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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110427023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911042702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911042702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-04
- Tag 1911-04-27
-
Monat
1911-04
-
Jahr
1911
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Die Jstcinnahme au Zöllen, steuern und Gebühren hat nach der ersten Aufstellung, die später jedenfalls noch einer Berichtigung unter liegen wird, im grasten ganzen aber zutreffende Zah len bietet, im letztoerflossenen Rechnungsjahre 1910 rund 1481,6 Millionen Atari betragen, wobei aller üings der Fehlbetrag von 4,4 Millionen Marl, der sich bei der Betriebsauflage von Branntwein ergeben hat, nicht mitgerechnet ist. Da im Rcichshaushalts- etat für 1910 die Einnahme aus Zöllen, steuern und Gebühren auf 1441,5 Millionen Mart veranschlagt ist, jo hat demnach die Wirklichkeit den An schlag um etwa 40 Millionen Mark über troffen. Die Zölle haben 659,2 Millionen Mark oder 27.3 Millionen Mark über den Anschlag hinaus ein- gebracht, die Tabaksteuer 11,8 Millionen Mark oder 2,6 Millionen Mark weniger, die Zigarettensteuer 24,3 Millionen Mark oder 0,6 Millionen Mark mehr, die Zuckersteuer 151,1 Millionen Mart oder 3.9 Millionen Mart mehr, die Salzfteuer 60,2 Millionen Mart oder 2.2 Millionen Mark mehr, die Verbrauchsabgabe für Branntwein 157,4 Millionen Mark oder 22,6 Millionen Mark weniger, die Efsigsäureoer- brauchsabgabe 0,6 Millionen Mark oder 0,1 Mil lionen Mark mehr, die Schaumweinsteuer 9^8 Millionen Mark oder 0,4 Millionen Mark weniger, die Leuchtmittelsteuer 10 Millionen Mark oder 5 Millionen Mark weniger, die Zllndwaren- sieuer 14,1 Millionen Mark oder 0,9 Millionen Mark weniger, die Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 110.2 Millionen Mark oder 1,3 Millionen Mark weniger, der Spielkartenstempel 1,9 Millionen Mark oder 0.1 Millionen Mark mehr, die Wechselstempel steuer 18,4 Millionen Mark oder 1,6 Millionen Mark weniger, die Börsensteuer 79,8 Millionen Mark oder >7,3 Millionen Mark mehr, die Losesteuer 38,3 Mil lionen Mark oder 3,9 Millionen Mark weniger, der Frachturkundenstempel 16.1 Millionen Mark oder 1,4 Millionen Mark mehr, die Personenfahrkarten- sreuer 20,7 Millionen Mark oder 2,< Millionen Mark mehr, die Kraftfahrzeugsteuer 2,8 Millionen Mark oder 0.8 Millionen Mart mehr, die Tantiemensteuer 5.2 Millionen Mark oder 1,3 Millionen Mark mehr, der Schcckstempel 3,5 Millionen Mark oder 3,9 Mil lionen Mark weniger, der Grundstücksübertragungs stempel 42,8 Millionen Mark oder 17,3 Millionen Mark mehr, die Erbschaftssteuer 41,6 Millionen Mark oder 7,6 Millionen Mark mehr und die Statistische Gebühr 1,8 Millionen Mart oder 0,3 Millionen Mark mehr. Aus diesem Nachweis ist zu ersehen, daß die Branntweinverbrauchsabgabe, die L « u ch t m i t t e l st e u e r, der S ch e ck st e m p e l und die Losesteuer das Ergebnis u n g ü n st i g beein flußten, während zu einem günstigen Ergebnis die Zölle, der Grund st ücksübertragungs- stempel, die Börsenstcuer und die Erb - schaftssteuer beitrugen. — Also wieder «in Be weis, wie gut sich die Erbschaftssteuer be währt hat. Ihr Ausbau ist daher dringend zu empfehlen, um so mehr als dadurch auch einige der unbeliebten sogenannten Ersatzsteuern in Wegfall kommen könnten. Ueber üie IsHMche volksschulrelürm sprach am Donnerstagabend in einer Versammlung des Nationalliberalen Deutschen Reichsoereins zu