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Dresdner Journal : 05.08.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187508056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-08
- Tag 1875-08-05
-
Monat
1875-08
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1875
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^§17S Donnerstag, den 5. August. 1875. I» ss»L»« »«tcd»: ^LUrUeUu. . . 18 Hru^ ^sLLrlivd: 4 »1^ »0 ?k. Lior»!»« otumiuvri»: 10 kk. La««rk»Id äe» äouttvt»«» keicke» tritt?o»t- ns« 8tewj>«Iru»ot»I»ik diaiu. lv8er»t«uprei«v r THr Uso U»uru eioer ^vspalteooo I'stitrvlls: 20 kt. Ovtvr „Lin^vElUt" Ui« Loil«: SO ?k. LrsvdvlLea: 1'L^Iiol» oüt La»vLtnua ä«r Sooo- ooä keisrt»^«, ^UvoUs kür Uso kol^eoUso 7'»^. Dres-nn Zonrml. Verantwortlicher Redacleur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. ?li»»«r»t«»»»u»llw« »uuvrLrttr 1.«1p»t,: F> ^ranUrtetter, 6oouoi«iooLr U« vrssUnsr Uoorool»; vdooUos.: AuAeo FV-tt/ L»»doiU->«rU» Vt«L L»1p«tU »»,«1-Lr-»I»u-rr»»kt»rt » ^iaa«en«te»n ^OAisr; L«rUo Vl«ll-N»mdLrA-rr«g-l.»ip»i4 -I°r»oIllLrt ». N. LLocd»»: Nukt .VstLr/ 8»rUa: § ^ornict, /nvaktUe« c/ant , ^/ü> ce/«t,' Lrswso: L §c^t-tte, Lr«»l»o: F.. LVanAe-t- Nürvitu; Vd-mrut»: F r. ^o«at, Vrsolikorl » Ll.: F.' /«t^rr seUs o. t). üerrmun»» »oU« öo«UU., F1«uFelt<7o.,- SörUt»: /nv.-D., S»rm»vr: t>'. §c/»ü«i«r, k»ri»: F/uve», F»/itte, LuUier Oo., »tott^ort: DaltLe U L'o., ll»odorx: HettUAen, Visa: Oxpetrt N«r»usxeb«rr Uvuizl. LrpsUitioo Us» UrssUosr Uooro»i», DrosUev, !1>»rxLrstdvo»trLE dlo. 1. Amtlicher Theil. Dre-den, 4. August. Ihre Majestät die Königin sind heute Vormittags l i Uhr 20 Ntinuten im Hoflager zu Pillnitz tingetroffen. Nichtamtlicher Theil. «eb-rslch! Telearavtzisede Nachrichten. TageSgescinchte. (Dresden. Berlin. Aus Franken. Weimar. Wien. Lemberg. Czernowitz. Versailles. Bern. Madrid. London. Kopenhagen. Christianis. Rio-de- Janeiro.) Ernennunaen, Beisetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial - Nachrichten. (Chemnitz. Großenhain. Löbau.) Vermischtes. Statistik vnd BolkSwirthschaft. EingesandteS. Lotteriegewivnliste vom 3. August. Keuilletou. Inserate. Tageskalender. KSrsevnachrichtea. Telegraphische Witterungsberichte. Telkyraphtsche Nachrichten. Wien, Mittwoch, 3. August, Abends. (Corr.- Bur.) Die „Presse" bringt in ihrem heutigen Abend blatte alS „Nachtrag" folgende Mitthnlung über die heutige Audienz de« Fürsten von Serbien bei dem Kaiser Franz Joseph: Obwohl natürlich zur Stunde noch nicht bekannt ist, was Se. Majestät der Kaiser dem Fürsten Milan in der Audienz heute gesagt, können wir Das, was wir in der politischen Urbersicht diesbezüglich mitgetheilt (vgl. unter „Tagesgeschichte"), nur noch bestätigen, daß näm lich von Seite Oesterreichs ganz im Einvernehmen mit Rußland und Deutschland dem Fürsten hier klar ge macht werden wird, daß der Friede aufrcchterhalten und die Haltung Serbiens eine streng correcte bleiben müsse. Sowohl im eigenen, als im Interesse der Türkei dienen die Zusammenziehungen der Truppen an unserer Grenze lediglich dazu, die Neutralität strengstens aufrecht zu er halten. Uebrigens gilt in unseren officiellen Kreisen der Aufstand in der Herzegowina