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Donnerstag, Sen 24t Oktober 60. Jahrgang Erscheint tt,N4 mit Ausnahme der Sonn-und Festtage, aocnds für de» sol- geuden Tag. Preis vierteljährlich 1 M. bO Ps., luvnatlich 50 Pf., Einzelnummer 5Ps. Bestellungen ' werden in unserer EeschästSstelle, von den Boten »nd Aus gabestellen, sowie allen Postanstallev angenommen. .D^es^P^lle oder deren Raum Iv, bei Lvkal-Inseraten 12 Ps.; im amtlichen Teil pro Zelle 4OPs.; .Eingesandt" im Re daktion,telle 30 Ps. Bei schwierigem und tabellarischem Gatz Ausschlag nach Tarif. Kür.Nachweis und Ostcrten-Annahmr Tb Pf. »jNragtbühr. Amtsblatt der Königlichen Amtshauptmannschaft Flöha, des Königlichen Amtsgerichts und desStadtrats zu Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Romberg In Frankenberg i. Sa. — Druck und Verlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Zur gefälligen Beachtung. Nach Orten außerhalb des deutschen Reiches und Oesterreichs, soweit solche im Gebiete deS Weltpostvereins liegen, geschieht der Versand unseres Tageblattes mit wöchentlichen Kreuzbandsen- düngen von uns unter Portoansatz von 2 M. — Pf. per Vierteljahr. Die in Gemäßheit von § 9 Absatz 1 Ziffer 3 des Reichsgesctzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung vom 24. Mai 1898 — Reichsgesetzblatt S. 361 — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise deS Hauptmarktortes Chemnitz im Monat September d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Ouartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monat Oktober dS. I. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Marschfourage beträgt für 50 Kilo Hafer 8 M. 40 Pf., für 50 Kilo He» 4 M. 20 Pf. und für 50 Kilo Stroh 3 M. 78 Pf. Flöha, am 19. Oktober 1901. Die Königliche Amtshauptmannschaft. »r Morgenstern. Sch. Den Wegebaupflichtigen im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshauptmaan. schäft wird hiermit die rechtzeitige Vornahme der zur Unterhaltung Per CoMMUNilationA- Wege nothwendigen Herbstarbciten, namentlick die Beseitigung der Unebenheiten der Fahrbahn, das Heben der Seitcngräben, wo nölhig das Abtreiben der Abschläge und das Abziehen des Schlammes, das Anfahren und Einbauen des zu den Nachbesserungen nöthigcn Materials, die Ergänzung der Baumpflanzungen, das Anpsählen und Anbinden der Straßcnbäume zur Pflicht gemacht. Zur Unterstützung und schnelleren Ausführung der erforderlichen Herstellungen find den Wege- Wärtern, soweit nöthig, Beiarbeiter zu stellen. Flöha, den 21. Oktober 1901. Die Königliche Amtshauptmannschaft. »r. Morgenstern. Vgt. Bekanntmachung» Das Betreten der Grundstücke, auf welchen die Arbeiten anläßlich des MühlgrabenumbaueS vorgenommen werden, wird hicrniit Unbefugten streng untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Frankenberg, am 22. Oktober 1901. Der Stadtrat h. »r Mkttig, Brgrmstr. Bekanntmachung. Nächsten Freitag und Sonnabend, den 25. und 2V. dfS. MtS., bleiben der Reinigung wegen sämmtliche Expeditionen und Kaffen im Rathhause, einschließlich der Sparkasse, geschloffen. Dringliche, insbesondere standesamtliche und polizeiliche Angelegenheiten werden an gedachten Tagen in der Zeit von Vormittags 1« bis U Uhr in der Wachtstube des Rathhauses erledigt. Almosenzahlung erfolgt Donnerstag. Frankenberg, am 22. Oktober 1901. Der Stadtrcth. »r Mettig, Brgrmstr. Die Feld- und Grasnutzungen an der Eisenbahnlinie Hainichen-Niederwiesa sollen 28. LSVI, und zwar von Vorm. 10 Uhr an ab Bahnhof Hainichen und von Nachm. 