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abemuer Ameim Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis ein schließlich zwei illustrierter achtseiligen Beilagen sowie eines illnstrierten Witzblattes 1,50 Mk. ' Zeitmlg für Ukriuldt, Keifersdm'f) Klein- u. ßmPlsa Inserate tosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., sür aus- . wärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen r 20 Pf. Annahme von An zeigen für alle Zeitungen. Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Nummer 82. Kernsprecher: Amt Deub-N 8120 Aus Nab una fern. Rabenau, den 13. Juli 1914. — Morgen, Dienstag abend nach 8 Uhr wird bei günstiger Witterung der hiesige 5! irchenchor einige Volkslieder im Garten der Rabenauer Mühle singen. Ein Eintrittsgeld wird nicht erhoben. Wir machen hierdurch auf diese gesanglichen Darbietungen ausmerksam. — Der Turnverein I veranstaltete am Sonnabend abend in dem herrlichen Garten der „Rabenauer Mühle" ein Konzert, dessen Nusführung der bekannten Dippoldis- walder Stadtkapelle übertragen worden war. Der laue, herr liche Sommerabend hatte eine ansehnliche Zahl Besncher an gelockt, sodaß der Garten gut besetzt war. Die Leistungen der Kapelle fanden wieder volle Anerkennung und gereichten Herrn Direktor Jahn und seinen Schülern mir zur Ehre. Als besondere Glanznummern seien erwähnt das Flötensolo „Der kleine Zeisig", die „Siamesische Wachtpnrade" und die Lustspiel-Ouverture von Keler-Bela. Die Sänger-Abteilung deS Turnvereins I erfreute durch den sehr gefälligen Vor trag eines Chorliedes und erntete dafür reichen Beifall. Die schöne Illumination und das abgebrannte Buntfeuer erfüllten die Nacht mit prächtigen Farben. Dem Konzert folgte Ball, der sich zn einem recht flotten gestaltete, und die Anwesen den noch längere Zeit beisammenhielt. — Herr Geißler, ein Sohn des verdienten Vorsitzen den vom hiesigen Turnverein „Vorwärts", der seit Jahren in Marburg (Oesterreich) als Turnlehrer bei einem Verein angestellt ist, hat dieser Tage die staatli ch e Turnlehrer- prüsnng mit Erfolg in Graz bestanden. — Die Dippoldiswalder Gegend wnrde am Sonntag von zwei Gewittern betroffen, von denen das am Nachmittag uiedergegangene von heftigen Regengüssen mit Graupeln be gleitet war. Ein Blitzstrahl zündete in Elend und äscherte das dortige Zimmersche Gut ein. Die Wehren der umliegenden Orte waren erschienen u. bekämpften das Feuer. — Ein Fest im Freien zu planen, gleicht immer einem Lotteriespiel. Gar zu leicht kann die Festleitung trotz der sorg fältigsten Vorbereitungen eine „Niete" ziehen, wenn der Wetlergott seine Schleusen ösfnet und die ganze Herrlichkeit hiuwegspült. Verleiht aber lachendes Himmelblau dem Tag seinen Glanz, dann haben die Veranstalter von vornherein gewonnenes Spiel. Sv war cs auch zum Som m e r- f e st des hiesigen Freien Turnvereins, das am Sonntag Nachmittag auf der Albert-Höhe abgehalten wnrde. Der Andrang war trotz der Hitze zu deu verschiedenen Vcrlvsungs- und Verkansöständen sehr groß. Gegen 9 Uhr war überall ausverkauft. Der Hauptgewinn, eine Nähmaschine, fiel Herrn Michael hier zu, dem der Gewinn wegen seiner schon jahre lang währenden Kränklichkeit wohl zu gönnen ist. Um 4 Uhr wurden Kinderspiele arrangiert, wobei allerlei Geschenke zur Verteilung gelangten. Viel Interesse brachten die Be sucher einem Barlaufwettspiel entgegen, das zwischen der Rabenauer und Niederpesterwitzer Mannschaft ausgetragen wurde und mit dem Siege der ersteren Mannschaft endigte. Weiter wurden von 8 Turnern „Flaggenschwingen", sowie später von 54 Turnern Gruppen bei bengalischer Beleuchtung vorgesührt, die den größten Beifall fanden. Im Saale der Alberthöhe, der sich jetzt in neuem Gewände zeigt, wnrde dem Tanze flott gehuldigt. Das ganze Fest nahm einen schönen Verlauf. — Auf das im Gasthof Grvßölsa am Dienstag abend stattfindende Garten-Konzert, ausgeführt