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Dresdner Journal : 26.07.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186007267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1860
-
Monat
1860-07
- Tag 1860-07-26
-
Monat
1860-07
-
Jahr
1860
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1860
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Verantwortlicher Redakteur: 3- G. Hartmann. ,2 I» 4aU«üls tritt kost <u»a ,ckl»x Ltzo»»r»ru1«,rrist: ^«.eU<l>: 5 Ible. 10 K«e- io «so^oo. ^j»brl.- 1 „ 10 „ „ „ äoo»tllcl> io 0r—ä»a: 1!) K^r. Liotolo» kkowiuero: 1 Kxr. >« z 'I -»feratvlprrtst: kür äo» Loo» «io«r o«,p»>tao«v 2«Us: 1 n«r. votor „Li»^«,»o« ' <U« Loiloi 2 KU». Lrschrt«,: TlGlieb, mit Xososkw« ü«r 8ooo- Ustä keiortsU«, Xdooü» kür äoo kvlxeoüeo l'sx. Dres-nerImml rnserattnan»ah«t au»wärt«: l^tpstUi k». LitL»v»rrrr»», OomioissiooHr 6e» Or«»6»er lourosl»; »deoä»»«Ib«t: U. ttvskir»; ^Iloa»: L Lorlio: Ooorlvs'sck« Oucbb., tiri «u» rr»'» liureso; Lr»m»o: L. 8c»i.orr«; krso^kurt s. ».: )^ro«»'»cbt> liociiüsilülunx; L»ia: ^voi.»' Utv^sii»; ksri«: v. (28, rus üe» boo« eoksos); krs^E x,. xo»i.ico'» Duebknnäluiix. Herausgeber: Xvaixl. Lrpk'Iitioo 6»» llre^itnee iourosll, Orosäeo, >i«rieo«tr»»8<> kir. 7. Amtlicher Thell. Dntdnl, sr. IM. Tein, MajrstLt d«r einig sind heute Vormittag von Zwickau hier ringettoffrn und habe« sich «ach Pillisttz begeben. Dre-tze«, 25. Juli. Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent von Preußen find heute Bonnittag S Uhr von Eoblrnz hier eingrttoffen, im KSniglich Preu ßische« Gesandtschaft« -Hütrl abgetreten, haben Sich so dann «ach Pillnitz begeben und find von da Nachmittags ^4 Uhr nach Teplitz abgereist. Seine Königlich« Hoheit der Kronprinz ist heute Vormittag S Uhr von Baden-Baden wieder hier einge troffen. Vv-sdn», 23. Juli. Se. König!. Majestät haben geruht» die beim 14. Infanterie-Bataillon durch Auf- riickung erledigte Adjutantenstelle dem Oberleutnant D ö- rtng desselben Bataillon« zu übertragen und den Leut nant Körnig vom 1. Jäger-Bataillon zum Oberleut nant allergnädigst zu befüldern. Richtamllicher Shell. Nebers««». Telegraphische Nachrichten. ZeltVNgtschuu. (Neue Preußische Ztg. — Observer. — Noidische Birne.) Taaetgeschichte. Dresden: Anwesenheit Sr. königl. Hoheit de- Prinz-Regenten von Preußen. Zur Reise Sr. Majestät deS König- im Voigtlande. — Wien: Tagesbericht. Jüdische Lehrerbildungsanstalt. —Prag: Kaiserdurchreise. Wallfahrt nach Teplitz. Ein Mini sterium für LandeScultur angestrebt. Tschechische und protestantische Zeitschrift. — Pesth: Die jüngste« Unruhen. — Venedig: Eisenbahn nach Udine eröff net. — Berlin: Entbindung der Prinzessin Friedrich Wilhelm. Geschütze für Garibaldi. Diplomatisches. Württemberg beschickt den Juristentag officiell. — München: Der NuntiuS nach Lindau.