2 Uhr an ab Bahnhof Frankenberg bis Niederwiesa auf 6 Jahre weiterverpachtet werden. Tie Bedingungen werden an Ort und Stelle bekannt gegeben. Kgl. Eisenbahn-Bauiuspektio« Lhemnitz r Oertliches und Sächsisches. Frankenberg, 23. Oktober. -j- Im Schaufenster der C. G. Roßbergschen Buchhandlung find zwei in Indien aufgenommene Photographien, welche arzt Morgan zum Geschenk erhalten, um seine Mutter durch ihre Zusendung zu erfreuen. Herr Holland, der nach- Verlust seines Pferdes bei der Einnahme von Pretoria von den Engländern ge fangen worden war, ist nach schlimmer Seefahrt in der indischen Hafenstadt Bombay ausgeschifft worden, und mit etwa 1000 ge fangenen Leidensgefährten in der östlich von Bombay gelegenen alten indischen Festung Ahmednagar interniert worden. Dort sind die Gefangenen in langen Holzbauten, die dem indischen Klima entsprechend leicht und lustig gebaut sind, zu je 55 Mann untergebracht, Holland selbst aber ist zum Krankenpfleger ange nommen worden und dient als solcher seinen kranken Mitgefan genen. Auf der einen Photographie, welche die Aerzte und das Kcankenpflegerpersonal, im Hintergrund indische Wachtmannschaft, darstellt, ist er, am Ende der mittleren Reihe stehend, am roten Kreuz und dem aus der Brusttasche Hervorschauenden Taschentuch zu erkennen; aus der anderen befindet er sich im Vordergrund ebenfalls an dem rechtsseitigen Ende und hält ein Tuch in der linken Hand. Die Photographie giebt das Innere des Lazarett- raume- und die Gesichter der erkrankten Buren vorzüglich wieder. Aus den letzten an seine Mutter und Herrn Oberpfarrer Lesch ge langten Briefen ist ersichtlich, baß die im Mai d. I. an Herrn Staatssekretär Ov. Leyds in Brüssel gesandte Sammlung von 22 Mark 15 Pf. nicht hat an ihn gelangen können. — Die inter essante Empfangsbescheinigung mit der Bezeichnung l-öKution äs In kspudligue Lllä-^keionins und Ov. Leyds eigenhändiger Unter ¬ schrift liegt bei Herrn Oberpfarrer Lesch für jedermann zur Ein sicht. — AuS diesen neuesten Briefen teilen wir folgendes mit: „Ich war sehr erfreut über Ihren werten Brief und war auch gerade so recht niedergeschlagen gestimmt denn dieses immerwäh- za, daS ist aber leichterWWWU gethan. Neulich machte ich einmal einen 1*/, stündigen Gang mit einer Marschkolonne (Ge fangene), welcher zweimal in der Woche unter scharfer Bedeckung vorschriftsmäßig ausgeführt wird. Die zweite Hälfte konnte ich aber nur noch mit knapper Not zurücklegen, da ich so abgeschwächt war, und obendrein war ich nachher infolgedessen drei Tage krank. Es ist ja auch nicht gerade sehr angenehm, zwischen 30 Soldaten mit ausgepflanztem Bajonett durch die Straßen zu marschieren. Man wird angestarrt und angewundert von der hiesigen Bevöl kerung, braunen Indiern, und die Kinder laufen neben uns her, als ob wir alle für Geld zu sehen wären. — Viele Grüße an alle bekannte und unbekannte Freunde." — „Leider mit dem Nach- hausekommen wird es nichts werden. Hätten wir den Krieg ge wonnen, hätte ich die Mittel dazu bekommen, so aber nicht, und die Engländer werden sich hüten, einem Manne zu helfen, welcher gegen sie gefochten hat und gefangen wurde. Ich schäme mich aber nicht, denn ich habe meine Pflicht gethan, und sie haben nach mir so viel geschossen, wie ich nach ihnen. Einen Haß trage ich aber deshalb doch nicht gegen den einzelnen Mann, im Gegen teil, wir verkehren ziemlich freundschaftlich mit unseren Aufsehern. Bis jetzt haben wir noch