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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint . . , . e Abonnement «Mk des Amtsgerichts Libenftsck WZZ- sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- Zeile lO Pf und dessen Umgebung. Postanst-lten Verantwortlicher Redacteur: E. Hannebohn in Eibenstock. zs. Aahrgaug. M ISS. Dienstag, den 15. Oktober 188S. Mittwoch, den 16. Oktober 1889, Nachmittags 2 Uhr sollen im AmtSgerick>tsgebäude hier ea. 59 Meter Bukskin öffentlich gegen Baärzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 9. Oktober 1889. 8«I»öi»k«rr, Gerichtsvollzieher. Bekanntmachung. Da nach ß. l7 der Kirchen- und Synodalordnung vom 30. März 1868 die im Jahre 1883 zu Kirchenvorstandsmitgliedern gewählten, bez. an deren Stelle getretenen Herren: Kaufm. und Stadtrath L. Anger, Kaufm. und Stadt rath tz. I: Dürftet, Bürgermeister Löscher und Fleischermeister A. Aeichmkach hier und Gemeindevorstand Gtt in Wildenthal auszuscheiden Haden, so ist eine Ergänzungswahl vorzunehmen und sind demgemäß an deren Stelle vier Ver treter für die Stadtkirchengemeinde und ei« Vertreter für die eingepfarrten Gemeinden in den Kirchenvorstand neu zu wählen. Die Ausscheidenden sind wieder wählbar. Es wird hierbei bemerkt, daß nur diejenigen zur activen Wahl berechtigt sind, die sich vorher dazu angemeldet und Aufnahme in die Wählerliste gefunden haben. Die Anmeldung kann sowohl mündlich als schriftlich erfolgen und ist für die Stadt bei dem hiesigen Pfarramte und Diaconat, für die eingepfarrten Gemeinden: in Wildenthal bei Herrn Gemeindevorstand Ott, in Blauenthal bei Herrn Hammergutsbes. Or. Reichel, in Wolfsgrün bei Herrn Schmiedemslr. Hergert, in Muldenhammcr bei Herrn Gemeindevorstand Zeitz er, — wo die Listen zur Anmeldung ausliegen, — von Dienstag, den 15. Hktör. vis zum 29. Mtör. d. I. zu bewirken. Stimmberechtigt sind alle selbstständigen Hausväter, welche das 2b. Lebens jahr erfüllt haben, sie seien verheirathet ober nicht, mit Ausnahme solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches durch nachhaltige Besserung nickt wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben, oder von der Stimmberechtigung bei Wahlen der polit. Gemeinde ausgeschlossen sind. Sammellisten, auf denen Mehrere zugleich sich zur Wahl anmelden, werden nur dann als giltig angesehen, wenn die Einzelnen durch ihre eigenhändige Namensunterschrift die Absicht der Anmeldung bekundet haben. Es ergeht nun an alle stimmberechtigten Glieder unserer Kirchengemeinde andurch die herzliche Bitte, zu der bevorstehenden Kirchenvorstandswahl sich zahl reich anmelden zu wollen. Eibenstock, den 14. Oktober 1889. Der Kirchenvorstand. «öttrich, I». Hagesgeschichte. — Deutschland. Der „Reichsanzeiger" schreibt unterm 11. dieses. „Der Kaiser von Rußland ist heute früh um 10 Uhr in Berlin eingetroffen, um den Besuch zu erwidern, welchen Se. Majestät der Kaiser im vorigen Jahre demselben abgestattet hat. Der hohe Gast der Kaiserl. Majestät ist in der Hauptstadt des Deutschen Reichs mit der Ehrerbie tung begrüßt worden, welche dem Herrscher eines großen, seit lange mit Preußen und Deutschland in friedlichen Verhältnissen lebenden mächtigen Reiches gebührt und welche den zwischen den beiden Monar chen bestehenden, von ihren Vätern überkommenen freundlichen Beziehungen entspricht. Mit den kaiser lichen Majestäten vereinigt sich das deutsche Volk in dem Wunsche, daß der hohe Besuch beiden Nationen zum Heil und Segen gereichen möge." — Die Ein holung des Czaren trug einen anderen Charakter als die Einholung des Königs von Italien unv des Kaisers von Oesterreich. Sie gestaltete sich zu einem imposanten militärischen Schauspiele, aber die be geisterte Begrüßung