—Eisenach: Prinzen von Orleans erwartet. — Pari-: Vom kai serlichen Hofe. Römische Anleihe. Kossuth »bgcrrist. Au» Beirut. Vermischtes. — Turin: Tagesbericht. — Neapel: Ruhestörungen in Tarent. Generale nach Messina. Festungen geräumt. — Madrid: Ta» grSbericht. — London: Der FrirdenSschluß in Sy rien. — St. Petersburg: Türkischer Consul t« TifliS. Bahnhofgrundstein gelegt. Kassenscheine ver- Kiscont. - peirut:. Türkische Kriyssch.ffe angekommen. — Hongkong: LnegSvorbereUungea. Scheitern französischer Dampfer. Erueuvvnaen LerseHimge» rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinztalnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Löbau. Oppach.) Vermischtes. Statistik vnd BolkSwirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Wien, 24 Juli. Die „Wiener Zeitung' mel det in ihrem Abendblatte folgende weitere Ruhe störungen in Pesth: Neuern aus Pesth telegra phisch ringelangtrn Nachrichten zufolge ist gestern, den 23. d. M., jede Ansammlung deS PublicumS mittelst MaueranschlagS bei Verhaftung polizei lich verboten worden. Infolge dessen zeigten sich nach 8 Uhr die Ansammlungen in der Gegend des Zrinyi'schen Kaffeehauses in geringer« Maße, als die Tage zuvor, und die Menge dürfte etwa nur 76V WO Köpfe betragen haben. ES wurden allsoglrich imposante Kräfte entwickelt und die Ver sammelten zum AuSeinandergehen im Sinne des Placats aufgefordert. Die Meisten entfernten sich stillschweigend, mehrere Säumige, darunter vier Personen ans dem Handwerkerstände, wurden ver haftet. Um 1v Uhr AbendS war die Ruhe voll kommen hergestellt ' «m - II Ilt I II1MM Teplitz, Mittwoch, 28. Juli. Ge. Majestät der Kaiser von Oesterreich hat gestern die Vor stellung der hier anwesende« österreichischen und preußischen NotaötlitLten rntgegeugenommen. Rach der kaiserliche« Tafel; welcher zwei Fürste» Rad- ziwtll beiwohnten, stattete der Kaiser Ihrer könig liche« Hoheit der grae«wärtig hier weilenden Priu- zessin Amalie von Dachsen, Schwester Sr. Maj. des Königs, einen Besuch ab. Heute Vormittag rrthriltr der Kaiser verschiedene Audienzen. Mit tags »erden die verschiedenen Spitäler und Etablis sements besucht. Seine königliche Hoheit dar Prinz-Regent von Preußen Mird um 6 Uhr hier erwartet. Keldmarschallleutnant Graf MensdorG- Ponilly wird den hohen Gast an der LandeSgreqge empfangen. (Bergl. unter „TageSgeschichte".) Marseille, Dienstag 24. Juli. Hier ringe- troffene Berichte aus Neapel vom 21 d. M. mel den, daß Garibaldi 8V0V biS 10,WO Freiwillige bei sich haben soll und daß man dessen Ausschiffung erwarte, Volksgruppen schrien iw Beisein könig licher Truppen: Es lebe Garibaldi! Roch etwa zehn Polizisten sind getödtet worden. Loudon, Dienstag, 24. Juli, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhauses bestätigte Lord John Russell, daß dir neapolitanischen Trup pen Sicilien räumen. Der König von Piemont habe einen Abgesandten an Garibaldi geschickt; zu welchem Zwecke, war Lord John Russell unbe- raunt. London, Mittwoch, 25. Juli. Die heutige „TimrS" schreibt: Der zwischen Drusen und Ma- roniten geschlossene Friede werde die Intervention in Syrien nicht hindern. Auch dir Moslems müß ten ihre Thaten verantworten. ES sei nöthig, Syrien mit Einwilligung der Pforte, nöthigen- falls auch trotz deren Widerspruch zu besetzen und. die Häupter und Mitschuldigen auch im wusel- männlschen Lager zu bestrafen. Dresden, 25. Juli. Unter der Aufschrift: „Dir „Zusammenkunft in Teplitz" bringt die „Neue Preußische Zeitung" folgenden Artikel: „Die Fortsetzung deS deutschen Für» stencongrrsseS von Baden; die persönliche Begegnung des Kaiser- von Oesterreich und de« Prinz - Regenten denk Pktzüßtn; die thatsächliche Verkündigung der MnlschW? Einheit in dem freundlichen