von der Kapelle des Trainbataillons Nr. 12 ans Dresden, sei hiermit ganz besonders aufmerksam gemacht. Das gewählte Programm verspricht allen Besnchern genußreiche Stunden. Siehe Ins. — Der allgemeine Handwerkerverein zu Dresden unter nahm einen Ansslug nach D i P Po l d i s w a l d c, nm mit der dortigen Bürgerschaft nach alter Handwerksart ein Markt- fest zn begehen. Dem Anfrnf der vereinigten Ansschüsse wurde äußerst zahlreich Folge geleistet, so daß der Andraug namentlich in der Kopfstation der Seknndärbahn in HainH bcrg stark hervortrat. Anher dem fahrplanmäßigen Zuge mußte von Hainsberg aus ein Vor- und ein Nachläufer ab gelassen werden, die die Teilnehmer bis Malter brachten. Alach kurzem Empfange durch eine Dippoldiswaldaer Nbord- nung-wurde unter Vorantritt der StadUapeüe an den Ufern der Talsperre entlang marschiert. Der Vertreter der Stadt, Herr Bürgermeister Jahn, begrüßte die Gäste namens der Bürgerschaft nnd gab seiner Freude Ausdruck über das zahl reiche Erscheinen der Handwerker mit ihren Angehörigen. Er gedachte des Handwerks als fester Stütze von Thron und Altar, sowie des Protektors des Dresdner Handwerkervereins, des Königs von Sachsen. In einer Stadt wie Dippoldis walde zeige es sich den Großstädtern immer wieder, wie not wendig die einzelnen Berufsstände seien und einer den andern ergänze. Der Dank des Sprechers der Dresdner klang aus ill ein dreifaches Hoch auf die gesamte Bürgerschaft von Dippoldiswalde, das ein lebhaftes Echo fand. Stimmungs volle Gesänge des Mannergesangvereins der Feststadt unter Leitung des Herrn Kantors Schmidt umrahmten die An- Dienstag, den 14. Juli 1914 Fernsprecher: Amt Deuben 2180 27. Jahrgang. sprachen. Leider stellte sich während des Begrüßungsaktes ein Gewitter ein, das fast eine einstündige Unterbrechung im Programm herbeiführte. Vor dem heftigen Regen fanden jedoch die Teilnehmer Schutz in den am Marktplatz gelegenen Hänsern. Nach dem Gewitter trat schnell die sröhliche Stim- mnng wieder ein; sie fand zunächst Luft in einem improvi sierten Tänzchen auf dem Podium, das die Stadtgemeinde hatte errichten lassen. Ein großer Festzug brachte den Kindern einige Ueberraschungen. Im Zuge befand sich ein Festwagen mit verschiedenen Handwerksgruppen in ihren Trachten. Ihnen folgten die Innungen von Dippoldiswalde, deren Vertreter, Herr Bäckermeister Kietzcrodt, den Gästen ein herzliches Will kommen zuries und dem Wunsche Ansdrnck gab, daß das Fest zur Verbrüderung der Handwerker beitragen möge. Er schloß mit einem Hoch auf das deutsche Handwerk. Dem Wunsche des Redners schloß sich Herr Wctzlich namens der Dresdner an. — Ein 26 jähriger Mühlenarbeiter aus Birkigt wnrde verhaftet. Er soll sich in Döhlen und PotschaPPel verschiedener Sittlichkeilsattentate schnldig gemacht, sowie eine Wilmsdorfer Glasarbeitersehefrau vergewaltigt haben. — Der König erklärte sich zur Entgegennahme einer Huldignng durch die Dresdner Bürgerschaft zur Feier seines zehnjährigen Regierungsjnbiläums bereit. — Zum Pfarrer an der Frauenkirche in Dresden und Superintendenten von Dresden-Land wurde Superintendent Reimer (Rochlitz) gewählt. —- Kleine Notizen. — In Kötzschenbroda grub man im Garten der Eltern eines Mädchens eine Kin d'es leich e aus. Bei Schönberg ermittelte man auf einem Gnt eine Magd, deren Kind aus der Röder gefischt wurde. Beide Mütter sagen, ihr Kind sei tot geboren. — In der Weißeritz mündung ertrankbei Cotta, der aus einem Elbkahn spielende 9 jährige Kurt Müller. -- Bei deu Stierkämpfen in Mar seille hat sich ein schwerer Unfall ereignet. Ein Stierkämpfer wurde von einem wildgewordenen Stier mit den Hörnern getötet. — Aus dein Kiuderstuhl gefallen und doppeltem Schädelbruch erlegen, ist in Gersdorf das dreijährige Kind des Bergarbeiters Max Müller. — Ein m agerer Vergleich ist der Zwangsvergleich im Konkurs des Grafen Hermersberg, des