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Dresdner Journal : 14.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790814
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-14
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 14.08.1879
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l» ss»««» aR^rlicU: . . 18 Hark UMrliek: « bv?s. diummsro- lO kt L«»xr>L»Id cks»ä«ut»cUea ksivb«» tritt?o«t- uoä 8t«rip«Iru»cUtt^ äiom. In»«i-»tvoprvl8«r PGr «l«v k»llw «asr gsopstt«,»«» kLÜtreil« 20 ?k. Vater „kio<s«»oät" cliv 2«Is ÜO kk. ZreMtrIourim!. Lr»«l>vl»«n r mit ItaillLkme <t«r 8ollU- uvä ksierta^^ Xv«näi für Uea kotxsnäsa Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. l»8orLtt»L»i>Lkme »u8«Lrt«r I-eipriz: Lrancktetter, 6ommi»8ionLr ä«!- OresUaer ^ouroüi»; «»wdorss -Nirlii» Vl«a I-ripiix r^nl,! > t ». Aaaren»<rin L r'^yier, Lerlio Vi«u ?r»8-I,«ip»i8 kr»llllknrt » ». »üllekoa: .1/., LsrUa: §. ^rnict, /nvattttenttan^, Lremsa: L §c/> /«// c,' Lr«>I»u: /, Äan-e»'« kürvau; Vdsmmln F'r. kralliikurt a H.: F. u. F 0. ^/err»«i>i,t- NctlS vuetikllnUInn^; UürUtr: O Mütter,' U»iu»vv«r: 6 §c/tü>«/er,' kari« - L«rlin - krallkkurt L N. Daa-e L v».,' Lamdarx^ L?e«ttAer>, alü Ll«ner. Uerausxedsr: LSniel. Lrpeäition ü»» OresUoer ^ouroat«, Ilreaüen, Lvivxerstru«,« Ho. 20. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Um mehrfach aufgetauchten Zweifeln zu begegnen, werden die betheiligten Behörden zur Nachachtung darauf hingewiefen, daß in denjenigen Städten, welche die Städteordnung für mittlere und kleinere Städte vom 24. April 1873 angenommen haben, die in Ge mäßheit de« Gesetze«, die Wahlen für den Landtag betreffend, vom 3. December 1868 und der zu diesem Gesetze unterm 4. desselben Monats erlassenen Aus führungsverordnung zu besorgenden verwaltungSobrig- keitlichen Geschäfte, insbesondere auch die 88 40, 41, 42 de» obenerwähnten Gesetzes bezeichneten, von den Bürgermeistern dieser Städte zu erledigen sind. Dresden, den 12. August 1879. Ministerium des Innern. v. Nostitz. Wallwitz. Münckner. Herr Friedrich August Geyer in Dresden hat aus Gesundheitsrücksichten den von ihm bisher bekleideten Aemtern der Advocatur und des Notariats mit Ge nehmigung deS Justizministeriums entsagt. Dresden, den 8. August 1879. Ministerium der Justiz. v. Abeken. Siegel. Nichtamtlicher Theil, u e t e r s i ch I. Telegraphische Nachrichten. ragetgeschichte. (Dresden. Berlin. Metz. München. Wien. Pari». Brüssel. London. St. Petersburg.) Zur Orieutfrage. Ernennungen, Lersetzungen rc. im Sffentl. Dienste. Provinzialnachrichtev. (Leipzig. Stollberg. Seiffen. Lichtenstein. Niederneuschönberg.) vermischtet. Statistik und Lolktwirthschaft. EingrsandteS. Feuilleton. Tagetkalender. Telegraphische Witterungtberichte. »trseunachrichte«. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wie«, Mittwoch, 13. August, Morgens. (Lorr.-Bur.) Die amtliche „Wiener Zeitung" ver öffentlicht zwei Handschreiben des Kaiser» an de« Ministerpräsidenten v. Strrmayr und an den Minister des Innern, Grafen Taaffe, datirt aus München vo« 10. d., mittelst welchen der Kaiser die am 11. Juli erbetene Amtsratlaffung deS ciSlei- thanische« Gesammtministeriums annimmt und den Grafen Taaffe mit der Bildung eines neuen Mi- »isteriums beauftragt. Die beiden kaiserlichen Handschreiben lauten: Lieber Dr. v. Stremayri Dem Mir am 11. Juli a. o. überreichten Ansuchen willfahrend, finde Ich Mich in Gnaden bewogen, die AmtSdemission des gefammten Ministeriums für die im ReichSrathe ver tretenen Königreiche und Länder anzunehmen, und be ¬ auftrage den bisherigen Minister des Innern, Grafen Taaffe, mit der Bildung eines neuen Ministeriums. Lieber Graf Taaffe! Indem Ich die Demission des gesammten Ministeriums für die im ReichSrathe vertretenen Königreiche und Länder annehme, beauf trage Ich Sie mit der Bildung eines neuen Mini steriums und sehe Ihrem Anträge hierüber ehesten- entgegen. Sarajewo, Dienütag, 12. August, Nachmit tags. (Corr.