keine Todesfälle gehabt (im Hospital zu Ahmednagar), aber Krankheit gab es immer hier. Das Wetter, das bis jetzt ziemlich erträglich war, wird wieder sehr unange nehm warm und damit verbindet sich des Nachts eine häßliche Insektenplage, welche in diesem heißen Klima herrscht. Jh hrbe Ihnen zwei Photographien vom Hospital geschickt, sind die wohl angekommcn? Bei uns im Lager, oder richtiger gesagt in der Festung, geht es sehr ruhig zu. Ich habe eine kleine Räumlich keit mit noch einem Kollegen für mich; eS ist dies eine große Vergünstigung, denn die anderen Gefangenen leben immer 55 zu- kann ich auch bester Augenblicklich leiden wir an einer HeuschreckeWage^ M uns nicht schützen können; sie fitzen einem in den Haaren, an den Ohren und der Nase und kriechen uns den Rücken hinunter, und Teller und Kaffeelopf werden auch nicht verschont. Heute Mittag fischte ich drei alte Familienväter von Heuschrecken auS meinem frisch gekochten Topf Kaffee. Nun, daS läßt sich nicht ändern. Die Krähen hier stehlen auch, wie bei uns zu Hause die Raben; neulich haben sie mir eine Büchse Milch weggetragen. Die (weißen) Ameisen find auch eine fürchterliche Plage; sie vertreten hier des Nachts die Stelle der Flöhe und diese Stellung füllen sie zu ihrer besten Zufriedenheit auS. So ein halbes Hundert Ameisen im Bett ist eine ganz angenehme Nachtunterhaltung! Leben Sie wohl, schlafen Sie gut, ich muß leider Wache halten bei den Kranken. — — Ich kann Ihnen kaum beschreiben, wie viel gut eine kleine Unterstützung mir thun würde, denn als Ge fangene werden wir nur mit dem versehen, was zum Lebenbleiben nötig ist. Da sind verschiedene kleine Erleichterungen, welche wir uns mit einer Kleinigkeit Geld verschaffen dürfen, z. B. Streich hölzer, Kerzen, Milch, Tabak und etwas zu essen. Wir haben von unserem Gouvernement seit Ausbruch des Krieges, welches nun zwei Jahre ist, noch keinen Heller bekommen. Nach den anderen Gefangenenlagern ist von Holland und Deutschland auS zu wiederholten Malen eine Aushilfe geschickt worden, aber Ahmednagar hat man bis jetzt immer noch vergessen. — Es war mir außerordentlich wohlthuend, zu lesen, daß man mich in meiner Heimat noch nicht zum Fremdling gestempelt hat. Jetzt, wo man Fein gchMnen, Das Mkachtsgeheimnis. Kriminalroman von Lawrence F. Lynch. Deutsch von E. Kramer. (3V. Fortsetzung.) ' (Nachdruck oerbotent Während einer kurzen Abwesenheit hatte der alte Moß Gele genheit gefunden, eine vortrefflich auSgesührte Photographie zu betrachten, die einen Ohrring darstcllte, der das genaue Gegenstück zu dem Schmuck in seiner Hand bildete. „Nun wollen wir sehen", sagte er dann, und betrachtete den Ohrring von allen Seiten. „Sie möchten dies hier also ver setzen?" Er warf den Kopf in die Höhe, als ob er lausche, sprang von dem hohen Schemel herab und lief zur Thür hinaus. Diesmal begab er sich in die Hinterstube, in der ein kleiner Knabe — daS unverkennbare Ebenbild des alten Moß — auf der Erde hockte und mit einem mageren Hunde spielte. „Jakob", flüsterte er, indem er die Thür leise ins Schloß drückte, „besinnst Du Dich auf Scharff?" Der Knabe nickte. „Laus', so schnell Du kannst, zu ihm und sag' ihm, ich hätt' den zweiten Ohrring gefunden, er soll sofort jemand herschicken. Rasch, Fakob! — Ich muß nach alle,» sehen«, sagte der Alte dann, als er wieder in den Laden trat. „Mein Junge, der sonst aufpaßt, ist heute ausgegangen, und da habe ich vielerlei zu thun." Er begann eine lange Geschichte zu erzählen. Als