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ikrjHLNtt lä.iUch Mit LuSnahme der Lagt nach Lorin« und Festtagen. N»«ahms von Jnssraien für die nächster« scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Ndonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. LS Pf. Fnserste pro Zeile 10 Pf., Eingrs. 20 Pf. kx-edition: Waldenburg, Obergaste 291s. —— «Kd Filialen: in AltftadtmaLdenbnrg bei Herr» Kaufmann Otto Förster; in Penrg bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgassr; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Drehe., in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn.Buchh. I. Wehrmann. -- Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, ANuzenen, LichLenfteM-GsAnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Nltstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, St. Egidisn, Ehrenyam, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen« Kuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. ^58. Sonnabend, Len 9. März 1889 Witterungsanssichten für den 9. März: Ziemlich trübes Wetter mit Neigung zu Niederschlägen und fortdauernd warmer Temperatur. Barometerstand am 8. März, nachmittags 3 Uhr: 757 mm. Gefallen. "Waldenburg, 8. März 1889. Ueber den Thronwechsel in Belgrad liegen jetzt ge nauere Mittheilungen vor, denen wir Folgendes ent nehmen: Nachdem der König am Mittwoch Vormit tag dem Tedeum aus Anlaß des Jahrestages der Er hebung Serbiens zum Königreiche beigewohnt, theilte er kurz den fremden Vertretern seinen Entschluß, ab zudanken, mit, und trat dann mit dem Kronprinzen vor die im Thronsaal versammelten Minister, Staats- räthe, Offiziere und Parteiführer. Die Versammlung war aufs Höchste überrascht, als der König, an des sen Imker Seite sein einziger Sohn stand, mit zittern der Stimme seine Abdankung verlas und seine» Sohn Alexander als König von Serbien proclamirte. Der König brachte/ hierauf ein Hoch auf den König Ale xander aus, in welches die Versammlung begeistert cin- stimmte. Milan ernannte svdann Ristics und die Ge nerale Protics und Velimbarkvwics zu Regenten für seinen Sohn, welche bis zur Volljährigkeit des Letz- s teren das Staatsruder sichren sollen. König Milan sagte ungefähr: „Noch habe ich das Recht, mein i Sohn, Dir Nathschläge zu geben. Ich hoffe, daß Du stets mit Deinem Volke zusammen arbeiten wirst, daß - Du Deine Regierung stets aus den Vesten des Volkes s wählst und heuchlerische Charaktere von Dir fern hältst, s Ich wünsche, daß Du stets von guten Menschen um- ; geben seist." Hieraus leistete Milan als erster Unter- i than den feierlichen Eid dem neuen Könige und ge- > lobte ihm stete Treue. Vater und Sohn küßten sich i bewegt, König Milan umarmte auch herzlich die Re- : genten und verabschiedete sich dann von der tiefergrif- s fenen Versammlung. Am Abend fand ein Diner statt, s die Stadt war festlich beleuchtet, laute Hochrufe wur- i den auf den neuen König ausgebracht. König Milan ! behält den serbischen Generalsrang und die Hälfte sei- i ner Civilliste und begiebt sich alsdann unter dem Na- - men eines Grafen Takova ins Ausland. Zunächst stattet er dem Kaiser Franz Joseph in Pest einen Besuch ab und verweilt darauf längere Zeit im See- j bade Abbazia. Ueber die Gründe der Abdankung wird bekannt: s König Milan war von jeher in Folge eines von sei ner Umgebung absichtlich geförderten flotten Lebenswan dels sehr nervös und durch die Aufregung der letzten Monate ist er derart mitgenommen, daß seine Ge sundheit in der That schwer erschüttert ist. Dazu ist aber die innere Lage in Serbien, die politische, ww die finanzielle, derartig, daß der König nicht mehr aus und ein wußte. Die Radikalen planten offen seinen Sturz, und alle Versuche Milans, die Macht