-Bur.) Der Gesammtverlust an dem Aerargut bei dem Brande beträgt nach den bis herigen Erhebungen beiläufig 10600V Kl., wodurch andere Angaben al» übertrieben erscheinen. Die „Presse" meldet auS Sarajewo: Vergan gene Nacht entstand ein Alarm; eine Bande, Tür ken und Christen gemischt, versuchte ein ärarisches Magazin zu überfallen. Die Wache schoß. Die Patrouillen verhafteten 15 Mann; 1 Türke wurde durch einen Säbelhieb verwundet. Eine andere Bande sammelte sich auf dem Friedhöfe in der Nähe der Caserne und der Landeöhauptkasse. Die Wache alarmirte die Caserne und verhaftete mehrere Personen. Der Brand im TaschlihauS dauert fort; eS wurden noch 3 Pionniere durch einen Maurreinsturz getödtet. (Eine Schilderung Sarajewos befindet sich im Feuilleton des heutigen Blattes.) London, DienStag, 12. August, Abends. (W. T. B.) DaS Unterhaus hat heute die Special debatte über die Bankdill beendet und die letztere genehmigt. Hiernach ist es den Banken mit unli- mitirter Haftpflicht gestattet, sich in Banken mit limitirter Haftpflicht umzuwandeln und ihr nomi nelles Grundkapital durch Erhöhung deS Nominal- wertheS der Aktien zu vermehren. Der Betrag, um welchen das Grundkapital auf diese Weise vermehrt wird, darf indeß nicht vertheilt werden, ausgenommen, wenn die Aktiengesellschaft liquidirt; derselbe bildet vielmehr eine Reserve. Tagesgerichte. Dresden, 13. August. Se. Excellenz der Herr Staatsminister a. D., Minister des königl. Hauses Dr. Frhr. v. Falkenstein kehrt heute Abend von sei nem Landaufenthalte wieder nach Dresden zurück. * Berlin, 12. August. Se. Majestät der Kaiser ist heute Nachmittag um 2 Uhr von Gastein abgereist. Vor und aus der Treppe des Badeschlosses hatten zahlreiche Curgäste bei der Abfahrt Sr. Majestät Spalier gebildet. Die deutschen Curgäste trugen Kornblumen und Kornblumenbouquets. Als der Kaiser auf der Treppe erschien, spielte die Curkapelle das „Heil Dir im Siegerkranz*, während die Cur gäste den Kaiser mit enthusiastischen Hochrufen em pfingen. Se. Majestät verneigte sich grüßend nach allen Seiten und nahm von vielen Damen die ihm dargereichten Kornblumenbouquets entgegen. Dem Bürgermeister Gruber sprach der Kaiser seine Befrie digung über den Aufenthalt aus, der ihm in Gastein bereitet worden sei. Es sei ihm hier auch die be sondere Freude zu Theil geworden, mit dem Kaiser von Oesterreich, seinem lieben Neffen, zusammenzu treffen. Schließlich bemerkte Se. Majestät noch, daß ihm die Cur ausgezeichnet gut bekommen fei. Hierauf verabschiedete sich der Kaiser in huldvollster Weise und bestieg sodann unter fortdauernden Hochrufen den vier spännigen Wagen. DaS Reiseziel des heutigen Tages war Salzburg, wo Se. Majestät im „Europäischen Hofe" abgestiegen ist. Morgen früh erfolgt die Weiter reise zunächst nach Eger. — Man schreibt der „N. Pr. Ztg": Von der Mitte dieses Monats ab beginnen die Mitglieder deS Staatsministeriums, welche sich auf Urlaub befinden, hierher zurückzukehren. Den An fang macht der Justizminister