Suche löschen...
Dresdner Journal : 22.02.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190602224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19060222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19060222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-02
- Tag 1906-02-22
-
Monat
1906-02
-
Jahr
1906
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1906
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vezu«»»retS: veim Bezüge durch die Geschäft««»», ina,r»«r» Ir«»e«, 2,LV M (einschl. Zurragung^, durch die ü» Deutschen Reiche S M. (auSjchließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pf. Wird Zurücksendung der für dir Schriftleitung beftlmmteu, aber von diefer nichr nn» georderten Beiträge bean sprucht, fo ist da« Postgeld beizufügen Dns-nn Zounml Hrrausgegeben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nach« d Uhr. — Origiualberichte uud Mlteiluugen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden «>t»»»i,un«««ed»hrr,: Die Zeile kleiner Schrift der 7mal Hespaltrnen Änkündl- guna-seile oder deren Rau« Sv Pf. Bei Tabellen und Ziffernsatz ü Pf. Aufschlag für die Zeile Unlerm Ne- daktion-stnch (Eingeiandl) oie Textzeile mittler Schrift oder bereu Raum so Pf. Gebühren > Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Lnnoh»« der Anzeigen bi- mitta^t 12 Uhr für die nach, mittag-erscheinende Rümmer. 44. Donnerstag, den 22. Februar nachmittags. 1906. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kreishauptmann Schmiedel in Dresden das Großkreuz deL AlbrechtSordenS zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Packer Enger bei der Firma Johann David Wagner in Grünhainichen das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen Er»r«««nge«, Versetzunge« re. t« liche« Tiemfte. Im GtschLflsdereiche »e» »iaisterium» »e» Kultus u. Sffeutl. Unterricht-. Zu besetze»: die Filialkirchschulstelle zu Rohrbach Kollator: die oberste Schulbehörde 1S00 M oom Schuldienst, 24,88 M. au- der v Uechtritzscheu Stiftung zu Belger-Hai«, H0 M. für Fott- dildunqsschulunterttcht. öl M für Heizung und Beleuchtung des SchulzimmerS. 2S0,17 M vom Kirchendienst (wovon lö M für Nutznießung des Garten- in Abzug kommen) und freie Wohnung Gesuche mit den erforderlichen Beilagen bis 7 März an den Königj. Bezirksschulinspektor in Grimma Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Tagesgeschichte. Dresden, 22. Februar. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte am Dienstag abend der Aufführung des Lustspiels „Tie Welt in der man sich langweilt" im Königl. Schauspiel- hau'e bei. Deutsche» Reich. Berlin Gestern abend fand im Königl. Schlosse der erste HofbaU der diesjährigen Saison, nachdem der früher angesetzte wegen Hostrauer ausgefallen war, statt. Tas Fest, das in der gewohnten glänzenden Weise ver lief, erfuhr eine Beeinträchtigung dadurch, daß Ihre Majestät die Kaiserin wegen leichter Unpäßlichkeit fern - blieb. Se Majestät der Kaiser zog zahlreiche Damen und Herren ins Gespräch Ein längeres Gespräch führte er u. a mit dem neuen Staatssekretär deS Auswärtigen v. Tschirschky und Bögendorff sowie mit dem russischen, dem österreichischen und dem italienischen Botschafter. — Nachdem der Handelsvertrag mit Lsterreich Ungarn ratiftziert ist, wartet unter den Tarifverträgen, die das Deutsche Reich neuerdings mit dem Auslande abgeschlossen hat, nur noch das mit Serbien vereinbarte Zusatz abkommen der gleichen formellen Bestätigung Die Ratifikation des deutsch-serbischen Vertrags wird aber demnächst vollzogen werden, so daß auch seinem Inkraft treten am 1. März 1906 nichts im Wege stehen wird. Bekanntlich gehören auch die Zugeständnisse, die das Deutsche Reich an Serbien gewährt hat, zu denen, die oen Vereinigten Staaten von Amerika während der Tauer des Provisoriums zuteil werden sollen — Tie vom 