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Die Amtsha«ptman«schaft. Das Amtsgericht. ten, Melis und Raffinade Lampen, Puderzucker und Brot« Emr ftanMche prävenlivaniwstt. Ein Freibrief für weitere Zerbrechen. des unterzeichneten Amtsgerichts zu zahlen. Adorf, den 6. Dezember 1922. Zuzuftellen: Herrn Musiker Karl Schellberger, Franzensbad-Unteriohma Nr. 5. (Tschechoslowakei) Würfelzucker in allen Sorten Oelsnitz i. V., den 27. Januar 1923. Nuüge Zusammenstöße in Trier. Die SPahi» gegen Frauen und Kinde». In Trie» kam es infolge des verhängten Bela gerungszustandes. zu schweren Zusammenstößen zwi-, schen französischem Militär und der Bevölkerung. D«S Betreten der Straßen ist mit Lebensgefahr verknüpft. Frauen und Kinder werden durch Spahis angegriffen, welche mit blanker Waffe dreinhauen und friedliche' Vorübergehende bedrohen. Marokkaner überfielen deils Direktor der Trierischen Landcszeitung und mißhandel ten ihn. Von 9 Uhr abends bis 7 Uhr morgens dürfen keine Zivilisten die Straße betreten. Die Verkehrs» anstalten haben den Betrieb vollständig eingestellt. Die Haltung der Bevölkerung ist ausgezeichnet, sie hat jedoch Mühe, nicht mit den Sonderbündlern, welche französischen Schutz genießen, in Konflikt zu geraten. Die Folgen der Kohkansperre. Auch von französischer Seite wird indirekt jetzt zugestandsn, daß die Ruhraktion für Frankreich bis her nur den Erfolg gehabt hat, daß ihm seine Kohlen- zufuhr abgeschnitten worden ist. Wie Journäe Indu strielle mitteilt, mußten zahlreiche französische Hoch öfen in den letzten Tagen infolge des Ausbleibens der deutschen Kohlenlieferungcn an Frankreich ausgelöscht werden. So z. B. 6 Hochöfen der Firma de Wendel, 2 Oefen in Eputangee, 2 Oefen in Thionville, 5 Oefen in Luxemburg und 2 Oefen in Nancy. Infolge Koks- maugels sind in Luxemburg 9 Hochöfen gedämpft wor den, wodurch mehr als ein Drittel der luxemburgischen Eisenproduktion ausfällt. Wie ans Mailand gemeldet wird, find infolge der Besetzung der Ruhr durch di« Franzosen VOOOO ita lienisch« Arbeiter erwerbslos aus der Ruhr zurückgo- kehrt. Strafbefehl. Sie werden beschuldigt, am 2. 8. 192 l bei Schönberg unternommen zu haben, ») 1 Anzuz und 1 Maniel, d) Lederschuhe, also lebenswichtige Gegenstände, — Waren im Gesamtwerte von 7800 Mk. verbotswidrig aus Sachsen nach Tschecho-Slowakei aus- zusühren. Zu u) Vergehen nach KZ 1, 7—9 d. VO. v. 20. 12. 19 RGBl. 2128 verb. m. d. Bek. d. RWMin. o. 1. 12. 21, zu d) Vergehen nach Art. II § 3 d. VO. ». 27. 1l. 19 verb. m. d. Bek. v. 27. 11. 19 RGBl. 1913/19, zu kl) und d) verb. m. 8 73 StGBs. Als Beweismittel ist bezeichnet: Geständnis. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wird deshalb gegen Sie unter Annahme mil dernder Umstände statt einer verwirkten Gefängnisstrafe von 3 Wochen eine Geldstrafe von 120000 Mk. und eine Geldstrafe von 30000 Mk. und für den Fall, daß die Geldstrafen nicht beigetrieben werden können, für je 150 Mk. eine Gefängnisstrafe von 1 Tag festgesetzt. Zugleich werden Ihnen die Kosten des Verfahrens auferlegt. Dieser Strafbefehl wird vollstreckbar, wenn Sie nicht binnen einer Woche nach der Zustellung bei dem unterzeichneten Gerichte schriftlich oder zum Protokolle des Gerichts schreibers Einspruch erheben. Die Geldstrafe und die Kosten in Höhe von 500 Mk. sind an die Gerichtskasfe Die französische Regierung hat die deutschen Nv- worin gegen das militärgerichtliche Verfahren i« Mainz und gegen neue Verhaftungen im Ruhrgebiet protestiert wurde, mit zwei Noten vom 24. und 22 Januar beantwortet. Die erste Note ist eine Verbal note. Die zweite Note, die sich inhaltlich mit der ersten deckt, hat folgenden Wortlaut: Maut- und Klauenseuche. 