l)r. Leonhardt, dessen Urlaub am 15. August abläuft; ihm folgen sodann der Kriegsminister v. Kamele, Cultusminister v. Puttkamer und wahrscheinlich Staatsminister v. Bülow, dessen Urlaub jedoch ein unbestimmter ist. Bis zum 15. September, an welchem Tage der Urlaub des Staats ministers Hofmann abläust, ist das Staatsministerium beinahe vollständig wieder hier versammelt. Vor die sem Termine wird voraussichtlich weder in Betreff des Landtags, noch hinsichtlich anderer wichtiger Fragen schwerlich eine Entscheidung getroffen werden. Auch die Frage wegen Eröffnung der Generalsynode kann nicht vor Ende dieses Monats zur Erledigung kommen, da der Cultusminister und der Präsident des Ober- kirchenrathes sich vorher darüber verständigen müssen. Staatsminister Maybach ist bereits von Lorch nach der Schweiz übergesiedelt; er arbeitet ununterbrochen an den verschiedenen Eisenbahnvorlagen weiter und wird noch vor Ablauf seines Urlaubs hier erwartet. — Bei der Commandirung des Obersten v. Strantz und an derer Offiziere zur Dienstleistung bei dem Generalfcld- marschall v. Manteuffel handelt es sich, laut der „K. Z.", offenbar um die Bildung eines für die militä rische Repräsentation des Statthalters von Elsaß- Lothringen für nothwendig erachteten militärischen Gefolges, wie ein solches fürstlichen Personen oder Vertretern und Statthaltern in anderen Ländern, z. B. in Holland, England, ebenfalls zugetheilt ist. Auch der Präsident der französischen Republik hat seine maison uailltaire, die ihn da, wo er als Oberhaupt des Staates in die Oeffentlichkeit tritt, namentlich auch bei Abnahme von Truppenparaden begleitet. — Das un Reichsschatzamte aufgestellte theilweise Waaren- verzeichniß befindet sich, wie officiös verlautet, bereits im Drucke und wird Ende dieser Woche den Zollbe hörden zugehen und unmittelbar danach dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Das Verzeichniß hat eine größere Ausdehnung erhalten, als ursprünglich beabsich tigt war. Es sind darin nicht nur die Waaren ent halten, deren Verzollung bereits mit Erlaß des Tarif gesetzes begonnen hat, sondern auch alle jene Artikel, deren Zölle vom 1. Oktober d. I. ab zur Erhebung kommen. Dieses Verzeichniß genügt also bis zum 31. December d. I allen Bedürfnissen. Das weitere Waarenverzeichniß wird voraussichtlich nicht vor Ende September von der Commission fertig gestellt werden können; dann soll eS den Bundesregierungen zugehen und wird nach der Beschlußfassung deS Bundesraths darüber, etwa im Monat September, zur Ausgabe ge langen. Mit demselben zu gleicher Zeit erscheint auch der neue amtliche Zolltarif. — Der Nachricht von der Ernennung des Hofpredigers Stöcker zum General superintendenten der Provinzen Ost- und Westpreußen gegenüber bemerkt die „N. Pr. Ztg.", daß nach ihrer Kenntniß der betreffenden Angelegenheit diese so sicher auftretende Mittheilung aus Jrrthum beruht und nicht den geringsten positiven Anhalt für sich hat. Metz, 10. August. > K. Z.) Zur Herstellung eines Abschlusses zwischen dem Fort Kamele bei Woippy und dem Fort Manteuffel (St. Julien) soll noch in diesem Jahre em neues Fort bei St. Eloy in Angriff genommen werden. Die Einleitungen zum Ankauf der erforder lichen Ländereien sind getroffen, und die Arbeiten sollen schon einem Unternehmer übertragen sein. München, 11. August. (A. Z.) Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich und Ihre Majestäten der König und die Königin von Sachsen widmeten heute der internationalen Kunstausstellung im Glas palast einen länger» Besuch, nachdem der Kaiser zuvor den sächsischen Majestäten einen Besuch in Ihrem Ab steigequartier, dem „Bayerschen Hof", abgestattet hatte. Später nahmen der König und die Königin von Sachsen mit dem Kaiser das Diner bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Leopold ein. Am Mittwoch begiebt sich der Kaiser nach Tegernsee, wo am nämlichen Tage die Kaiserin eintrifft. Am Sonntag, den 17. wird dann der Kronprinz Rudolf ebendaselbst ankommen. Wien, 12. August. Der Gedanke der Bildung eines Coalitionsministeriums befestigt sich immer mehr. Will man trotz Cabinetsneubildung nicht den Fort bestand der Krisis, dann bleibt nur der Eine Ausweg: eine Regierung aus den gemäßigten Theilen des gan zen neuen Abgeordnetenhauses. Von dieser Lösung der offenen Frage scheinen wir denn auch nicht mehr weit entfernt zu sein. — Zu der Frage, ob Graf Andrassy von dem Posten eines Ministers des Aus wärtigen abtreten oder auf demselben auch fernerhin verharren wird, liegen noch immer keine verläßlichen Meldungen vor. Es werden vielmehr die wider sprechendsten Gerüchte colportirt, ohne daß das eine oder das andere emen größeren Anspruch auf Glaub würdigkeit erheben könnte. Hiesige, im allgemeinen gut unterrichtete Kreise sind noch immer ohne Mit theilung über die fragliche Angelegenheit. Buda-Pest, 12. August. (Tel.) Der „Pester Lloyd" erklärt, die Meldung von dem bevorstehenden Rücktritte Andrassy's werde ihm heute von kom petenter Seite bestätigt. Der Entschluß des Grafen, nach Durchführung des Berliner Vertrages im Großen und Ganzen sich zurückzuziehen, stehe seit geraumer Zeit fest und sei seiner Umgebung wohlbekannt. Wenn die Demission jetzt erfolgt, so sei sie durch frei willigen Entschluß und nicht durch äußeren Zwang herbeigeführt. Der erste Rücktrittsgedanke entstand gleich nach dem Abschluß des Berliner Vertrages; aber durch die interne Opposition gegen die Okkupation sei Graf Andrassy zum AuSharren und zum Durch führen derselben bestimmt worden. Die selbstgestellte Frist sei nunmehr abgelaufen. Trotzdem sei der Rück tritt noch nicht eine ausgemachte Thatsache. Noch gebe es genug starke Einflüsse, um die persönlichen Meinungen Andrassy's zu besiegen. Das Vertrauen der Krone zu Andrassy sei heute noch völlig unerschüttert. Der „ Pester Lloyd " spricht die Hoffnung aus, Andrassy werde es als Ehrenpflicht erkennen, in der gegenwär tigen österreichischen Entwicklungsphase zur Sicherung des dualistischen Gedankens und des konstitutionellen Princips im Amte auszuharren. Pari», 11. August. Gestern haben m mehreren Bezirken Generalrathswahlen stattgefun den, die zum Vortheil der Republikaner ausgefallen sind. BemerkenSwerth ist die Wahl in Ax im Arioge- departement, wo der Bonapartist Riviere durch den Republikaner Not ersetzt worden ist. Auch in diesem Departement, einem derjenigen, in welchem die Bonapartisten am längsten Herren der öffent lichen Meinung geblieben sind, ist jetzt die Mehr heit deS GeneralratHS eine republikanische. — Das Journal „La Presse" ist in den Besitz Philippart'- übergegangen. Philippart ist der Held des Tages. Die erstaunliche Verwegenheit, mit der dieser Finanz mann, nachdem er kaum einem Proceß entgangen, der seine finanzielle Ehre bedroht, aus seiner Freisprechung sofort Capital schlägt, indem er eine neue belgisch französische Bank ins Leben ruft und ihre Aktien mit einer Prämie von 200 FrcS. dem Publicum anbietet, diese Verwegenheit, sagen