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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189102079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910207
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-02
- Tag 1891-02-07
-
Monat
1891-02
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1891
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Erscheint täglich früh 6»/, Uhr. Nrdartion »nd Llvrdition IohanneSgasse 8. APrrliillliudr» drr Nrdnction: Bonnittag« 10—12 Udr. SiaäMillag« s—6 Udr. DLt li«Niickt>ade emaelaadrsr Manuln ivte MTidt sich Ne -tedncuvn n»tdr »erdindlich. Rnnahme drr für »ie nächstfslgkndo immer bestimmten Jnserntr an Wochciitage» bis 8 Ilbr RachmlttanS. an So»»- >l»b Frsttagr» srii t, b»s' .9 Udr. dk» /ilialnl siir Iits.-Aiuialiuir: Llio Klemm ü Sortim. t-llirrd Hatz»), Universitätss,reffe I, Louis Lösche» ikatharinnistr. 14 pari. n»d KönigSplatz 7, »nr bi« -8 Uhr. « Azeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AbonnementSpreiS vierteljährlich 4> , Mk. r.c Alt-Leivzig, incl. Drinaerlvlm 5 Mk., durch die Post bezogen 6 2Nk. Einzelne Nrn. SO Pf. Belegexemplar 10 Pi. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt-Format geialz:, olme PostbesorLerung 00 Mk. mit Poslbeförderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Pctitzeile 20 Pi. Größere schreiten laut uns. Preisverzeichnis,. Tabellarischeru. Zifferm-iz« nach höher:» Taus. NerlMneli unter demRedactioiiSitrich die 4gespalt. Zeile 50 Pi, vor den Familien nach rechten die llgeivaltene Z>ile 40 Pi. Jnierate sind stet« an cse CrprSition zn senden. — Rabatt ivird nicht gegeben. Zahlung praentrinarmolo oder durch Pust» nachnahcue. Sonnabend den 7. Februar 1891. 85. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Erpedition ist morgen Sonntag, den 8. Februar, Vormittags nur bis V---9 Uhr taillier. IbXpvslltio» ile8 I-eip/ixei' l uLel>Iuttt'8. Amtliche Bekanntmachnngen. Ein hier ln Haft befindlicher Handarbeiter ist geständig, im Tecember vorigen Jahres vor Weihnachten von einem Vollwagen am Güterschuppen des Bayerischen Bahnhofes eincn Ballen Wrisses zwirnartigrS Gar», etwa S5 Kilo schwer, und in der erste» Woche de» Januar dieses Jahres von einem Rollwagen in der Nahe des Echtestes Pleißenburg eincn Ballen bläuliche» Futterkattnn» kliva 18 Kilo schwer, gestohlen zu haben. Diejenigen Personen, denen diese Waaren abhanden gekommen sind, werden ersucht, behuss Nuskunstscrlheilung sich zu melden. Leipzig, den L. Februar 1801. Ter -öniglichc Staatsanwalt, vr. Groß. Städtische Realschule (Leipzig-Reudnitz). Tie Ansuahmebrüfunq findet Mittwach, ben 11. Februar, von früh 8 Uhr an statt. Die Prüflinge haben Feder und Papier mitzubringcn. Anmeldungen werden noch bi» Mitte März angenommen. Leipzig-Reudnitz, den 6. Februar 1891. vr. Db. Celde, Dir. Die Lolonialfrage im Reichstage. Tie Rede deS Reichskanzlers wird in ganz Deutschland beruhigend und versöhnend wirken, sie giebt ein klares Bild der Verhältnisse in Ostafrika, soweit cS sich a»f Grund der verfitzenden Berichte gewinnen läßt, und enthält eine un- bcsangene Prüfung drr Sachlage ohne jede Ueberschwänglichlcit und ohne persönliche Voreingenommenheit. Der Reichskanzler sinbel den Hauptwcrtb unserer jetzigen Stellung in Ostafrika m der Klärung der Verhältnisse, wie sie durch das Abkommen rom l. Juli erreicht ist. DaS Maß unserer Rechte ist da durch scslgestellt, eS sind bestimmte Grenzlinien gezogen, inner bald deren wir unsere Tbäligkcit entfalten können, unser Ver hältnis; zum Sultanat Zanzibar ist allen Zweifeln