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Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Sonntag, drn 29. Mai 1904. Nr. 64. Annahme von Inseraten bi, »»rmittag w Uhr. Inserate werden mit ,o Pf. für die Lxaltzeilr berechnet. Tabellarischer Satz nach be. sonderen, Tarif. Vie „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen l,20 Mark. sofort zur Stelle und ließen die betrübende Nachricht Unvetweilt zur Kenntnis des Hofes gelangen. — Die Gemeinden Lausa und Weixdorf stellen gemeinsam einen Bebauungsplan und di« für jeden Ort zugehörigen Bauvorschriften auf. Bon der Planung wird dasjenige Gelände in den Fluren Lausa und Weixdorf betroffen, welche» im Osten und Südosten von der Staatsbahn, im Süden vom Staatswald und der Flur Klotzsche, im Westen von den im Plane vorgesehenen Straßen 22 (Mühlweg). 23 und 24 und im Norden von der Staats straße, sowie den att den nur genannten Straßen zügen anliegenden bebaubaren Grundstücken be grenzt wird. Auf Grund von ß 35 des all gemeinen Baugrsetzcs vüm 1. Juli 1900 wird über da» Plangebiet Bausperre mit der Wirkung verhängt, daß Neu- und Veränderungs bauten Nur soweit genehmigt werden, als sie nicht die Durchführung der neuen Planungen zu erschweren geeignet sind. — Die diesjährige Hauptversammlung de» Vereins Sächsischer Schuldirektoren findet Sonnabend, den 4., und Sonntag, den Juni d. I-, im Hotel „Foisthaus" zu Pirna statt. Da» Abraupen der Apfelbäume müßte jetzt geschehen. Die Maden haben sich in den zusammengerollten Blättern eingesponnen un können die davon betroffenen Zweige leicht er kannt und vernichtet werden. — .D" so gefürchteten „Drei Eisheiligen", die erst gnädig vorübergingen, haben ihre Herr schaft später geltend gemacht und Eichenlaub, sowie Frühkartoffeln rc. zum Teil empfindlichen schaden zugefügt. Dem sich kräftig ent wickelten Getreide vermochte die Kälte glücklicher weise nichts anzuhabem Schon steht e« vielfach in Blüte. Pirna. Verhaftet wurde hier ein Schneider geselle,' welcher voriges Jahr al» Vertrauens mann des Verbandes deutscher Schneider und Schneiderinnen der Einzelmitgliedersckaft Mügeln einen großen Geldbetrag unterschlagen, denselben n seinem Nutzen verwendet und sich dann au» der Gegend entfernt hatte. Pirna. In seiner in der Kaiser-Wilhelm- traßr gelegenen Wohnung hat sich in einem Anfalle von Schwermut der Hauptmann Hachez durch Erschießen den Tod gegeben. Schandau. Der Verkehr in der nun zu Snde gehenden Pfingstwoche, der sich, wie schon ^richtet, am ersten Tage in sehr mäßigen Schranken bewegte, hat bi» Donnerstag ganz )edeutendr Ausdehnungen angenommen, da dir Witterung seit Dienstag nichts zu wünschen übrig läßt. Kamenz. Beim Graben nach Füchsen fand man in Wiesa in einem Baue sechs junge Füchse vor. In einem anderen befand sich eine Füchsin mit einem Jungen. „ Frau Reinicke" hatte reichlich für Mundoortat gesorgt. Man fand in ihrem Bau ein Stück von einem Reh, eine Hauskatze, einen Fasanenhahn, ein Rebhuhn und eine Haushenne. Bretnig. Einen recht bedauerlichen Aus gang nahm hier eine Hochzeitsfeier. Al» ein Landauer mit deren Gästen die Dammstraße passierte, scheuten plötzlich die Pferde und roßten davon, sodaß der Kutscher die Gewalt über diese verlor. In ihrer Angst sprangen die Insassen während der tollen Fahrt aus dem Wagen, wodurch einer von ihnen eine schwere Gehirnerschütterung davontrug, während die anderen Mit leichten Verletzungen davon- kamen. Moritzburg. Da» kürzliche erwähnte Altarbild der hiesigen Kirche ist von Herrn Theodor Krause, zweitem Restaurator der Ge mäldegalerie, restauriert worden. Wurzen. Hier hat sich eine Gesellschaft m. b-H. zur Anlage einer gleislosen elektrischen Bahn gebildet, die namentlich zur Beförderung