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2Lö<d»ntti<k eruUci»»» drci Nummern. Prämuixrations- Preis 22j Szr. Ldlr.) vienehädrU», z Ldlr. sür da« ganze Jahr, ahn» Er höhung, in allen TdeUtn der Preußischen Monarchie. für die Man »ränumeriri auf diese« Literatur-Biatt in Beriin in der Exoeditton der Illg. Pr. SlaatS-Zeilung (Friedrichillr. Rr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wodllöbl. Post-Aemiern. Literatur des Auslandes. 76 Berlin, Freitag den 25. Juni 1841. Schwede». König Gustav Adolph. Von Anvr. Fr prell.") König Gustav Adolph war ein ansehnlicher Herr. Er maß etwas über drei Ellen und war schön gewachsen; doch wurde er in den letzten Jahren so stark, daß n^r ungewöhnlich kräftige Pferde vermochten, ihn während eines längeren NMes zu tragen. Dabei blieb er jedoch thätig und lebhaft in seinen Bewegungen, so wie kräftig und unempfindlich gegen Strapaze», obschon nicht in dem Maße wie sein Vater. Kurzsichtigkeit war das einzige körperliche Gebrechen, über welches er sich beklagen konnte. Seine Haltung war edel und dabei ungezwungen; den Körper hielt er gerade, das Kinn etwas nach vorn gedrückt; das Haar trug er kurz und strich es auf der Stirn in die Höhe; es war, so wie Knebel- und Spitzbart, gold gelb, weshalb er auch oft der „Goldkönig" genannt wurde. Stirn und Nase waren gewölbt, die Augen Hellblau und offen, und sein Gesicht hat stets die Fülle und Frische der Jugend behalten. In seinen Blicken und Zügen, überhaupt in seinem ganzen Wesen, machte sich ein seltener Verein von herablassender Milde und Königlicher Würde, mit majestätischem Ernst gepaart, bemerkbar. Wenige Menschen sind mit so ausgezeichneten Gcistesfähigkeiten begabt gewesen, wie Gustav Adolph. Mit einem eben so schnellen als tiefen Blick durchschaute und erfaßte er die Verhältnisse der An gelegenheiten, und das schon als Jüngling, und zwar besser als er fahrene StaatSdicner, die in Geschäften alt und grau geworden. Dazu besaß er Vie Fertigkeit, ohne die mindeste Vorbereitung über jeglichen Gegenstand seine Gedanken in wohlgeordneten Sätzen und mit der größten Klarheit vorzutragen, ^a er übertraf in der Rede kunst an Geschmeidigkeit der Stimme und meisterhaften Gebilden seinen als Redner berühmten Großvater. Man sagte von ihm, er habe eben so Viele mit der Zunge wie mit dem Schwerte über wunden. Sein Gedächtniß war von ausgezeichneter Stärke; cS um faßte während seiner Mannesjahre mit derselben Leichtigkeit sämmt- liche Gesetze und Verordnungen, wie in seinen JünglingSjahren die mannigfaltigsten Wissenschaften und Sprachen. Als Feldherr kannte er nicht nur die höheren Befehlshaber, sondern überhaupt fast sämmt- liche Offiziere, ja sogar sehr viele von den gemeinen Soldaten. In seinem Herzen wohnte eine echte, aufrichtige Gottesfurcht, die sich in Wort und That beurkundete. Das Morgen- und Abend- Gebet versäumte er nur selten, — den Gottesdienst nie. Fluchen, Schwören und leichtsinnige oder ruchlose Aeußerungen über religiöse Gegenstände waren ihm höchlichst zuwider. Oft fand man ihn in stiller Zurückgezogenheit mit dem Lesen der Bibel beschäftigt. „Ich suche mich durch die Erwägung der Worte der heiligen Schrift gegen die Verlockungen des Bösen zu stärken", sagte er. „Ein Mann aus meinem P;atz ist nur Gott für scme Handlungen verantwortlich; aber diese Selbständigkeit führt ihn eben in Versuchungen, gegen welche wir nicht genug auf unserer Hut seyn können." Er verfaßte selbst viele von den im Felde gebräuchlichen Gebeten, und der be rühmte KriegS-Psalni; „Verzage nxbt, du Haustein klein" wird ibm ebenfalls zugeschrieben. Ein Zeitgenosse und Geschichtsschreiber sagt von ihm in Bezug auf seine Frömmigkeit: „König Gustav Adolph ist ein Herr, der alle seine Unterneh mungen mit Gebet beginnt, und daher kann er sie auch alle mit Danksagungen beschließen." Das ganze Leben res Königs war em Spiegel dieser reinen und tiefen Gottesfurcht. Nach der kleinen Verirrung mit Margarethe Cabeliau konnte man ihm nicht mehr die geringste Ausschweifung vorwerfen. Schwelgerei, Spiel und Müßiggang waren ihm gänzlich fremd. Durch ungewöhnliche Eigenschaften seine Umgebung ohne Frage weit überragend, war ihm dadurch natürlich auch jede Per anlaffung zu Neid benommen. Der Falschheit bedurfte rr nicht, denn er hatte nichts zu verbergen. Mißtrauen und Befürch tun gen irgend einer Art blieben ihm fremd, denn er that Niemand Unrecht „Ich kann auf dem Schoße von jedem meiner Unterthanen schlafen", pflegte er zu sagen. Er war nur begierig auf Ehre und suchte dieselbe im Siege der Wahrheit und in der Wohlfahrt seines '> Aus: „Berattelser ur Sven ska Historien", 6ter Theil Lande«. Ganz besonders edel