20. Februar ab ausgcgebene "Nummer 6 des Reichsgesetzblatts enthält eine Bekanntmachung vom 16. Februar 1906, betreffend Ergänzung deS Militär- tariss für Eisenbahnen und -Änderung der Anlagen V und VI zur Militärtransporlordnung für Eisenbahnen. Kiel. Prinz und Prinzessin Heinrich find gestern zur Teilnahme an den Hosfestlichkeiten nach Berlin abgereist. Hamburg. Nach einer Mitteilung des Senats, die in ver gestrigen Sitzung der Bürgerschaft vom Präsi denten verlesen wurde, schließt die vorläufige Abrechnung oes hamburgischen Staatshaushalts für 1905 aber mals mit emem Überschuß von rund 8'z Mill. M. Österreich - Ungari». W en. Ter Zollausschuß bat gestern den Handels ¬ vertrag mit Rußland, sowie das handelspolitische Er mächtigungsgesetz angenommen Budapest. Das „Amtsblatt" veröffentlicht eine gestern schon im Auszug mitgeteilte Verordnung der ungarischen Regierung, in der eS heißt: Se Kaiser!, und Apostolische Königl. Majestät hat den mit dem Deutschen Reiche am 25. Januar 1905 abgeschloffenen neuen Handelsvertrag (Ergänzungsvertrag) sowie die dazu gehörige Erklärung und die am selben Tage abgeschloffene Veterinärkonvention ratifiziert. Anderseits aber hat die Königl. ungarische Regierung die nahe Gefahr der schweren wirtschaftlichen Krise erwogen, die in dem Falle über das Land Hereinbrechen würde, daß unsere Außen handelsbeziehungen zum Deutschen Reiche vom 1. März ab ungeregelt blieben, und läßt sie, im Hinblick auf den Stillstand der Tätigkeit der Gesetzgebung, den mit dem Deutschen Reiche abgeschlossenen neuen Vertrag, die hierzu gehörige Erklärung und die erwähnte Veterinärkonvenlion, aus Grund einer allerhöchsten Entschließung Sr. Kaiser!, und Apostolischen Königl Majestät und in Er wartung der nachträglichen Zustimmung der Gesetzgebung, im Wege dieser Notverordnung am 1 März hiermit ins Leben treten. Diese Notverordnung verliert ihre Wirk samkeit durch Vorkehrungen der Legislative Hierauf folgt der Vertrag selbst — Ungefähr 300 Studenten wollten gestern zum Grabe Ludwig Koffuths ziehen, wurden aber auf dem Wege dorthin von der Polizei aufgehalten, wobei mehrere Studenten durch Säbelhiebe leicht verletzt wurden Zyrantreich. Paris Die gesetzlichen Inventaraufnahmen sollten gestern in 27 Pariser Kirchen vorgenommen werden Ziemlich viele Gläubige, von denen mehrere die Nacht in den Kirchen zugebracht hatten, waren an wesend Die Pfarrer verlasen Protesterklärungen gegen die Inventarisierung, die denn auch nur in einigen Kirchen ausgeführt werden konnte, während in anderen die Finanzagenten sich, ohne daß es zu ernsten Zwischen fällen gekommen wäre, vor dem Widerstande der Gläubigen zurückzogen Bis jetzt wird nur von einer unbedeutenden Rauferei in der Kirche St. LouiS-en-Lille gemeldet Italien. Rom. I» dem gestrigen Konsistorium hielt der Papst eine Ansprache, in der er nach kurzer Zusammen- -ammg der in der Enzyklika vom 11. d. M. enthaltenen Schlußfolgerungen und Motive wiederum vor dem Kollegium der Kardinäle das Trennungsgesetz in Frank reich verurteilt Es beleidige den Gottesgedanken, sei entgegen der göttlichen Verfassung der Kirche, verletze die Freiheit und das Recht der Kirche und verstoße gegen die Gefühle des Heiligen Stuhles, des Episkopats, der Geistlichkeit und der französischen Katholiken und verletze auch infolge Bruches des Konkordats das Völkerrecht. Tie Ansprache schließt mit der Aufforderung an die katho lischen Franzosen, die Religion zu verteidigen in der Hoffnung auf bessere Zeiten für ihr Vaterland Schweiz. Bern Wegen der zunehmenden antimilitaristischen Propaganda hat der Bundesrat verfügt, daß Aus länder, die sich an dieser Propaganda dadurch beteiligen, daß sie zur Verweigerung der Wehrpflicht oder des mili tärischen Gehorsams aufsordern, aus dem Gebiet der Eid genoffenschaft auszuweisen sind. Grsßbriiannie». London, 