als in der Abnahme begriffen. Der Fürst Milan von Serbien empfing heute die Besuche de« deutschen Botschafters v Schweinitz und deS russischen Botschafter« v. Nowikow. Versailles, Dienstag, 3. August, AbendS. (W T. B.) Die Nationalversammlung beendigte in ihrer heutigen RachmittagSsitzung zunächst die Berathung de« Budget« und bewilligte den gefor derten Supplementarcredit von 300,000 Fres, zur Unterstützung politischer Auswanderer. Im wei teren Verlaufe der Sitzung wurde beschlossen, mor gen noch eine Sitzung zu halten und in derselben nur den Gesetzentwurf, betreffend den Bau der großen Pariser Gürtelbahn, zu berathen. In einer heute stattgehabten Versammlung der Mitglieder de« linken Centrum« hielt der Lor- fitzende desselben, Laboulaye, eine Schlußrede, in welcher er die Abschabung deS Belagerungszustan des, die Freiheit der WaAen und die Respectirung der Verfassung durch die Staatsbeamten und durch die verschiedenen Parteien alS das Programm de« linken Centrumö bezeichnete und die Meinung auSsprach, daß die Wahlen zu den Kammern gegen Ende diefe« Jahre« stattfindrn würden. San Sebastian, DienStag, 3. August, Rach- mittag«. (W. T. B.) Hier eingegangenen R«h richten zufolge hat die Nordarmee einen Ausfall auS Logrono gemacht und die Carlistische ArOee in ihren sehr festen Stellungen bei Liana aMe- griffen. Die Carlisten find auf Losarco« znrkck- geworfen und sämmtliche Positionen derselben »on den RegierungStruppen besetzt worden. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Madrid.) Athen, Dienötag, 3. August, Abend«. (Ä.T. B.) Ueber die Wahlen zur Deputirtenkammer lie gen bi« jetzt folgende Resultate vor: In Athen sind der Cultusmimster Arhallji und Philon, Beide der republikanischen Partei angehörig, gewählt worden; in Missolunghi der Ministerpräsident Trikupis und der ehemalige Ministerpräsident Deligeorgis; in Syra 4 Candidaten der constitutionellcn Partei; in Hydra 3 derselben Partei, darunter der vormalige Ministerpräsident Vulgaris. Ebenso wurden in Kqxfu 3 Anhänger der constitutionellen Partei gewählt, da runter der Kriegsminister Gennatais. New Aork, DienStag, 3. August, Abend«. (Eel. d. Dresdn. Journ.) Die Ueberschwemmungen in den westlichen Distrikten find noch in der Zunahme be griffen. Der Schaden in den mittleren Grafschaf ten von Illinois wird auf 1 Million Dollar« -ge schätzt. In New-Orleans war der Stand der Baumwoüenpflanzungen bis zum is. Juli vor züglich und daS Wetter günstig. Dresden, 4. August. Ihre Majestät dicKöniain sind heute Vormittag im besten Wohlsein von Jhrwam 25. Juni angetretenen Reise zurückgekehrt. Ihre Majestät trafen hier in Begleitung der Hofdame Gräfin v. Ein siedel und des Obcrhofmeisters v. Lüttichau Vormittags hll Uhr, direct aus der Schweiz kommend, mit dem Hofer Schnellzuge auf dem böhmischen Badnhofe ein, woselbst Frau Generallicut. v. Hausen (als Directorial- dame des Albertvereins, dessen Präsidentin bekamEich die Königin ist), sowie der Oberkammerherr v. Gns- dorff, die königl. Flügeladjntanten Oberst v. Welck nnd Major v. Minckwitz, der interimistische Stadtkomman dant Generalmajor v. Abendroth und der Platzmajor Hauptmann Frhr. v. Uslar-Gleichen zur