Volltext Seite (XML)
DWMMMTtzM Wochen- und Rachrichtsblatt zugleich HtsOsts-AHtiM fir Hchndmf, Mich, Ktrwdocf, Kisdorf, R Egidien, Heimchsort, Muitsu»Milse», Amtsblatt für de« Stadttat z« Lichtenstein 48. IaHrgavg. Nr. 143. Fernsprechstelle Nr. 7. Sonntag, SLR 33. Juni 4895. Fernsprechstelle Nr. 7. MeseS Blatt erscheint täglich (außer Sonn- Mb ResttagS) abends für den folgenden Lag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 28 Pf. — Einzelne Nummer 16 Pfennige. — - MtcLnngeu nehme» außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalte», Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltem KorpuSzeile ober deren Naum mit 10 Pfennigen berechnet. — »«nahm« der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BekMNtMKchMg. Am 23. Juni 1885 bleiben die hiesigen Ratsexpeditio«e« wegen vorzunehmender Reinigung für «icht dringliche Angelegenheiten ge schlossen. Callnberg, am 21. Juni 1895. Der TLadtgemeinderKt. Prahtel, Bürgermeister. Grasmlhrmgs-Verfteigerrmg. Nächsten Sonntag, den SS. Znni, «achm. 3 Uhr soll die Gras nutzung aui dem neu angekauften Friebhofsplatze, sowie einige Teile des alten Friedhofzaunes meistbietend versteige« werden. Röblitz, den 19. Juni 1895. Der Kirchersvorstarrd. Wssehäftstage der Sparkasse zu CKllnbsrg: Montag, Donnerstag u. Sonnabend, Einlagen werden mit 3fts°/o verzinst. Ausleihungen an hiesige Bewohner zu 4^4 °/» Zinsen gewährt- Dem Deutschen Kaiser! (Anläßlich der Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals.) Hamburg und Kiel im Friedenszeichen stehen, Des Meeres Ströme reichen sich die Hand, Vom Mast der Schiffe stolz die Flaggen wehen, Dis weit herkamen aus dem fremden Laud. Des Kaisers Ruf, den alle Welt verstanden, In Ost und Nord, in Süd und auch in West, Hat es vermocht, daß schiffe vieler Landen Teilnahmen all' an dem Verbündungsfest. Fürwahr, ein schönes wahres Zukuustsregen, Das beide Meere, Ost und Nord, verband, O möge daraus wachsen reicher Segen Für Industrie und Handel deutschem Land, Daß deutscher Aar hoch auf des Meeres Wellen Des Friedens Flagge hisse immerdar, Und fremde Nationen sich gesellen Gern Deutschlands großem, starkem Kaiseraar. Heil, Kaiser Wilhelm, Dsmem Friedenswerke, Das Du entfaltet hast für Deutschlands Wacht, Durch Deines Geistes Kraft und wahre Stärks Wird schön erglühn das Morgenrot der Nacht. Was Deine große Ahnen einst erstritten, Du hieltest's fest mit sanfter Friedenshand, Und Gott im Himmel segnete Dern Bitten, Dein Szepter schützte fest das deutsche Land. So möge denn Dein großes Werk gelingen Dir, edler Kaiser, bieder, fromm und stark, Den Weltenfneden allem Volk zu bringen, Das sei Dein „Fürstenruhm" in deutscher Mark. Lichtenstein. 0. N. TKgssgeschSchze. — Dresden hat eine Bewohuerzahl von 323,152 Personen. Seit 1890 betrug die Gesamt zunahme jährlich durchschnittlich 7000 Köpfe. — Chemnitz. Für das 15. Mitteldeutsche Bundes schießen, welches vom 7. bis 14. Juli d. I. auf dem im be nachbarten Altendorf gelegenen Schieß- und Festplatze der Chemnitzer Privilegierten Scheibenschützengesellschaft abge halten wird, sind seitens der genannten Gesellschaft sowohl, als auch seitens der für das Fest gebildeten Ausschüsse, an deren Spitze die Herren Oberbürgermeister vr. Andre, Bürgermeister Stadler, Amtshauptmann vr. Rumpelt, Justiz rat vr, Enzmann, Polizeidirektor Siebdrat, Cementwaren- fabrikant G. F. Hoffmann, Eisengießereibesitzer C. F. Zenker und Cartounagenfabrikant Robert Müller stehen, großartige Vorbereitungen getroffen worden. Nicht weniger als 38 mit elektrischer Signalanlage versehene Scheibenstände wurden errichtet, große Baulichkeiten erheben sich auf dem 20,000 gm umfassenden Platze, ein geschmackvoller Gabentempel wird alle die Spenden bergen, welche für die besten Schützen be stimmt sind. 1000 M. bewilligte die Stadt Chemnitz, 800 M. die Priv. Scheibenschützengesellschaft, 1000 Festmünzen, je 5 M. wert, SO silberne Becher und 24 