21. Februar. Unterhaus. Bei Eröffnung der Sitzung sagte Premierminister Campbell-Banner- man in Beantwortung einer an Sir Edward Grcu ge stellten Frage, daß es sehr vorteilhaft sein würde, wenn der Staatssekretär des Äußern im Unterhause anwesend wäre; unglücklicherweise wäre Grey aber gerade dann, wenn Anfragen im Hause gestellt würden, im Aus wärtigen Amte am stärksten in Anspruch genommen Bannerman schlug deshalb vor, den Sekretär des Lokal verwaltungsamtS Runciman zur Beantwortung solcher Anfragen an Stelle GreyS zu ermächtigen, falls dieser wegen anderweitiger dienstlicher Inanspruchnahme nicht im Hause anwesend sein könnte Eine Anfrage Howard Vincents beantwortete der Präsident des HandelSamt« Lloyd George dahin, daß der deutsche Zolltarif die ernsteste Aufmerksamkeit seitens deS Amtes fände und daß bereit« Vorstellungen wegen der voraussichtlichen Wirkung auf den britischen Handel bei der deutschen Regierung erhoben wären. Auf die Frage Howard Vincents nach der erhaltenen Antwort erwiderte Lloyd George, daß die Verhandlungen noch schwebten und er daher erst später Auskunft geben tönne — Runciman antwortete auf eine Anfrage, be kreffend den Kongofreistaat, daß die Regierung sich ernstlich mit der Frage der Verwaltung diese« Staate« beschäftige und binnen kurzer Zeit die Akten darüber vorlegen werde. In Beantwortung einer Anfrage er klärte der Sekretär des Lokalverwaltungtamts Runciman, die Regierung stehe mit der Regierung des Kongostaat« in Verhandlung wegen gewisser vom Kongostaat auf einem Gebiete errichteter Posten, das die englische Re gierung al« unbestreitbar zum Sudan gehörig betrachte. Im Verlaufe der dann wieder ausgenommenen Adreßdebatte brachte Saunderson (irischer Unionist) einen Anttag ein, in dem es heißt, die Regierung habe sich bezüglich Irlands auf eine Politik eingelassen, welche die Zwietracht fordern und die Zusammengehörig keit des Königreichs schwächen werde. In der Debatte über diesen Antrag verlangen mehrere Union-sten eine Regierungserklärung über die irische Politik Ter Ehefsekrelär für Irland, Bryce, sprach sich gegen den Antrag aus, der schließlich mit 406 gegen 88 Stimmen abgelehnt wird Hierauf wird die Weiter beratung der Adreßdebatte vertagt. „Evening News" berichten über ernste Meinungs verschiedenbetten im Kabinett bezüglich der chinesischen Arbeiter in Transvaal. Campbell-Bannerman und Morley wollen die Chinesen ungesäumt in die Heimat senden, während der Earl of Elgin und Fowler fürchten, daß das eine ernste Wirkung in Südafrika Hervorrufen würde Es werde al« möglich betrachtet, daß der Earl of Elgin demissioniere. — Wie jedoch ein führendes Mitglied der Regierung versichert, ist das Ge rücht, daß Earl of Elgin zurückzutreten beabsichtige, un begründet ««ftland. St. Petersburg (St. PeterSb. Tel.-Ag.) In der gestrigen Sitzung des Ministerrat« wurde festgestellt, man könne mit "vollem Recht auf die rechtzeitige Durch führung der Reichsdumawahlen rechnen, ebenso auf den Zusammentritt der Reichsduma in der zweiten Hälfte de« April alten Elftes Höchsten« das Zusammenfallen der Wahlen mit dem Osterfest und Unwegsamkeiten in manchen Gegenden im Frühjahre könnten die Durch führung etwas verzögern Taher wird es vielleicht er forderlich sein, von der vorgeschriebcnen Wahl der Ab geordneten an einem Tage Abstand zu nehmen — Der Mimsterrat erkannte cs als notwendig an, von nun ab den verstärkten außerordentlichen Schutz und Kriegszustand unter der Kontrolle der höchsten Regierungsorgane zu verhängen Bei der Unmöglichkeit einer sofortigen Aus hebung der angeordneten Ausnahmcmaßv ahmen bezeich nete der Ministrrrat e« als wünschenswert, vor allem die Zahl der im Kriegszustand bcfindlichen Gegenden zu be schränken und sie den zeitweiligen Gencralgouverneuren zu unterstellen. — In der Stanitza Gianinsk im Kuban-Gebiet meutern 600 