entrückt, wir sind Eigenthllmer deS Küstenstrichs von Tanga bis Mi lindrni und dadurch unabhängig von den bisher dort be stehenden HohcitSrechten deS SuttanS. Der leitende Grundsatz für die Ausrctmung unserer Macht ist, daß wir von der Küste au« nach dem Hinterland Vordringen, nicht umgekehrt. Tic Organisation ist in der Weise beabsichtigt, das; Herr ren Loden die Verwaltung Deutsch-Oslafrikas mit ausge dehnten Vollmachten und niit voller LKrantwortung übernimmt. Bei der Wabl der Pcrsölichkeit war maßgebend, daß er der bisherigen Entwickelung der Dinge in Ostasrika fcrnstand, aber in der colonialen Verwaltung bewandert war. Bevor Herr o. Soden sich rur Ucbcrnahmc dieser Stellung bereit er- Ilärt bat. wollte er Ostafrika kennen lernen, und er Kat dort die llcbcrzcuqung gewonnen, daß aus der Sache etwas zu machen sei. lieber Wiffmann, Emin Pascka und vr. Peters sagt der Reichskanzler, daß er sich freuen werde, wenn sie ihre Erfahrungen auch ferner für die Colonisation von Ostafrika verwenden wollen, eS sei dort so viel Raum vorhanden, daß ihre Placiruncz keine Schwierigkeiten mache, nur müßten sie sich bescheiden, in letzter Instanz vom Gonvcrnenr abhängig zu sein. Die «Streitsache Wissmann'S ccmtnr Emin Pascha ist vom Reichskanzler nur in seiner Erwiderung aus die Rede Richter'« kurz gestreift worden, der Kanzler ist zu dem Schluß gekommen, daß hier persönliche Differenzen Vor lagen, die noch der Aufklärung bedürfen. Das ist auch der Eindruck, welchen die Berichte allgemein gemacht haben, zu gleich aber auch die Ucbrrzcugung, daß diese Differenzen nicht entsernt den ernsten Charakter haben, auf welchen der erste Lfissiuann'schc Bericht schließen ließ. Emin hat mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln mehr unternommen, als er Hesse» konnte durchzuführcn. Die Aussichten für die Zukunft OstasrikaS gestalten sich dadurch für Deutschland so erfreulich wie möglich, eS wird eine Ecntralstelle geschaffen, welche allen Unternehmungen in Teulsch-Ostafrika Ziel und Richtung anwestt, »nd dadurch wird die Planmäßigkeit gewährleistet, ohne welche auf die Dauer nichts Bedeutendes geleistet werden kann. Bisher wurde die Pacisicirung des Landes in der Weise belrieben, daß nach allen Seiten, wo Ansstände ans brachen, Truppen gesandt wurden. DaS batte seine Ge fahren, wie die Expedition gegen Mackeind» und gegen die Vaugoni gezeigt hat, das Gebiet Deutsch - OstasrikaS ist viel zn ausgedehnt, als daß mit den wenigen zu Gebote siebenden Truppen alles DaS geleistet werden könnte, was die FLbrer leisten möchten. Der Äiatendrang allein kann nicht über die Unternehmungen entscheiden, sonder» e? muß auch die Wahrscheinlichkeit des Erfolges erwogen werden. Bisher seblte eS in Ostasrika an einer einheitlichen Ltilung, denn ein Truppencommandant konnte nicht zugleich die Gesammtleitung des ganzen weitanSgcdchnten Gebietes in der Hand haben. DaS ReichScommissariat war ein lieber- gangSstadium, welches entweder mit dem Ucbcrgang der Eolouisirung in Privathände oder mit der Organisation des EolonialgebietS von Reichs wegen enden mußte. Die Auf wendung der bisherigen Mittel durch das Reich, der Vertrag mit England, die Thatsachc. daß Privatmittel nicht hin reichen, um die Anfänge entsprechend weiter zu führen und ruszunutzen, hatte die Uebcrnahmc der Verwaltung durch da« Reich zur nothwendigrn Folge. Dadurch kommt Plan mäßigkeit in die fernere Entwickelung und diejenige Ruhe und Besonnenheit, ohne welche höhere Zwecke nicht erreicht werden können. Tie Ausgabe Wissmann'S bestand ursprünglich