Charly ansing, ungeduldig zu werden, wandte Moß sich wieder dem Geschäft zu. „DaS Ding sicht gut auS", meinte er. „Wie viel wollen Sie denn dafür?" „So viel als näöglich", antwortete der hungrige Charly. „So viel wir Sie irgend geben können." „O, wenn ich das genau sagen soll, muß ich erst untersuchen, ob cs echtes Gold ist. Es dauert nicht lange, aber wollen Sie nicht lieber hinter dem Vorhang Platz nehmen? Manche Kunden kommen nicht gern in den Laden, wenn sie sehen, daß ein an derer darin ist." Charly folgte ihm, und Mr. Moß lachte in sich hinein. Die Fliege war ins Netz gegangen. Jetzt begann ein Prozeß, den der alte Moß eigens für solche Gelegenheiten erfunden hatte. Er hantierte mit Flaschen und Lappen, Lupen und Salben an dem Schmuckstück herum, daß dem armen Charly angst und bange wurde, wenn er an die Unge duld der Frau dachte, die an der Straßenecke auf ihn wartete. „Es ist echtes Gold. Wenn Sic ihn nicht wieder einlösen wollen, kaufe ich ihn auch", sagte Moß endlich. „Was wollen Sie geben?" murmelte die Fliege. „Vielleicht drei Dollar." „Das ist nicht genug." „Kann sein, aber ich thätc vielleicht besser, ihn überhaupt nicht zu kaufen." Spinne Moß hielt den Ohrring in die Höhe und betrachtete ihn volle fünf Minuten, dann fügte er hinzu: „Ich will Ihnen fünf Dollar geben." „Her damit!" Moß öffnete den Schrank und suchte lange darin, dann sagte er ärgerlich: „Alles geht heute verkehrt, ich habe kein kleines Gels, ich muß erst eine Zehndollarnotc wechseln." Er öffnete die Thür und rief seiner Frau zu, auf den Laden Acht zu geben. Sarah Moß kam hinein, die Spinne ging hinaus, und die arme Fliege, froh, daß der Handel abgeschlossen, saß geduldig im Netz und wartete. Die Zirkus-Fanny stand unterdessen an der Straßenecke. Sie wurde erst ungeduldig, dann verstimmt und endlich wütend. Was macht denn Charly die ganze Zeit über bei dem alten Juden? Es sieht ihm nicht gleich, so lange um den Preis zu feilschen. In ihrer Ungeduld fing sie an, auf und ab zu gehen, und als sie bei einer entfernteren Straßenecke Kehrt machte und wieder dem Laden des Alten zuschritt, sah sie, wie der ihr wohl bekannte kleine Jakob mit zwei Männern in denselben eintrat. Die Eile und der sichere, geschäftsmäßige Gang machte sie stutzig. Ihr kam dos scheue Wesen ihres Gefährten und seine Abneigung, den Ohrring zu versetzen, plötzlich wieder ins Gedächtnis, und eine heftige Besorgnis um den Menschen, für den sie in den sechs Monaten ihrer Bekanntschaft eine sonderbare Neigung gefaßt hatte, stieg in ihr auf. Sie überschritt den Damm und promenierte auf der anderen Seite der Straße Mr. Moß' Laden gegenüber, mög lichst unbefangen hin und her. Nach geraumer Zeit stürzte der kleine Jakob aus dem Hause und kam bald darauf mit einer Droschke zurück. Die Thür öff nete sich abermals, und in der Mitte der beiden Männer erschien, mehr geschleppt und getragen, als gehend, Charly JenkinS. AlS die Polizisten mit ihrem Gefangenen den Wagen bestiegen hatten und davongefahren waren, ging die Frau mit festen Schritten über die Straße und trat in den Schlupfwinkel der Spinne ein. „Moß", redete sie den Juden scharf an. „Ich habe Ihnen vor kurzer Zeit einen Dienst geleistet und heute möchte ich, daß Sie mir einen erweisen. Sie kennen mich ziemlich genau, und ich glaube, Sie wünschen nicht, mich zur Feindin zu haben, also lügen Sie nicht!" „O, meine Liebe", stotterte Moß, „waS ist Ihnen?" „Nichts", sagte Fanny kurz. „Ich möchte nur wissen, wer