3n der Gemeinde Rommersreuth (polit. Bezirksverwaltung Asch, Tschecho-SIovakei) ist die Maul- und Klauenseuche bezirkstrerärztl'ch feftgestellt worden. Als Beodachtnngsgediet werden die Gemeinden Schönberg bei Brambach i.V. und Bärendorf i. V. als Gefahrenzone, dis Gemeinden Hohendorf, Brambach, Ober brambach, Rohrbach, Gürth und Raun i. V. bestimmt. Für diese Orte wird der Handel mit Klauenvieh, der ohne vorgängige Bestellung entweder außerhalb des Gemrindebezirkr der gewerblichen Niederlassung des Händlers oder ohm Begründung einer solchen stattfindet, bis auf weiteres verboten. Als Handel im Sinne dieser Vorschrift gilt auch das Aufsuchen von Bestellungen durch Händler ohne Mitführen von Tieren und das Aufkäufen von Tieren durch Händler. Aus dem Beobachtungrbezirkr darf Klauenvieh ohne polizeiliche Genehmigung nicht entfernt werden. Das Durchtreiben von Klaurnvieh und das Durchfahren mit fremden Wiederkäuergespannen durch das Beobachtungsgebiet ist verboten. Im übrige r gelten die Bestimmungen der AK 165—168 der Bunderratsvorschriften > Viehseuchengesetze vom 7. Dezember 1911. Zuwiderhandlungen werden bestraft. Oelsnitz i. V., 27. Januar 1923. I I. 253 ». Die Amtshauptmannschaft. Herr Geschäftsträger! Im Auftrage Ihrer Re gierung haben Sie mit Schreiben vsm 24. d. M. geg«* die Verhaftung deutscher Beamten im Ruhrgebiet pro», testiert, die die Ausführung der ihnen von den franzA- fischen Militärbehörden erteilten Befehle abgelehnt Hatter Ich muß mich auf die Antwort beziehen, die am 22 und 24. Januar auf Ihre früheren Mitteilungen gegebL» worden sind. Ich wiederhole, daß die in dieser Hinlich» getroffenen Maßnahmen die Folge der Verletzung d« Vertrages von Versailles sind, welche die deutsch« Ne» gierung begangen hat; eine solche Verletzung ist insd» Zuckerpreife. Für den Bezirk Oelsnitz' werden bis auf weiteres folgende Kleinverkaufspreise für Zucker festgesetzt: ft« frei von sremven Bajonetten tätig sind, alles lei sten, was von ihnen billigerweife verlangt werden kann. Dann kommen Kohlenzüge nach Frankreich, wäh rend heute die Lieferung nur einen bescheidenen Bruch teil von dem ausmacht, was erwartet wurde. Leider ist aber an diese Lösung nicht zu denken, Wir müssen uns darüber klar sein, daß gutwillig die Franzosen daS Ruhrgebiet nicht wieder verlassen wer den. Das ist gerade das verhängnisvolle an solchen Schritten, wie sie jetzt Poincars getan hat, daß man sie nicht zurücktnn kann. Das „Prestige" Frankreichs steht heute auf dem Spiel, und selbst ein Sturz der Re- aierung Poincares würde kaum noch eine Erleichterung der Lage schaffen. Denn auch jede folgende Regierung wäre durch die Poincaresche Gewaltpolitik festgelegt Auch in dem wirtschaftlichen Krieg, der heute ent? brannt ist, wird es so wenig einen „Verständigungs frieden" geben, wie im Weltkrieg. Auch hier han delt er sich nur darum, wer Sieger und wer Besiegter sein soll. Der Wirrwarr im Ruhrgebiet. Zunehmende Unordnung im Eisenbahnverkehr. Die Vorbereitungen der Franzosen für die Zoll- Linie sind bisher nur an der Düsseldorf-Duisburger Ba siS durchgesührt, während der Weg nach Deutschland noch offen steht. Der Eisenbahnverkehr von und nach dem Ruhrbezirk, insbesondere die Kohlentransporte aus dem Ruhrbezirk nach dem unbesetzten Deutschland wur den bisher nicht behindert. Die Versuche der Franzosen, mit eigenem Personal auf den stilliegenden Strecken des Nuhrbezirks den Eisenbahnbetrieb wieder aufzuneh- men, sind bisher fast ganz erfolglos geblieben. An verschiedenen Stellen sind Züge, die von den Fran zosen mit ihrem Personal abgelasscn wurden, ent gleist, so daß die Verwirrung aus den Eisenbahn strecken immer größer wird. Kundgebungen in Duisburg und Speyer. Im Zusammenhang mit der Verhaftung des städ tischen Forstbeamten Berg kam es in Duisburg zu einet, Kundgebung vor dem Landesgerichtsgebäude. Nach, einer kurzen Ansprache und der Absingung vaterlän discher Lieder zog die Menge über die Düsseldorfer Straße, wo sie beim Hause der belgischen Kommandan tur angehalten wurde. Belgische Offiziere und Be amte griffen dort mehrere Personen — man spricht von 22 — willkürlich heraus