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Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. FernsprecherNr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf.Tel.-Adr. Grenzbote. 63. KemtinL,°Mr<».K-kM 118 Mittwoch, den 1?'. Mar; WO Bnst!cht-^ t° LeipM 37369 IahrV. Das Ministerium des Innern — Landeswohnungsamt — in Dresden Hot dem Stadtrat gemäß § 9 der Bekanntmachung über Maßnahmen gegen Wohnungsmongel vom 23. 9. 18 mit Zustimmung des Reichsarbeitsministeriums (R. G. BI. S. 1143) folgende Befugnis verliehen: Der Stadtrat ist berechtigt, dem Verfügungsberechtigten einer benutzten Woh nung, die dem Ttodlrat im Verhältnis zur Zahl der Bewohner und zu der am Orte herrschenden Wohnungsnot nicht genügend ouegenützt erscheint, für solche entbehrlichen Teile d-r Wohnung, die ohne erhebliche bauliche Aenderungen zur Verwendung als selbständige Wohnungen abgetrennt werden können, einen Wohnungssuchenden zu bk- zeichnrn, mit dem er einen Mietvertrag abzuschlicßen hat. kommt ein Mietvertrag nicht zustande, so setzt auf Anrufen des Stadtrates das Einigungsamt, falls für den Bersüzunüsberecht gl«n kein unverhältnismäßiger Nachteil zu besorgen ist, einen Miet vertrag fest. Dw Liiigungsimt kann dabei anordnen, daß der Stadtrat an Stelle des Wohnungssuchenden als Mieter gilt und berechtigt ist, die Mieträume dem Wohnungs suchenden weiter zu vermieten. Zur Durchführung dieser Befugnis ordnet der Stadtrat an, daß der Verfügungs berechtigte aller in Zftcacht kommenden Räume einem Beauftragten des Stadtrates über diese Räume und die Art ihrer Benutzung Auskunft zu erteilen und Lie Besichti gung zu gestatten hat. Wer dis geforderte Auskunft nicht oder nicht rechtzeitig erstattet oder wissentlich unrichtig- od?r unvollständige Angaben macht oder eine Besichtigung nicht gestattet, wird gemäß Z 10 Ziffer 2 der Bekanntmachung über Maßnahmen gegen Wohnungs- manqel vom 23- September 1918 (R. G. Bl. S. 1143) mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark bestraft. Adorf, den 15. März 1920. Der Stadtrat. Auf Grund übereinstimmender Beschlüsse der städtischen Kollegien vom 3. und 8. März 1920 wird mit Wirkung vom 1. Februar 1920 ab der Preis für Beleuchtung von 1.10 Mark au? 1.70 Mark und für Kcaft von 55 Pfennigen auf 85 Pfennige die Kilowattstunde erhöht. Adorf, den 15. März 1920. Der Stadtrat, Es ist hohe Zett. Die Schnellpressen, auf welche» das Papiergeld ibergestellt wird, haben nicht allein! in Deutschland, , sondern so ziemlich in der ganzen alten und neue« Welt zu tun. Aber wir können den Zeitpunkt absehen, ' tvo Kei uns erkanirt wird, daß es mit der Fabrikation von Banknoten nicht getan ist, denn auch von Tausend- , Markscheinen kann man kein Mittagessen Herstellen, wenn die Zutaten für die Küche fehlen. Trotz aller hohen ! Gehälter und Löhne ist der Hunger nicht von der Tür abzuwehren, wenn Kartoffeln und Brot, von ande ren Lebensmitteln gar nicht zu reden, fehlen. Und es wird hohe, allerhöchste Zeit, daß Anordnungen für die gewaltige Vermehrung des Kartoffelbaues, die wir nötig haben, getroffen werden, wenn wir nicht für > Vas nächste Erntejahr in die schwerste Bedrängnis kommen sollen. In einer Woche ist Frühlingsanfang. Dann drangt die Zeit mit der