Dresden der Vorsitzende des Schulausschusses dieses Vereins, Oberlandes- gerichtsrat Doch n. Er wies einleitend darauf hin, daß die wichtigste Frage für die nächste Session des sächsischen Landtages die der Neuordnung des Volks schulwesens sei. Tie Schwierigkeiten, die sich einer Neuordnung des Volksschulwesens entgegenstellen, seien nicht gering. Staat, Gemeinde, Kirche und Elternhaus seien an der Volksschule beteiligt, und be sonders die Kirche wolle ihren bisherigen Einfluß auf die Schule nicht preisgeben. Hierzu komme noch der leidige Kostenpunkt. Außerdem gebe es noch gewiße Kreise, die meinen, daß es nicht gut sei. dem Volke zuviel B i l d u n g beizubringen, weil es hierdurch unzufrieden und aufsässig gemacht werde. Und doch bleibe das Wort wahr: Bildung macht frei! Man habe einsehen gelernt, dast die Schule nichr nur den Verstand, sondern auch Gefühl und W illen zu bilden habe, und dast der Körperpflege und Schulhygiene eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken sei. Bei der Volksschulreform müsse vor allem bttont werden, dast die Schule eine Veranstaltung des Staates sei. Die Volksschule solle in erster Linie er zieherisch wirken, und es sollen sittlich-reli giöse Charaktere mit sozialem Bewußtsein herangezogen werden. Aus pädagogischen und so zialen. Gründen sei die Arbeitsschule (Werk unterrichts zu fordern. Das größte Gewicht sei auf die Körperpflege zu legen, und die Gesundheitspflege müsse als wesentlicher Unterrichtsgegenstand in den Lehrplan der Lehrerseminare ausgenommen werden. Aus sozialen Gründen sei die allgemeine Volksschule so einzurichten, daß innerhalb dem selben Schulgemeinde nicht mehrere Schulgattungen nebeneinander bestehen, sondern daß eine allgemeine Elementarschule eingerichtet wird, die der jetzigen mittleren Volksschule entspreche und von den Kin dern aller Volkskreise im Alter von 6 bis 10 Jahren zu besuchen sei. Privatschulen sollen denselben An forderungen wie die öffentlichen Schulen genügen. Die Schulgeldfreiheit sei einzufuhren und der Lehrerschaft sei eine bessere Vertretung im Schul vorstande als bisher zu gewähren. Innerhalb der Schule liege der Schwerpunkt in der Lehrerkanferenz. Die Disziplinarbcstimmungen seien veraltet und neu zu regeln. Zn den Lehrerseminaren sei das Haupt gewicht auf Pädagogik und ibre Hilfswissenschaften zu legen. Die Simultanschule sei eine poli tische Notwendigkeit. Wenn die Simultan schule in Baden, Hessen und Nassau möglich sei, dann sei sie in Sachsen erst recht durchführbar, wo etwa 95 Prozent Protestanten nur 5 Prozent Katholiken gegenüberstchen. Der Staat müsse auf Ausgleichung der konfessionellen Gegensätze hinarbeiten, und dazu sei die Simultanschule ein wichtiges Mittel. Es fehle dem Staate nur der Wille zur Macht. Der Reli gionsunterricht sei von den engen konfessio nellen Fesseln zu befreien, seines dogmatischen Charakters zu entkleiden und im Sinne der Zwickauer Thesen durch die Konzentration auf die Person Jesu lebensvoll zu gestalten. Die historische Methode der modernen Theologie und die ver gleichende Religionswissenschaft haben ganz neues Licht über das Christentum verbreitet. Die Kirche müsse, wenn sie eine Volkskirche sein wolle, die Tore weit aufmachen. Das alles sei zu bedenken, wenn man die Lehrerschaft zwingen wolle, konfessionellen Religionsunterricht an der Hand des Lutherichen Ka- chismus zu erteilen. Auch das konfessionelle Ge lübde der Lehrer sowie die Aufsicht der Kirche über den Religionsunterricht müßten beseitigt