Entgegenkommen der beiden deutschen Großmächte: eS darf kaum überraschen, wenn dies ebenso erfreuliche, al» folgenschwere Ereigniß von allen Seiten mit sehr verschiedenen Augen und noch ver schiedener«, Gefühlen betrachtet wird. Was wir seit lan ger Zeit ersehnt und erstrebt, was wir stets als die un erläßliche Bedingung der deutschen Einheit erhärtet: wir haben die Genugtuung, die Politik Preußens wiederum offen und unvcrhüllt in unsre Wege einlenken zu sehen rnd in dem deutschen Handschlage der beiden mächtigsten deutschen Fürsten die Erstlinge und das Unterpfand einer thatiächlichcn und heilsamen Einigung unser« Vaterlan des zu empfangen. Nicht, daß wir von dem Zusammen treffen der beiden Fürsten die Einheit Deutschlands mit magischer Wirkung erhofften. Die Einigung Deutschlands ist nicht das Werk eines Tages, und wir haben uns für die Schwierigkeiten und Hindernisse stets ein offenes Auge bewahrt. Andererseits freilich thcilen wir auch nicht die Besorgniß Derer, welche mit dem Entgegenkommen Preußens einer Steigerung der Ansprüche Oesterreichs Vorschub zu leisten meinen, oder die gar der Meinung Worte leihen, als könne der Prinz-Regent von Preußen neben dem Kaiser von Oesterreich auf die Rolle des Zwei te« herabgedrückt werden. Wer über die „definitiv-reorga- nisirte" preußische Armee gebietet, der ist auch dein Stärk sten und Besten ebenbürtig, und der Verlauf des ita lienischen Krieges hat dem österreichischen Cabinet dar über keinen Zweifel gelassen, daß Preußen nur eine wahr haft deutsche und in den rechten Grenzen sich bewegende Politik Oesterreich« zu unte«stützen gedenkt. Was daher die Zusammenkunft in Teplitz bedeutet: es ist nicht die fertige Einigkeit Deutschland«, es ist nur der Anfang und der gute Wille, eS ist aber daneben auch noch die unbedingte Berurtheilung aller jener Partei bestrebungen, welche die Bedeutung Preußens allein in dem Gegensätze gegen Oesterreich und die Einheit Deutschlands nur in dessen Zerreißung und in der Aus schließung des österreichischen Kaiserstaales zu finden wis sen. Wie in Baden die Integrität und Unverletzlich keit der kleinern Staaten und Fürsten, so wird in Trp- litz die Unverletzlichkeit und Untrennbarkeit de- großen deutschen Vaterlandes thatsächlich und feierlich verkündet. Verkündet wird aber damit zugleich, daß, so zahlreich und schwerwiegend auch die Fragen sein mögen, welche im Innern Deutschlands noch ihrer Lösung harren, doch keine dieser Fragen an die auswärtige Drohung und Gefahr heranreicht, und daher auch nicht dazu angethan ist, die Einigkeit der deutschen Fürsten und Staaten nach außen zu beeinträchtigen oder gar dem äußern Feinde eine Hand habe zu bieten, die innern Fragen als äußere auszubeu ten. Ein vergebliches Bemühen «st es deshalb auch, wenn der Liberalismus und seine Organe die Zusammenkunft in Teplitz lediglich als den Ausdruck de« Gegensatzes gegen ein angeblich drohendes russisch-französisches Bündniß dar- zustcllrn versuchen. Gegen ein solche« Bündniß ver sichert ja auch die Demokratie, versichert selbst der Na tionalverein, Front machen zu wollen. Es ist mithin nicht die Einigung Deutschland« an sich, sondern die Art und Weise seiner Einigung, mit welcher wir es heute zu thun haben, und hier ist cs eben der Schwindel