Ackerbestellung aus das allerürgste. Wochenlang debattieren und konferieren wir, aber zum Handeln gelangen wir stets erst in zwölfter Stunde. Ka ist es kein Wunder, wenn cs mit einem restlosen - ^.Aringen hapert. Und zur Stunde ist fast gar nichts Sichert, es scheint wieder auf einen glücklichen Zu- ? Ri berechnet zu werden: aber woher soll der kommen? iaia heute weit schlechter da, als im Frühling i Blütendamals erst seit kurzer Zeit die Waffen Endlich».,"^sr^issen heute noch nicht einmal, ob die Arbeitskräfte wirklich überall in vollem Um- gwischeufäsA^w si'M dabei geben doch die L-n'-t-n ni?. Pommern und in anderen ländlichen Mi! vorjährigen Ernte zu denken! ^ln und heule da? Wir haben in Kar- r neuen Minus und die größte Mühe, »^^kein voUn^^ uns durchzuschlagen. Wir haben ^eld, um aus dem Ausland« ' dem fr?^^bestelluug im letzten -Herbst rbleibcn sehr gelitten, was da- durch ist nicht wieder gut zu mache,:, er>en von anderen Lebsnsmib- Kartoffel-"' im '"ehr mutz ersetzt werden. Das WctteKarw^ desOsteus ist zum erheblichen »Ä-^t/wird der'V-^^f^ußen, das deutsch Seblreben ist, Wird der verkehr durch polnische Ma,> nahmen sehr behindert. Auch noch ausstehen ¬ den Abstimmungsgebieten ftnd Hemn und das sruchtbare Nordschleswf^u^^ i Dabei sind den Schwerarbeitern noch verstärkte Lebens mittelrationcn versprochen worden. Wie so,/ kcschafft werden, uni» zwar zu einem Preise der auch von bedrängten Menschen bezahlt werden kann'-' WM gebrauchen nicht nur sehr viel Kartoffeln, viele Tau' sende werden auch vorwiegend auf Kartoffeln zur Ab- Mehr des Hungers angewiesen sein. Wir müssen bald nochmal so viel ernten wie 1919, und dazu gebürt viel Vorbereitung. Im vollen Frühjahr ist cs zu spür Selbstverständlich wollen nnd müssen wir für deutsche Unternehmungen so viel Arbeit wie nur mög lich behalten, aber wer will sagen, ob wir es nicht erleben, daß die Amerikaner, weil wir ihren Weizen nicht bezahlen können, deutsche Mühlen kaufen und in diesen amerikanischen Weizen mahlen, um das Mehl zu hohen Preisen im Deutschen Reiche abzusetzen? Und wenn wir in bitterster Not steckten, könnten w'r nur froh sein, wenn das geschähe. Aber wir wollen und müssen alles tun, um'an solchen Aussichten vorbeizu- kommen, die die deutsch« Kaufkraft unterbinden müßten. Ein wesentlicher Schritt zum Gelingen ist es schon, wenn wir uns unnachsichtlich klar machen, wie es imt uns keht, und aufhören zu hoffen, daß wir niit Hilse unseres Papiergeldberges aus dem Snmpf hcrauskvmmen. Das S Bänknoten-Gebirge mag sich bestechend ausnchmen, aber *s trägt keine Arche Noah, in der wir uns auf seinen rettenden Gipfel flüchten können. ,. In diesem Jahre geht es wirklich um den Hunger, b^rnur, durch Anbau und gedeihliche Ernte bekämpft werden kann. Und dabei kann noch nicht einmal gesagt werden, daß dies dann gelingen muß. Wir find so weil mit unseren Vorräten im Rückstände, Laß nur eine ungünstige Witterung zu kommen braucht, und wir wissen nicht mehr aus noch ein. Darum ist es hohe Zeit, für die Ernährung von 1920 21 alle verfügbaren Ar- . bcitAräfte zu organisieren und zur Mobilmachung be reit zu halten. Deutsches Reich. ---- Geplante Sozialisierung der Cieuindnstrc Der Wirtschastsrat beim Reichswirtschaftsministerium