werden. Dissiüentenkinder seien auf Antrag der Eltern usw. von der Teilnahme am Religionsunterricht zu be freien. Die Koste ns rage sei vielleicht wie in Preußen durch Verteilung der Lasten auf Staat und Gemeinde zu regeln. Die Durchführung der Re form werde nicht ohne schwere Kämpfe abgeheu. Doch müßten die>e Kämpfe in anständiger Weise geführt werden. Das schlimmste wäre, wenn üie Re form zu einer Machtfragc gestempelt würde. — An die mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Aus führungen des Redners schloß sich noch eine anregende Debatte. Leine poUzeMunüe tür politische Versammlungen. Die Frage, ob Versammlungen wegen Eintritts der P o l i ze i st u n d e aufgelöst werden"dürfen, spielt zurzeit in Preußen in der Wahlagitation eine Rolle. Vielfach mußten liberale Versammlungen um 10 oder 11 Uhr auf^eine entsprechende Anweisung des be treffenden Sicherheitsbeamten hin geschlossen werden. Rechtlich ist es nicht klar, ob die Polizeibehörde dazu befugt ist. Um so dankenswerter ist es, daß jetzt eine Autorität auf dem Gebiete des Versammlungsrechts, der llniversitätsprofessor Geh. Justiziar Dr. An schütz, im „B. T." dazu das Wort nimmt. Anschütz kommr zu dem Schluß, dast die Auflösung der Ver sammlungen wegen Eintritts der Polizeistunde nicht zulässig ist. In seiner Darlegung uellt er zunächst fest, daß die Befugnis, die Polizeistunde festzufetzen, nicht auf Reichs-, sondern auf Landesgesetz be ruht. In Preußen stützt sie sich auf die allgemeine Bestimmung des Allgemeinen Landrechts, 8 10, II, 17, wonach die Polizei die zur Erhaltung der öffent lichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung erforderlichen Anstalten zu treffen hat. Solche allgemeine Vorschriften des Landrechts sind nun aber, wie Prof. Anschütz weiter auefllhrt, durch § 1, Abs. 2 des Reichsvereinsgesetzcs Ver einen gegenüber ganz aufgehoben, und Versammlungen gegenüber sehr ein geschränkt. 81 Absatz 2 des Reichsoereinsgefetzes lautet: „Die allgemeinen s i ch e r h e i t s polizeilichen Bestimmungen des LanDrechtes finden (nämlich: außer und neben den Bestimmungen des Reichsvcr- einsgesetzes) Anwendung, soweit es sich um die Verhütung unmittelbarer Gefahr für Leben und Gesundheit der Teilneh- mer an einer Versammlung handelt." „Dieser wichtige Satz ist vom Reichstage einge schaltet worden, um willkürliche und schikanöse Be einträchtigungen der Vereins- und Versammlungs freiheit auf Grund von Kautschukparagraphen der angegebenen Art zu verhindern. Er schaltet den 8 10. II, 17 des Allgemeinen Landrechts Vereinen gegenüber ganz aus (so daß Vereinen gegenüber Polizeimaßregeln nur auf Grund des Reichsvereins- aesetzes zulässig sind) und beschränkt ihn Versamm lungen gegenüber sehr erheblich. Diese Beschränkun gen liegen in den Worten „Teilnesizner" (wodurch Dritte, also z. B. die durch den Dersammlungslärm gestörte Nachbarschaft, ausscheiden), „unmittelbare Gefahr" und „sicherheitspolizeiliche Bestimmungen". Es ist also mit 8 1 Absatz 2 wohl vereinbar, wenn Vie Polizei ein« Versammlung zum Beispiel wegen lebens- und gefundheitsgefährlicher Ueberfüllung des Lokals, wegen Einsturz- oder Fcuersgcfahr auslöst, nicht aber gestattet 8 1 Absatz 2 die Auflösung aus rein ordnungspolizeilichen Gründen (soweit solche nicht im Neichsvcreinsgesetz ausdrücklich angegeben sind.) Da nun niemand behaupten wird, dast das Tagen einer Versammlung über die Polizeistunde hinaus zu einer Gefährdung des Lebens oder der Ge sundheit der Versammelten führt, die Polizeistunde vielmehr