Remontoiruhren der Schießausschuß, 300 M. die Aktieulagerbierbrauerei Schloßchemnitz, 100 M. die Berliner Schützengilde. Weitere Ehrengaben in Barem oder auch in kostbaren Erzeugnissen des Kunst- und Gewerbefleißes wurden angemeldet und gingen auch zum Teil bereits ein von Freunden und Förderern des Schützcnweseus, von Einzelpersonen, hervorragenden In dustrie-Etablissements, von Vereinen und Gesellschaften. Ein imposanter Festzug, der ein Bild des industriellen, gewerb lichen, künstlerischen und geselligen Lebens von Chemnitz bieten soll und nach den bis jetzt vorliegenden Anmeldungen mehr als 5000 Teilnehmer, viele kostümierte Gruppen mit Festwagen und eine Anzahl Musikchöre umfassen wird, bezieht sich am 7. Juli vom Neustädter Markt ab durch verschiedene Straßen von Chemnitz nach dem Festplatz. Ganz besonderen Glanz aber erhält das 15. Mitteldeutsche Bundesschießen da durch, daß Se. Mas. unser allverehrter König Albert das selbe mit seiner Gegenwart beehren wird. Seine Majestät kommt am 7. Juli vormittags, wird sich vom Hotel zum „Römischen Kaiser" am Marktplatze aus den Festzug ansehen und am Nachmittage nach dem Festplatze kommen. Die Kgl. Kreishanptmannschaft beschloß, den Schützengesellschaften ans der Umgebung von Chemnitz den Zuzug mit den Waffen zu gestatten, unter der Voraussetzung, daß bewaffnete Auf- und Durchzüge durch andere als auf dem direkten Zuzuge zu be rührende Ortschaften unterbleiben. Unter der gleichen Vor aussetzung hat das König!. Ministerium des Innern außer- sächsischen Schützengesellschaften, die an dem Bundesschießen teilnehmen wollen, die Mitführung von Waffen nach und von Chemnitz gestattet. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß als Festbeitrag von Schützen, welche sich am Schießen be teiligen, 5 M. SO Pf., wofür sie außerdem den „Führer für das 15. Mitteldeutsche Bnndesschicßen" mit Festschrift und „Führer durch Chemnitz und Umgegend" nebst Stadtplan erhalten, zu zahlen sind. — W a l d e n b u r g, 20. Juni. Nächsten Sonn tag findet in unserer Stadt der zwölfte Verbandstag der Dramatischen Vereine Sachsens statt. Diesem Verbände gehören 48 Vereine mit 2000 Mitgliedern an. — Die Verlängerung der elektrischen Straßen bahn von Chemnitz über Siegmar hinaus nach Reichen bra n d kann als gesichert angesehen werden. Wie das „CH. T." hört, soll vom Brutto-Ertrag eines Jahres auf der 7 Irin betragenden Strecke vom Markt bis nach Reichenbrand zunächst ein bestimmter Teil der Straßenbahngesellschaft voll zugute kommen, vom (Überschuß aber ein größerer Prozentsatz an das Finanzministerium abgeliefert werden. — Mißhandlungen der furchtbarsten Art, Hand lungen, welche man nur einem Verrückten zutrauen sollte, waren es, infolge deren der 1859 geborene, aus Obsrschlesien gebürtige und zuletzt in' Oels - n i tz bei Stollberg wohnhaft gewesene Bergarbeiter Adalbert Raczkowiak wegen schwerer Körperverletzung vor der 3. Strafkammer des Chemnitzer Landgerichts unter Anklage stand. Eine Bestie in der Wüsts handelt an ihren Familienmitgliedern besser, als es dieser ruchlose Mensch an den Seine» gethan hat. Der Angeklagte war verheiratet und zwar besaß er eine des besten Leumunds sich erfreuende Ehefrau. Dies hielt ihn aber im Jahre 1894 nicht ab, seine Ehefrau zu sechs verschiedenen Malen in der erbärm lichsten Weise zu mißhandeln, obgleich sie im Juni vorigen Jahres ihrer Niederkunft entgegensah und außerdem an Krebs- und Leberleiden erkrankt war. Was diesem elenden Menschen in die Hand kam, benutzte er, um seine Ehefrau damit zu schlagen. Stiefeln, Feuerhaken, Wschkrüge diente» ihm zu diesem Zwecke, er raufte die Frau an den Haaren, warf sie in die Hausflur und schlug ihr 3 Stück Zähne ein. Bei dem leidenden Zustande dieser Frau ist es nur zu bewundern gewesen, daß sie diese Mißhandlungen monatelang ausgehalten hat. Indessen war ihre Gesundheit vollständig gebrochen, und im September vorige» Jahres verstarb sie. Als