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WoikenHitd erscheinen drei Nummern. Pränumennions - Preis 22j Silbergr. (j ^klr.) vierleliadrlich, Z Lhlr. für dnS qanze 'ladr, odne (Lrködunq, in allen ^heilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. «Lomp., Iagerstraße Nr. 25 j, so wie von allen König!. Post Aemrern, angenommen. Literatur des Auslandes. ^1/ 85. Berlin, Dienstag den 16. Juli 1844 Süd-Amerika. Die Freistaaten vom Rio de la Plata. >. Montevideo. Seit Uruguay durch den Vertrag von 1828 sowohl von Brasilien als von Argentina (la Plata) unabhängig geworden ist, hat seine Hauptstadt Montevideo sich zu einer beträchtlichen Blüthe erhoben. Die Blokade von Buenos-Ayres durch die Franzose» hat auch dem Handel einen anderen Weg gewiesen, und die Schiffe, welche früher mit Mühe den Rio de la Plata hinaufsegelten, legten nun in Montevideo an. Diesen d.urch die Nothwendig keit herbeigeführten Bortheil hat Montevideo sich auch nach der Aufhebung der Blokade erhalten, da seine Regierung geregelter und minder despotisch ist als die von Buenos-AyreS. Letztere Stadt könnte nur dann ihr früheres Ucbergcwicht wiedercrlangen, wenn die Schifffahrt auf dem Parana und dem Uruguay vollkommen frei und sicher würde; denn gegenwärtig wird durch den Krieg der Provinzen mit der Hauptstadt und durch die Ansprüche des General Rosas auf den ausschließlichen Besitz des Paraguay die freie Zufuhr der Er zeugnisse aus dem Innern nach Buenos-Ayres gehindert. Politische und persönliche Rivalität der Parteihäupter hat nun schon seit einer Reihe von Jahren blutige Kriege zwischen den Freistaaten unterhalten, und noch ist kein Ende derselben abzusehen, obschon die unermeßlichen Ufer des Plata beiden Staaten Raum genug gewährt zur Entwickelung eines blühenden Wohlstandes. Frankreich, wegen seiner zahlreichen dort lebenden Unterthanen zum Einschreiten berechtigt, hätte durch entschiedenes Auftreten »en persönlichen Leidenschaften wohl ein Ziel setzen können, und es scheinen deshalb die in den Kammern neuerdings gehörten Vorwürfe hinreichend be gründet. Montevideo hatte vor zwanzig Jahren kaum >5,000 Einwohner, gegen wärtig zählt cs 40,000, von denen zwei Drittel Eingeborne, mit Einschluß der aus Argentina eiugewandcrten; das letzte Drittel besteht aus Fremden, und zwar meist aus Basken, Franzosen und Spaniern , die Zahl der Eng länder und Sarden ist gering, obgleich der größte Reichthum sich in de» Händen englischer Kaufleute befindet. Aber die französischen Kaufleute be ginnen mit den englischen zu wetteifern, wobei ihnen die Vorliebe der Be wohner für französische Fabrikate zu Statten kommt. In den ersten Viertel jahren von 1842 haben fünfundsiebzig französische Schiffe den Markt zu Montevideo besucht. Die noch junge französische Bevölkerung gewinnt mit jedem Jahre einen festeren Halt, zahlreiche baskische Arbeiter-Familien be reichern la Plata durch ihre Gewcrbthätigkeit. Gegen Ende des Jahres 1842 schlug man die Anzahl der französischen Basken auf 10,000 an, arbeitsame und einsichtige Leute. Sie' entscfsiNl"sich-1nchT"gernvon der Stadt; man braucht sie als Pflasterer und Maurer und besonders gern als Arbeiter in den Pökel.Anstalten und bn den Ziegel- und Kaltösen, wodurch sie freilich genöthigt werden, die Stadt zu verlassen. Ihren alten Gewohnheiten getreu, vergnügen sich die Basken an jedem Festtage mit Ballschlagen, ihrem Lieblingsspiele, und haben sich zu diesem Bedufe in der neuen Stadt eigene Säle gebaut. Selbst der ärmste Tage- Arbeiter hält eS für unerläßlich, jeden Abend seinen Kaffee in Gesellschaft einiger Freunde zu trinken. Dieser Hang zu geselligem Vergnügen sichert die Einheit der baskischen Bevölkerung, wogegen die unter den auSgewanderten Franzosen überall herrschende Zwietracht und Feindschaft um so mehr absticht. Die Basken schicken ihre Ersparnisse nach Frankreich. Ein Kaufmann, welcher diese Angelegenheit besorgte, schätzte die jährlich von diesen Arbeitern bcimgesandte Summe auf mehr als zwei Millionen Franken. Denn das Tage loh» ist so hoch, baß selbst ein ungeschickter Arbeiter täglich einen Piaster ver. dient. Freilich braucht er monatlich gegen fünfzehn Piaster für Wohnung und Kost, aber der Handwerker, der eben nur dieselben Ausgaben hat, kann täg lich drei Piaster verdienen. DM Die alte Stadtmauer ist der rasch anwachsenden Bevölkerung zu eng ge worden, man hat nach allen Seiten hinausbauen müssen, und so ist eine neue Stadt entstanden, regelmäßiger und luftiger als die alte. Doch bietet die Nähe der Küste so viel Vortheile, daß die Magazine noch in der alten Stadt liegen. An der Stelle der alten Ringmauer stehen neue Häuser, welche selten mehr als zwei Stockwerke haben; den Ort der früheren Citadclle nimmt jetzt der Marktplatz ein. Schon knüpft sich die rasch anwachsende Stadt durch nette Landhäuser an den Serro, welcher aus der entgegengesetzten Küste des