und liebenswürdig zeigte er sich im Benehmen gegen seine Anverwandten. Seine Mutter, die verwitwete Königin Christine, hatte die liebsten Hoffnungen seiner Jugend ver nichtet; sie hatte seinen jüngeren Bruder Karl Philipp gegen ihn auf- zuregen gesucht und viele dem Wohle des SlaateS schädliche, dem Könige höchst verdrießliche Ereignisse herbeigesührt; dennoch begegnete er dieser Mutter stets mit kindlicher Ehrfurcht und Demuth und gab ihren Launen nach, wenn seine Negentenpflichten oder die Sorge für das Wohl des Landes sich dem nicht widersetzten. Seine beiden Mitbewerber, Herzog Johann und Herzog Karl Philipp, verwandelte er in treue Freunde, indem er ihnen mit offenem, brüderlichem Herzen entgegenging. Seiner Gemahlin bewahrte er eine unverbrüchliche Treue und suchte so viel wie möglich ihre Schwächen vor der Welt zu verbergen. Sein Verhältniß zu seiner Schwester, der Pfalzgräfin Katharina, und zu seinem Freunde, Arel Orenstjcrna, ist ein leuch tendes Beispiel von Allem, was sich Edles, Zärtliches und Schönes in geschwisterlichen und nie getrübten freundschaftlichen Beziehungen vorfindet. Wie er nun selbst ein Muster des reinsten und tadelfreisten Lebens war, so konnte er auch in seiner Umgebung Niemand mit befleckten Sitten dulden. Klatschereien und Hinterlistigkeitcn wurden mit Verachtung zurllckgewicsen; Trunk, Spiel und jegliche Aus schweifung waren gänzlich verbannt. Wenn einer oder der andere junge Herr seiner Umgebung Miene machte, sich diesen Lastern hin- zugeben, wurde er ohne Umstände vom Hofe entfernt, und die An deren hüteten sich dann. Das Schloß der Schwedischen Könige war nicht nur der Sitz des Kriegsruhmes, der Bildung und des Geschmacks, sondern auch der der Gottesfurcht, Gerechtigkeit und Sittlichkeit; — die Bewohner Schwedens blickten nicht nur mit Be wunderung über den Glanz, der in jenen Mauern weilte, zu ihnen empor, sondern auch mit Verehrung und Liebe für das Edle, Nach- ahmungswürdige, da« sie umschlossen, und das von ihnen ausgehende gute Beispiel verbreitete Segen über bas ganze Reich, denn dis in feinen fernsten Punkten machte sich die Wirkung desselben bemerkbar. Gustav Wasa, Gustav Adolph und die drei wie sie gesonnenen Könige Karl waren in dieser Beziehung des Landes eigentliche Väter, indem sie durch ihre Negierung wle durch ihr Beispiel das Volk zu jener Denkungsart, Kraft, Tugend, zu jenem Ernst erzogen, die sowohl die Grundlage des Wohles der einzelnen Individuen, so wie die der Staaten bilden. Gustav Adolph liebte das Leuchtende, das Hervorstechende in den persönlichen Eigenschaften und ausgezeichneten Großthaten, jedoch nicht in eitler Pracht und nichtigem Prunk. Er lebte sehr mäßig; sein Tisch sah nur höchst einfache Speisen, und diese auch nur in geringem Maße; er kleidete sich einfach, so im Felde wie zu Haust. Bei großen Feierlichkeiten entfaltete er indeß den Glanz, welcher der Majestät gebührt. Der König haßte Müßiggang und Vergnügungssucht. Er selbst war im Arbeiten unermüdlich. Schon als Knaben sah man ihn mit einem Buche in der Hand bis tief in die Nächte sitzen. Der Jagd und anderen ähnlichen Unterhaltungen entsagte er frühzeitig, um seine Tage ausschließlich den Regierungsgeschästen zu widmen. Wie er war, so sollten auch seine Beamten sepn; und traf er das Gegen theil, so schalt er sie persönlich mit dem größten Ernst. Die Aus drücke waren in damaliger Zeit noch kräftiger. Ein Offizier war beauftragt, eine Befestigung auszuführen, doch ging die Arbeit nicht eben zum schnellsten von Statten. Der König äußerte sein Mißfallen darüber; — der Offizier, uni sich zu entschuldigen, führte an, das gefrorene Erdreich habe die Arbeit aufgehalten. Der König versetzte: „Für faule Schweine ist der Boden stets gefroren", — ein altes Schwedisches Sprüchwort, womit sein Großvater, sein Va ter und seine Oheime ähnlichen Entschuldigungen schon begegneten. Ucber Eigennutz und Schwächen erhaben, brauchte er die Ge- rechtigkeit nicht zu scheuen. In einem Privat-Prozeß, den er mit einem seiner Unterthanen hatte, erschien er selbst vor dem Hofgericht, ermahnte dessen Mitglieder, ohne Ansehen der Person der Gerechtig keit ihren Lauf zu lassen, und belobte später ihr Verfahren, als sie nach den Gesetze» ein für den König nachtheiliges Urthcil gefällt, welches er, wie er selbst erklärte, für recht anerkennen mußte. Gustav Adolph liebte die Wissenschaften und die Lektüre. Durch seinen frühzeitigen RegierungS-Antritt und seine noch frühzeitigere Theilnahme an den Staatsgeschästen wurde seine Erziehung zu schnell abgebrochen. Später aber, als König, pflegte er in müßigen Stunden häufig seinen früheren Jugendl'chrtr Johann Skptte zu sich einzu-