des Nationalvereins und seiner nähern und entferntern Ge sinnungsgenossen, über welchen durch die berührte Zu sammenkunft officiell und definitiv der Stab gebrochen wird. So aufgeregt und verbittert sich daher der un verbesserliche Liberalismus auch geberdet: die nothwen- digen Folgen jener Zusammenkunft werden doch nicht lange auf sich warten lassen, und sie werden nicht bloS in der äußern, sondern auch in der innern Politik sich fühlbar machen." Der „Observer", welcher für ein Organ Lord Pakmrrston'S gilt, spricht sich neuerdings wiederholt für Aufrechterhaltung des Prineips derNichtintcrvention in Italien au«. „Das einzige Interesse, welches wir an der italienischen Frage haben — sagt derselbe —, besteht darin, daß wir den Italienern in ihren eigenen Angelegenheiten freie Hand lassen. Es würde zu Nicht- yelfen, wen« wir läugnrn wellten, daß unsre Sympa thien auf Seilen Derer stehen, welche Leben und Hei- math auf das Spiel setzen, um eine Freiheit, gleich der unsrigen, zu erringen. Was aber auch immer unsre in dividuellen Sympathien als Nation sein mögen, wir wollen unsre Ideen keinem andern Volke aufzwingen. Wir wünschen nichts weiter, als daß man die Italiener ruhig gewähren lasse. Darin erblicken wir das einzige Mittel, einem Zustande der Dinge ein Ende zu machen, welcher seit Jahrhunderten die Ruhe und den Frieden Europas gefährdet hat. So lange Italien schwach und uneinig ist, wird es einem großen Pulverthurme im Centrum Europas gleichen, den der kleinste Funke zum Aufstiegen bringen kann. Es ist eiir Glück, daß in dem gegenwärtigen Augenblicke die instinktiven Wünsche der Völker Italiens mit deir Interessen Europas zusammen fallen. Auf einer Vereinigung der verschiedenen zer streuten Staaten der Halbinsel zu einer einzigen starken und in sich geschlossenen Nation beruht die einzige Hoff nung auf eine wahre Unabhängigkeit Europas und auf den Frieden und die Sicherheit Südeuropas. Dieses Er- gebniß kann nur durch die freiwillige Thätigkeit der Völ ker Italiens erzielt werde». Wir geben Nichts aus künst liche diplomatische Arrangements, die einem widerstreben den Volke durch fremden Einfluß und fremde Jntriguen aufgezwungen werden." Der Beantwortung der Frage: „Wo und wann wird der Krieg ausbrrchcn?" widmet die „ Nordischc Dicne" vom 19. Juli einen langen Leitartikel. Daß der Friede in kurzer Zeit gestört werden müsse, davon ist das Blatt nämlich überzeugt; der Krieg, behauptet es, liege in der Luft, liege in den Verhältnissen, und der mächtigste und festeste Wille sei dagegen machtlos. Wenn man jetzt vom Kriege spreche, heißt cs weiter, so denke man zunächst an Frankreich. Hier bemüht sich der Artikel zu bewei sen, daß Napoleon weder England noch Deutschland an greifen werde noch könne, überhaupt nicht einen Krieg beginnen, sondern in denselben werde hineingezogen wer den. Italien werde nämlich bald zu einem neuen Kriegs ausbrüche Anlaß geben. Garibaldi habe nicht Sicilien, sondern ganz Italien im Auge, und nachdem sein erster und wichtigster Schritt von Erfolg gewesen, könne Nie mand am Gelingen seiner weitern Pläne zweifeln. Der Sturz der Bourbonen müsse auch den der weltlichen Macht deS PapstcS nach sich ziehen. Ihm werde Oester reich beizustchcn versuchen, dieser Versuch aber den Zu