zu denjenigen Einrichtungen gehört, welche einen rein und ausgeprägt ordnungspolizeilichen Charakter haben, so sind die landesgesetzlichen Be stimmungen, welche die Festsetzung einer Polizei stunde gestatten, Versammlungen gegenüber durch 8 1 Absatz 2 a. a. O. aufgehoben, unbeschadet des Rechts der Polizei, nach Eintritt der Polizeistunde den Lchankwirtschaftsbetrieb in dem Versammlungs raum zu untersagen." Soweit die Darlegung des Professors Anschütz, deren Stichhaltigkeit wohl niemand bezweifeln wird. Die Mehrzahl der Kommentatoren zum Reichsver- einsaesetz kommt zum gleichen Ergebnis, so dast man wohl erwarten kann, dast sich die betreffenden Behör den in ihren Entscheidungen auch danach richtens plllitilche Nachrichten. Nochmals die französischen Eisenbahner. Paris, 27. April. (Tel.) Dem „Echo de Paris ' zufolge haben nun auch die Paris —Lyon — M i t t e l m ee r b a h n und die Süd bahn dem Arbeitsminister mitgeteilt, daß sie seiner Aufforderung betreffs Wrederanstellung der ent las senenEisenbahner nicht nachkommen können. Sobald die Antworten aller Bahngesellschaften ein getroffen sind, wird das Ministerium über die hier durch geschaffene Lage beraten. Voraussichtliche Aussperrung von 40 KKO Arbeitern. Kopenhagen, 27. April. (Telegramm.) Die Ar beitgeber haben die Einigungsvorschläge der Arbeiter rundweg a b g e l e h n t. Da die Ar beiter ihre Vorschläge als ein Ultimatum bezeichnet haben, so steht zu erwarten, dast, wenn die Be dingungen der Arbeitnehmer nicht noch in letzter Stunde angenommen werden, heute weitere 40 000 Arbeiter ausgesperrt werden. Anklagen gegen amerikanische Eisenbahngesellschasten. Lleveland, 27. April. iTelearamm.) Die Bundes grandjury brachte neuerdings Anklagen gegen die Lake Shore and Michigan Southern Railway Com pany ein, die der Verabredung zur V e r l e tz u n g des Elkinschen Rabattgesetzes beschuldigt wird. Außerdem wurden Anklagen gegen die Penn syloaniabahn, die Lake Shore und üie Bessemer Lake Erie Railway sowie die New York, Chicago and St. Louis Railway Company eingebracht, und zwar wegen Rabatt gewährung. Im Falle die Ge sellschaften dieser Vergehen überführt werden, können sie zu Geldstrafen von mehreren Millionen Dollar verurteilt werden. Englische Eisenbahnwünsche in Südpersien. Teheran, 27. April. (Telegramm.) England machte jüngst der Regierung in Persien die Mit teilung betr. den Bau einer Eisenbahn inSüd- persien. Eine amtliche Aeusterung hierüber liegt nicht vor, aber man hat Grund anzunehmen, daß Eng land das Optionsrecht auf den Bau der Linie Chor — Musa am Persischen Golf nach einer Stadt in der Provinz L u r i st a n innerhalb der britischen Jnteressenzone fordert. Die Mitteilung der persischen Das Grüne Nuw. Roman von August Weiß!. SH (Nachdruck verbalen.) Der Pollzeirat verneigte sich achtungsvoll und küßte die Hand, die ihm die Baronin liebenswürdig bot. Mit dem Geständnis schien sich Meta eine schwere Last vom Herzen gesprochen zu haben. Sie war wie umgewandelt. Mit Hellen Augen kehrte sie in den Salon zurück, in dem Hauptznann Fernkorn und Kommissar Martens schweigend warteten. Meta eilte auf ihren Verlobten zu, ergriff seine Hände, sah ihm tief in die Augen und sagte bloß: Jetzt ist alles — alles wieder gut!" Die Blicke des Hauptmanns wanderten fragend zum Polizeirat Wurz hinüber, der sich zustimmend verbeugte und die Worte der Baronin wiederholte. .,3a, jetzt ist alles wieder gut!" „Willst du mir nicht sagen", fragte Fernkorn in etwas scharfem Ton«, „welche Geheimnisse