dieser Partei zu brechen, scheiterten. Dazu kamen in der allerletzten Zeit Verschwörungen gegen sein Leben, kurzum, der erst 35jährige König hatte reichlich Ursache, der Regierung überdrüssig zu sein. Als Privatmann wird er jetzt ruhiger und glücklicher leben, denn früher als Monarch. König Milan besuchte alle von ihm ernannten drei Regenten, wobei er Galauniform und das Großkreuz des Weißen Adlerordens angelegt hatte. Bei der Ab dankung äußerte er, er fühle sich müde und geschwächt, deshalb danke er ab. Er erkenne an, daß er während seiner Regierung Fehler gemacht und übernehme auch die Verantwortung dafür, aber die Erfolge gehörten doch der Nation. Wen er gekränkt, bitte er um Ver zeihung, aber es möchten auch die, welche ihn selbst gekränkt, nun Alles vergessen. Die Armee leistete so fort dem König Alexander den Eid der Treue. Im Lande bleibt Alles ruhig. Von den drei Regenten er hält jeder 60,000 Franken Gehalt, welche der junge König Alexander zu tragen hat von seiner Hälfte der königlichen Civilliste von 600,000Franken. Diezwei ten 600,000 Franken erhält Milan, der über Pest nach Abbazia reist. Die Exkönigin Natalie wird in nächster Woche in Belgrad erwartet. Ristics, der Re gent, soll die Rückkehr zugestanden haben, nachdem Natalie ihm versprochen, sie wolle sich nicht in die Politik einmischen. Das neue Kabinet der Regenten ist durchaus radikal und steht unter dem Präsidium des General Gruics, der zugleich Minister des Aus wärtigen ist. Damit ist die radikale Partei zufrieden, und es fragt sich jetzt nur, ob Regenten und Partei einander vertragen. In seinem Abschiedsmanifest sagt Milan, daß ihn körperliches Leiden bewogen habe, der § Krone zu entsagen. Er versichert, daß Alles, was er ! gethan, nur dem Wohle Serbiens gegolten habe, für welches er unermüdlich thätig gewesen sei. Er bittet das Volk, seinem Sohne treu zu sein und schließt mit heißen Wünschen für die Zukunft des Landes. Die Proclamation der Regentschaft fordert zur Treue und . zum Gehorsam für König Alexander auf, versichert, z daß die Regenten der Verfassung gemäß regieren, außer- f halb der Parteien bleiben, eine Politik des Friedens befolgen, strenge Finanzwirlhschaft üben und mit allen Staaten gute Beziehungen unterhalten werden. Die Erlasse sind beifällig ausgenommen. König Alexander gilt als ein sehr aufgeweckter Knabe, ! der leidenschaftlich an seiner Mutter hängt. Die Ex- j königin Natalie, die zu den heftigsten Feinden ihres Gemahls zählte, auch um die wider ihn angezettelten - Verschwörungen gewußt haben soll, wird natürlich versuchen, Einfluß auf ihren Sohn zu erlangen. Die ' Regenten können ein Wiedersehen zwischen Mutter ! und Sohn kaum hindern, es läßt sich auch absehen, i daß Lie streng russisch gesinnte Natalie später nach Belgrad zurückkehren und eine politische Rolle zu spie- j len suchen wird. Der Regent Ristics wird vorläufig j ganz gewiß Alles thun, um König Milans friedliche § auswärtige Politik zu erhalten, aber es wird auch j sicher nicht an Jntriguen fehlen, und russische Agenten werden Alles ausbieten, den österreichischen Einfluß aus Belgrad zu verdrängen. Der serbische Thronwechsel ist nur ein Wölkchen am politischen Himmel. Es kann sich wieder verziehen, es kann aber auch eine Wolke daraus werden. Europa ist durch die Abdankung sehr überrascht. Officielle Kreise behandeln den Zwischenfall sehr kühl, und zunächst liegt ja auch kein directer Anlaß zu Be sorgnissen vor. Nur die Zukunft ist unsicher. Die deutsche Presse ist übereinstimmend der Ansicht, daß nahe Verwicklungen nicht zu befürchten sind. Ob in der Folgezett es Ristics gelingen wird, sich als Mi nister zu zeigen, steht dahin. Die Zeitungen von Oesterreich-Ungarn hegen im Allgemeinen die Zuver