Kosaken vom Regiment Urup. Gegen die Meuterer, die sich verschanzt haben, sind Truppen mit fünf Maschinengewehren entsandt worden Ter Chef des Kubangebiers begleitet die Truppen Es ist bereit» zu einem Zusammenstoß gekommen, doch liegen bis jetzt noch keine Einzelheiten vor. Libau In der Nähe von Hasenpot sind am 16. d. M 32 Personen erschossen und am nächsten Taae ein Schullehrer aehünat und zwei Personen er schaffen worden. In der Umgegend von Grobin sind gestern acht Personen erschossen worden Riga. Pier zum Tode verurteilte Revolutionäre hatten ein Gnadengesuch an den Kaiser gerichtet Dieses wurde abschlägig beschieden. Der General gouverneur hat das Urteil bestätigt, aber dahin abgeändert, daß die Todesstrafe durch Erschießen anstatt durch Er hängen vollstreckt werden sollte Tie« ist heute geschehen Moskau. (Bon einem besonderen Korrespondenten.) Gestern wurde hier der Nationalkongreß der Vertreter der Vereinigung vom 30. Oktober eröffnet, an dem etwa 500 Personen teilnahmen. Zum Vorsitzenden wurde Graf Heyden gewählt, zu Beisitzern Baron Korff und Schipow Letzterer erklärte in einer Ansprache, die Re gierung habe den Weg der notwendigen Reformen ver lassen und den Kongreß gezwungen, sich hauptsächlich mit seiner Haltung gegenüber der Regierung zu beschäftigen Graf Heyden, der sich in demselben Sinne aussprach, erklärte, die Vereinigung wünsche eine fortschreitende Ent Wickelung des politischen Lebens in Rußland und halte sich ebenso fern von den rückschrittlichen wie von den erttemen Parteien Weiter wurde das Verlangen nach Versammlungsfreiheit ausgesprochen. Baron Korff erklärte, daß der Kongreß die von den Mitgliedern des Verbands am 30. Oktober auf der Konferenz in Petersburg gefaßte Resolution werde prüfen müssen, daß die Regierung auf den Weg des Manifests vom 30. Oktober zurückkehren, einen baldigen Termin zur Einberufung der Rcichsduma ftstscycn, das Petitionsrecht bewilligen müffe und die Vollstreckung der Todesstrafe ohne Urteil nicht weiter zulaffen dürfe. Zahlreiche Redner verlangten außerdem die Einbeziehung der Agrarfrage in das Programm der Konferenz. Dänemark. Kopenhagen Der Finanzausschuß des Folkethings hat gestern über die Vorlage betreffend die Zivilliste des Königs, die Apanage des Kronprinzen und das Nadelgeld der Kronprinzessin Bericht erstattet Alle Mitglieder des Ausschusses, mit Ausnahme der Sozial demokraten, beantragen unveränderte Annahme des Regierungsentwurss in allen wesentlichen Punkten. Schweden. Stockholm. König Oskar ist mit Gefolge gesrern abend im Sonderzug nach Berlin abgereist Am Bahn hofe hatten sich zur Verabschiedung der Kronprinz-Regent und die übrigen Mitglieder der König-familie eingesunden Türkei. Konstantinopel. Die Obersten Muzafr und Fehmi sind nach Alerandrien abgereist, wahrscheinlich wegen der Grenzregulierung aus der Halbinsel Sinai durch eine gemischte Kommission, die England energisch verlangt Eine Jrade sankttoniert das neue Stempelgesetz Man hofft, daß alle von den diplomatischen Missionen verlangten Abänderungen akzeptiert werden Ter „Köln. Ztg" wird aus Palästina geschrieben: Mit großem Interesse lese ich in Nr. 171 der „Köln Ztg", daß zum Führer der deutschen Benediktiner an der vornfttio 8. Uariae Virxinls, die in Jerusalem ein fester Punkt für die Deutschen und deutsche Be strebungen werden soll, ? Cornelius Kniel ausersehen ist. Dieser ist der richtige Mann für diesen Posten, dem Kaiser Wilhelm II so viel Wohlwollen entgegenbringt Vor Jahren, als der ausgezeichnete Stifter der Beuroner Benedrktinerkongregation vr Maurus Wolter (auS Bonn) noch lebte, lernte ich ? Kniel zuerst kennen. Zu jener Zeit war er zwar schon Kleriker, aber doch »och ein junger Mann Was der frische, humorvolle und doch so fromme Mönch damals versprach, hat er gehalten: er ist ein tüchtiger Mann geworden, reich an