Volltext Seite (XML)
Vaterländische Beitrüge dkv. Dresden, den 26. Januar rgr6. 4« Gesundheitskunde. Vorsichts - Maaßregeln beim Tanzen und Beleuchtung einiger dabei vorkom menden schädlichen Mißbräuche. Ein Aufsaß vom Amts - Physikns n. C. G- Erdmann ;u Dresden. ^)eht man von dem Gesichtspunkte aus, daß die Tanzkunst als ein vorzüglicher, schon bei den kulti- virtcsien Völkern des Alterthums unter den freien Künsten in bedeutendem Anseben stehender, Zweig der Aesthetik, (welcher das Schöne und Rührende in den Bewegungen des Körpers bestimmt,) durch gute Haltung desselben planmäßig geordnete, sanfte und feurige Bewegungen in gefälligen und geistvoll ausgcdrückten Stellungen, und sofort durch Bil dung gemeinschaftlicher, zusammenhängender be weglicher Gruppen, zu einem malerisch-schönen Ganzen für Geist und Herz den anziehendsten Gsr nuß gewähren, zur feinem Bildung, besonders zum gesellschaftlichen Umgänge zwischen beiden Ge schlechtern das meiste beitragen, und dadurch die goldne Zeit des blühenden Alters verschönern soll, bedenkt man weiter, wie viel Mühe sich talentvolle Künstler gaben, diese Kunst nach einer richtigen Theorie in neuern Zeiten auf den höchsten Gipfel zu bringen, wovon die höhere Tanzkunst und ihre systematisch bearbeiteten Ballets, die trefflichsten Beweise geben: so muß man wirklich sich wundern, daß, bei so idealischen Vorbildern, der größte Theil des tanzlustigen Publikums am ganz Entgegenge setzten, nämlich einer Art zu tanzen, welche weder dem guten Geschmacke angemessen, noch der Ge sundheit günstig ist, ja den Tanzenden selbst nicht einmal besondern Genuß gewährt, Vergnügen fin den kann. Dem Zuschauer macht schon die stete Einförmig keit der Touren, und das Einerlei des unaufhörlich fortdauernden, zirkelförmigen Drehens, oder viel mehr formten Herumschleuderns der Dame, beim Walzen ermüdende Langeweile; hierzu kommt der Mangel an Präcision in Beobachtung der pas, welche Letztere, wegen des zu schnellen Tempo s der