steht einmütig aus dem Standpunkt, daß eine durchgreifende Regelung der eisenschaffenden Industrien auf gemein- Wirtschaftlicher Grundlage nötig ist. Er beschloß Freitag einstimmig, vorzuschlagen, Laß der vorliegende Entwurf zur Bildung eines Selbstverwaltungskürpecs unter Pari tätischer Beteiligung von Arbeitgebern und Arbeit nehmern unter Berücksichtigung Ler Verbraucher u -d des Handels an die gesetzgebenden Körperschaften mener« zuleiten ist. 0 Rückkehr König Ludwigs nach Bayern. Der frühere König Ludwig von Bayern, der »m Laufe des Winters eine ernste Lungenerkrankung durchgemacht hatte und zur Heilung längere Zeit in Locarno weilte, ist zum Besuch seiner Tochter, der Fürstin von Hohen- zollern, in Sigmaringen eingetroffen. Wie der „Bähr. Kurier" erfährt, beabsichtigt der König, demnächst wieder seinen Aufenthalt in Bayern zu nähmen. " Köln. Marschall Foch traf am Montag morgen auf dem Kölner Hauptbahnhof «in. Zu seinem Empfange hatten die britischen Truppen mit Musst vor dem Bahnhofe Auf- stellung genommen. i "Oppeln. In Oppeln ist ln deutscher und polnischer Sprache die erste Nummer des neuen Amtsblattes „Jour, nal Officiel de Haute-Silesie" erschienen. ° München. Der bayerische BerkehrSminister von Frauendorffer hat an feine gesamte Beamtenschaft die Auf forderung gerichtet, den Eintritt in die EiMvohnerwehr als eine Ehrenpflicht anzusehen. ° Würzburg. Der Würzburger Stadtrat hat den An trag der Unabhängigen auf Entfernung der Fürstenöilder aus dem städtischen Saal, Ämtsräumen und Anstalten ab gelehnt. " Schwere Ncbcrgriffe englischer Matrose!» in Cux haven. Aus Cuxhaven kommen Meldungen über bestia lische Verbrechen britischer Matrosen, die an deutsche« Kindern in Cuxhaven begangen sein sollen. Ange hörige der Besatzung Meier britischer Torpedozerstörer, die Mitglieder der Entente-Ueberwachungskommission durch die deutschen Häfen führen und im vergangenen Monat zwei Lage lang im Amerika-Hafen in Cux haven vor Anker lagen, sollen minderjährige Knaben und Mädchen durch Geschenke an Bord des Zerstörers „Tower Redaubt" gelockt und dort mißhandelt und ver gewaltigt worden. Die Angehörigen der bedauerns werten Kinder erstatteten Anzeige bei dem zuständigen Amtsgericht in Rietzebüttel, das eine Untersuchung eiu- geleitet hat. Die beiden britischen Schiffe hatten Cux haven verlassen, ehe die Verbrechen zur Kenntnis der zuständigen deutschen Behörde kamen. Es sind sofort «»ich die erforderlichen diplomatischen Schritte ciuge- leitet worden. -. — Erfolgreiche Arbeitslosen konkrollc in Altona, des Altonaer Arbeitsnachweises harte zur Erweiterung der Kontrolle der Arbeitslosen Veran- n-r genommen. Stus Grund eines Lossystems wurde oei oer täglich vormittags vorgenommenen Stempelung Erwerbslose verpflichtet, sich am Nach- zweiten Stempelung einzufinden. Tar- stükuna^^ unerhebliche Anzahl Uuter- r nicht mehr zur Stempelung und ver- freiwillig auf die Unterstützung. Der gnte Erfolg veranlaßte dazu, die doppelte Kontrolle allgemein durchzuführen. Das Eraebnis übertraf alle Erwartungen: bereits in den ersten drei Wochen ist i etwa ein Siebentel der Unterstützungsempfänger au« i der Erwerbslosenfürsorge ausgeschieden. Natürlich dürste man auf Grund dieses günstigen Ergebnisses