und brachten sie in die Kom mandantur, wo sie festgehalten werden. Dann rückte belgische Kavallerie vor und zerstreute die Menge In Speyer fand eine gewaltige Kundgebung sämt licher Parteien statt, in der in scharfen Worteu in einer Besprechung mit dem Kreisdelcgierten de Metz die Entrüstung der Bevölkerung über die Maßnahmen der Franzosen zum Ausdruck kam. De Metz glaubte, durch Androhung noch schlimmerer Maßnahmen und des Belagerungszustandes die Vertreter einzuschüch tern. Dies mißlang nicht nur ihm, sondern auch seiner Kollegen in anderen pfälzischen Städten. Was gwl es Aeues? — Die Befehlsgewalt in Koblenz ist von den Nmeri- ikanern an die Franzosen übergeben worden. — Zum 1. März wird eine 100 prozentige Erhöhung der Posttarife angekündigt. — Halbamtlich wird erklärt, datz Staatssekretär Berg. Wann nicht nach London gereist ist. Er hält sich bei seiner Familie im Haag auf. — Der britische Kabinettsrat hat beschlossen, die eng- lisch«n Truppen vorläufig am Rhein zu lassen. — In Trier gingen französische SpahiS mit blanker Waffe gegen Frauen und Kinder vor. — Der Dollar stieg aus rund 27 000. „Tie Lösung." Fast drei Wochen haben sich die Franzosen nun- «rehr im Ruhrgebiet abgemüht, die Hindernisse zu be- ffeitigcn, auf welche sie bei ihrer Kohlenexpedition vestoßen waren, und find nach ihrem eigenen Zuge ständnis so weit gekommen, daß die meisten der nach Westen, nach Frankreich und Belgien, verladenen Koh lenzüge von den deutschen Zugbegleitern nach Osten, Nach Deutschland, zurückgelenkt wurden, wenn dieVer« Ladungsstation für einige Kilometer verlassen war. Diese rollenden Kohlenzüge, die für Frankreich be stimmt sind, aber nach Deutschland fahren, stellen eine Satire aus die französische Okkupation dar, wie sie schärfer gar nicht gedacht werden kann. Die Franzosen, die mit Tausenden von schwerbe waffneten Soldaten in das Ruhrgebiet gekommen sind/ bie überlange Zeit gehabt haben, alle Verhältnisse tn den Zechen zu studieren und sich aus alle Maßnah men vorzubereiten, reden nach einem Experiment von drei Wochen von einer Lösung, die sie noch suchen müs sen. Echt französisch ist es, daß sie die Schuld aus die neu eingerichtete Verwaltung schieben, während der f^rund des Versagens in dem Mangel an Fähigkeiten «nd praktischen Erfahrungen liegt. Sie haben an den jZechenleitern ihren Aerger anslasssn wollen, auch das ist ihnen mißlungen. Sie haben sich bemüht, die Ar beiter für sich zu gewinnen, uno der Effekt waren die nach dem deutschen Osten rollenden Kohlenzüge. Sie haben aus alle» Kräften versucht, Deutschland ins Unrecht zu setzen und sich als nachsichtige und scho nende Exekutoren hinzustellcn, und sie haben eine moralische Niederlage als Kulturnalion erlitten. Nun soll eine Lösung kommen. Da soll ein anderes fran zösisches Mittel, die Ernennung eines Oüerlommissars oder Diktators Helsen. Der hierfür in Aussicht ge- nommene General Weygand, der sich im Kriegs Po lens gegen Sowjctrußland bewährt und von den Po- len einen Chrensäbel erhalten hatte, mag ein recht tüchtiger Offizier sein, aber ob er etwas von der Orga nisation eines gewaltigen Jndustriebczirks, von Koh lenförderung und Kohlentransporten versieht, wird er erst noch zu beweisen haben. Die beste Lösung, welche Poincare, Marschall Foch, die Generäle Weygand und Degoutte finden können, ist die, den französischen Bataillonen „Links um, kehrt!" zu kommandieren und mit der deutschen Regierung eine vernünftige Lerständigung zu suchen, und sich davon z« überzeugen, »atz die deutschen Arbeiter, wenn 445 Mk. da» Pfund 455 Mk. „ 485 Mk. „ „ 66 «r. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger Otto Weyer in Adorf Dienstag, den 30. Iannar ML3. Fernsprecher Nr. 14. borfer Grenzbotk Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupttnannschast Oelsnitz, des Amtsgerichts, der Anttsan» waltschest und des Stadtrares zu Adorf. Tel^Adr.r Grenzboie Jahrs. 88;