darin, die feindlichen Araber zu bekämpfen und zu besiegen, und zu diesem Zwecke waren ibni weitreichende Vollmachten cinge- räumt worden, welche die Erfüllung seiner Ausgabe erleich teilen. Ob sich daraus würde ein dauerndes Verhältniß entwickeln, ding von Umständen ab, die sich von vornberein nicht übersehen und bestimmen ließen. Nach Lage der Sache konnte Wissmann in dem Kampfe gegen die englischen Inter essen nicht neutral bleiben, der Gegensatz zwischen der britischen und der deutschen Gesellschaft in Ostasrika trat bei jeder Gelegenheit hervor, und nachdem ein Abkommen mit der englischen Regierung über die zukünftige Gestaltung Ost asrikaS getroffen war, bednrste cS eines Mannes zur Uebernabme der Gesainnitleitung, welcher der bisherigen Entwickelung der Dinge sernstand, wie der Reichskanzler treffend bemerkt hat. Dieselben Erwägungen, welche Wissmann von der Ueber nabme des Goiiocrncilrpostcns auSschlosscn, fanden auch aus vi. PctcrS Anwendung, dessen Verdienste um die Erwerbung DcutschostasrikaS in erster Linie Berücksichtigung verdienten. Die Nachricht, das; vr. PetcrS dem Gouverneur v Soden als Stellvertreter bcigegeben sei, ist durch die Erklärungen des Reichskanzlers nicht bestätigt worden, er nennt ihn nur unter denjenigen Personen, welche besonders geeignet erscheinen, ihre Erfahrungen auch in Zukunft der ostasrikanischcn Eolonie zu widmen. Tie Anlage von Stationen im Innern, also in Mpwapwa und in Tabora, vielleicht auch in Usongo, in gewiß von großer Wichtigkeit, und ebenso ist cS sckr erfreulich, das; wir am Victoria-Nyanzasec festen Fuß gefaßt haben, aber mit den Grundsätzen, welche der Reichskanzler als maßgebend für die Zukunft bezeichnet bat, lassen sich diele Veranstalinngen nur in losen Zuzammcnbang bringen. Es ist beschlossen, in das Hinterland nur von der Küste auS vorzudringcn, nicht aber umgekehrt, und das würde geschehen, wenn inan nach Anlage von Stationen am Nyanzasee daS dazwischen liegende Gebiet als für den Karawanenverkekr eröffnet an- sehen wollte. Hoffentlich werden die Bestrebungen Emin Paschas, dem deutschen Einfluß die Wege bis znm Nyanzasee zugänglich zu machen, nicht verloren sein, aber die Bestimmung über die zukünftige Ausdehnung deS deutschen Einflusses ist vom Gouverneur von Soden abhängig, und dieser wird voraussichtlich nur daS scstbalten, was er mit den ibm zur Verfügung gestellten Mitteln festhalten kann. DaS un geheure Gebiet von der Küste bis zum Nnanzasce kann erst dann für deutsche Zwecke nutzbar gemacht werden, wenn die feindlichen Stämme unterworfen sink, was aber mit großen Schwierigkeiten verbunden ist Die bisherige Entwickelung der Verhältnisse i» Ostasrika bat gezeigt, daß man sich die Sicherung der Karawancn- straßcn nach der Küste viel leichter vorgestellt bat. a's sie wirklich ist, und daß dazu die Aufwendung von Mitteln »öllfig ist, die vorläufig nicht vorhanden sind. Hier ist der Pnnct, wo die Prioattbätigkeit cinzusctzcn hak, um den Gegner» der Eolonie» den Beweis zu liefern, das; ihre Ansichten falsch sind. In Ostasrika ist Raum nickt nur für die Tbatkrafl von Männern wie Wissmann, Einin Pascha und Vr PclerS, sondern auch für capiialkräslige Freunde der Eolonialpolilil. Mögen sie ihren Beutel auftlnin. * * * >i- * AuS de» Aciißcriiiigen der Presse über die Eolonial Politik der Regierung beben wir folgende Ausführung der „Nationalliberalcn Correspondc nz" hervor: Tie Colonial Verhandlung eii im Reichstag haben manche werttwolle Ausklärung gclirachi. Ter Reichskanzler v. Cavrivi hat sich »ns aufs Neue als einen sehr