sicht, daß der Thronwechsel keinen Systemwechsel be deute. So ganz behagt ihnen aber die Abdankung Milans nicht, man weiß nicht, was aus dem Bischen Serbien Alles werden kann. Die russischen Pansla wistenblätter jubeln laut und sind der festen Ansicht, daß die Gewinnung Serbiens für ihre Ziele nur noch eine Frage der Zeit sei. Die Negierungsorgane äußern sich wohlwollend für den jungen König. Frank reich haut natürlich mit Rußland in eine Kerbe, die Pariser Zeitungen sehen in der Abdankung Milans einen großen Erfolg Rußlands. Die Londoner Blät ter äußern sich zum Theil ruhig, zum Theil aber auch besorgt im Hinblick auf die möglichen Folgen. Alles in Allem genommen besteht die Zuversicht, daß diese neue „Orientfrage" den Frieden nicht stören wird. Ob es aber trotz dieser Zuversicht nicht anders kommt, das kann Niemand sagen. Politische NrmSschau. Deutsches Reich. Der Kaiser empfing am Donnerstag Vormittag, nachdem er längere Zeit allein gearbeitet, den Minister Frhrn. von Lucius und arbeitete dann mit dem Kriegs minister und dem General von Hahnke. Am Nach mittage ertheilte der Monarch mehrere Audienzen. Als Vertreter des Kaisers bei den Jubiläumsfeierlichkeiten in Danzig werden sich die Prinzen Heinrich und Leo pold von Preußen am 11. d. M. dorthin begeben. Anläßlich der Wiederkehr des Sterbetages Kai ser Wilhelms I. sind zum 9. März zwei prachtvolle silberne Lorbeerkränze mit silbernen Lorbeerblüthen aus Konstantinopel und vom Cap der guten Hoffnung in Berlin eingelaufen, um an diesem Tage am Sarge des Kaisers niedergelegt zu werden. Beide Kränze werden am unteren Ende zusammengehalten, denen die Widmung eingravirt ist: „Dem Andenken ihres un vergeßlichen Kaisers Wilhelm I. Die Deutschen in Konstantinopel zum 9. März 1889" und „In dank barer Erinnerung an Se. Majestät Kaiser Wilhelm. Von den Deutschen in Outshorns. 9. März 1889. Der Exerciermeister des deutschen Kronprinzen, Gardefeldwebel Hauck ausjPotsdam, hat eine Arrest strafe autreten müssen. Die Sache hat natürlich gro ßes Aufsehen gemacht, und zur Erläuterung wird aus Potsdam nunmehr berichtet, daß Haucks Bestrafung ans Veranlassung eines reinen Dienstvergehens erfolgt ist. Seit Jahren hat Hauck in Bezug auf Ehrenhaf tigkeit, Tüchtigkeit und Pünktlichkeit zu keinem Vor wurf Anlaß gegeben. Die Kaiserin Friedrich wird mit ihren Töchtern nach Beendigung des Kieler Aufenthaltes eine längere Reise nach Italien unternehmen. Die Villa Friedrichs- Hof im Taunus wird in diesem Jahre noch nicht be ziehbar sein, da größere Erweiterungsbauten noch aus- zusühren sind. In Berlin wird die Kaiserin nur kurze Zeit vor der Abreise nach Italien verweilen und dann in ihrem Palais vis-L-vis dem Zeughause Woh nung nehmen. Es hat nicht an komischen Gerüchten gefehlt, auch Schweden habe mit dem deutschen Reiche ein Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen, welches bei den Besuchen Kaiser Wilhelm's II. in Stockholm und Kö nig Oskars in Berlin bekräftigt sei. Dies Gerede ist in Schweden, wie es scheint, hier und da für baare Münze genommen, denn im Abgeordnetenhause zu Stockholm ist eine bezügliche Frage an die Regierung gerichtet. Es bedarf keiner weiteren Ausführung, daß an der ganzen Sache kein wahres Wort ist. Aus Ostafrika berichtet der Admiral Deinhardt, Commandeur des deutschen Blockadegeschwaders, über den jüngsten Kampf bei Bagamoyo: Die Araber hielten bisher die Ruinen der von ihnen niedergebranu ten Stadt besetzt und beschossen von dort aus das an der Küste belegene deutsche Stationshaus. Nun war ihr Anführer Buschiri aus seinem in der Nähe befind lichen Lager gekommen und beschloß, einen General sturm zu wagen. Er ließ die bei der Räumung Pau- gani's durch die Deutschen erbeuteten beiden Kruppge-