du dem Herrn Polizeirat anoertraut hast?" ,^Aber natürlich! Sofort!" sie legte ihren Arm in den des Hauptmanns und zog ihn auf den Divan neben sich nieder. „Soweit mich di« Sache interessiert, erbitte ich mir über drei Punkte eine Aufklärung: Erstens: Wer war der Ermordete und war er mit der Baronin tat sächlich verlobt? Zweitens: Ist Meta an der Tat be teiligt und in welcher Weise? Drittens: Was enthielt die Aktentasche?" „Die drei Fragen find sehr leicht beantwortet, Herr Hauptmann", antwortete Wurz an Stell« der Baronin. „Der Ermordete war der Bruder Ihrer Braut, wodurch der Verdacht der Täterschaft von selbst wegfällt, und die Aktentasche enthielt Familiendoku mente, die die Identität des Herrn Giorgio di Castell, mari vollständig beweisen." In den Augen des Haupmanns leuchtete es auf Wie Frühlingsschein zog es über jein Antlitz. „Wirklich?" rief er erfreut und blickte Meta an. die zu ibm aufsah und nickte. „Also ist alles nicht wahr? Du hast mit der ganzen Sache nichts zu tun? Arme Meta! Wochenlang haben sie dich gequält ..." Der Hauptmann beugte sich über die Hand seiner Braut, streichelte sie und führte sie an seine Lippen. In der ersten Aufwallung kam kein anderes Gefühl zum Durchbruch als das der Sorge und Zärtlichkeit für die Geliebte. Ein dankbarer Blick aus den Augen Metas traf den Polizeirat. Den Ausdruck der Uebervaschung, der sich im Ant litz des Kommissars Doktor Martens widerspiegelte, schien der Polizeirat vollständig zu übersehen. „Ich fteue mich sehr, daß meine Reise ein alle Teile jo befriedigendes Resultat ergeben hat und hoffe, daß die Herrschaften in Wien mich nicht ganz vergessen und mich unterstützen werden, wenn ich Ihrer Hilfe bedarf." Die Polizeibeamten verabschiedeten sich. Als der Wagen um die erste Ecke hinter dem Meierhof verschwand, ließ der Polizeirat halten und winkte dem Agenten Huber: „Sie bleiben auf alle Fäll« hier. Bewachen Sie unauffällig das Haus und folgen Sie ihr, falls sie einen andern Weg als den zum Bahnhof einschlagen sollte." Als die Pferde wieder anzogen, bemerkte Doktor Mattens: „Ganz glatt scheint also die Sache nicht abgelaufen zu sein." „Sie ist nicht die Mörderin", antwortete der Polizeirat trocken. „Bestimmt nicht?" „Bestimmt nicht!" „So haben wir drei Wochen lang eine falsche Spur verfolgt?" „Nein. Nur den Mord hat sie nicht begangen. Sonst ist sie ja stark engagiert bei der Sache. „Sie machte den Eindruck, als wäre es ihr ge lungen, auch den letzten Schein eines Verdachtes von sich abzuwälzen." „Zn Pontafel wird sich das ändern", antwortet« Wurz. „Bis zur Grenze bin ich bloß Reisebegleiter. Don dort ab wird sie sich meine Gesellschaft von Amts wegen gefallen lassen müssen." „Wollen Sie sie denn in Pontafel verhaften?" „Das hängt von den Aufschlüssen ab. die sie mir geben wird. Jedenfalls werde ich sie verhören." „Und wie steht die Sache mit dem Hauptmann?" „Vorläufig müssen wir ihn noch im Auge be bakten. Meinen Gefühlen nach ist er zwar gänzlich unschuldig, aber bevor ich nicht vollständig klar sehe, müssen wir auch ihm gegenüber vorsichtig sein." Eine kleine Weile fuhren di« Beamten schweigend weiter. Plötzlich fragte der Kommissar: „Richtig — di« Aktentasche, was enthielt denn die? Wirklich nur Familienpapiere?" „Nein. Die gestohlenen militärischen Dokumente!" Doktor Martens entfuhr ein Ausruf des Staunens. „Das hätte ich nicht erwartet!" „Ich auch nicht. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu dürfen, als ich die Papiere sah." „Ja — wie kommen denn die Papiere in den Bentz der Baronin? Wie kam der Hauptmann zu ihnen?