kühlen, fast skeptischen Colonial- Politiker dargestellt und es hatte ihn auch vorher N>e»ia»d als einen übereifrigen Colonialschwärmer betrachtet, in, Gegentheil, es wäre ihn, etwas mehr Warme ln dieser Hinsicht zu wünschen. In dessen sieht er doch fest und entschiede» ans dem Standvnmt, daß das einmal Errungene sestgehaltcn und das begonnene Werk in ruhiger vorsichtiger Prüfung fortgesetzt werden muß, schon der deutschen Ehre und dem deulschen Ansehen zu Liebe. Wen» man von einer Ernüchterung des Colonialenthusiasuius in manchen Kreisen, wo ein solcher geherrscht hat, redet, so sind doch die Freunde einer verständigen, »inßvvlle» »nd besonnenen Colomal- politik i» Teutschland immer zablreichcr geworden. Das zeigte sich wieder bei den jüngsten Reichstagsverhandlungen. In schroffer Berueiiiung stehen nur die Teulschsreisinnigen, noch inehr als die Socialdemokraten, bei denen Herr v. Vollniar einige colonial- sreniidlichc Regungen zeigte. Tic Teulichsreisiiinigen aber neben icisgeiammt ans dem Sla»dv»»ct Bamberger-;, der nni liebste» Alles, was wir in überseeische» Gebieten errungen. Geschlagen mochte und das deutich-cngliiche Abkommen ans dem Gefichisvnmt: „Je tvcniger Afrika, desto besser ", freudig begrüßte. Taß andere Nationen, bei denen die Phantasie gewiß nicht mit dem nüchternen Verstand durchzugeden pslegt, uns sehr gern unseren ganzen, angeblich völlig werthlose» Besitz abnehmen würde», stört Herrn Bamberger nicht in seinem Unheil. Außer Teutsch- srelsinnigen und Socialdemokraten bat sich aber der Reichstag mit großer Mehrheit wieder für eine Fortführung der Colonialpolitik auf den bisher cuigchaltenen Bahne» erklärt. Ein abgeschlossenes, für längere Zeit gütiges colonialpoli- tischeS Programm hat die Regierung nicht abgegeben, und man wird ihr das, bei dem Wechsel und Fluß, i» dem alle diese Verhältnisse begriffen sind, kaum verdenken können. Herr v. Coprivi sagte, er sei kein Prophet und könne die Entwicklung der Tinge nicht auf lauge Zeit vorbersehen. Man wird dagegen nichts elnwcndc» können. Jmnierhin ist die gegenwärtige coloiiialpolitiichc Stellung der Regierung in folgenden Umrissen hervorgeircten. Was bas wichtigste unserer Schutzgebiete, Ostafrika, betrifft, so ist keines wegs, wie vielfach angenommen, eine Dreilbrilung und verschieden- arlrge Behandlung beabsichtigt, so daß zwischen einer Kroncolonie an der Küste, einem dahinter liegenden Schutzgebiet der deutsch- ostasrikanische» Gesellschaft und einer noch ciitserntcren Interessen sphäre unterschieden würde, sondern das ganze Gebiet soll als einheitliche Kroncolonie behandelt werden. Mit Sicherheit ist anzu nehmen, daß die Zolleinkünsle sehr bald die Berwalinngskoslen decken werden. Für das organisatorische Borschreiten nach dem Innern läßt sich ein fester Pia» nicht entwerft»; doch wird die Verwaltung dies als ihre hauptsächlichste Ausgabe betrachten und je nach den Verhältnissen und Möglichkeiten darin fortschreiien. Das eigentliche Schmerzenskind unter unseren Colonien ist Südwestafrika. Tie bis- her hierfür ausgewandte Summe von 268 800 .ZZ sollte in dem neuen Etat um 23 500 ./l erhöht werden zur Einrichtung einer landwirth- schastlichen Versuchsanstalt »nd einer AnSkunfiSstelle für Ansiedler. Die Bodenbeschaffenheil und daS Klima dieses Lande- eröffnen auch für europäische Ansiedler günstige Aussichten ans erfolgreichen Betrieb von Ackerbau und Vieh-, namentlich Schafzucht. Außerdem ist noch immer eine gewinnbringende bergbauliche Ausnutzung diese« Gebiets eine nicht hinlänglich aufgeklärte Frage. Der Reichskanzler hat mit Entschiedenheit die Gerüchte zurnckgewiescn, wonach die Abtretung von Südwestasrika als Compeniaiions- object ins Auge gesaßi sei, erklärte dabei aber, die Regierung ,volle der Bildung einer überwiegend au« Deutschen bestehenden, zum Theil in die Rechte der jetzigen südwestasrikanischen Gesellschaft eintretenden Gesellschaft zum Betrieb von Bergwerksunternehmungen keinen Wider- stand entgegeiistkllen Bei der augenblicklich dort herrschenden Ver worrenheit der Verhältnisse ist die fernere Entwickelung in diesem Gebiet noch weniger als in andern vorherzusehen, und die Negierung will daher »ach ihrer eigenen Erklärung in ein weiteres Versuchs jahr eintrrten. Tie erhöhte Summe für Südwestasrika hat der Reichstag bereits bewilligt, ebenso die Erhöhung der Beihilfe zur Förderung der auf Erschließung Ce»lrala,r>tas gerichteten wisftn- chasltichen Bestrebungen. An der Bewilligung der Mittel für Ost- afeika ist nicht zu zweifeln. So wird die Verhandlung abermals mit einem in allen wesentlichen Stücken zusliininenden Votum des Reichstags endigen. Leipzig, 7. Februar. * Der B u nb csrath kielt am Donnerstag Nackmittag eine Plenarsitzung. Vorher traten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwescn zu einer Sitzung zusammen. * Der französische Botschafter in Berlin, Herr Herbet tc, bat nachfolgendes «schreiben an die Mitglieder deS OrganisationScoinitös der Berliner Internatio nalen Kunstausstellung dieses JakreS gerichtet: „Berlin, 31. Januar 189l. Meine Herren I Ich habe daS Schreiben erhallen. daS Sie unter dem 22. Januar an mich gerichtet habe» und in welchem Sie dein Wunsche Ausdruck leihen, dag sich hervorragende sranzöjische Maier und Bildhauer an der im Mai zu eröffnenden Berliner Kunstausstellung be- theiligen möchten. Tie Regierung der sranzösiichen Republik hat mit Dank diese gefällige Miltheilung, die ich mich beeilt habe, ihr zu unter breiten, entgegengenoininen, und wenn sie auch nicht in amtlicher Weise bei einem Privatunlernehmcn sich bethellige» kann, so wird sie doch mit Vergnügen sehen, wen» die ftanzöslsche» Ztunsier dem an sie ergangene» Rns Folge leisten. Tie Regierung giebt sich dabei gern der Hoffnung hin, daß, »ngeachtei des Zusammenfalle»-; der in Paris, München »nd Moskau in diesem Jahre zu veran staltenden Ausstellungen, die sranzösischen Künstler es möglich z» machen wissen werden, eine der Berliner Ausstellung würdige Collection von Kunstwerken zur Anschauung zu bringen."' * In ReichStagSkreisen gilt der Rücktritt deS MajorS v. Wissmann von seinem Posten als RcichScvmmissar sür Dculsch-Ostasrika als feststehende Thatsachc. * Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten von Maybach bat durch ein Schreiben vom 23. Januar die Petition vom 13. Januar beantwortet, in welcher 9600 deutsche Frauen aller Stände bezüglich bcS an manchen Bahn bösen beobachteten unzüchtigen Treibens »in Abhilfe baten. Der Eingang des ministeriellen Schriftstückes hat folgenden Wortlaut: „Die an mich gelangte Petition, be treffend die weibliche Bedienung in den Warlesälen der Babn- fiöse, hat mir Veranlassung gegeben, die königlichen Eiscn- bakndirectioncn zu beauftragen, die betreffenden Verhältnisse einer näheren Pnisung zu unterziehen und, insoweit eine nn- stallkastc Verwendung weiblichen Dienstpersonals während der Nachtzeit in den BabnhojSwirtkjchaftcn noch siattsinden sollte, sür aisbaldige Abstellung dieser Einrichtting Sorge zu tragen." Sodann wird den Bittstellerinnen von dem Minisicr der Weg angegeben, aus welchem sic bei etwaiger