wo auch ich die Tage meiner Kind heit verlebt habe? So hat der Heilige in der Ucberlegung und Erwägung das Seine getan, das weitere aber dem lieben Gott überlassen in seinem Abendgebete: Herr, der du mich eingesetzt hast in das Hirtenamt des Himmelsschatzcs. lenke meine Schritte in Weisheit nach deinem Wohlgefallen. Es fühlte sich der treue Gottesdiener mit eigener Weisheit schlecht beraten, und wir müssen es auch, wenn uns nicht anders der heilige Gehorsam unbekannt bleiben soll. Ge wöhnen wir darum uns ab zu sagen: „Ich verlaß mich auf mich selbst, was mein Inneres sagt, was mein Herz ver langt, das tue ich, das ist gut!" Heißt das uicbt alle Moral zerstören? Kaminen denn nicht all die llntaten der Sünde ans dem Herzen? Sagt nicht der Herr Jesus so ernst und klar: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst!" Auch bei Tausenden und wieder Tausenden i st das Gewissen nicht mehr die Stimme GotteS, die da klar und bestimmt sagt: „Das ist gnt und das ist böse." Aber ander- seits bleibt das Gewissen in jeder Menschenbrust der un- überhörbare Richterruf: „Tu bist dem allerhöchsten Wesen verantwortlich über all dein Tun und Lassen." Darum wollen wir im Tiefgefühle dieser Verantwortung und der eigenen Schwächen nach dem Beispiele des hl. Joseph uns vor uns selbst fürchten, wollen aber auch, wie er, fleißig achten auf die Winke des göttlichen Willens. Kanin war im lieben Jesnkind die Herrlichkeit Gottes erschienen, da winkt den hl. Joseph der Engel im Traum in ein fernes Land. Und so auch in Aegnvten und an der Grenze des Landes bei der Rückkehr. Es ist. wie wen»» ein Engel dem andern einen Befehl des Allerhöchsten über mittelt hätte, so unverzüglich und freudig geschieht es. Es ist uns, als ob wir den hl. Joseph zum Himmel aufschauen und sprechen hörten: „Lieber Engel und du, der du mir ihn sendest, hast du mir noch etwas zu sagen? O, ich bin bereit, cs zu tun!" Dieses Hinhorchen auf des Himmels klar aus gesprochenen Willen, wir wollen es uns zur zweiten Natur werden lassen. Hörst du es nicht manchmal läuten, das Glöckchen des Gewissens, wie es dich so ahnungsvoll und heilig hinzieht zu den Füßen der göttlichen Majestät? Steigen nicht manch mal so selige Erinnerungen in uns auf. Erinnerungen an die Stunden heiliger Weihe, wo unser Herz Gott in Wahr heit angehörte und ob seines Glückes in heiligen Schauern erzitterte? War dir's nicht auch schon, als weckte dick» eine Himmclserscheinnng mit dem Weckrufe: Menschenkind, stehe auf. verlaß deine bisherigen Wege, sie führen dich ins Ver derben. Wandle den guten Weg. den Weg der Berukung und Auserwählung!? Und Vater und Mutter, und Natur und Schrift und Zeitereignisse und Lebenserfahrungen, sie haben dich reifen sollen in» Aufträge Gottes; sic haben dich