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ff- 1875? .V- «tt. Freitag, den 6. Anglist AmtsölatL für das Königliche GerichtsamL Wilsdruff und den GtadLraLH daselbst. für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Siebenlehn und die Umgegenden. Bekanntmachung. Die Besorgung der Straßenbeleuchtung in hiesiger Stadt soll kommenden Montag, den 9. August ds. Js., Nachmittags 3 Uhr auf dem hiesigen Rathhause im Sessionszimmer an den Mindestfordernden, jedoch mit Auswahl unter den Bietenden, anderweit auf 1 Jahr öffentlich vergeben werden. Die Bedingungen, welche im Termine mitgetheilt werden, können schon zuvor in der hiesigen Rathsexvedition eingefehen werden. Wilsdruff, am 3. August 1875. Der Stadtgemeinderath. Kicker, Brgmstr. Das Gesangesfcst des Sängerbundes des Meißner Landes in Wilsdruff. Nachdem am vorigen Sonnabend Abend unsere lieben Sänger- gäste vor dem Weichbilde der Stadt Seiten des Herrn Vorstand Engelmann herzlich begrüßt und mit fröhlichen Märschen zur Fest stadt begleitet worden, erhielten dieselben vor dem Rathhans ihre Ouarlierbillets und vcrtheilten sich, geleitet von Knaben, in ihre Quartziere, kamen aber bald darauf in den Gasthof zum goldenen Löwen und hielten die Gesangsprobe ab. Nach derselben erfolgte der Commers, Welcher Sänger und Quartiergcber bis zum frühen Morgen vereinte. Auch hierbei hielt unser wackerer Liedertafel-Vorstand Herr Engel mann nachstehende herzliche Begrüßungsrede: Geehrte Sangesgenossen! Nach flücht'gcm schönen Traum lag düstre Nacht Nings über Deutschlands Gauen ausgcbreitct, Da das was Acht und vierzig uns gebracht, Und was man da so herrlich eiiigelcitet Zu unterdrücken wiederum gelang. Doch selbst in jenen hoffnungsarmen Tagen Wagt schüchtern es der deutsche Männerfang Im Lied die deutsche Ohnmacht zu beklagen. Bald immer mächt'gcr ward's in Tönen kund Was einst ein Arn*, ein Körner schön besungen, Und draus entstand ein deutscher Sängerbund. Den deutschen Sängern war damit gelungen Ohn' Schwerdt und Kampf, ohn' Diplomatenlist Alldeutschlands Stämme friedlich zu vereinen. Welch' hcrrl'cher Bund daraus erwachsen ist! Die deutschen Sänger all' nennt er die Seinen. Da auch bei uns rasch mächtig es sich regt', Gern schaarten da auch wir uns rasch zusammen. Und was die deutschen Herzen nur bewegt' Das lohte auf in unsrer Lieder Flammen. Der Jahre dreizehn sind dahin geeilt Da wir zuerst zu Meißen im Verbände Begeistert sangen, fröhlich da geweilt Als Säuger von dem Bund der Meißner Lande. Mauch' Sangcsfest, manch' froh' Zusammensein Hat seitdem fester noch daS Band geschlungen. In Oschatz, Riesa, Wilsdruff, Großenhain, ^n Meißens Dom selbst haben wir gesungen Als wackres Glied vom deutschen Sängerbund. Ja, zahlreich waren selbst wir auch vertreten Bei deutschen Festen, wo beredter Mund Das deutsche Lied gerühmt in herrschen Reden. Das allgewaltig dort empor gebraust Im Wiederhall von Millionen Herzen, Da man besang die deutsche Heldensaust, Wie deutsche Lieb' und Lust, und deutsche Schmerzen. So sind uns hohe Freuden bann erblüht Aus unserm Band. Drum wollen's fest wir halten Mit Herzen, die für deutschen Sang erglüht, Die nie für's theure Vaterland erkalten. Manch' Freundschaftsband entsproßte