wir, imponirt einem Theile deS Publicum-, und es hat ganz den Anschein, als ob das Unternehmen gelingen sollte. Wenn aber das Journal „La Presse" Hrn. Philippart große Dienste leisten soll, so wird er sich bemühen müssen, dasselbe wieder in die Höhe zu bringen, denn dieses einstmals berühmte Blatt ist seit einer Reihe von Jahren stark abwärts gegangen. — Im Arbeitsministerium herrschte heute große Aufregung. Ein Divisionschef dieses Mi nisteriums ist, wie es heißt, wegen Fälschung ver haftet worden. Feuilleton. Nediqirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 11. August: „DaS Testament deS großen Kurfürsten", Schauspiel in 5 Acten von Gustav zu Putlitz. Der maßvolle Dichter, der eS wiederholt und so auch bei diesem Drama mit gutem Glück versucht hat, au» der peinlichen Enge und Monotonie dramatischer Stoffe de» modernen Leben» heran» und auf das Gebiet der Geschichte hinüberzutreten, erreichte dabei einen größeren und vielseitigern Erfolg, als eS in leinen jeder Zeit bescheidenen Erwartungen lag, die lehr klar durch die ihm wohlbekannten Schwierigkeiten ,m Bühnenstreben motivirt sind. Auch dachte der Verfasser zunächst nur an das engere, an das branden burgische HauS geknüpfte Interesse, fand aber eine allgemeine deutsche, sehr günstige Aufnahme, da er aufrichtig und mit lebendigem Theatertalent be müht war, den geschichtlichen Fall und die leiden schaftliche Erreaung der Charaktere dem Standpunkte allgemein menschlicher und psychologischer Betrach tung nahe zu rücken. Diet ist nicht trocken didak tisch, londern mit sehr viel fcenischer Frische, ja mit Vorführung origineller Züge und urkundlich Überlie- etter Detail« geschehen. Eine ganz freie Behandlung KS realistifchen Kern» wurde dadurch nicht au-ge- chlossen, und so hat sich ein für die Bühne fesselndes Resultat ergeben, das auch außerhalb der Kreise de» Patriotismus auf, »chtigen Antheil an der sehr bewegten Action dieses Schauspiels Hervorrust. Gerade bei uns in Dresden wird diese Theilnahme noch gesteigert durch die glückliche Situation, in welche diese- Stück durch unser Personal versetzt wird. Die drei überaus schwierigen Rollen Friedrich III., seine Stiefmutter, Dorothea von Holstein, und Sophie Charlotte besitzen an Hrn. Porth, Frau Bayer und Frl. Ulrich ungewöhnlich vorzügliche Vertreter, die sich mit voller Hingebung in den Charakter ihrer Aus gaben hineingearbeitet haben. In der RollenauSfüh- rung von Frau Bayer tritt eine überraschende Kraft hervor, da sie eS mct weiblicher Natürlichkeit versteht, die persönlich egoistische Action gegen eine große patrio tische Politik bis zur äußersten Grenze aufrecht zu er halten und da» Verhältniß zu den Kindern mit der eifernden Blindheit der Mutterliebe sehr intensiv zu färben. — Eine treffliche Thratergestalt ist der alte Derffling des Hrn. Jaffä. Hr. MatkowSky (der älteste Sohn Friedrich Wilhelmis) hatte Momente, in denen er zu laut war. E» ist de» jungen Schauspie ler» nächste Aufgabe, Declamiren und Sprechen zum Vottheil dr» letzter» von einander feiner unterscheiden zu lernen, und wenn dies geschehen ist, da» erstere gänzlich abzuschaffen. O. B. Sarajewo. WaS Stambul im Großen bietet, da» bietet jede übrige türkische Provinzstadt im Kleinen. DaS furcht bare Ereigniß in Sarajewo hat diesmal begreiflicher weise mehr das allgemeine Interesse erregt, als eS sonst gegenüber Bränden in der Türke,, selbst in der Haupt stadt, der Fall war. Die brennende bosnische Capitale rückt uuS eine» der