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Vesper in der Kreuzkirche. Dresden, Sonnabend den 8. November 1913, nachm. 2 Uhr. Neue Weisen aus Luthers Zeit. 1. Zwei Orgelstücke (Ritter „Geschichte -es Drgelspiels", Bö. II): a) H)räambulum (unbelanm), aus Leonhard Klebers geschriebenem Tabulatur buche, 1524 (Nr. 56). b) Arnold Schlick (7L?1n': „Maria zart, von edler Art", Lhoral-Durchführung. Aus: „Tabulaturen etlicher lobgesang" rc., 1512 (Nr. 10). 2. Stephan Mahu „Herr Gott, erhör' mein Stimm' und Klag ", Lied über Psalm 64 für Tenor-Solo mit Streichorchester. Aus: „ l 23 Neue teutsche geistliche Gesänge" von Georg Rhaw, Witten berg 1544. (Neu herausgegeben von Dr. Arnold Schering.) Herr Gott, erhör' mein Stimm' und Klag', Nein Leben alle Stund' und Tag Bewahr' vor Feindes Wüten. Vermeng' der Besten gnädiglich, Herr Gott, wollest verbergen mich. Vor ihrem To- behüten. Dann ihre Zungen schärfen sie Wider die Deinen je und je Nit List, da hilft kein Güte. 3. Zwei Ehorgesänge. Eingerichtet von Otto Richter. i^eb. um 1492 zu Zürich, gest. um 1555 als HofkapellmeisterX. "/ V in München, Luthers Lieblingskomponist /» Psalm 117 für sechsstimmigen Lhor (Kanon). Gedruckt bei Johannes Petrejus, Nürnberg 1539 (Denkmäler der Tonkunst in Bayern. Jahrgang III, Bü. 2). Daudate Dominum omnes Gen tes, Irmdate eum omnes populi. (^lioniam coniirmata est super nos misericordia ejus, et veritas Domini manet in aeternum. Lobet den Herrn, alle Heiden, preiset ihn, alle Völker. Denn seine Gnade und Wahrheit waltet über uns in Ewigkeit! b) Martin Luther Das „l4or> moriar" aus Luthers „schönem Lontitemini". Dreistimmiger Notettensatz des Reformators. 2m Tenor liegt die altliturgische Weise, welche Luther 1530 während des Augsburger Reichstages auf der Zeste Loburg sang. (Sie ruht auf den melodischen Gängen des 8. Psalmtones und dem sich daran schließenden 8. Tone der Luntica.) >>Ion moriar, sed vivam et ^ Ich werde nicht sterben, sondern narmbo Opera Domini. leben und -es Herrn Werk ver- j kündigen! (Ps. 118, V. 17.) 4. Aonoöikt Dutis ls°b. wahrscheinlich um 1480 zu Brügge): „Nun freut euch, lieben Christen gemein", „Ein Dank lied für die höchsten Wohlthaten, so uns Gott in Lhristo erzeigt hat". Wechselgesang zwischen Alt-Solo und Alt-Lhor mit Streichorchester. Aus: „123 Neue teutsche geistliche Gesänge" von Georg Rhaw, Wittenberg 1544. (Neu herausgegeben von Dr. Arnold Schering.) Nun freut euch, lieben Christen gemein Und laßt uns fröhlich springen. Daß wir getrost und all' in ein' Nit Lust und Liebe singen. Was Gott an uns gewendet hat, Und seine süße Wundertat, Gar teu'r hat er's erworben! Luther.