scrnerer Wahrnehmung derartiger llngebörigkeitc ihre Anträge oder Beschwerden anbringcn können " lieber den Stand der Bewegung gegen die Jesuiten in derPsalz werden folgende Resultate bekannt. Die Zabl der Unterzeichner der Prolcslcmgabc gegen die Wicderzulassnng reo Ordens inS Dculschc Reick beträgt bisher etwa 5<>0G>. Dazu komnicn Kaiserslautern, Ludwigs fiasen und das Tekana; PirniascnS mit ca. to oOO Unter schriften, was G» Gio pfälzische Burger crgiebk, welche gegen Wiedereinführung des Jcsnilenordenö geharnischten Proicst erbeben. * * ch * Den Petersburger Redaktionen wurde dieser Tage wieder einmal durch ei» Rundschreiben der Ob er preß Verwaltung bas alte Verbot in Erinnerung gebracht, über den Kaiser, die Kaiserin oder überhaupt ein Glied der kaiser lichen Familie auch nicht ein Wort zn drucken, eö sei denn, das; dasselbe vorher i»> amllichen „Praw. Westnik" gestanden bade. Man will diese Erncncrnng der alten Vorschrift mit der Erkrankung des zweiten SolmcS des Kaisers, des jungen Großfürsten Georg, in Verbindung bringen, die bisher durch den officiellcn Telegraphen nur als ein leichtes Fieber bczeichiicl wurde. In Wirklichkeit ist man seinetwegen in rechter Sorge und siebt gespannt dem Ergebnis; der Untcr- siichiiiig des Kranken durch de» Professor Alischcwsli entgegen, der den Kranken in Alben erwartet. Es ist bekannt, baß die beiten Brüder, der Tlironsolger und der Großfürst Georg, sehr an einander hänge», »nv cS hieß anfänglich, der Thron folger habe den krauten Bruder persönlich nach Alben zurück geleiten wollen. Genane Eiiizclkcilen über de» Unfall selbst sind »och nickt in die Oeffentlichkcit gedrungen; inan weiß nur, daß der junge.Kaisersohn dei einem tiensttichcii Manöver ans der Takelage des Schisses „Pamsat Asowa aus da« Teck niederstürztc und sich dabei eine Riickcnverletzung zuzog. * Die dänische Erste Kammer behandelt zur Zeit einen Gesetzentwurf über die Einsübrung des inctrisckc» Maß- und GcwichtSsysteniS, durch dessen Annahme die Reihe der Staaten, die sich dieses Weltsystems bedienen, um ei» Glied vermehrt wird. Das; selbst dieses zeitgemäße Gesetz Gegner findet, kann Keinen wundern, da cS immer Lcntc giebt, die mit starrer Trägheit am Alten haste»; aber cS ist schwer zu verstehen, das; ein Abgeordneter, Anwalt dcö höchste» Gerichtes, aus übertriebener Scrgfalt für seine Muttersprache die scharf bezeichnenden, klar vervielfältigende» und thcilcnten griechisch-lateinischen Ausdrücke durch nichtssagende dänische ersetzen will. Sv soll z. B. Seil sür Dckainetcr, Kette sür Hektometer, Finger für Decimetcr, GlaS sür Deeilitcr, Finger Hut sür Ccntililcr gesetzt werden. Nagel soll Ecnliincicr, Haar soll Millimeter, Gran soll Gramm ersetzen u. s. w. Während die griechisch-lateinischen Bezeichnungen dem Denkenden durch den Buchstaben angcben, waS gemeint ist, geben obige Ausdrücke im Dänischen ihm keinen klaren Anhalt sür ein richtiges Verständniß und werden daniil eine O.ucllc von Jrrthümern. Ter Ausschuß bat denn auch diese neueste» Spracherzcugnissc verworfen und dasselbe wird dicKamincr Ilm». * Die Bevölkerung Dänemarks beträgt nach der im vorigen Jahre abgchaltcncn Zählung 2 185 159 Seelen l 066 447 Männer und I 118 712 Weiber. — Die jährliche Bolközunahmc hat in dem letzte» Jahrzehnt 0,99 Procent betragen. Kopenhagen samntt Vorstädten hat 375 25t Ein wohner. * Gerüchtweise verlautet aus Stockholm, cS fänden gegenwärtig im nördlichen Finnland bedeutende Ansamin lungen russischer Truppen statt. DaS „Astonbladct" schreibt hierüber, cS sei ganz schön, wenn man