der Produkt« der dortigen Kunstmühlenwerke und von Kohlen dienen soll. Strehla a. d. E. Von den in der Familie de» Bäckermeister» Behr hierselbst an Typhus erkrankten Familiengliedern ist der 16jährige Sohn gestorben. Zschoch au b. Meißen. Bei der Tanz musik am zweiten Feiertage kam es gegen Mitternacht zu einem argen Streite; ein paar Schweizer gerieten hart aneinander. Al» man den schlimmsten Streithammel mit Gewalt au» dem Lokale entfernen wollte, lieh sich derselbe von einem anderen Schweizer ein Messer und verwundete damit einen dortigen Einwohner an der Hand. Al» er jedoch ein paar wohl verdiente Hiebe mit einem derben Stücke em- l pfangen hatte, entfernte er sich schimpfend- Am Oertlichrs und Sächsisches. Ottendorf-Okrilla, 26. lNäi IS04. Moritzdorf. Auf der Königsbrücker Straße» in der Nähe de« Bahnhofe«, scheue am gestrigen Abend da» Herrn Fabrikbesitzer W. adrige Pferd und warf da» Gefährt um- Frau W.» welche dasselbe leitete, sowie deren auf Besuch weilende Neffe kamen beim Sturze unter den Wagen zu liegen und erlitten mcht Unerhebliche Verletzungen. Ein Glück war e», da» der begleitende Diener das Pferd sofort zum Stehrn bringen konnte. — Uebrr di« Ursache der plötzlichen, schlimmen Wendung im Befinden der verschiedenen Frau Prinzessin Johann Georg wird noch bekannt: Nachdem am Donnerstag die Abtrennung eines im Unterleibe abgestorbenen, ganz kleinen Blutgefäße», welche» durch die Blutzirkulation in die Lunge geschwemmt worden war, doch einig« Störungen und damit bedingte Temperatur und Pulserhöhung hervorgerufen hatte, war in den folgenden Tagen das Befinden der Prin zessin ein so ausgezeichnete» geworden, daß sie fröhlichster Zuversicht war und mit ihrer Um gebung sogar scherzte. Noch am Dienstag Mittag unterhielt sie sich mit ihrem Gemahl, der sie besuchte, auf da» lebhafteste. Ebenso unbetrübt verflossen die Nachmittag«, und die Abendstunden. Noch gegen halb neun Uhr unterhielt sich die hohe Kranke mit denr Pro- fessor Vr. Leopold und drückte ihm die Hoffnung au«, daß sie recht gut zu schlafen gedenke, da sie etwa« müde sei. Daß inzwischen ein größerer . Teil «ine« abgestorbenen Blutgefäßes, ein so- genannter Pfropfen, in die Lungenverästelungen eingedrungen war, empfand die Prinzessin, wie die« zumeist bei solchen Empolien zu sein pflegt, überhaupt nicht. Dieser Pfropfen hat plötzlich eine Lu"genschlagadet verstopft und dadurch sofort einen Lungenschlag hervorgerufen. Unter diestnj Umständen ist niemand von den hohen Verwandten bet dem Verscheiden der Prinzessin zugegen gewesen. Nur Geheimrat vr. Leopold und Geheimrat Or. Fiedler Waren — Einer der größten Gebrauchsgegenstände st das Führrad geworden, während in früherem Jahren infolge de« hohen Preise« nur die wohlhabenden Klaffen solche» anschafftn konnten, ist .« in neuerer Zeit Gemeingut aller Stände geworden. Zu dieser großartigen Verbreitung at nicht zum Wenigsten die bequeme An- chaffungaweise da» ihrige beigetragen, Die Roland Maschinen-Gesellschaft, G. m. b. H. u Köln, hat sich besonder» darauf eingerichtet, erstklassige deutsche Fahrräder zu wohlfeilen Krisen und zu außerordentlich günstigen Teil- ahlung-n zu liefern und wir empfehlen den Lesern unserer Zeitung sich bei Anschaffung die neue Prei»list« Nr. 855 kommen zu lassen, welche an jedermann kostenfrei versandt wird. — Eine Warnung, die das Berliner Polizei- Präsidium erläßt, hat auch für anderswo Inter esse. Sir betrifft die Verwendung chemischer Präparate al» Zusatz zur Milch, um deren Gerinnung zu verzögern. E« gebe keine che mische Substanz, die imstande wäre, die Milch frisch zu erhalten und vor dem Gerinnen zu bewahren, ohne ihr gleichzeitig gesundheits schädliche Eigenschaften zu verleihen. Man möge