unserm Bund, Und unsrer Feste Zier war ja vor Allen: t . Gemüthlichkeit; und Frohsinn that sich kund. D'rum hat's dem Sänger überall gefallen. Und ist der hiesigen Sänger Zahl auch klein, So schlagen Euch Genossen allerwegen ^Sympathisch doch Gefühle hell und rein Aus treuem Herzen freudig hier entgegen. Gemüthlichkeit und Frohsinn herrsch' allezeit Wo immer uns're Fahnen Platz genommen! Drum jetzt als Gruß: „Hoch die Gemüthlichkeit!" Ihr Sänger all' seid herzlich uns willkommen! Sonntag früh war Neveille, sodann Morgcngesang auf dem Markte, später Concert ebendaselbst und Versammlung der Vereins- vorstäude auf dem Lindenschlößchen zur Berathung von Sängerbundes- angelegenheitcn, wobei als nächster Festort die Stadt Elsterwerda gewühlt wurde. Nachmittags 3 Uhr bewegte sich der Festzug durch die Straßen der Stadt. Am Marktplatze hielt unser Herr Bürgermeister Ficker eine gediegene Begrüßungsrede Namens der Stadt, und nun bewegte sich der Zug zum Fcstplatz, woselbst das Concert begann und programm gemäß und, wie man allgemein hörte, mit ganz besonderer Fertigkeit äusgeführt wurde. Nach dem Concert zog die größere Zahl der Sänger zur Stadt und kneipte in verschiedenen Wirthschafte» bis Morgens. Am Montag reisten die größere Zahl der Sänger zur Heimath, und nur ein kleines Häustein lieber Gäste besuchten das Abends auf dem Lindenschlößchen stallfindcnde Concert mit Ball. Durchgängig waren unsere lieben Sangesbrüdcr von der herzlichen Ausnahme, die sie hier gefunden, begeistert und alles Lobesvoll. Nicht unerwähnt mag bleiben, daß unsere Feuerwehr während des Festes die Fcstpolizci aus Gefälligkeit übernahm und hierbei ihre Gediegenheit und sichere Leitung bewies. Schließen wir mit den Begrüßungsworten des Herrn Oberlehrer Wilhelm zu Meißen, welche aus dem Herzen kamen und zu den Herzen gingen: Sonst und jetzt. Vor ungefähr fünfhundert Jahren, Wo noch ein Dorf dies Städtchen war Und hier die „WilaudSdorfe" herrschten, Zog oft herzu auch manche Schaar. - Bald kam d er Meißner Markgraf Heinrich Und mit ihm mancher Rittersmann, Bald klopfte Bischof Beuno wieder Mit seinen guten Aebten an. Der Letzt're war sogar sein Nachbar, Klipphausen drüben nannt' er sein; Daran erinnert heut'gen Tages Noch manches Plätzchen, mancher Stein. Hier leerte man so manche Kanne, Dort trank man manchen Römer auS, Kein Wunder, wenn da mancher Zecher Nahm einen „Affen" mit nach Haus'. Der Eine schoß dann schwarz wie Mohren Nach seines Mohorns Rittersitz, Der Andre machte Kauermätzchen Den Berg hinab bis Gauernitz. Der Dritte lief in sel'ger Wonne Durch Taubenheim nach Seligstadt, Der Vierte schlich voll Katzenjammer Nach Grumbach schwummerlich und matt. Na, da gab's manche fette Fehde In Wilandsdorf hier sowie dort; Denn Beide hielten in dem Keller Auf reichen Vorrath immerfort. Und wenn die Edelfrauen schimpfend Dem Benno rückten vor's Oua't'er, So soll er sie verzaubert haben Nach Unkersdorf als „Unken" hier. Der Wilandsdorf barg stets darinnen Gar manch' Gebräude gutes Bier, Und Benno hatte in Klipphausen Den allerbesten Wem dafür. Drum sind bis zu dem heut'gen Tage All' Frau'n um Wilsdruff sanft und fein Doch soll'n um Unkersdorf noch heute Ein Paar solch alte „Unken" sein.