Lebens erfahrungen, bewandert in geographischen Dingen, stark in der Selbstbeherrschung und — was er damals weniger war — auch gesund Eignet ihn alles das, was er im Laufe der Jahre gelernt hat, zu einem Führer der jüngeren und älteren Mitarbeiter, so ganz besonders auch für den Posten in Jerusalem. Heißblütigen Eifer- Knnk und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. Am 21. d. M.: „Tie Boheme". Szenen aus Henry Murgers „Vis cke Lviieme" in vier Bildern von G. Giacosa und L. Jllica Musik von Giacomo Puccini. Der starke und auch als nachhaltig sich erweisende Erfolg, den da» Werk früher hierselbst hatte, ließ es wohl erklärlich erscheinen, daß man sich schon seit einiger Zeit mtt dem Gedanken trug, e« wieder in den Spiel- plan aufzunehmen, und man zögerte damit wohl nur in der ganz richtigen Erwägung, daß der Eigenwert der Pucci nischen Schöpfung es nicht allein sei, auf den man sich verlaffen könne. In der glücklichen und geschickten Con- trastwirkung der vier Bilder, die der seine meist recht engbrüstigen Gedanken musivisch zusammensetzende Kom ponist eigentlich nur in den Gesängen der beiden Liebenden in ausreichender Weise musikalisch kolorierte, erschöpft sich dieser so ziemlich. Und e« war denn wohl auch ein anderer Faktor, der für den hiesigen Erfolg de« Werke« ausschlag gebend wurde, der nämlich, daß nur für die Rolle der Mimi eine selten geeignete Vertreterin besaßen, Frau Nast Als deren Wiederkommen feststand, konnte kaum ein Zweifel mehr darüber bestehen, daß man nunmehr auch Puccinis „Bohsme"-Szenen mit besten Chancen wieder geben könne Und so kam e«, daß die junge Sängerin, di« sich am 1. Mai vorigen Jahres al« Mimi vor au«verkaustem Hause verabschledel hatte, jetzt al» Mmtt wieder in den Verband de« Königl Institut« trat Uber Frau Nast » Verkörperung der Rolle ist neue« natürlich nicht zu sagen. Man mag einen Stich in« Parise rische vielleicht in den zwei ersten Bildern vermiffen, den eine intensivere darstellerische Begabung wohl in da» Bild der Kleinen bringen könnte, sonst bleibt sir un» kaum etwas schuldig, Ter Klang ver Stimme und ver Cyaime der Persönlichkeit der Sängerin verschmelzen sich hier im Bereiche de» kindlich Rührenden in einer nahezu idealen Weise, und selbst der leise Hauch von Müdigkeit, der, ob beabsichtigt oder nicht bleibe dahingestellt, über der ersteren lag, war am Platze. Kein Wunder also, daß die Aufnahme der jungen Sängerin, die man gleich bei ihrem ersten Erscheinen auf ver Bühne mit Beifall begrüßte, eine enthusiastische war Daß auch sonst die Vorstellung, bei der selbstverständlich Schuch selber am Pulte seine« Amtes waltete, einen glänzenden Verlauf nahm, sei gern festgcstellt. Aus der Zahl seiner Kunst genoffen trat vor allem der Rudolf des Hrn. Burrian glänzend hervor Stimmprangend sang der Künstler, den das Publikum im ersten Bilde auf offener Szene ostentativ auszeichnete, seine Partie. Nicht vergessen aber möchte man auch Frl. v. der Osten, deren Verkörperung der Musette man den Stich ins Pariserische, in diesem Falle ins ausgesprochen Pikante, nachrühmen muß, den unS Frau Nast, wie wir schon sagten, schuldig bleibt. — O. S. König!. Schauspielhaus. „Der Graf vonCharo- laiS" Trauerspiel in fünf Akten von Richard Beer- Hofmann. Beer-Hofmanns in den Spuren Philipp MassingerS wandelndes, aber diese rauhen und derben Spuren höchst modern erweiterndes und glättendes Trauerspiel „Der Gras von CharolaiS" hat eine Reihe von Wiederholungen erlebt Es gehört sicher nicht zu den Schöpfungen, die bei öfterem Sehen wesentlich gewinnen Der Reiz der theatralischen Spannung und Überraschung steigert, ja er neuert sich nicht Und was an poetischen Einzelheiten, an vielen raffiniert auSgarbeiteten Zügen, an sprachlichen Feinheiten noch zutage tritt, da« erscheint io mit süßer Rührseligkeit, mit schönredncrischer