die Milch so frisch wie möglich kaufen, dann sofort bis zum Aufwallen kochen und sie, schnell abgekühlt, an nicht warmem Orte in einem Gefäße mit Überfaffendem Deckel aufbe wahren, und zwar am besten in demselben Kochgeschirr. Hierdurch werde die Milch möglichst lange vor dem Sauerwerden geschützt. Milch, welche kleineren Kindern gegeben wird, sollte vor Verabfolgung an sie stets von einem Erwachsen«» gekostet werden. Da» Verfahren, Brenneffeln in die Milch zu legen, fördere die Gerinnung viel mehr, als daß e» sie verhüte. Man darf hoffen, daß diese Warnung auch bei uns die Beachtung finden wird, dir sie verdient. Kinzessin Johann Georg hat der hiesige frauenverein einen schmerzlichen Verlust erlitten. )ie verstorbene Frau Prinzessin war sein« hohe irotektortn. Den Gefühlen der Trauer gab er Frauenverein in einem gestern abgesandten 3e ileidsttlegramm Ausdruck. Der Frauenverein >at einen Kranz am Sarge der Verblichenen nirderlegen lassen und an der Trauerfeirr durch wei Vertreter teilnrhmen. Cossebaude. In unserem fruchtbaren rlbtale, wo stellenweise bereit» da« Korn in Nüte steht und in Flur und Feld alle» üppig noßt und grünt, verspricht di« diesjährige tirschenernte bet anhaltend günstiger Witterung iberall da eine reiche zu werden, wo die Plan- agen von der Spannraupe verschont geblieben ind, dir ihr Zerstörung«werk leider auch Heuer wieder trotz der von den Landwirten getroffenen lbwehrmaßregeln begonnen hat. Alle übrigen 2bstarten und die verschiedenen gut anstehenden Feldfrüchten im Tale wie auf den umliegenden, an Fruchtbarkeit nicht nachstehenden Höhenzügen geben Anlaß zu den besten Hoffnungen auf in recht gesegnete» Erntrjahr. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel un- Sport" und „Deutsche Mode". Hausfrauen, Produzenten- und Händlerkreise ind in gleichem Maße hierbei interessiert. — Unzulässige AttsichttpostkarteM DerAnsicht»- artensport hat wieder eine neu« Spezialität in den Handel gebracht, di« aber keine Gnade vor der Postverwaltung gefunden hat. Es ind dies die sogenannten „Revolvtckarten", die au» zwei teilweise zusammengeklebten Karton- »lättern bestehen, zwischen welchem sich eine drehbar befestigte Papierscheibe befindet, die mit Verschiedenen Bildern Und Ansichten ver sehen ist. Auf der Ansichttseite der Karte ist nun entsprechender Aufschnitt gemacht, so daß beim Drehen der Scheibe di« einzelnen Bilde» nacheinander sichtbar werden. N«ch einer Ent scheidung de« ReichS-Postamte» ist bei diesen Karten di« psstordnungigemäß vorgeschriebene Prüfung Nicht ohne weiteres möglich und in- solgedeffen die Versendung derselben als Druck sache unzulässig. Selbstverständlich dürfen der artige Karten auch nicht gegen Postkartrntaxe befördert werden; die Versendung solcher oder ähnlicher Karten ist also nur unter Umschlag al» Brief möglich. — E» sei noch darau! hingewiesen, daß unzulässige Drucksachen nicht mit Strafporto belastet, sondern dem Absender zurückgegeben oder fall« dieser unbekannt, einfach vernichtet werden. Medingen. Unsere hiesige Kirche wird in den nächsten Wochen im Innern renoviert werden, wozu Herr Geh. Rat Dr. Mehnert gütigst die Mittel gewähren wird. Die Maler arbeiten werden durch Herrn Malermeister Buck in Ottendorf ausgeführt. Während dieser Zeit kommen die Gottesdienste in Wegfall, weshalb die Gemeinde nach GroßdittmannSdor verwiesen wird. Radebeul. Am Donnerstag aben wurde in einer gemeinsamen Sitzung der Ge meinderäte von Radebeul und Serkowitz m 7 gegen 6 Stimmen beschlossen, die beiden Gemeinden vom 1. Juni nächsten Jahres a zu vereinigen. Die nächste Gemeinderatssitzun wird da» letzte Wort in dieser Angrlegenhe sprechen. Radeberg. Durch den Tod der Frau Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. 