sich damit tröste, daß die russischen Rüstungen nicht« Anderes bezweckten, als eine „Beruhigung der Stimmung in unsere»! trüberen Bruderlande". Dieser Trostgrund sei inteß nur einleuchtend, wenn neue russische Truppen an Orte geschickt würden, wo cS wirklich etwas „zu beruhigen" gebe. DaS sei jcdock keineswegs der Fall, kort droben bei TorneS vermöchte» einige wenige Sotnicn Kosaken die erforderliche „Rnbc" der zustellcn, dazu bedürfte eS nickt tcr Enlsentnng von 16 Bataillonen Infanterie mit 40 Geschützen. Obwobl noch keine glaubwürdige Bestätigung dcö Gerüchts vorliegt, so meint daS Blatt dock, daß durch eine etwaige derartige Truppcnvcrschiebung ein Zustand geschaffen werden könne, der nicht als bedeutungslos zn betrachten sei. DaS Blatt fordert in Folge dessen die Negierung ans, diejenigen Vcr anstallungen zu treffen, die znm Schutz Schwedens noll, wendig sind. * Ein Jradc sanetionirt daS zwischen der Pforte und der Eommission des Patriarchats vereinbarte Ab kommen zur Regelung der PatriarckatSsragc. Gleich zeitig sind auch die an die Gouverneure ;n erlassenden I» jttuctioncn vom Sultan genehmigt worden Tcr Patriarchats rath fiat von dem den Patriarchen von Pfianar betreisciiden »linistcricUcn Tcökerc Kenntnis; genommen und eine Eon: Mission gewählt, um den Patriarchen in Pfianar wieder ci» zuftikrcn. * Zu der Militair-Rcvoltc in Brüssel berichtet die „Jllkcpcndancc Bclgc", in den 40 cingckcrlertcn Grciia dierc» seien nur die Hauptanstister tcr Widersetzlichkeit de straft Tie ganze Casernc habe den Gehorsam verweigert. Die Ossicicrc seien gröblich beschimpft Worte». Tie M'iliiaft betörte» wurden davon benachrichtigt, daß die Grena bicrc die Cascrne in Brand zu stecken beabsichtigte». Tie Uniersllchung gegen tO Soltatcn und t Eorporal wegen Bclfiei ligiing a» der Kundgebung vom Sonntag ist eiiig-leitet. 5 Soldaten fehlten beim Appell. Mit äußerster Strenge soll jeder Ungcfiorsain bestraft werden. Von anderer Seite wirk berichtet, »nr das Brüsseler Garde Grenadier Regiment fiabe an der Erneute tfieilgenoninic»; da aber die Gesafir vvrliege, daß die ganze Brüsseler Garnison sich auslchncn könnte, so sei der Minislcrralfi in Permanenz zusammcilgeircte», uni die »ötfiigcn BvrsichtSniaßrcgel» zu »ressen. Die Lage des Ministeriums wird durch den am Sonnlag staltgcs»ndeiieti Putsch natürlich iinnicr schwieriger; Depeschen, welche den Putsch bcfiandctn, werden nickt mcbr befördert. Eine große Anzafil Sotkatcn, welche der Tkcilnafinic an der Meuterei neck übersüfirt worden, aber nicht spreche» wollte, winke in Arrest gebracht. Drei von denselben zündeten im Arrcsiloeal ifire Betten an und wurden alSdan» i» das Cioilarrestfiaus Saint GilleS abgesükrt. In der Provinz nimmt tft Be wegung ebcnsalls zu. * Der Jnspcclor sür die politische Polizei Voldct in Gens übermittelte dein schweizerischen BundeSratfi einen aus süfirlicken Bericht über den Anarchisten Congrcs; i» Lugano. Aus bcnisclben crgicbt sich, baß die italienischen Anarchisten sür den l. Mai eine große Maniscslation orgam sircn werken. * Der König von Italien traf bisficr noch keinerlei Entscheibniig in Betreff der Lösung der Krisis. Am Mitt wock Abend conscrirte er mit dein Gcncralstabsches Gencral lieiitcnant Coje»; über die möglichen iiiililairischcn Er sparungc». Die Meinungen der Journale über die Bildung deS neuen CabinelS tficilcn sich zwischen einer Eoinbinali.» Riikini Saraeco-Nicotera und einer Eombiiialivn Zanartclli Bri» Givlitti. Der „Osscrvatore Romano" lüntigt an, ecn Cabinct Rudini Laracco werde sich der .Kammer mit einem Programm vorstcllen, welches Ersparungen ini Kriegsbiitgel und die Rückkebr zni» Einzelwafil Snstem ciilfiallcn würde. * Nack den setzt bekannte» Resultaten der spanischen Wafilen sink gcwäfilt: 28!