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WnlMM TagMM Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- Icheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 1»S. Freitag, den 13. Mai 1881. Versteigerung. Im Steinbach'schen Gasthofe zu Langenchursdorf sollen nächsten Montag, den 16. Mai 1881 Nachmittags von » Uhr an verschiedene Kleiderstoffe, sowie eine alte Nähmaschine gegen sofortige Baar zahlung versteigert werden, was unter Bezugnahme auf das im eingangsge dachten Gasthofe aushängende specielle Verzeichniß der Auctionsgegenstände hierdurch bekannt gemacht wird. Waldenburg, am 10. Mai 1881. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Arnold. Großer Ausverkauf. Vom nächsten Sonnabend, den 14. Mai bis zum 22. Mai d. I. sollen in dem bisherigen Geschäftslokale des Kaufmanns Hin. Franz Barthel in Glauchau, Brüderstr. 17, die zur Konkursmasse desselben gehörigen Waaren- vorräthe als: Sommer- u. Winter-Jaquetts, Dollmanns, Regen mäntel, Unterröcke, Schürzen, Kinderkleidchen, Kindermäntel, Shlipfe, Cravatten, Reisedecken, Sommer- und Winter-Con- fectionsstoffe, Atlasse, Sammete, Futterstoffe u. s. w., durch den Unterzeichneten bedeutend unter dem Einkaufspreise verkauft werden. Glauchau, am 9. Mai 1881. Der Konkursverwalter. Uhlmann. Waldenburg, 12. Mai 1881. . Zur politischen Lage. Endlich hat sich die französische Regierung ange- geschickt, den Zweck der tunesischen Expedition zu verrathen. Ein Rundschreiben des französischen Ministers des Auswärtigen, Barthelemy's, bezeichnet als solchen die Sicherung der Ostgrenze Algiers gegen die illoyalen Umtriebe, deren Werkzeug oder Herd Bardo oft gewesen, alles was Frankreich vom Bey verlange, sei, daß man Frankreich gegenüber nicht feindselig sei; nichts stehe dem entgegen, daß Frankreich für Tunis ohne Eroberungen Das lhue, was es in Algier thue und was seitens Englands in Indien geschehen sei; das sei eine heilige Pflicht, welche der höheren Civüisation obliege gegenüber den weniger vorgeschrittenen Völkern. Das heißt also, vermöge seiner „höheren Cioilisation" ist Frankreich verpflichtet, Tunis unter seine Fittiche zu nehmen. Ueber die Fortschritte besagter Expedition in Tunis ist wenig zu berichten. Ein Theil der in Djedeida angekommenen französischen Truppen wird nach Bardo dirigirt, von einem Einmarsch in die Haupt stadt Tunis ist neuerdings keine Rede mehr; man glaubt damit die Verhandlungen mit dem Bey zu erleichtern, welche angeblich zum Zwecke haben, einen Garantie-Vertrag herzustellen, der alle Rechte der europäischen Nationen respectire, gleichzeitig aber die Sicherheit der Grenze von Algier befestige und eine Sicherstellung sei gegen die Erneuerung anti französischer Umtriebe. Frankreich hat bekanntlich gegen die Ein mischung der Pforte in die tunesische Angelegen heit protestirt. In dieser Protestnote heißt es: Frankreich sei gegenwärtig in einem Kriege mit einem Theile der tunesischen Bevölkerung, jede Ent sendung militärischer Streitkräfte seitens der otto- manischen Negierung nach Tunis werde als Feind seligkeit betrachtet. Die französichen Escadres werde Befehl haben, das türkische Geschwader auf seiner Fahrt aufzuhalten und sich durch Waffengewalt jeder Ausschiffung, auf welchem Regentschaftspunkte immer zu widersetzen. Die Ermordung des Sultans Abdul Aziz, der sich mit einer Scheere umgebracht haben sollte, wirbelt noch immer viel Staub auf. Die Untersuchung soll nun auch die Art und Weise, wie das Verbrechen begangen worden ist, ans Licht gebracht haben. Die erste Anzeige soll von einer der Frauen in Mahmud Damat's Harem, die sich vernachlässigt und schlecht behandelt fühlte, ausgegangen sein. Ein gewisser Fahry Bey, der zweite Kämmerer und Vertraute des Sultane Abdul Aziz, sei für die Ausübung des Verbrechens gewonnen worden. An dem hierfür bestimmten Abende habe er vor Allen Wachen an die Thüren der Appartements der Sultanin-Mutter gestellt, um dieselbe zu verhindern, zu ihrem Sohne u gelangen. Hieraus führte er zwei Eunuchen und einen professionsmäßigen Ringkämpfer Namens Po- mak Ibrahim, einen bulgarischen Muhamedaner in das Schlafzimmer des Sultans. Er selbst warf denselben auf das Sopha, setzte sich ihm auf den Kopf, um ihn am Schreien zu hindern, und rief dann dem Ibrahim zu, mit einem Dolch die Schlag adern an des Sultans Armen zu öffnen, während die beiden Schwarzen dessen Beine sesthielten. Ibrahim öffnete zuerst die Adern am rechten Arme; aber dem Sultan, der ein Mann von beträchtlicher Körper kraft war, gelang es, sich von der Last Fahry's