sammenstoß mit Piemont herbeiführcn, an welchem Kampfe sich dann auch Frankreich werde betheiligen müssen. Die sen unvermeidlichen Kampf, soweit möglich, nur auf Italien zu beschränken, das sei der Zweck der Reise Napoleons nach Baden gewesen. Er mußte die deut schen Souveräne davon überzeugen, daß eS für sie von keinem Interesse sei, Oesterreich in'Italien zu unter stützen. Daß diese Absicht Napoleons erreicht worden sei, beweise die Weigerung Preußens, dem Kaiser von Oesterreich seine italienischen Besitzungen und Ungarn zu garantiren! Tagesgeschichte. / Dresden, 25. Juli. Se. königl. Hoheit der Prinz- Megent von Preußen ist auf der Reise nach Teplitz heute Vormittag 9 Uhr zugleich mit Sr. königl. Hoheit dem zurückkehrenden Kronprinzen von Sachsen, von Leipzig kommend, hicrselbst eingetroffen und von den Sr. königl. Hoheit vorausgerersten königl. preußischen Ministern, Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen und dem Freiherrn v. Schleinitz, welche Sc. königl. Ho heit auf der Reise nach Teplitz begleiten werden, sowie von dem beim hiesigen königl. Hofe accreditirten königl. preußischen Gesandten, Herrn v. Savigny, empfangen worden und im königl. preußischen Gesandtschaftshotel abgestiegen. Jedwede Empfangsfeierlichkeiten waren auf ausdrücklichen Wunsch Sr. königl. Hoheit unterblieben. Um K12 Uhr statteten Se. Maj. der König von Sach sen, Allerhöchstwelcher um 11 Uhr von der Reise nach dein Voigtlande aus Zwickau hierher zurückgekchrt waren, Sr. kjjnigl. Hoheit dem Priyz-Regenten einen Besuch ab und begaben sich hierauf mit Höchstdcmselben nach Pillnitz. — (Tel.) Um A2 Uhr trafen Se. Majestät mit dem hohen Gaste in Pillnitz ein, wo Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und der Prinz Georg Höchstdcn- sclbcn empfingen und zu Ihrer Majestät der Königin geleiteten. Kurz vorher war Se. Durchlaucht der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen nebst Adjutanten eben daselbst angekommen und hatte bei Ihrer Majestät der Königin Visite gemacht. Um '^2 Uhr nahmen die aller höchsten und höchsten Herrschaften ein Dejcuner-dinatoire ein, wozu das hohe Gefolge Sr. k. Hoh. des Prinzregentcn, Fih. v. Schleinitz, wirklicher Geh. Rath v.Jllairr, General major v. Alvcnslcbcn, Legationsrath Baron v. Arnim, Oberst v. Doyen, Oberstleutnant v. Schimmclmann und v. Sccwald und Major v. Strubberg, außerdem der königl. preußische Gesandte Herr v. Savigny und die königl. säch sischen Minister des königl. Hauses und des Auswärtigen, Herr v. Zeschau und Frh. v. Beust gezogen wurden. Um '/,4 Uhr sind Se. königl. Hoheit der Prinz-Regent nebst Gefolge, in Begleitung des Herrn v. Savigny, von Pillnitz nach der Eisenbahnstation Niedersedlitz und von da «nittelst Ertrazug nach Teplitz wcitergcrcist. Dresden, 25. Juli. In Bezug auf die Reise Sr. Majestät des Königs nn Voigtlande haben wir heute folgende Berichte mitzutheilen: j* Schöneck, 23. Juli. An« gestrigen Nachmit tage beehrte Seine Majestät der König die Stadt Feuilleton. Norwegischer Lolköcharakter.