Ler Angeklagte seine frevelnde Hand nicht mehr gegen seine Ehefrau erheben konnte, wendete er sich gegen seine vier Kin der im Alter von 9, 7, 5 und 4 Jahren, welche der Reihe nach dm fürchterlichsten Mißhandlungen aus gesetzt wurden. Die größeren Kinder schlug er mit einem Lederriemen und einem Birkenstock so sehr, daß der ältere Knabe den Arm nicht mehr be wegen konnte. Mit einem Regenschirm stieß er ihn vor die Brust und mit der Faust schlug er ihn unter das Kinn, riß ihm auch ein Ohr los, Verwundungen, die heute noch sämtlich sichtbar sind. Einem andere» Kinde band er die Beine zusammen und Ying es mit dem Kopfe nach unten, sodaß ihm das Blut zur Nase herauslief. Ein anderes Mal hat er die drei ältesten Knaben am frühen Morgen nackt mit einem Spazierstocke so fürchterlich geschlagen, daß die Kinder später das Blut vom Boden auf- trocknen mußten. Als der fünfjährige Knabe eines Tages wiederum Schläge bekam, ging von ihm aus Angst de? Urin fort. Als der Rabenvater dies sah, zwang er den kleinen Knaben, vor seinen und dm übrigen Kindern den Urin aufzulecken, bis es dem kleinen Knaben übel wurde. Dem kleinsten Kinde hat er den eigenen ins Bettuch gemachten Kot auf- lccken lassen. Weiter ließ er die Kinder drei Tage lang hungern und den fünfjährigen Knaben stach er mit einem Draht in den Mund, sodaß er nicht mehr essen konnte. Nachdem am 26, und 27. März d. I. der ältere Knabe in einer das Lebe» gefährdenden Weise geschlagen worden war, erstatteten die Haus genossen endlich Anzeige und nunmehr wurden die sämtlichen Strafthaten dieses Unmenschen festgestellt. Die unglücklichen Kinder wurden in dem katholischen Stift zu Oelsnltz untergebracht, woselbst sie sich der besten Pflege erfreuen. Sämtliche Kinder sind wohl gebildete, hübsche Wesen, welche nicht wünschen, wieder in die Hände ihres Vaters zu kommen. Sie waren am Dienstag sämtlich als Auskunftspersonen an Gerichtsstelle. Aus Grund der ziemlich umfänglichen Beweisaufnahme wurde der Angeklagte zu der exem plarischen, aber wohlverdienten Strafe von 6 Jahren Gefängnis verurteilt. — Kirchberg. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß dis Stätte der Entstehung des be kannten und beliebten Volksliedes „Guter Mond, du gehst so stille" auf dem hiesigen Borberge zu suchen ist. Der Verfasser dieses Liedes ist nicht, wie fälsch licherweise in den Büchern angegeben ist, Enslm, son dern, wie der ehemalige Seminar-Oberlehrer Rudolf Kell-Plauen mit Bestimmtheit versicherte, dessen Bruder, der frühere Rektor Julius Kell-Kirchberg. Letztgenannter Herr ist 1849 in Dresden gestorben rrno steht besonders bei der älteren Lehrerwelt Sachsens als Schriftleiter der „Sachs. Schulzeitung" und als eifriger Förderer bez. Mitbegründer des Sächs. Pestalozzivereins noch im hohen Ansehen. — Ein 17jähriges Fabrikmädchen in Mark ranstädt gab sich selbst den Tod, um dem Hohne ihrer Mitarbeiterinnen zu entgehen, von denen sie als dumm deshalb verspottet wurde, weil sie ihren ganzen Verdienst ihrer Mutter, einer armen Witwe mit 4 Kindern, gab. -- Zöblitz, 20. Juni. Heute nachmittag fts3 Uhr kam von Nordwest ein Gewitter h-rangezogen, das sich überunserer Gegend unter wolkenbruchartigem Regen und heftigen Donnerschlägen entlud. Der Blitz hat in dem Dorfe Rübenau zwei Mal einge- schlagen, und zwar in der dortigen Brauerei und in ein von der Oberförsterei nicht zu entfernt liegendes Haus. Letzteres brannte bis auf die Umfassungs mauern nieder. Der Blitz betäubie die Besitzerin des Hauses, eine Witwe, und erschlug zwei Kühe im Stalle. In der Brauerei richtete der Blitzstrahl an den Gebäuden mehrfachen Schaden an, zündete jedoch nicht. — Am Mittwoch nachm. verunglückte in der Mühle zuKlostsrbuch der Arbeiter Ernst Robert Hesselbarth dadurch, daß er mit dem Kopfe in das Getriebe des Kollerganges geriet. Die Schävelknochen wurden zertrümmert, so daß das Gehirn zu Tage trat. Der Tod muß augenblicklich eingstreten sein.