Srlbstbrspiegelung unv prsitmlftttcyer Ledensanzcyauung verquickt, daß die Wirkung sehr geteilt bleibt. Die Kluft zwischen den Motiven von grausamer und quälender Härte und Venen von träumerischer Weichheit schließt sich nicht, ist sehr künstlich und doch unzulänglich überbrückt Die Phantasie des alten und des modernen Dichters decken sich kaum, weder ergreift uns die Hilflosigkeit und Ver zweiflung de« jungen Evelmanns, der Freiheit und Leben opfern soll, um die Leiche de« Vaters im Schoß der Erde zu betten, ganz so, wie e» Massinger gewollt hat, noch können wir Beer-Hofmann in der entscheidenden Szene des vierten Aktes ohne Reflerion nachsühlen, daß das schmeichlerische Wort Philipps die glückliche Desiree alles eigenen Willens und alles klaren Blickes beraubt. Je tiefer sich die Darsteller in die Stimmungen des Dramas hineinleben und je wahrer sie diese einzelnen Stimmungen wiedergebcn, um so unabweisbarer drängen sich die Widersprüche in der Handlung und Charakteristik auf Ich habe niemals eines der vor drei Menschenaltern vielgepriesenen und viel gespielten Stücke der Schicksalstragiker aufsühren sehen, aber ich meine, eS müffe sich bei ihrer Dar stellung eine verwandte Wirkung ergeben haben Die Kunst deS Schauspielers enthüllt, je leuchtender sie alle Farben der einzelnen Szenen wiedergibt, um so deutlicher und unerbittlicher den Mangel seelischer Wahrheit und logischer dramatischer Entwickelung Am besten bleibt in diesem Betracht der Vertreter de» Titelhelden Hr. Wiecke gestellt Sein Gras Charo laiS ist eine lebensvolle Gestalt, die rühmliche Pietät des tapferen Sohnes und Kriegers, der den Wucherern die irdischen Reste des toten Vater» um jeden Preis ab ringen will, schließt ein Stück zornigen Trotze» und störrischen Eigensinn« ein, da« vom Glück«rausch in Schlaf gewiegt, sich im Augenblick, da er sein Vertrauen ettogcn sieht, wild und ungezügelt emvorrichtct. Die Flgur, tue am meisten vom ailrngUschen Vorbild be kommen hat, zeigt auch die stärkste Folgerichtigkeit, und die Beseelung, die ihr der Künstler zuteil werden läßt, wirkt tief eindringlich. — Diel ungünstiger hat der Dichter die weibliche Hauptgestalt, die der unseligen Desiree bedacht Ihre Wiedergabe durch Frl. P o l i tz ist eine gan z vorzüglicheLeiftung; c« gelingt der Darstellerin, der willenlosen Gefühl«- weichheit und dem verzweifelten Erwachen aus dem schnöden Traum des Schluffes ein sympathische«, mitleiderweckende« Element beizumischcn und gerade für die peinlichsten Situationen ergreifende Laute zu finden Hr. Müller (Gerichtspräsident Rochfort) hat die schwierige Aufgabe, die bi» zur Schwäche gehende Vaterzärtlichkeit mit dem unerschütterlichsten Pflichtbcwußtsein de» Richter» zu ver binden. Er nimmt in den vom Dichter unerfreulich zu breit gehaltenen Szenen de« zweiten Akte«, in denen der Präsident seiner Sorge um die Zukunft der Tochter Ausdruck gibt, den Grundlon entschieden zu weich; sein lebendige« Gefühl für charakteristische "Natürlichkeit gerät den Reflrrionen des alten Herrn gegenüber in« Ge dränge. — Hrn Blankenstein« Hauptmann Romont ist eine runde, von den einfachsten Gefühlen getragene Gestalt Hr. Wierth setzt für die eine Hauptszene, in der e« Philipp Rochsott gelinat, Desiree an sich zu reißen, alle Kraft ein, ohne die schlecht motivierte Willkür der Erfindung völlig au«gleichen zu können Auch die Herren Renä (der Witt), Fischer (der rote Itzig), Eggerth (der Paramcntcnmacher), Huff (der blinde Vater de« Wirt«) haben ihr Spiel noch vervollkommnet; der Gefamt- eindruck bleibt aber doch der oben angedeutete Adolf Stern ' Die Kommission zur Erhaltung der Kunst denkmäler im Königreich Sachsen, die mit Aller höchster Genehmigung Er Majestät de« Königs im Jahre 1894 in Wirksamkeit getreten ist, versendet soeben
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite