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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau uud des Finanzamtes Sebnitz Gemeindeverbands-Girokonto: Bad Schandau 36 — Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau — Postscheckkonto: Dresden Nr. 333 27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitmig Bad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugspreis halbmonatlich ins Hans gebracht 80 Gold-Pfg., für Selbstabholer 80 Gold-Psg. Einz. Nummer 10 Äold-Pfg. — Bei Prodnklionsvcrte»crnngcn, Erhöhungen der Löhne und Maieralicupreise behalten wir nnS das blecht der Nachforderung vor Sächsische Schweiz Tageszeitung flir die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postelwitz, Prossen, Nathmannsdorf, Nelnhardtsdorf, Schmilka, Schäna, Waltersdorf, Wendisch» sähre, sowie flir das Gcsamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeiluug, Alma Hieke — Verantwortlich: K. Nohrlapper Anzeigenpreis (in Goldmark): die 7gcspallcuc 35 mm breite Vetilzcilc 15 Psg., für ans« wärligc Anflraggcbcr 20 Pfg., 85 mm breite Ncklamezcste 80 Psg. Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. — Bei Wiederholungen wird enlsprcchender Nabalt gewahrt Anzeigenannahme für alle in- uud ausländischen Zeitungen Nichterscheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streik, Aussperrung, Betriebsstörung ulw. berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung. Nr. 142 Bad Schandau, Freitag, den 20. Juni MH 68. Zahrg. Für eilige Leser. * In französischen Gcfängnnisscn befinden sich noch 1-157, lr, belgischen 1-10 deutsche Nuhrgcsangcne. * Der Österreichisch-Deutsche Volksbund hält seinen Bundes tag am 21. Juni in: Ncichstagsgebäude ab. '* Die Besprechungen zwischen Macdonald und dem neuen französischen Ministerpräsidenten Herriot finden Sonnabend und Sonntag, den 21. und W. Juni, statt. * Der Deutsche Reichstag eröffnet am DienStag, den 21. Juni, wieder seine Tagungen. Der bisherige Botschafter Frankreichs in Berlin, de Mar» gerie, soll, nach französischen Meldungen, abbcrusen und der Posten neu beseht wcrdeir. * Eine ans Köln verbreitete Nachricht, die Nentenbank be absichtige. weitere 100 Millionen Rentcnmark anszugeben, ist nach amtlicher Mitteilung unrichtig. * An Stelle dcö bisherigen Chefs der Interalliierten Militär kontrollkommission General Rollet ist der General Manchac interi mistisch zum Vorsitzcudcn dieser Kommission ernannt worden. * Der französische Botschaslcr in Berlin de Margucrie begab sich gestern nach Paris, nm mit der neuen Negierung Fühlung zu nehme». * Nach Meldungen ans Washington ist es wahrscheinlich, daß Amerika, Frankreich und Japan gegen das chinesisch-russische Ab kommen Protest ciulcgcn werden. Reichstagsarbeit. Von einem parlamentarischen Mitarbeiter wird unS geschrieben: Man sicht der neuen Tagung des Reichstages, die am 24. Juni beginnen soll, mit nicht übermässig großem Interesse entgegen. Die Tagung wird ja — natürlich — ebenso kurz wie kurzweilig für die Tribüncnbcsuchcr wer det:. Das: sic nicht lang uud langweilig werden sollte, da für sorgen schot: die Kommnnistcn. Deren bisheriges Verhalten drängt nach einer Lösung. Lie wollen nicht bloß die Arbeit des Parlaments sabo tieren durch Skandal und Flötcngctön, sondern den Par lamentarismus als solchen in seinen Funktionen unmöglich machen, ihn von innen aushöhlcn. Den erstell Erfolg haben sie bereits errungen; denn durch die Weigerung, über die Verhandlungen des Auswärtigen Ausschusses das Schweigegebot innczuhalten, haben sie erreicht, das; dieser Ausschuß zur leeren Form geworden ist, da man ihm nun naturgemäß irgendwelche wichtigeren Dinge, die vertraulich zu behandeln sind, nicht mehr mit- teilt, sondern sich das für die Konferenz der Parteiführer aufspart. Diese werden ihren Fraktionen wenigstens An deutungen machen müssen; was aber das bei der bekannten Schwatzhaftigkeit vieler Leute gegebenenfalls für Folgen haben kann, braucht hier kaum gesagt zu werden. Wahrscheinlich aber wird der Reichstag die bevor- iehcnde kurze Tagung nicht dazu benutzen, um Ordnung m Hause zu schaffen durch eine energische Verschärfung einer Geschäftsordnung. Vielmehr werden die „De batten" der nächsten Tagung wohl auch wieder von der frisch-fröhlichen Lebendigkeit sein wie in der verflossenen. Grund dafür liegt genug in dem V e r a 1 u n g s st o f f. Zuerst sollen nämlich die A m n e st i c a n tr ä g e der Nationalsozialisten und der beiden Linksparteien auf die Tagesordnung gesetzt werden, und da wird, wenn der Klteftenansschuß nicht eine Beschränkung der Redezeit Vor sicht, ein lebhaftes Reden von rechts uud links anhcbcn. Ein Reden, das gefährlich sein kann, weil es an die kitz- lichsten Punkte unseres politischen Lebens rührt. Da wird es vielleicht doch passieren, daß sich der Neichstagspräsident von der nächsten Schupowache ein faustkampfgcwandtes „Überfallkommando" hcrantelephoniert. Und da man aus allen Blüten politischen Honig zu sangen entschlossen ist, wird auch die Behandlung der Beamte« besold ung und des Personalabbaus nicht gerade friedlich verlaufen. Ob man also überhaupt «och Zeit haben wird, wich tigere Dinge, wie die dcutschnationale Interpellation über die Not der Landwirtschaft und di« sozialdemo kratische über die Wirtschaftskrise und dis Ar beitslosigkeit, die dann solgeu sollen, zu behandeln — wenn die Regierung sich überhaupt auf die Beantwor tung einlassen wird —, sicht noch dahim Im übrigen mag cs auch ziemlich gleichgültig sein, da ja jeder mit seiner vorgefaßten und „unerschütterlichen" Meinung den Sitzungssaal des Reichstages betritt, und infolgedessen doch nichts Praktisches herauskommt. Die Dawes-Gesetze, also jene Entwürfe, die aus die Ausführung der Sachvcrständigenvorschläge abzielen, sind zwar im großen und ganzen fertiggestellt, bedürfen aber in den fortgesetzten Unterhandlungen mit der Entente noch mancher Regelung in den Einzelheiten. Sie sind, so weit sie bisher fertiggestellt sind, ja nichts anderes als diese Bestimmungen in die deutsche Gesetzessprache umge- modelt. Diese Entwürfe sollen dann, wenn nach vierzehn tägiger Pause der Reichstag wieder Zusammentritt, beraten und erlcdiat werden. Wie, ist vorlänfig noch ganz dunkel. Bedingungen für die Ruhrräumung Vor neuen Erklärungen Herriots. Paris, 19. Juni. In der Kammer erwartet man die ergänzenden Erklä rungen des Ministerpräsidenten Herriot zu derjenige» Stelle der Regierungserklärung, welche die Bediiignngrn für die Räumung de« N u h r g c b i c t c S enthält. Herriot wird dies Inn auf Grund einer Interpellation. Wenn die in beiden Linksparteien herrschende Auffassung zutrifft, so dürfte diese Auslegung dahin lauten, dass die Gesche über das neue Regime der Eisenbahn und die Vcrkchrsstcucr angenommen sein müssen, ferner, dass die notwendigen, in dem Sachverständigengutachten vorgesehenen Einrichtun gen, vor allen: die BctricbLgescllschaft der Eisenbahn und die Kontrollkommission eingesetzt sein müssen. Es ist mög lich, dast auch die Frage, unter welchen Voraussetzungen Frankreich dem Eintritt Dcntschlandö in den Völker- bund znstimmeu kann, in den Erklärungen Herriots «och- Malö ««geschnitten werden wird. Die Ausfassnng in Brüssel soll dahin gehen, daß sie Alliierten sich aus dem Ruhrgebiet zurückziehen würden, HbalD der deutsche Reichstag die notwendigen Gesetze an- zcnommen hätte, die das Sachverständigengutachten für die Schaffung der Garantien Vorsicht. Die belgische Eisenbahiv- regic würde In eine Art Kontrollshstem verwandelt werden, das vor der Einrichtung der Regie bestand. Die belgische Negierung betrachte die im Gntachten vorgesehenen dent« sehen Zahlungen nicht als Maxi m u m , sondern als M i - «im um. Vielleicht würde eine Erhöhung des auf Belgien entfallenden Prozentsatzes der deutschen Zahlung verlangt werden. Eine Regelung der Sichcrhcitsfrage iönne nur durch eine interalliierte Konferenz erreicht werden, für die die bevorstehende Besprechung der Prcmic- uinistcr die beste Vorbereitung sei. Der soeben aus Paris wrückgckehrte belgische Außenminister Hy m ann s er- llärte, erst nach der Zusammcnknnst Herriots mit Mac- wnald könnten die internationalen Probleme gründlicher» besprochen werden. Er dürfe aber schon heute sagen, dast sch in den französisch-belgischen Programmen nichts gc- indcrt habe und daß die Übereinstimmung zwischen Paris und Brüssel die gleiche wie früher sei. Und dann im Herbst soll der Reichstag erst an seine eigentliche Aufgabe, die E t a t s b e r a t u n g, hcran- tretcu. Freilich wird er dann einen überaus eingeschränk te« Eta: vorfittdc«: der Eiscttbahubetricb, ci« großer Teil der indirekten Steuern untersteht dam: nicht mehr der Hoheit nnd der Kontrolle des Staates, Stärko und Etat der Reichswehr sind fcstgelcgt, was mit der Währung zn- sammenhängt, sicht nnter internationaler Kontrolle und Regelung. Ebenso wird ans die Gestaltung des Haus halts die Entente maßgebendsten Einfluß habe». Vielleicht wird man dann auch daran gehe«, den allzu großen, allzu überflüssigen Reichstag etwas „abzubaucn". Keine Reisesteuer, aber Gebühren. Gestaffelter Tarif. Eine amtliche Mitteilung dcSNcichSfinanzministcriumS besagt: Die Ausstellung von steuerlichen Unbcdrnklichkeits- erklärungcn für Auslandsreisen bedenket für die Finanz ämter eine beträchtliche Arbeitsleistung. Es ist daher ange- zcigt, daß die Ncichsfinanzvcrwaltung für ihre im Jitteresic der Auslandsreiscndcn anfgcwandte Vcrwaltungsarbcit eine angemessene Gebühr erhebt. Zu diesem Zwecke ist eine Verordnung erlassen worden, die eine Gebühr von 10 Goldmark für die einzelne Reise v o in 20. Juni ab Vorsicht. Für Familicnpässe gilt die gleiche Gebühr wie für Einzclpässe. Die Gebühr beträgt für Unbedenklichkeitsvcrmerke, wenn der Unbedenklichkeitsvermerk für eine einmalige Aus reise ausgestellt wird, 10 Goldmark; wenn der Unbodenk- lichkeitsvermerk für beliebig häufige Ausreisen ausgestellt wird, bei einer Geltungsdauer von d^ei Monaten 25 Gold mark, von sechs Monaten 40 Goldmark, von mehr als sechs Monaten 60 Goldmark. " Für steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigungen beträgt die Gebühr die Hälfte der vorgesehenen Beträge. Für die Verlängerung von steuerlichen Unbedcnklichkcits- vermcrkcn und UnbedcnMchkeitsbeschcinigungen wird die gleiche Gebühr erhoben wie für die Ausstellung. Pnsrerleichtcrungcn. Der Reichsminister des Innern hat die geltenden P a ß b e st i m mu n g e n in einer Bekanntmachung znsammcngcfaßt. Diese Bekanntmachung bringt auch eine Reihe von Erleichterungen. So sollen die Pässe in der Regel aufzwciIahre und mit Geltung für das In- und Ausland ausgestellt werden. Bei Erteilung des Sichtvermerkes können die Be hörden auf das persönliche Erscheinen des Bewerbers ver zichten. Die Geltungsdauer der Sichtvermerke soll künftig nicht mehr vom Tage der Erteilung lausen, sondern Beginn und Ende der Geltungsdauer könne» nach dem tatsächlichen Bedürfnis des Reisenden festgesetzt werden. Gleichzeitig plant man eine Neuregelung