jüngsten Bruders des Fürsten Hohenlohe-Oehringen. Die Gläubiger erhalten 20 v. H. Das einzige Aktivum gegenüber etwa 5 Millionen Schulden bildet ein Grundstück in Lichterfelde, das bisher unverkäuflich war. Ein Jahreseinkommen von 40 000 Mark ist unangreifbar! Das Anerbieten von 20 Prozent geht von Familienmitglieder aus. — Die Stadt Hainichen hat die Einführung einer Katzen steuer von 3 Mark beschlossen, die Erhöhung der Hundesteuer aber abgelehnt. — Sonntag nachmittag entlud sich über Schwiebus ein schrecklicher H a g e l s ch l a g. Das Unwetter brachte Hagel stücke, so groß wie Walnüsse. Die tieferliegenden Teile der Stadt waren überschwemmt. Vollständig verhagelt und ver nichtet sind 1200 Morgen Roggen, Gerste und Hafer. — Die organisierten Unternehmer der Textilindustrie habeu beschlossen, am 18. Juli ihre Betriebe zu schließen und 30 000 Arbeiter u. Arbeiterinnen zu entlassen. Bonder A u ssperr u n g werden die Orte Forst, Cottbus, Spremberg, Guben, Luckenwalde, Sommerfeld n. Finsterwalde betroffen. — Die früher in Niedereinsiedel wohnhafte tschechische Hebamme Theresia Thchi wurde in Reichenberg wegen Ver brechens gegen das keimende Leben verhaftet. An den Folgen eines Eingriffes starb die Maurersgattin Rosa Schi- ma. Der Thchi werden zahlreiche strafbare Handlungen zur Last gelegt. Ein in Niedereinsiedel wohnhaftes 20 jähriges Blumenmädchen stand ebenfalls bei der Hebamme in Behand lung. Bei einer gerichtlichen Vernehmung gestand das Mäd chen das Verbrechen ein und wnrde verhaftet. Der Geliebte der Blumenarbeiterin, der bis jetzt in Prag in Stellung war und von der strafbaren Handlung seiner Geliebten Kenntnis hatte, erschoß sich aus Furcht vor Strafe. — Die 21 und 18 Jahre alten Schlossergchilfen Thost nnd Lasch badeten in der Mulde, als L. von der Strömung erfaßt wurde und unterging. Thost versuchte ihn zu retten, doch verschwanden alle beide im Wasser und kamen nicht wieder zum Vorschein, Die Leiche Thosts^ wnrde bei Crossen gefnnden, die von Lasch noch nicht. — In Leipzig wurden ein Holzhändler nnd einer seiner Angestellten verhaftet, die zusammen Wechsclfälschungeu im Betrage von etwa 60000 M. begangen haben. Beide haben die Namen kreditfähiger Geschäftsleute als Akzeptanten auf die von ihnen ausgestellten Wechsel ge setzt und diese dann bei Leipziger Bankinstituten diskontiert. — In einer Sitznng des Vereins znr Veranstaltnng einer Industrie- nnd Gewerbe-Ansstellnng 1917 in Chem nitz wnrde einstimmig beschlossen, die Ausstellung nur auf das Königreich Sachsen zu beschränken. Als Platz wird der nene Teil des Chemnitzer Stadtparkes und das anschießende Gelände gewählt, — In Berlin hat der frühere Besitzer des Hotels Royal Adolf Rott in seiner Wohnung seine Frau erschossen und sich dann selbst das Leben zu nehmen versucht. Die Ursache scheint in der schweren finanziellen Lage zu suchen sein. Dresden. — Die gestrige kriegsmäßige Ballon Ver folgung vom Kaditzer Flugplätze ans endete mit dem Siege der Automobile und Flugzeuge. — Pilzsuchende Bergleute aus Oberleutensdorf fanden ans Malthenren im sogenannten Paterbüschel den achtzehn jährigen Riemergehilfen Rudolf Mertel aus Obergeorgenthal mit einer Schußwunde in der rechten Schläfe tot auf, während dessen siebzehnjährige Geliebte Anna Modl aus Georgenthal, obwohl sie eine Schußwunde in der rechten Schläfe und in der Vrnst aufwies, noch Lebenszeichen von sich gab. Die Schwerverletzte wurde in das Krankenhaus überführt. — Der König von Spanien ist in Dijon (Frank reich) eingetrosfen, wo ihm ein herzlicher Empfang bereitet wurde. Beim Dejeuner fiel der persönliche Avjutant des Kö nigs vom Stuhl und war sofort infolge Herzschlags t 0 t. — Der deutsche Flieger Reinhold Böhm stellte mit 24 Stunden 12 Minuten einen neuen D a n e r-Weltrekord auf. — Der Fürst von Albanien besuchte die rumänischen Freiwilligen und übergab