von dem Meerbusen gebildeten Halbkreises liegt und woselbst sich die großen Pökel- und LederzurichtungS-Anstalten befinden. Die Gewalt der Pamperos, durch welche das Wasser des Plata selbst in der Bucht um fünf bis zehn Fu?' steigt, machen die Küste unbewohnbar, und deshalb sind alle Häuser Ni einiges^ Entfernung von den vom höchsten Wafferftande erreichten Punkten aus Hügel gebaut. Bis jetzt hat man noch keine Kunststraße angelegt, um die Verbin dung zu erleichtern, die deshalb vorzugsweise zu Wasser stattfindet, aber häufig durch Winde unterbrochen wird, die so heftig find, daß größere Schiffe während ihrer ganzen Dauer von der Communication mit dem Lande abge schnitten bleiben. Die öffentlichen Gebäude Montevideo s sind unbedeutend, nur die ein- - fache, aber großartige Domkirche ist erwähnenswerth; denn Montevideo ist keine alte Stadt, und die Herrschaft der Portugiesen war niemals so ge sichert, daß man hätte an die Errichtung von Prachtgebäuden denken können. Die Verwaltung der Banda Oriental hat nur für Magazine und Zoll-Aemtcr gesorgt ; doch ist bereits ein hölzerner Hafcndamm vorhanden, die Straßen werden geebnet und gepflastert, und man hat sogar vom Hafen nach dem Hauptmarkte der neuen Stadt eine Eisenbahn anlegen wollen. Ein englischer Kaufmann hat sich erboten, einen steinernen Hafendamm und steinerne Quai« zu bauen, wenn man ihm die Abgabe für das Ausladen der Schiffe auf fünf zehn Jahre überlassen will. Das dem Meere abgewonncne Erdreich soll zur Erbauung großer Speicher dienen. Im Jahre 1832 verkaufte die Regierung die Grundstücke, auf denen sich die neue Stadt erhebt, das Quadrat von tausend Vares ja 32 Zoll) zu 12,000 Franken, von welchen ein Viertel sogleich, das Uebrige binnen acht Jahren bezahlt werden mußte. Seit 1840 wird, je nach der verschiedenen Lage, die Bare derselben Grundstücke mit 16—25 Franken bezahlt. Am MeereSufer kostet die Bare 85 Franken. Im Jahre 1831 kostete, je nach der Entkernung von Montevideo, die Quadratmeile von 3600 Bares 5 — 8000 Franken; im Jahre 1835 schon 10—12,000, und im Jahre 1841 wurden vier Sucrtes von 2700 Bares, welche vierzig tfranzösische, vierundzwanzig deutsche) Meilen von der Stadt entfernt lagen, mit mehr als 20,000 Franken bezahlt. Eine von den Herren Deinell und Richard kürzlich angelegte Stearinlicht- Fabrik hat bereits eine bedeutende Ausdehnung erreicht; sie verwertpct den früher fortgeworsencn Talg der getödtcten Thiere. Trotz der Kosten der ersten Einrichtung in einem Lande, wo alle zur Fabrication nöthige Ingredienzien an Ort und Stelle bereitet werden müssen, liefert die Fabrik ihre Lichte um ein Drittheil billiger als die französischen, mit denen sie in der Güte des Er zeugnisses wetteifert. Da die Vereinigten Staaten ganz Amerika mit Lichten versehen, so kann das französische Etablissement zu Montevideo, wenn eS gut geleitet wird, in eine vortheilhafte Konkurrenz trete» und jenen aus den meisten Märkten Süd-Amerikas den Rang ablaufcn. Die großen Pökel-Anstalten können kaum Hände genug finden, um die Tausende von Thieren zu tödten und abzuledern, welche man ihnen so eilig als möglich aus dem Innern zuschickt, weil man befürchtet, daß sie später in die Hände der Soldaten fallen könnten. Vor einigen Jahren benutzte man bloß die Häute, welche eingesalzcn oder au der Sonne getrocknet »wurden; gegenwärtig schickt man die Hörner nach Europa, mit den Knochen heizt man die Ziegel-Oescn, die Haare werden verkauft und das Fleisch der gesunden Thiere an der Sonne getrocknet und nach Brasilien oder der Havanna geschickt. Da die Luft la Platas während der Sommerhitze durchaus frei von Feuchtig. keit ist, so trocknet das Fleisch rasch und erhält sich sehr gut. Man schätzt ein Rind aus 12 —15 Franken, und da die Unterhaltung der Heerden fast nichts kostet, ist über dieser mühelosen Einnahme der Ackerbau durchaus vernachlässigt worden. Auf 15,000 Quadratmeilen fruchtbaren und für alle Getraide geeigneten Bodens gewinnen 150,000 Einwohner bis jetzt noch nicht so viel, um die Mehl-Einfuhr aus den Vereinigten Staaten und Sardinien entbehren zu können, wobei noch der Umstand in Betracht kommt, daß die ländliche Bevölkerung wenig Brod ißt und fast nur von dem Fleische ihrer Heerden lebt. Drei Männer steigen zu Pferde und sprengen ins benach barte Feld, um einen der dort umherirrendcn Ochsen zu jagen. Der eine wirft dem Thiere eine Schlinge um den Hals, welche das an dieses Verfahren ge wöhnte Pferd durch seinen Widerstand zuzieht; der Ochse verliert den Athem, stürzt, und ein Messerstich in die Kehle endigt sein Leben. Sobald die letzten Zuckungen vorüber sind, wird das Thier an Ort und Stelle abgeledert, die Haut und die besten Stücke Fleisch mitgenommen und das Uebrige den Raub vögeln zurückgelaffen. In einer halben Stunde ist das Geschäft vollendet. DaS Fleisch wird in kleine Stücke geschnitten und an das Ende eines Stockes