durch die Bevölkerung, welche König Humbert und dem Kaiser Franz Josef zu Theil geworden, unterblieb. Freilich war auch schon durch das starke Truppenspalier eine so unmittelbare Begrüßung seitens des Publikums ausgeschlossen, wie sie den früheren hohen Gästen dargebracht wurde. Der Flaggenschmuck war spärlich und beschränkte sich satt nur auf die öffentlichen Gebäude. Die Be grüßung der beiden Monarchen war warm und Hoffnung erweckend. Sie umarmten und küßten sich wiederholt. Auch den Großfürsten Georg begrüßte Kaiser Wilhelm herzlich, während Kaiser Alexander dem Prinzen Albrecht, sowie auch später vem Fürsten Bismarck die Hand schüttelte. Beide Kaiser schritten die Front der Ehrenkompagnie ab, wobei der Czar ten Führer derselben, Prinzen Leopold, lebhaft be grüßte. Das Publikum verhielt sich ehrerbietig, aber die Hurrahrufe der Menge übertönten nicht wie sonst den Donner der Geschütze. Der Czar hat sich seit seinem letzten Hiersein vor zwei Jahren nicht ver ändert. ES ist dieselbe mächtige Gestalt mit gesundem Gesicht. Die schweren Ereignisse der letzten beiden Jahre haben in seinen Zügen keinen Eindruck hinter lassen. Sein Sohn, Großfürst Georg, ist eine jugendliche, schmächtige Erscheinung. Vor dem Bot- schafterpalais, wo der Czar abstieg, fand eine Parade der bei der Spalierbildung betheiligten Truppen statt, welche nahezu eine Stunde währte. Der Kaiser verblieb längere Zeit im Palais, während sich der Reichskanzler nach vollendeter Parade veradsckiedete. An dem vom Botschafter Grafen Schuwaloff im Botschafterpalais dargebotenen Frühstück nahmen Kaiser Wilhelm und die anderen Fürstlichkeiten Theil. Der Botschafter hieß, sein Glas erhebend, seinen Souverän willkommen, indem er ein Hoch auf Kaiser Alexander ausbrachte. Unmittelbar darauf brachte Kaiser Alexander in französischer Sprache mit fünf zehn Worten die Gesundheit des Kaisers Wilhelm aus. Der ganze Verlauf des Frühstücks zeigte große Herzlichkeit zwischen den beiden Monarchen. Kaiser Alexander hatte schon vorher gegen seine Umgebung seiner großen Befriedigung über den ihm bereiteten Empfang Ausdruck gegeben. Nachmittags 1 Uhr machten der Czar und der Großfürst Georg rem Kaiser und der Kaiserin einen Besuch im König lichen Schlosse. DaS Kaiserpar ging seinem Gaste entgegen und die Kaiserin bot demselben den ersten Willkommen. Der Besuch währte eine halbe Stunde. Darnach statteten der Czar und der Großfürst Georg auch der Kaiserin Friedrich einen halbstündigen Besuch ab. Nachmittags begab sich der Czar nach Charlottenburg, um das Mausoleum zu besuchen. Um 6 Uhr begann im weißen Saale des Schlosses ein Galadiner von etwa 140 Gedecken. Bei der Tafel brachte Se. Majestät der Kaiser Wilhelm folgenden Trinkspruch aus: „Ich trinke auf das Wohl Meines verehrten Freundes und Gastes, Sr. Maj. des Kaisers von Rußland, und auf die Dauer der zwischen Unfern Häusern seit mehr als 100 Jahren bestehenden Freundschaft, welche Ich als ein von Meinen Vorfahren übernommenes Erbtheil zu pflegen entschlossen bin." — Darauf erhob sich Se. Majestät der Kaiser von Rußland, dankte in französischer Sprache für die soeben ausgesprochenen freundlichen Gefühle Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm und trank auf das Wohl Ihrer Majestäten. An das Diner schloß sich die Galavorstellung im Opernhause. — Besser kann Nichts die Bedeutung, die Fürst Bismarck dem Czarenbesuch beilegt, kenn zeichnen, als daß die „Norddeutsche Allgemeine Ztg." am Freitag früh kein Wort der Begrüßung für den Czaren hatte. Auch die sonstigen offiziösen Blätter äußern sich merklich kühl. Etwas wärmere Töne schlägt der amtliche „Reichsanzeiger" an. Die kühle Stimmung des deutschen Volkes wird durch die Vor gänge beim