ehrfurchtsvollen Begrüßung Allerhöchstdcrselben anwesend waren. Ihre Majestät geruhten, Sich mit den eben Genannten kurze Zeit zu unterhalten und fuhren sodann, ohne den Wag gon verlassen zu haben, mittelst Extrazugs nach der Station Niedersedlitz, um Sich von dort nach Pillnitz zu begeben. * Berlin, 3. August Die königl.Universität be ging heute Mittag in öffentlicher Sitzung, welcher auch der Minister I)r. Falk, der Ministerialdirektor Greiff, die geh. Regierungsräthe Or. Göppert und Or. Schöne und ein zahlreiches Publicum beiwohnten, die Er innerungsfeier an das Geburtsfest ihres hochseligen Stifters, König Friedrich Wilhelm's Hl. Der heutige Tag war dazu auserwählt worden, die beiden in der Aula neu errichteten Lenksäulen zu weihen, auf denen die Namen derjenigen Lehrer und Studirenden verzeich net sind, welche im letzten Kriege auf dem Felde der Ehre gefallen sind. Stach dem Gesänge des Psalmen: „Lobe den Herrn, meine Seele" hielt der Rector Prof. 0r. Mommsen die Festrede, die, der Feier des Tages entsprechend, dem Andenken der Gefallenen gewidmet war. Während in den Befreiungskriegen 42 Mitglie der der hiesigen Universität gefallen sind, betrug deren Zahl im letzten Kriege 38. Unter lautloser Stille der Versammlung, die sich von ihren Plätzen erhoben halt-', verlas der Rector, Prof. vr. Mommsen, die Namen der Todten, den Tag und Ort der Verwundung und des Todes. Nachdem die üblichen Preisvertheilungen in lateinischer Sprache stattgefunden, schloß der Gesang des Verses: „Nun danket Alle Gott" die erhebende Feier. — Im Anschluß an die Erhebungen, welche neuerdings über die gewerblichen Unterstützungskaffen und die Unfalls- und Jnvaliditätsversicherung stattge funden haben, wünscht der Handelsministcr auch über die sonstigen feiten der Inhaber größerer Gewerbebetriebe zum Besten ihrer Arbeiter getroffenen Wohlfahrts- einricht nutzen möglichst vollständige und zuverlässige Nachrichten cinzuziehen. Zn diesem Behufe hat derselbe, mittelst Verfügung vom 3. Juli er., sämmtliche k Re gierungen veranlaßt, den Besitzern sämmtlicher unter der Aufsicht der k. Regierung stehenden gewerblichen Anlagen und Betriebe, welche 30 und mehr Arbeiter beschäftigen, sowie derjenigen Betriebe von geringerem Umfange, welche sich durch besondere Leistungen auf diesem Gebiete hervorgethan haben, einen Fragebogen mit dem Ersuchen »m Beantwortung verlegen zu lassen. — Im Ministerium für die landwirthschaftlichen An gelegenheiten fand gestern eine Berathung über die Er greifung zweckmäßiger Mittel gegen die Heuschrecken plage Statt, an welcher auch der vorübergehend hier anwesend gewesene Minister vr. Friedenthal Theil nahm. Im Uebrigen waren dazu, außer einer Anzahl von Rathen des Ministeriums, der Professor Gerstäcker, der Landschaftsdirector v. d. Knesebeck und der Landrath des Kreises Teltow, Prinz Handjery, herangezogen wor den. — Aus den Uebersichtcn über die aus den Kriegen von 1806—l8l5 noch vorhandenen Krieger crgiebt sich, daß in einigen Bezirken des Landes die Anzahl derselben noch so groß ist, daß sie bis jetzt wegen Un zulänglichkeit der bezüglichen Fonds noch nicht zum Ge nuß der höheren Untcrstützungsbeträge gelangen konnten. Dagegen