des Paß- und Sichtvermerk- gebührcnivesens, die sich zur Förderung des Verkehrs an möglichst niedrige Sätze hält. Die neue Paßbekannt- machuno tritt am 1. Juli in K ralt. Abschaffung des Sichtvermerks. Berlin, 19. Juni. Der Außenhandelsverband hat sich mit einer Eingabe an die zuständigen Neichsbehörden gewandt, in der die Abschaffung des Sichtvermerks gefordert wird. Eg wird vorgeschlagen, daß an Stelle der bisher üblichen Methode der Ecteilung des Sichtvermerks ein Markensystem tritt, durch das die Ein« bezw. Durchreise durch Etnkleben der Marken in den Reisepaß gestattet wird. Diese Marken sollen durch die Paßstellen oder auch andere Berkehrsstellen, wie Handelskammern im In« und Aus ¬ lände, Reisebureous, Kurdirektioncn etc. gegen Zahlung der entsprechenden Gebühren abgegeben werden. Hierdurch würden alle die Schwierigkeiten, die sich aus der bisherigen Methode sür den Reisenden ergaben, behoben. Die Außen« handelsstelle erhofft von der Abschaffung des Disumzwanges in Deutschland einen Abbau der Berkehrsbeschränkungen auch in den übrigen Ländern Europas. Oi» Folqen ües Mordes an Die Krisc des Faszismus. Ganz Italic« ist durch dos Attentat gcgci: den sozial- vemokratischcn Abgeordneten Matteotti in fiebernde Er regung verseht, zumal der Mordtat noch so viele unaufge- klärte und geheinusisvolle Umstände anhaften, daß die i:n- zchcucrlichsten Gerüchte willigen Glauben sinden. Mussolini hat ein neues provisorisches Direkt«- um der Faszistischen Partei ernannt, nm eine strenge Disziplin im Hinblick ans den bevorstehen- )cn nationalen Parteikongreß purchzuführen. Die Abgeord- reten der Mehrheit sind mist zcfordert worden, sich nach ihren Wahlkreisen zu begeben and der Bevölkerung mitzu- ieilcn, daß die politische Situ- rtion keinerlei Änderung er fahren werde. Infolge eines von den Ge richtsbehörden erlassenen Haft befehls verhaftete die Polizei Niovanni Marinelli, thcmaligcs Mitglied des laizistischen Partcivorstandcs, unter der Beschuldigung, andere Personen dazu verkettet zu haben, den Abgeordneten Matteotti in gesetzwidriger Weise der persönlichen Freiheit zu berauben. Von sozia listischer Seite wird behauptet, die schrecklich verstümmelte Leiche Matteottis sei längst aufgefunden und in Nom auf dem Friedhof von Campo Verano in der Stille von der Regierung bcigcsctzt. Neunzehn Schüsse, acht Messerstiche! und viele Hiebe mit Stöcken und Totschlägern seien er forderlich gewesen, um den Unglücklichen ums Leben zu bringen. Mussolini wolle den Leichnam nicht ausliefern, weil der ärztliche Befund ein furchtbares Zeugnis gegen den Faszisnms gewesen wäre. Einer der Mörder soll nach den Blättern erklärt haben, Matteotti sei gleich, nachdem er ins Auto geschleppt war, seiner Papiere beranbt worden. Der überfallene habe sich tapfer gewehrt und seine Be dränger als Schurken, Feiglinge und Banditen bezeichnet. Schließlich habe man ihn mit Dolchstichen und Schüssen still gemacht, ehe das Auto Non: verlassen habe. Die Witwe Matteottis wurde bereits von Kardinal Gasparri empfangen und fall in den nächsten Tage« eine Audienz beim Papste haben. Aus alle« Teilen Italiens ström' die faszistische Nationalmiliz nach Non: zusammen. Auf den: Corso ziehe« die saszistischcn Stnrmtruppen mit Fahnen und Musik auf rind ab. Die Blätter wollen wissen, daß es zur Hauptsache sich darum gehandelt habe, Matteotti sein Aktenmaterial, welches er in seiner Kammerrede gegen eine Reihe von führenden Mitgliedern des Faszismus ver wenden wollte, zu entreißen. Rom, 19. Juni. Der „Corriere Italiano", die durch die Mordaffaire Matteotti sehr kompromittierte Zeitung, hat sein Erscheinen eingestellt. Das Blatt hat innerhalb