^ lauteten die nächsten selbstverständlichen Fragen dcs Kommissars. Das wird sie uns in Pontafel sagen müssen. Was ich Ihnen mitgeteilt habe, Herr Doktor, war zu Ihrer Orientierung und dienstlich gesagt. Bitte, davon zu niemand, auch zu keinem Ihrer Kollegen, einen Ge brauch zu machen." „Gewiß, Herr Polizeirat." Der Wagen hielt vor dem Stationsgebäude. Die Beamten begaben sich in das gegenüberliegende Gast haus. um die Abfahrt des Zuges abzuwarten. Die Vorsicht des Polizeirates erwies sich als über flüssig. Zwanzig Minuten vor Abgang des Zuges erschien die Baronin auf dem Bahnhof am Arm des Hauptmanns. Fernkorn war sichtlich heiterer geworden. Der Baronin mußte es gelungen sein, seine letzten Be denken zu zerstreuen. Bis Pontafel wurde d«r erledigten Angelegenheit nicht mehr gedacht. Der Hauptmann und seine Braut faßen nahe aneinander gerückt. Sie waren derart miteinander beschäftigt, daß es ihnen gar nicht zum Bewußtsein kam, wie scharf der Polizeirat sie noch immer beobachtete. Die Baronin war Fernkorn aegen- über von freier, einfacher Natürlichkeit und fast kind licher Zärtlichkeit. Sie ist entschieden eine der be zauberndsten Frauen, dachten die beiden Polizei beamten und traten auf den Gang hinaus, das Paar nicht weiter zu stören. In Pontafel wollte die Baronin im Coup« bleiben. Wurz bat sie, ihm ins Jnspektionszimmer zu folgen, La er noch einiges mit ihr zu besprechen habc. Etwas befremdet willigte die Baronin ein. Der Hauptmann wollte sich anschließen, aber Wurz bestand darauf, die Baronin allein zu sprechen. Als der Polizeirat der Baronin im Jnspektions zimmer gegenüberstand, nahm er eine ernste Miene an. „Meine Amtspflicht gebietet mir, ehe wir weiter reisen, von Ihnen noch einige Aufklärungen zu fordern." „Bitte, bitte! Fragen Sie nur." „Ich muß Sie vorerst ausmerksam machen, daß Sic sich nach österreichischem Gesetze dadurch, daß Sie zur Mitwisserin eines Hochverrats geworden sind, ohne die Anzeige zu erstatten, eines Verbrechens schuldig gemacht haben. Wir befinden uns jetzt auf öfter reichischem Boden.' Ich müßte, so leid cs mir täte, Sre verhaften, wenn Ihre Antworten Sie nicht voll ständig entlasten könnten." Die Baronin zuckte zwar zusammen, als sie Las Wort „verhaften" hörte, verlor aber ihre Fassung nicht Stolz hob sie den kleinen Kopf noch höher. „Ich bin mir keiner Schuld bewußt", anwortete sie einfach. „Schön. Dann erlauben Sie die Frage: Woher haben Sie also die militärischen Dokumente, die Sic mir übergeben haben?" „Ich habe sie gekauft. Um eine hohe Summe ge kauft. Nur zu dem Zwecke, um sie dem Eigentümer zurückzustellen." „Sie haben also gewußt, wer diese Papiere besitzt. Sie haben den Dieb gekannt?" Die Baronin zögerte mit der Antwort. „Ich habe in Venedig durch einen Zufall erfahren, in wessen Händen die Dokumente sich befinden. Daraufhin eine Anzeige zu erstatten, hätte das Gegen- teil von dem bewirkt, was zu erreichen in meiner Ab- sicht lag. Ich wollte ja, wie ich schon gesagt habe, die Angelegenheit möglichst unauffällig ordnen. So bot ich dem betreffenden Manne dreißigtausend Kronen an. Aus eigener Tasche natürlich. Er willigte ein und sandte mir die Papiere. Das ist alles." Der Polizeirat sah die Baronin mit durch dringenden Blicken an. Die Fixierung war der Baronin offenbar un behaglich: denn sie fragte: „Sind Sie nun zufrieden?" Der Polizeirat zuckte die Achsel. (Fortsetzung folgt.)
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