« Conservalivc, 12 Reivrmistci:, 8 liberale Dissidenten, 7 Earlisten, 5 lliiabfiängigc, '.! repnbli kaniscbe Anlononlistcn van den Antillen, 25 Republikaner in Spanien, 8!« Liberale i» Spanien »nb 6 Liberale ans Euba. * Der japanische Minister bcS Auswärtigen, Bicomtc Aoki Schinzo, bat fick in dein neuen Parlament seines Landes in beincrkcnswcrtficr Weise über die viel erörterte Frage einer Revision der Handelsverträge und über die auswärtige Politik Japans überhaupt aiisgesprochcii. Einem "Berichte über diese Rebe kntncfime» wir das Folgende: Ter Minister behandelte die VertragSrevision- sraae geschichtlich und hcichrieb, wie die erste» Verträge im: de» aue-wü tigen Mochten zn Stande gekommen wären. Desgleichen führte er ans, wie der „mihkilvvllc" Zollverlrag von 18GI drr damaligen Regierung am> gezwungen wurde. Tie Etansel der »leislhegünsligten Nativ», welche sich in den water von Japan mit den Weftmächien ahgeichlpitenen Vertr , - u befindet, sei ein Hinderniß sürdie legislative und comnierzieUc Autonomie Japutis. Seil >872 seien verschiedene Male Versuche geinachl wor den, Verträge aus »euer Grnndlage ahznichliefien, io im Jahre 1871, als eine Sondcriiiisfivn »ach Europa ahgejchickt wurde, jerner 1875 und 1878, als ein Sondcrvertrag >»it den Vereinigten Staate» nntcrzeichiiet wurde, und 1880, 1882, 1886 und 1888. Ter Minister hoh hervor, daß alle diese Verträge keine dauernde» seien und die Regierung sich sci! 20 Jahren hemfiltt habe, die Vertrage zn reoi diren. Zugleich sei cs aber ein Jrrthum, ailznnkyme», daß da; jnpaniiche äußere Amt sich mit nichts Anderem zn beichäctigen bade, als mit den Verlragsrevisionen. Ticht vor den Thoren Japans wohne eine "Nation von 270t«00t»c>0 Seele», welche bereit sei, Waare» und Prodncle mit Japan aiiszii tausche». Tie Chinesen seien die natürlichen Asioei's Japans in Handel und Industrie. Tein Lande eröffne sich ein weites Feld der Thätigkeit und nationalen Entwickelung, welches nach Revimm der Verträge noch ninsaiigreiclirr werde» würde. Tie Tciriireiorni könne übrigens nicht von der Jtislizreiorm getrennt werden. Beide »lüßle» zmaiinneil geordnet werden. Er, der Minister, bosie in !e» Geietzenlwürse» des Grase» Llmnct solche Aendelmigen oarzumlmceii. daß sic die öffentliche Zustimmung finden würde». Tie Zeit der Revision der Verträge inüfi'e kvinnie». Tie gegenwärtigen seien »»vereinbar mit dem Fortschritt und der Unabhängigkeit Java:: »nd verstießen gegen die Verfassung. Tie Regierung bäte bereu ; Verhandlungen mit den auswärtig,c, Mächten eröffnet. Ei»zelhe>!c:i darüber iiiilzutheilen, sei er, drr Minister, nicht in der Lage. * Die japanische Gcsandtschaft in Londvn demen tirt die Nachricht, daß ei» jüngst verstorbener Deutscher, Friedrich Stein, mit einer Schwester des Mi lato verkieiratket gewesen sci. Kein Mitglied tcr kaiserlichen Familie Japans sei jemals mit einem Ausländer toben oder niedere» Ranges eine Verbindung eiiigcgaiigcn. * Wie ans Paris gemeldet wird, erklärte der argen ti nische Gencral Mit re, daß er die ikm angelragetie Präsidentschasls Eandidatur annebme. Er werde am 2-c. März in BuenoS-AvreS cintrcffen. Die decrciirlc Baiilensteiier bc trachte er als einen zeitweiligen, verwerfliche» Nollst-ebels und erachte die finanzielle Zukunft Argentiniens für günstig.
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