3. Jahrgang. willen Feiertage wurde er vom Gendarm ab- geführt. Leipzig. Die Bauhilfsarbeiter hielten am Donnerstag eine Versammlung ab, in der le den Mindeststundenlohn um 10 Pfg. niedriger als den der Maurer und Zimmerer (78 Pfg.) festsetzten, Beseitigung der Akkord arbeit aber und 25 Proz. Lohnzuschlag bei leberstundenarbeit bestimmen wollten. Die Arbeitgeber wollen aber nur auf der Grund lage eine» Mindeststundenlohne» von 40 Pfg. verhandeln. Die Versammlung war für Arbeits einstellung, über einen bezüglichen Antrag onnte jedoch nicht abgestimmt werden, da die Versammlung wegen ungesetzlichen Redens eines Teilnehmer» polizeilich aufgelöst werden mußte. — Das sozialdemokratische Volkshaus macht chlechte Geschäfte. Al» e» vor einiger Zeit nach Ankauf des großen Vergnügungsetablissements „Kolosseum" mit schweren Geldkosten eröffnet wurde, hatte man nicht mit den Jndifferenlismus der Arbeiterschaft gerechnet. Fast alle Vereine, welche im „Kolosseum" getagt hatten, meiden )as „Volkshaus", auch solche, deren Mitglieder n der Mehrzahl aus Arbeitern bestehen. Be- önderS entrüstet ist die „Volksstimme", das Chemnitzer Parteiorgan, darüber, daß sogar ein Radfahrerverein, an besten Spitze ein gewerk- chaftlich Organisierter steht, ausgezogen ist; )a»selbe habe ein Turnverein getan, der von einem der ärmsten Proletarier geleitet werde. Trotz dieser wenig ermutigenden Erfahrungen jat die Sozialdemokratie in Leipzig das große Etablissement „Tivoli" zu gleichem Zwecke an gekauft und zwar für den Preis von 560000 Mk. Bad Elster. Beim Radfahren schwer verunglückt ist am Pfingstsonnabend auf der zwischen Neuberg und Krugsreuth in Böhmen Herr Apotheker C. Klinger von hier, bekannt durch seine schriftstellerischen Arbeiten über Bad Aster. Klinger wurde blutüberströmt und be- innungtlos von einem Bierfahrer aus Schön- vald in Bayern in einem Straßengraben bei der Adlerschen Fabrik in Neuberg aufgefunden. Der Arzt stellte einen Knochenbruch de» linken Oberschenkel», sowie einer Halsringbruch fest. Chemnitz. Donnerstag vormittag ver unglückte auf dem Ladegleise des Bahnhofes Altchemnitz der bei der Speditionsfirma Heyns Nachfolger in Chemnitz beschäftigte Geschirrführer Kirbach dadurch, daß er von einem ablaufenden Wagen erfaßt und umgeworfen wurde. Leider sind ihm dabei der rechte Ober- und linke Unter schenkel überfahren worden. Der Unglückliche wurde dem Stadtkrankenhause Chemnitz zuge führt. Olbernhau. Am Pfingstsonnabend kamen zwei in der Weinholdschen Tischlerei beschäftigte Tschechen in Streit, wobei der eine den andern mit einem scharfen Instrument in den Hals stach, sodaß der Verletzte sofort Aufnahme im Krankenhause finden mußte. Der Täter wurde in» GerichtSgefängni» zu Olberhau eingeliefert. Zwickau. Auf einem Neubau an der Alexanderstraße spielte ein dort beschäftigter 15jähriger Zimmerlehrling während der Früh stückspause mit einem Teschin und schoß letzteres schließlich im Glauben, daß es nicht geladen sei, auf einen zweite», 16 Jahre alten Lehrling ab, dem dabei fünf Schrote ins Gesicht drangen. Man schaffte den Verletzten mittels Wagens in da» Stadtkrankenhaus. Zittau. Am Dienstag abend erlitt ein Radfahrer dadurch einen Unfall, daß er die Gewalt über sein Rad verlor, stürzte und in die große Fensterscheibe eines an der Ecke der Bautznerstraße- und Lindenstraße gelegenen Glas- und Porzellangeschäfts hineinfiel. Die Schaufensterscheibe ging dabei in Trümmer und verschiedene der ausgestellten Gegenstände wurden beschädigt. Der Radfahrer trug blutende Verletzungen davon. Görlitz. Auf dem in Moys bei Görlitz gelegenen Braunkohlenbergwerke „FriedrichAnna" sind zwei in einem Stollen befindliche Berg- ltut« verschüttet worden.