Czarenbesuch selbst gerechtfertigt. Der Czar steigt nicht im Kaiserpalais ab, sondern nur in seinem Botschafterhotel. Er zeigt damit, daß er der Gast unseres Kaisers nicht in dem Sinne sein will, wie andere gekrönte Häupter. Unser Kaiser bringt einen Trinkspruch aus, in dem er der mehr al» 100jährigen Freundschaft zwischen Preußen und Ruß land gedenkt und erklärt, er wolle dieselbe als ein von seinen Vorfahren überkommenes Erbtheil pflegen. Was antwortet der Czar? Er trinkt lediglich auf daS Wohl der kaiserlichen Majestäten. Sein Trink spruch ist nur persönlicher Art, er entbehrt des politischen Inhalts, er vermeidet die Erwiderung der Freundschaft beider Staaten. Der Czar brachte ihn außerdem in französischer Sprache au», obwohl er der deutschen mächtig ist. Der Wortlaut ist folgender: remercie Votre Xlajestö äs vos donnes paroies et je purtuge sincereinent les sentiments «zue Vous vener ä'exprimer. A la sunte äv 8a Najsstv I'empereur et ro!. Uourrab! („Ich danke Ew. Maje stät für die gütige» Worte und Ick theile aufrichtig die Gefühle, die Sie zum Ausdruck gebracht haben. Auf vie Gesundheit Sr. Majestät de» Kaisers und Königs Hurrah!") Das Alles rechtfertigt die Ber liner, daß sie den Czaren mit größter - Ehrerbietung begrüßten. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. October 1889. Wohl selten dürfte gelegentlich der Landtagswahl noch in letzter Stunde eine solch lebhafte Agitation in unserem Wahlkreise und speziell in unserer Stadt betrieben worden sein, als in diesem Jahre. Bisher war der Bezirk durch einen conservativen Abgeordneten, Hrn. Stadtrath von Trebra in Neustädte!, im Landtage vertreten und es schien so, daß die nächste Wahl auch in gleichem Sinne unzweifelhaft ausfallen würde. Nächst dem von socialdemokratischer Seite aufgestellten Candidaten, Hrn. Liebkneckt, ist man seit Sonnabend nun aber auch mit der Candidatur eines fortschritt lichen Vertreters, des Hrn. Alwin Bauer in Aue, hervorgetreten und man ist in der Stadt daher mit Recht gespannt, auf welche Seite sich der Wahlsieg neigen wird, denn an einer rührigen Propaganda für den letzteren Candidaten hat es, wie unsere Leser selbst wissen, trotz der Kürze der Zeit nicht gefehlt. Da sonach eine starke Betheiligung an der morgen stattfindenden Wahl zu erwarten ist, so möchten wir auch an dieser Stelle auf Folgendes Hinweisen: 1) Wahlberechtigt sind nur männliche Personen, welche das 2b. Lebensjahr zurückgelegt haben, die sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, mindestens 3 M. Staats steuern entrichten, in dem 20. Wahlkreise der Stadt zur Zeit der Aufstellung der Wahllisten gewohnt haben, in die Wahlliste ausgenommen worden sind, die bürgerlicken Ehrenrechte besitzen, sich nicht in Konkurs befinden und nicht öffentliche Unterstützung erhalten oder im letzten der Anordnung der Wahl vorbergegangenen Jahre erhalten haben. — 2) Es kann daS Stimmrecht nur in Person ausgcübt wer den. — Giltig sind nur diejenigen Stimmzettel, auf welchen die Person des zu Wählenden so bezeichnet ist, daß über ihn kein Zweifel übrig bleibt. — 4) Un- giltig sind alle Stimmzettel, welche dieser Vorschrift nicht entsprechen, ingleichen diejenigen, welche die Namen mehrerer Personen oder einer nicht wählbaren Person enthalten. — Der Wochenbericht der Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie meldet aus Plauen, 6. Oktober: Wie wir es in den letzten Wochen gethan, so können wir auch heute zu unserer Freude wieder berichten, daß das Geschäft in Stickereien auch seither fortdauernd ein gute» gewesen ist. Größere Auf träge sind wieder eingegangen, namentlich von Ame rika und England, und sind sowohl die Schiffchen maschinen, wie die Handmaschincn gut beschäftigt;