zu befreien. Dieser faßte nun sein Opfer aufs Neue und versetzte dem unglücklichen Abdul Aziz so heftige Stöße, daß er dem selben mehrere Zähne einschlug, worauf Ibrahim auch die Ader am linken Arme öffnete. Der Sul tan wurde in Folge des Blutverlustes bald ohn mächtig und fiel zu Boden, worauf die Mörder das Gemach verließen, nachdem sie dem Sterbenden eine Scheere in die Hand gegeben, um den Anschein des Selbstmordes zu erwecken. Fahry kehrte bald darauf allein zurück, als ob er eben erst im Palaste ein getroffen wäre, fingirte Besorgniß, als er die Thür an des Sultans Schlafgemach verschlossen fand, alarmirle den Palast und ließ schließlich die Thür aussprengen, worauf man Abdul Aziz bereits entseelt fand. Fahry wußte nun seine Rolle so gut zu spielen, daß ihn nicht der mindeste Verdacht traf und er war es auch, der die Version verbreitete, der Sultan habe in einem Anfalle von Schwer- muth sich selbst getödtet. Bald nach der Katastrophe erschien Hussein Avni Pascha und ordnete die Auf bahrung der Leiche an. Dieselbe soll mehrere Stiche im Leibe gehabt haben; die Aerzte, welche berufen wurden, um ihr Gutachten über die Todesart ab zugeben, bekamen aber nur die Arme und das Ge sicht des Todten zu sehen. *Waldenburg, 12. Mai 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Prinz Wilhelm von Preußen ist in Wien zum Hauptmann in dem ungarischen Infanterie-Regiment Nr. 34 „König Wilhelm von Preußen," dessen In haber sein kaiserlicher Großvater ist, ernannt und trug bereits bei der Praterfahrt die Uniform des selben. Der deutsche Kriegercongreß in Frankfurt a. M. beschloß nach mehrstündiger Berathung „un ter vollständiger Wahrung der Selbstständigkeit und aller Eigenthümlichkeiten der einzelnen Landes-, Provinz- und Gauverbände einen Verband aller deutschen Kriegervereine." Die allgemeine Krieger kameradschaft erklärt sich für aufgelöst. Die Ver einigung, welche den Namen „Deutscher Krieger- verband" führt, nimmt zunächst die Satzungen des Deutschen Kriegerbundes an. Das geschäftsführende Präsidium des Deutschen Kriegerverbandes besteht bis zum nächsten Abgeordnetentage aus dem Vor stande des Deutschen Kriegerbundes, ferner je einem Vertreter der 2000 Mitglieder zählenden Verbände und folgenden Kameraden: Nau-Frankfurt, Seel- meyer-Berlin, Jungk-Simmern, Weinreis-Kreuznach, Dirsch-Berlin. Oesterreich. Am 10. d. Nachmittag wurden die Botschafter, die Gesandten und sonstigen Mitglieder des diplo matischen Corps, die Generalität, die Stabsoffiziere, die Truchsessen, Kämmerer und Geheime Nähe dem kronprinzlichen Paar durch den Minister des Auswärtigen, den Kriegsminister und den Obersthof meister in der Hofburg vorgestellt. Abends be gab sich das neuvermählte hohe Paar nach dem festlich illuminirten Laxenburg, wo dasselbe gegen 7*/s Uhr eintraf. Ihre königl. Hoheiten Prinz und Prinzessin Wilhelm von Preußen haben sich am 10. d. Nachmittag vom kronprinzlichen Paare ver abschiedet und traten am 11. d. abends die Rück reise nach Berlin an. Ungarn. Graf Appony interpellirte den Handelsminister, ob angesichts der Absicht der deutschen Reichsregie rung, betr. Erhöhung des Mehlzolles, der Fa den der stattfindenden Handelsvertrags-Verhandlun gen abgerissen sei und ob der ungarischen Mehl industrie wenigstens der Markt des österreichisch ungarischen Zollgebiets durch entsprechende Zölle vollständig gesichert werde? Frankreich. Das am 12. zur Vertheilung gelangende Gelb buch enthält 233 Depeschen und zerfällt in drei Theile: I) Der Zustand der Algiergrenze; 2) die Schwierigkeiten des Schutzes der dortigen fran zösischen Einwohner; 3) die Expedition gegen Tunis bis zum 2. Mai. Das erste Document ist ein Rundschreiben Barthelemy St. Hilaires, welcher die allgemeine Politik Frankreichs in Tunis und die Gründe und den Zweck der gegenwärtigen Expedi tion darlegt. Frankreichs Finanzen befinden sich in einem Zustande, wie er für einen Finanzminister kaum erfreulicher sein kann. In den ersten 14 Tagen des April haben die indirecten Steuern bereits einen Ueberschuß von 14'/- Millionen über den Voran schlag ergeben, also mehr als 1 Million pro Tag. Das Jahr 1881 scheint ein noch günstigeres werden zu sollen, als das Vorjahr. In den ersten 3'/- Monaten betragen die Mehreinnahmen bereits 66 Millionen, die sich folgendermaßen vertheilen: Ja nuar 18,572,000, Februar 18,882,000, März 14,443,000. Die erste Hälfte April kommt also bereits dem ganzen Monat März gleich. Wenn dieses Verhältniß, wie zu erwarten, bis zum Jahres schluß fortdaucrt, wird die gesammte Mehreinnahme