*) «r Von Alcrandrr Ziegler. Die Norweger sind ein auf ihre freie Verfassung stolze-, aber auch ein gut behaustes Volk, wa« Sin« ftir Bequemlichkeit und häusliche Einrichtung hat. Ihre Häuser sind fest gebaut Und auf dem Lande meist mit Dächer« von Birkenrinde gedeckt. Die öfter- Wohlhaben heit, ja Reichthu« verkündenden Bauernhöfe haben Mit unter etwa- ungemein Patriarchalische-. Der norwegische Bauer ist aber auch der Edelmann und Freiherr seine« Lande- im wahren Sinne des Wortes, und überall prägt sich der Charakter der ernsten, stillen; schwermüthigen nordischen Natur auf den Menschen ab. Don großem Fveiheit-gefühle und Vaterlandsliebe beseelt, ist der nor wegische Bauer trotzdem in seinem Nationalstolze nicht abschreckend, sondern belcheide« und höflich, ohne Zwang gegen die Fremden. Er ist in seiner Armuth genüg sam, still, ernst und schweigsam, aber dennoch Freund der Geselligkeit und deS Humor«. Mit Artigkeit und freundlichem Sinn läßt sich der Bauer — so zu sagen — um den Finger wickeln, während man mit Prätensionen und Grobheit Nichts erreicht. Auf meiner Reise durch da- wild-romantische Halling- dal, ein- der schönsten Thäler Norwegen«, kam ich nach Tuff. Eine Menge Bauer« umstanden mich und mein Earriol und betrachteten un« neugierig — ohne mich aber anzureden. „God dag, godt Folk," rief ich lustig den Bauern *) Las dem soeben erschienenen Werke: „Meine Reisen im Norden. In Norwegen, aus den Orkney» m»d Schetiand-Iaseln, in kopplsnd und Vchweden Bon Ller- Ziegler, keipzig, 2.1. Weder. 1840. Zwei Stade." zu, sprang vom Wagen herab, mitten unter die Leute und gab ihnen die Hand. „Norge er et vakkert Land." Norwegen ist ein schöne« Land, sagte ich. „Ja, min Herre," antworteten zehn Stimmen auf einmal. „Hvad er du cgentlig sor en Landsman?" fragte mich ein junger Kerl. „Jeg er en Tydskcr." Ich bin ein Deutscher, er widerte ich. „Tydskland er et vakkert Land," antworteten Alle. „Ja, söndersor Folkeskikken er der ogsaa Folk som er Jaeres Stamforvante og tale Eder Sprog, men med en andcn forshjellig accent." Ja, Hinterm Berge wohnen auch noch Leute, setzte ich hinzu, welche Eure Stamm verwandten sind und Eure Sprache sprechen, jedoch mit einem andern, verschiedenen Accent. „Ja so," erwiderte eiir alter untersetzter Bonde. „Vi er nu saa dum, at wi bare kan vor enfoldige Bondemaal." Wir sind so dumm, daß wir nur unsre einfältige Bauern sprache rede« können. Aber mit dieser „Dummheit" der norwegischen Bauern hat cs Nichts zu sagen, denn sie sind mit gesundem Mutterwitz begabt und die Wahren und wirklichen Herren de» Landes. Sic sind freie, selbstständige, fleißige, patriotisch gesinnte und praktisch verständige Leute — wenn auch mitunter trotzig, starrköpfig, mißtrauisch und am Alten hängeiid. Auf den Bauern beruht zum großen Theil da- Glück des Landes; sie sind der Kern der Nation. Das Volk ist brav und ehrlich, und inan reist aller Orten sicher und ohne Gefahr. Eigenthum und Person sind überall geschützt und Bettler giebt eS nicht — wenigstens nirgend« auf dem Land«. An manchen Orten haben die Bauern für die mir geleisteten Dienste oder gewährten Unterhalt keine Bezahlung annehmen wollen. Auf den von Reisenden vielbesuchten Straßen kennt dagegen freilich, wie auch anderwärts, der Bauer den Werth des Geldes sehr gut und sucht wohl auch — wie ich aus eigner Erfahrung weiß — den Reisen den zu Lbervortheilcn. Im Allgemeinen kann man sich durch Abstreifen überschwenglicher Zumuthungcn, durch ein wenig Aufmerksamkeit und geringe Opferfähigkeit