fpecifisch orientalischen Schauspiele unmittelbar in den Gesichtskreis; aber diese- Schauspiel ist kein erhebendes, es ist ein tief trauriges — die Confequenz morgenländischer Art und Sitte. Nur ein so ungeheurer Hause von Baraken und feuergefähr lichen Magazinen kann dem gefräßigen Elemente ein so außerordentlich günstiges Terrain abgeben. Ein solches Gebäude hat selten ein Fundament; vier schwere Balken — die Ecken der Barake markirend, werden in die Erde eingetrieben, dann die Luftziegelmauern mit ihren Zwischenlagen kleinerer, loser Balken aufge- sührt, schließlich das Schindeldach ausgesetzt. Meistens fehlt der Schlot, und der Rauch muß sich seinen Aus weg durch die Dachritzen oder Fensterluken suchen. Ent hält ein solcher HauS — allerdings eines der be scheidenste:, Art — mehrere Wohnräume, dann sind diese einfach nur durch weißgetünchte Breterwände von einander abgeschieden. Die „stattlicheren" Gebäude, namentlich die der muhamedanischen Bewohner, zeigen »war ein gemauerte- Erdgeschoß, aber über diesem erhebt sich in der Regel ein auS Balken gezimmerte- erste» Stockwerk, zu dem einfache Holztreppen emporführen. Denkt man sich hierzu die zahlreichen Fenster, wodurch in einer Fa^ade mehr Luken al- Zwischenräume entstehen; dann die ausladenden Altane und Erker, wodurch nicht nur die Gassen gänzlich verfinstert werden, sondern auch die beiden Häusersronten so nahe zu einander rücken, daß man sich von Erker zu Erker nahezu die Hand reicben könnte. Und solcher Art ist ein Haus wie da- andere, eine Gasse wie die andere — ein Quartier wie da- andere. Nach dem ersten Schreck rufe: ^»llgun var!" rettet Jeder, Iva» er in der Eile noch zusammenraffen kann; in dieser allerkürzesten Pause hat aber da- Element bereit- ein Dutzend Häuser er ¬ faßt, denn wenn eS in diesem Erker brennt, so brennt es unmittelbar darauf auch in dem gegenüber, vorn und hinten, rechts und links, und in wenigen Minuten prasselt es in dem gigantischen Scheiterhaufen. Die Feuersbrunst von Sarajewo sah man angebl,ch auf 60 Kilometer (oder b deutsche Meilen) bis auf der Wjetreniza-Plamna, südlich Sjeniza. In Lnkawiza und am Gebirge Trebewitsch war alle- taghell er leuchtet. Der Brandgeruch reichte biS Bluschuj. Aus weiten Reisen, so schreibt ein Berichterstatter der „ Schles. Ztg." kurz vor dem Brand, habe ich kaum jemals eine größere Stadt ,n einer so wildromantischen Lage gesehen, wie Sarajewo. Ob man eS von einer der vom Trebewitsch auslaufenden Höhen auf dem linken Miljatzkauser, von der entgegengesetzten Hügel kette oder von, Castell auS überblickt, immer bietet das selbe m,t seinen vielen (angeblich 93) Moscheen und schlanken MmaretS, mit seinen Kuppeln, Thürmen, Brücken und Gärten einen überraschenden, ja wahrhaft bezaubernden Anblick dar; man null es kaum glauben, daß diese imposante Stadt nur 40000 Emwohner zählen soll. Hohe Gebirge, schroffe Felsmasien ragen fast bi» in d,e Stadt here,n und geben jedem Ausblick von Straße oder Brücke im Verein nnt dem saftigen Grün der Gärten, die ihren Fuß umsäumen, einen effektvollen malerff'chen Abschluß. „Malerisch" ist überhaupt das richtige charakteristische Epitheton für die Hauptstadt Bosnien»; malerisch sind ihre au- dem üppigen Grün der Obstgärten emporragcnden Vorstadthäu»chen und Minaret», malerisch ist der Anblick der alten zerfallen den Holzhäuser an der Miljatzka, malerisch sind firner vor Allem auch die steilen, rothbraunen Felsen, die
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