ihnen eine albanische Fahne; die Tochter des Fürsten ist an Malaria erkrankt. — Die Epiroten rücken unaufhaltsam auf Durazz 0 vor und haben bereits den Distrikt Skropar besetzt. Nach der Aussage des in Durazzo eingetrossenen Präfekten von Walona bestehen die vorrückenden Truppen teils aus regu lären griechischen Mannschaften. Berat und Walona seien stark gefährdet und könnten bald in die Hände der Griechen fallen. Die Aufständischen verweigern die Auslieferung der in Ablbanien gefangenen holländischen Offiziere Voerhust u. Reimers, bis ihre Forderungen erfüllt seien. — Ans Wa lona wird gemeldet, daß die holländischen Offiziere nach der Besetzung von Koritza durch die Epiroten mit nur 80 Mann nach Walona zurückgekehrt seien, da sich die 2000 Mann betragenden Regierungstruppen vor dem Feinde vollständig aufgelöst hätten. — An dem Attentat von Serajewo waren nach einer Meldung aus Budapest 14 Pers 0 nen beteiligt, von denen sich bereits 13 in Haft befinden, — Die Unruhe inDurazz 0 nimmt täglich zu; jetzt sind wieder fünf Gendarmen in voller Ausrüstung mit Pferden desertiert. — Der russische Gesandte v. Hartwig in Belgrad erschien bei dem österreichisch-ungarischen Gesandten Freihern v. Giesl, um ihm einen Besuch abzustatten. Während der Unter haltung wnrde Hartwig plötzlich von einem Unwohlsein be troffen und starb, trotzdem ärztliche Hilfe rasch zur Stelle war, nach kurzer Zeit. Die Leiche wnrde in die russische Gesandtschaft überführt. — Der deutsche Lehrertag in Kiel hat durch sein Arbeitsprogramm zu erkennen gegeben, daß ihm die Entwick lung unseres öffentlichen Bildungswesens in einer wahrhaft sozialen Richtung und die Vertiefung der pädagogischen Ar beit durch wissenschaftliche Erkenntnis der Kindesnatur und Erhöhung der Lehrerbildung besonders am Herzen liegen. Oberstndienrat vr. Kerschensteiner-München, der weit über die Grenzen unseres Vaterlandes als ein theoretisch nnd praktisch gleich erfolgreicher Schulreformer bekannt ist, sprach zum Thema: Die nationale Einheitsschule. Wie un begründet der gegen Einheitsschule erhobene Vorwurf, daß sie eine Kasernenerziehung bringe, ist, möge aus folgendem ersehen werden. Dem Entziehungsrecht des Einzelnen ent spricht die Erziehungspflicht des Staates. Doch soll der Staat nicht monopolisieren. Trotz aller Einheit ist größte Manigfaltigkeit nicht nur möglich, sondern geradezu geboten, aber keine Manigfaltigkeit nach Kasse und Geldsack. Die nationale Einheitsschule allein ermöglicht diese Differenzierung. Freie Bahn dem Talent ist nnr die eine Seite der Einheits schule. Ihre andere Seite ist sinngemäße Pädagogische Barm herzigkeit auch an den Schwächsten. So gewährleistet sie allein höchste persönliche und nationale Kraftentfaltnng. Kerschensteiners Vortrag war eine restlos zwingende Beweis führung. Was der deutsche Lehrertag in seiner einstimmig gefaßten Resolution ausgesprochen hat, ist nach Kiel zu einer vaterländischen Gewissenspflicht geworden. Die Resolution lautet: Die Deutsche Lehrsrversammlung fordert in Ueber einstimmung mit den Ansführungen und den Leitsätzen des Vortragenden die organisch gegliederte nationale Einheitsschule, die einen einheitlichen Lehrerstand zur notwendigen Voraus setzung hat nnd in der jede Trennung nach sozialen und konfessionellen Rücksichten beseitigt ist. Sie richtet daher an alle Volks- und bildungsfrenndlichen Kreise des deutschen Volkes die Aufforderung, alle Kräfte daranznsetzen, daß die der Verwirklichung dieser Einheitsschule cntgegenstehenden Widerstände überwunden werden. — Der verurteilte Zeichner Waltz, genannt Hansi, ist nach Frankreich geflüchtet. — Ein Lastantomobil, in dem sich etwa 10 Personen befanden, wnrde vier Kilometer von Taurien (Rußland) entfernt von einer 40 Mann starken ill ü n b e r bande überfallen. Vier Reisende, darunter zwei Frauen, wurden getötet, mehrere andere verwundet.