hat die Anzahl dieser alten Krieger in anderen Bezirken dergestalt abgenommcn, daß die bezüglichen Fonds durch ihre Unterstützung nicht absorbirt wurden. Zur Ausgleichung dieser Ungleichkeit ist eine andere Verthciluug der Unterstützungsfonds in Aussicht genom men. Die einzelnen Provinzialrcgierungcn sind zu bal diger motivirtcr Aeußcrung darüber aufgcsordert worden, wie sämmtliche Veteranen jener Zeit in den Genuß der Maximaluntcrstützung zu setzen seien. Aus Frauken, 1. August, schreibt man dem „Nürnb. Corr.": Der Superior des aufgehobenen Franciscanerklosters in Fulda hat sich an das königl. 'bayersche Staa^sministcrium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheitcn mit der Bitte ge wendet, den Mitgliedern dieser Klostcrgemeinschaft bis auf Weiteres den Aufenthalt in bayrischen Klöstern des genannten Ordens gestatten zu wollen. Wie wir ver nehmen, ist diese Bitte abschlägig verbeschieden worden. 1p Weimar, 3. August. Die Einberufung eines außerordentlichen Landtags während der laufenden Legislaturperiode war bereits bei dem Schluß der letzten ordentlichen Landtagssession vorgesehen. So weit bis jetzt seiten der Staatsregirrung in dieser Beziehung Entschließungen gefaßt sind, dürste der Landtag im Laufe des bevorstehenden Herbstes zusammentreten, um eine Reihe dringlicher Angelegenheiten zu erledigen. Nach Schluß der außerordentlichen Session wird voraus sichtlich, da ein neues Wahlgesetz in das Leben treten soll, der Landtag aufgelöst werden. Doch ist auch wohl denkbar, daß, da die Legislaturperiode im nächsten Jahre zu Ende geht, mit der Publikation des neuen Wahl gesetzes bis dahin gewartet würde. — Die Ablösung der Stol gebühren ist eine Angelegenheit, die zur Zeit in den geistlichen Kreisen mit vieler Lebhaftigkeit erörtert wird, da der 1. Januar 1876, der Termin für die Einführung des Gesetzes über die Civilehe, immer näher rückt und der sehr gerechtfertigte Wunsch gehegt wird, es möge gelingen, die in Preußen gemachten üblen Erfahrungen thunlichst zu vermeiden. * Wien, 3. August. Die Abendblätter melden, daß der Fürst von Serbien heute Vormittag 11 Uhr von Sr. Majestät dem Kaiser in Audienz empfangen wor den ist. Die „Pr." bemerkt hierzu: Wenn Fürst Milan nicht blos über die Stellung Oesterreichs, sondern auch der ihm verbündeten Mächte Deutschland und Rußland ru den Vorgängen in der Herzegowina und den süd slawischen Aspirationen sich zu unterrichten sucht, so wird er, wir können dies als ganz positiv mittheilen, nicht blos erfahren, daß Oesterreich gewillt ist, allen Anforderungen der Neutralität der Türkei gegenüber ge recht zu werden, sondern auch speciell, daß Rußland und Deutschland Serbien vorläufig nicht gestatten wer den, die Rolle Piemonts an der untern Donau zu spie len. Die türkische Regierung ist in dieser Beziehung vollkommen beruhigt und sicht mit Befriedigung, daß eine Ucberwachuug unserer Grenze durch verstärkte Trup pcn in Aussicht steht. Erst kürzlich wurden 3<> Flücht linge nach dem Gefecht bei Gradoz auf unserm Gebiete entwaffnet und internirt. — L ie von hiesigen Journalen in Privatdcpcschen gemeldete Nachricht von einer Nieder lage der türkischen Truppen un^ Eroberung mehrerer Geschütze seiten der Aufständischen wird in einer heute Abend aus Ragusa eingcgangenen Depesche vom heuti gen Tage für unbegründet erklärt. Zugleich wird hinzu- gcfügt, daß die Aufständischen thatsächlich vom Kruppa bache abgedrängt seien und wahrscheinlich die Ebenen aufgeben und sich vorläufig auf den Gebirgskrieg be schränken würden. — Die „Politische Corresponden^" schreibt: Von maßgeblicher Seite in Rom werden wir darauf aufmerksam gemacht, baß die verschiedenen, in Beziehung auf italienisch - rumänische Unter handlungen wegen eines Handelsvertrages cour- strcnben Angaben, wohin namentlich die erst ganz kürz lich telegraphisch signalisirte Meldung des Londoner „Observer" zu zählen ist, keineswegs den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen. Italien wurde officiell von Rumänien um eine Aeußcrung, ob es auf die Negoci- - irung eines Handelsvertrages mit demselben rcflectire, bis jetzt gar nicht angeganzen; es konnte daher weder sympathisch auf eine angebliche rumänische Anfrage er widern, noch auch seine Zustimmung zu erkennen geben. Italien wird erst, wenn cs mit der Pforte wegen Er neuerung des Handelsvertrags in Verhandlung tritt, die Entscheidung treffen, ob cs mit Rumänien eine Separathandclsconvention verhandeln und schließen soll. * Lemberg, 3. August. Nach acht Monate langem Leiden ist heute der Statthalter, Graf Agenor Golu- chowski, um 8 Uhr Morgens im 64. Lebensjahre verschieden. Sein Tod, bemerkt das „N. Frbl." wird unter den Polen Galiziens große Bestürzung und Be trübniß Hervorrufen. Sie verlieren an ihm einen be sonnenen, einsichtigen Führer und eine kraftvolle Stütze bei der Regierung und beim Throne. Czernowitz, 3. August. Man telegraphirt der „N. fr. Pr.": Erzbischof Bendella ist in Franzensbad ge storben. Die Nachricht hat hier allgemein schmerzliches Bedauern hervorgrrufeu. Die Leicht wird übermorgen hier eintrcffen. Versailles, 3. August. (Tel.) In der heutigen Vor mittagssitzung der Nationalversammlung wurde die Regierungsvorlage über den Beitritt Frankreichs zum Berner Weltpostvertrag in erster Lesung debattelos ge nehmigt und dann in der Berathung des Budgets fort gefahren. Bern, 3. August. Man telegraphirt der „K. Z.": Da bei Gösch enen die Ruhe vollständig wieder her gestellt ist, so ist sämmtlichcs Militär bereits ab- marschirt. Madrid, 2. August. (Tel.) Aus Hendaye wird vou Carlistischer Seite berichtet: Um der feindlichen Flotte das Bombardement unserer offenen Küstenplätze nach Möglichkeit zu erschweren, sind zum Schutze von Feuitletow Redigirt vou Otto Banck.! Eine piemontesische Dorfgeschichte. Bon keson Grafen Koldo (Frei nach dem Italienischen.) (Fortsetzung au» Nr. 178.) Gewiß, diese drei Tage waren für den ganzen Ort und vor Allem für die Liebenden und für die Ver wandten und Freunde ein Freudenfest. Die Kinder hatten keine Schule, Alles feierte. Im Leben der armen Maria waren es sicher die drei schönsten Tage. Seinem Vater ließ Toniotto bei seinem Fortgehen drei Louisd'ors zurück, einen für seinen Bruder, der bei mir Unterricht hatte, und seiner Maria gab er ein schönes Tuch und einen Ring. Von Venedig aus schickte er ihr dann in einem Briefe noch ein goldenes Kettchen, das seitdem nicht mehr von ihrem Halse kam. Der österreichische Krieg brach nun los. Das war der dritte, den Toniotto mitmachtr, und da er in jedem Wunden und auch Beförderungen erhielt, bekam er hier eine Kopfwunde. Die Nachricht davon drang bis nach Hause. Maria war in Sorgen und tiefster Betrübniß. Aber der Blessirte wurde hergrstellt und unter die kai serliche Garde versetzt. Sein Brief war so voll Stolz und Freude, als hätte er den Marschallstab erhalten. Dann kam der Friede. Toniotto war in Paris. Briefe kamen ost genug von ihm an Maria, er sandte ihr bald dieses, bald jenes Andenken. Er schrieb, er sei zum Grneralstab versetzt, und um so eher hoffe er nun, bald Offizier zu werden, dann wären sie Beide übersrlig. In solchem Hoffen gingen wieder zwei Jahre dahin, und es kam der russische Feldzug. Auch hier mußte Toniotto mit, und er that es hoffnungsvoller, als je zu- vor. Es kam ein Brief von Smolensk, er war Adju- tantunterosfizier geworden und hatte den Orden von der eisernen Krone erhalten. Ihn bald als Offizier zu sehen, daran zweifelte Niemand; auch glaubte man, dies wäre der letzte Feldzug, den der Kaiser führe und wo nicht, so sei Toniotto als Offizier doch seiner Existenz sicher. Alle diese glänzenden Nachrichten erweckten Thcilnahme, ja sogar Neid im kleinen Orte. Früher hatte man die arme Maria fast bemitleidet, man glaubte, sie würde verkommen müssen in Warten und Harren. Jetzt waren nun die Aussichten fast zu glänzende. Auch hatte Maria jetzt bei mir Schreiben gelernt, sie schrieb vortrefflich und antwortete ihrem Bräutigam auf jeden Brief; sic war glücklich im höchsten Grade. Als nun aber der kalte Winter ins Land zog, fing man hier und da an, sich allerlei in die Ohren zu raunen, man sagte, das französische Heer sei in Gefahr, ja es sei gänzlich vernichtet. Ich eilte zur Stadt und hörte, daß die Gerüchte glaubhaft genug seien. Briefe kamen von Niemandem mehr an, auch von Toniotto kam keiner. Endlich schrieben einige Piemontesen im Spät jahr; sie hatten bei der Garde gestanden und meldeten, Toniotto sei bei dem gräßlichen Uebergang über die Beresina umgekommen. Das war eine furchtbare Nachricht; der Schmerz des alten Vaters, des jungen Bruders waren grenzenlos, aber größer und jäher das Leid, das die unglückliche Maria erfaßte. Ich will cs nicht ausmalen, wie sie krank ward und sterben wollte. Und dazu kam, daß einer ihrer Brüder gerade ausgehoben wurde zum Dienst um diese Zett und nach Deutschland mußte; der andere ihrer Brüder wurde ein paar Monate später nach Frank reich gebracht, denn Aushebung folgte auf Aushebung. Man preßte den Familien den letzten Blutstropfen aus. Was soll ich bei dem Unglücke noch mehr verweilen; ist es erst eingekehrt in einem Hause, so folgen sich dessen Schrcckensschlägc rasch auf einander; der Glcich- giltigste wird frappirt davon. Beide Brüder Mariens kamen um, der Eine fiel bei Hanau, der Zweite er lag den letzten Schüssen dieses unseligen Krieges vor den Mauern um Paris. Nur noch die arme Maria blieb zur Pflege der unglücklichen Aeltern, die vor Jammer und Noth fast schwachsinnig geworden waren. Um das Leben der Aeltern zu fitsten, verlieh dem Mäd chen ihre Tugend