überall leicht freundliche Gesichter machen. In ganz Skandinavien herrscht auch bei dem Landvolke durch schnittlich ein gewisser äußerer Anstand, der sicher Jedem wohlthut und sich im Aeußcrn vor Allem in der Dar bringung des Grußes und in dem Berühren und Ab nehmen der Kopfbedeckung kund giebt. Beim Begegne« auf der Landstraße halten die Bauern oft ihre Carriolc an und entblößen den Kopf. Der Bauer, an und für sich langsam in Bewegung, zeigt auch im Charakter große Ruhe und Mäßigung, und selten stößt er harte Worte des Verweises aus. Auch hört man ihn selten laut lachen und noch viel weniger singen. Auf meinen ganzen Fahrten in Norwegen er innere ich mich überhaupt keines Gesanges im Freien. Diese starken, großen norwegischen Männer mrt sanfter Sprache beobachten im Gegentheil unter sich meist ein liebevolles Benehmen und kennen keine anmaßende Art. Zu leidenschaftlichen Ausbrüchen und zum Streit werden sie nur hingerissen, wenn sie von Getränken erhitzt sind. Dem Branntwcintrinkcn aber ist der Bauer im Allge meinen nicht abgeneigt, so viel auch gegen dieses Laster gethan wird. Eben so ist er öfter« stolz und streitsüchtig, z. B. in einigen Gegenden von Hardanger, und wird von den Dänen für schlau und listig gehalten. Im All gemeinen aber ist der norwegische Bauer, wie alle Berg bewohner, fromm und treu, hält sein gegebene« Wort, ist ernsthaft und herzhaft, kühn und trotzig, eigrnfinnig, gastlich und frrimüthig, geschickt im Holzschnitzen und i« mechanischen Arbeiten, durch Klima und Lebensart ab gehärtet, ein guter Fischer und Seemann, Wohl auch ei« gutes Mitglied der gesetzgebenden Versammlung des Storthing, welche» norwegische Parlament aus N Bauern und Städtern zusammengesetzt ist. In Bezug aus Erziehung, geistige Ausbildung und Stellung aber läßt sich nicht dasselbe sagen, vielleicht eben so wenig in Be treff des Zustande? der Sittlichkeit, wenn man nämlich den Worten des Norwegers Eilert Sund vertrauen darf, der ein mit starken Farben aufgetragenes Bild der Sitten losigkeit entwirft. (Schluß folgt.) DreSdrn. Am letzten Sonntage ist der erste Nach trag zu dem Kataloge der gegenwärtigen Aus sie llung von Werken der bildenden Kunst bei der k. Kunstakademie ausgegeben worden. Danach erreichen die ausgestellte« Kunstwerke bereits die Zahl von 314. Hiervon sind 194 Oclgcmälde, 102 Cartons, Zeichnungen, Aquarelle, Holz schnitte rc. und 18 plastische Arbeiten. x DaS Erzgebirge theilte bis vor kurzem mit mancher eS eben so wenig verdienenden Gegend da« Loo», von der Touristcnwclt auS Unbekanntschaft mit den wirklichen Verhältnissen im Allgemeine«« so ziemlich gemieden zu werden. Die lebendigere und schnellere Be wegung an seinem Fuße, die allgemach ihre Ausläufer bis ins Gebirge hinein zu treiben beginnt, scheint dies ändern zu sollen. Als gute Vorboten begrüßen wir die in neuester Zeit erschienenen erzgebirgischen Neisebücker. Sie werden sowohl in manchem Nahcwohnendcn die Lust erwecken, die bisher in der Ferne nur auf den großen Straßen gesuchte Erfrischung in diesem bisher verkannten Theile der Heimath zu finden, als auch, Dank der leich ten, weltfahrenden Beweglichkeit deS gedruckten Worte», dem einladenden Wink im größer« Publicum rasche Nach-
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