die, doppelte Kontrolle dauernd beibehalten. . L Kleine politische Nachrichten- " Berlin. Die 1. Gewinnverlosung der DeuMen Sparprämienanleihe findet am Sonnabend, den 27. Mürz, in Berlin statt ! - ' ' " Danzig. Zum Vorsitzenden des StaatSrateS für Pen zukünftigen Freistaat Danzig wurde Oberbürgermeister Soh« gedvählt. ° München. Der bayerische Landtag hat den kvönr» gischen Landtagsentwnrf über die Bereinigung das Frei staates Koburg mit dem Freistaat Bayern und den daznz^ hörenden Staatsoertrag einstimmig angenommen. Handel mit Sowjefrußlaad- Der Chef der Wirt- schaftsabordnuug der Sowjetregiecung in Riga erklärte, daß Sowjetrußland mit Amerika, Schweden, Norwegen und Deutschland in Verbindung treten wolle. Obwohl Amerika sich weigere, in Unterhandlungen einzutreten» seien bereits amerikanische Handelsvertreter in Reval, angekommen. AMüN^-Mndfchau. Bl«Lire Z»'aminenstößc Mischen Polen «n» ! Tschechen. Tis Bevölkerung des Teschener Gebiete« hat Donnerstag eine Her schrecklichsten Nächte durch lebt. Die Polen schossen bis Mitternacht ans Maschinen-^ : gewehren, Gewehren und Revolvern. Alles bezeugt, daß die Polen einen großen planmäßigen Angriff au» Orlau vorbereitet hatten. Diese Absicht wurde durch französische und italienische Ententetruppen verhindert« welche sich vor Karwin zur Wehr setzten, wobei et« französischer Soldat getötet wurde. Tis Jnteralliierra Euteutekommission hat in Teschen das Standrecht über das ganze Teschener Gebiet verhängt. — In dec Prags« Nationalversammlung protestierte Präsident Tomasei. gegen den unerhörten Terror der Polen im Teschener Gebiet und erklärte, die Tschecho-Slowakei würde niq aus Teschen verzichten. -r- Tas Cur« der europäischen Türkei. LloyÄ George erklärte im Unterhause, daß die türkische FragHs jetzt akut geworden sei. Tis Herrschaft der Türken iw! Europa werde in wenigen Wochen zu Ende gehen.! Dem Sultan werde ein Memorandum zugehen, außs Grund dessen seine Uebersiedlung ins asiatische Gebiet erfolgen müsse. — Die Besetzung Konstantinopels durchs englische, französische und italienische Truppen steht un-^ mittelbar bevor, und zwar werden die wichtigsten Punttq der Stadt besetzt werden und die Telegrapchertleitungeni unter die Kontrolle der Alliierten kommen. Ter ZweM der Besetzungen sei, den Forderungen der Alliiertem Nachdruck' zu verleihen. , Frankreich. In der französischen Textilindustrie ist der Generalstreik proklamiert worden. , -r- England. Das letzte Arbeiiermitglied des Kritik schen Kabinetts, Wardle, Unterstaatssekretär im Arbeit»» Ministerium, hat seine Entlassung verlangt. * Was französischen Sozialisten geboten wir». Auf dem Bahnhof in Nancy kam es vor kurzem zu einem oezeichnenden Zwischenfall. Unter den Reisenden, welche mit dem Straßburger Zuge nach Paris fuhren, befanden sich auch die extremistischen Sozialisten, welche auf de» Straßburger Sozialisteukongreß waren. Etwa 40 Mana an der Zahl wollte-r in dem Bähnhofsrestauran't rasch :hr Abendbrot einnehmen, die Kellner weigerten sich aber, sie zu bedieneu, weil sie auf dem Kongresse ein« denffchfrenndliche Haltung eingenommen hätten, sie drohten sogar den» Wirte gegenüber mit einem Streik. Ohne beLieut zu werden, mutzten die Genossen den Zug wieder besteigen.