und Kindesliebe Kraft und Frische, so schwer sie innerlich litt. Das arme Geschöpf zählte damals kaum über zwciundzwanzig Jahre, und die Ge duld, mit der sie den Schmerz ertrug, gab ihrer Schön heit etwas Himmlisches, Ucberirdischcs. Ich werde diesen Eindruck nie vergessen. Sie kam mir nicht w.e ein Landmädchen vor, sie erschien mir wie eine vornehme ernste Frau; nie sah ich ein Lächeln auf ihren Zügen liegen; lag auch nicht immer herbe Trauer und schwerer Kummer darauf, so doch eine ernste Fassung, eine milde Würde, die ihr ganzes Wesen erhob. Als nun später im Jahre 1814 einigt von den Soldaten des französischen Heeres, die übrig geblieben waren, nach Piemont zurückkebrten, erfuhren wir über Toniotto das Nähere. Er hatte immer zu der kleinen Zahl gehört, die ihren Muth unerschütterlich aufrecht erhielt, und als von der Kälte Tausende umkamen, sagte er, er habe zwei Dinge auf dem Herzen, welche ihm die Lebenswärme erhielten, und lägen selbst alle Schnce- massen Rußlands darauf. Ob er Offizier geworden oder nicht, wußte man nicht mit Sicherheit, wohl aber, daß er immer die Compagnie ansührte und an ihrer Spitze stand Das fand auch bei jener entsetzlichen Brücke Statt, er war einer der Ersten, die sie überschritten. Kaum drüben angelangt, stürzte er sich wie ein Held auf den Feind, aber mitten durchs Herz flog ihm eine Kugel, und er sank leblos nieder. Armer Toniotto l Er war des Regiments Liebling und die Ehre PiemontS bei dem Heere. Arme Maria I sagte ich; so wie Du fortlcben zu müssen, dieses Unglück ist noch viel Lrklagenswerther. Wie groß ihre Qual war, das wußte ich selbst nicht. Seit dem Tode ihres Bräutigams waren drei Jahre dahingeschlicheu, da sah ich ihre gefaßte schmerzliche Miene sich plötzlich verändern; sic wurde unruhig, jeden Tag waren ihre Züge verschieden. Mehrmals ging ich zu ihr, um ihre Stimmung oder ihre Schicksale zu hören, wenn sie davon zu mir sprechen wollte, aber sie sagte nichts, und ich mochte nicht fragen. Als ich ihr jedoch einmal unterwegs begegnete und wir eine Strecke gingen, war sie aufgeregter, als sonst, und als ich unwillkürlich ausrief: „Armes, armes MädchenI" da brach sie aus in lautes Weinen, sie war nahe daran, mir in die Arme zu sinken, bedeckte mit beiden Händen ihr Gesicht und sagte unter Weinen und Schluchzen: „Oh, Herr Schul meister, sie wollen ja, ich soll heirathen." Es giebt Dinge, die so wenig in die Stimmung und in die menschlichen Vcrbältnisse Hineinpassen, daß es uns fast wie ein Verbrechen erscheint, ihrer zu ge denken, selbst wenn sie praktisch nothwendig wären. Der Gedanke, daß Maria heirathen könne, gehörte dazu; er war niir nie in den Sinn gekommen; jetzt, da er mit wenig Worten vor mir aufstieg, war mirs, als zeigte mir ein Blitz eine neue Gegend, ich übersah, wie die Vcihältnisse sich gestaltet hatten, wie sie standen, wie sie werden würden, ich konnte nur wiederholen: „Arme Maria!" Bald darauf stand ich still und ließ das Mäd chen sich setzen. Ich wartete, bis sie sich erholt hatte und ihr Weinen aufhörte. „Und gewiß Du wirst heirathen, armes Mädchen," sagte ich, „da Dein verlassener alter Vater und Deine
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