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Dresdner Journal : 16.09.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186309169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18630916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18630916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-09
- Tag 1863-09-16
-
Monat
1863-09
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 16.09.1863
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Mittwoch den 16. September. 1863 .V 211 ILKcli« 8 - « 1 Ulr. — Nx« >» » l lm - 1 ,. IS „ „ „ (tritt Po,» auck Üou»tticl> iu vr—»«: IS Nxr. I 8t«wp,tml- xtp,«Io» Nviow-r»: 1 Her- ) biu»u. »nstrntnipretsr: ä,a N«um ,iu«r -v,p«It«ll»u Teil«: 1 K-r. vut,r ,,Lu»e«»»itat" äi« 2« I«: 2 öi-r. Lkschri«»: Wit Tu,o»bw« cker kovll Ullä priori»e«, ^b,uä» kür ä«u ko>e«o<i«l» ^»e DresdnerSoumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Lnseratenannahme auswärts: L»tp»te: 8,»»l»»ntrri!,, Don>wl,tjl»n!ir äs» vr«»äu«r ckouru»l»; «dso仫.: N Lxoi-ü», L. Irl.»««; S«udurx-LItoa». Un»«»»r»»i sc Vooc.,»; «,rtuu U»or«r»'»»:k« d»oäl., N-riuir,»', Lur«»u; «r,w«ll: L. 8k7m.orrr; 8r»»I»a: Tovi» 8r»»u>ci,i pr^Uckurt ». U : ä^ro^ir'»e>ie tiocUtl.; N»Ia: ^ooc.» kti,»»»»; p»rt«: v. l.ö«i-Kr,l., (28, ru« <te doo» eof»n»); kr»e: p» b-»«rica'» tiuetik.; V>«»: Comptoir ä. ä. VVisosr /vituux, 8t«s»u»pl. 887. Herausgeber: Nöoibl. Lxpsäitiou 6«» Orviäner ckouru^», vr«»ä«o, >1»ri«u»tr<tti,» ti». 7. Amtlicher Thril. Verordnung, rie für die Prüfungen der Bauhandwerker zu entrichtenden Gebühren betreffend; vom 22. Juli 1863. In Verbindung mit tz. 25 der Ausführungsverord nung zum Sewerbegesetz« vom 1b. Oktober 1861 ist eine anderwrite, den dermaligen Verhältnissen entsprechende Feststellung der nach K. 10 der Verordnung vom 14. Januar 1842 für Prüfungen der Baugewerken zu entrichtenden Gebühren al» geboten zu erachten gewesen. Mit Allerhöchster Genehmigung verordnet daher da» Ministerium de» Innern, daß für die auf Grund der Verordnung vom 14. Januar 1842 und in Gemäßheit §. 24 lit. l» der Verordnung vom 15. Oktober 1861 zum Befähigungsnachweise als Baugewerke abzulegende Prü fung von jedem PrüfungS-Candidaten anstatt der tz. 10 der Verordnung vom 14. Januar 1842 bestimmten Ge bühr, eine solche nach Höhe von überhaupt 16 Thlr. 15 Ngr. — Pf. zu entrichten ist. Der Betrag von 15 Thlr. bleibt den Mit ¬ gliedern der Prüfungskommission als Vergütung ihrer Mhwaltnng überlassen, wogegen von der übrigen, 1 Thlr. IS Ngr. — Pf. betragenden Summe aller und jeder mit der Prüfung verbundene Nebrnaufwand zu bestreiten ist. Dresden den 22. Juli 1863. Ministerium des Innern. Für den Minister: Kohlscküttrr. v. Criegern. Nichtamtlicher TIM. llebersicht. Lei,graphische Rachrichte«. ZrituugSschan (Journal de St. Petersbourg. Daily- NewS. Times.) ^GEÜgtschichte. Dresden: Artilleriemanöver. —Wien: Manöver. ReorgaNisirung der Infanterie. — Ber lin: Der König zu den Manüvern. Abnahme der Zuzügler im Posen'schen. Eine Abbildung mit Be schlag belegt. — BrrSlau: Waffenconfiscation. — Posen: Strenge Paßreviston. — Geldern: Gedenk- ^ll.^<<UKil-L.»um Militärcreditgesetz. «rhihung, Prinz Napoleon nicht nach Turin. Der- mischte-. — Turin: Consulnabreise. — Genua: Der König zu den Manövern. Jahrestag des Ein zugs Garibaldi's in Neapel. — HelsingforS: Be vorstehende Eröffnung des finnländischen Landtags. — Kopenhagen: Die Abreise des Griechrnkönigs fest gesetzt. — Athen: Unsicherheit. Der polnische AnfAaud. (Verantwortliche Hausver walter bestellt. Hinrichtungen in Wilna. Die Nieder läge Lelewel's bestätigt.) LolkSvirtSschaftlichrr Congreß in Dresden, telegraphische Nachrichten. Wien, DievStag, 15 September. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses zeigte die StaatSregirrung au, da- nach Mittheilung drS Lemberger Landesgerichtes der ReichSrathSabge- ordnete RogawSki auf frischer That riurr aufrüh rerischen Bemegung als Mitglied deS galizischen RevoltionScomitöS verhaftet worden und deS Hoch- verrathS ««geklagt sei. RogawSki petitionirte um Lrrurhwung durch daS HauS der Abgeordnete«. ES wurde einstimmig beschlossen, die Sache einem Ausschüsse zur Berichterstattung zu überweisen «ud sie für übermorgen auf die Tagesordnung zu stelle« Paris, Montag, 14 September, Abends. Rach der „Ration" ist die Depesche deS Fürsten Gor- tschakoff Herr« Drouyn de LhuyS heute übergeben worbe«. Kürst Gortschakoff beschränkt sich iu der- Feuilleton. A. Hoftheater. Dienstag, 15. September. Fräulein Janauscheck gab gestern die Gräfin Orsina in Lessing s Trauerspiel „ Emilia Galotti", nachdem die berühmte Schauspielerin in voriger Woche ihr Gastspiel mit De borah und zwei Lustspielrollen (Lucir in „Buch I», Eapitel I" und Gräfin von Autreval im „Damen krieg") eröffnet. Obwohl die Kritik seiner Zeit an dem Mosrnthal'schen Drama Mancherlei auSzusrtzrn sand, so bewährt dasselbe dennoch andauernd von der Bühne herab seine fesselnd« Wirkung. Zudem ist die Titelrolle für die Darstellung überaus verlockend, und wäre eS auch nur um der überwältigenden Schlußscene willen, in der jene Größe der Entsagung, jener lächelnde Schmerz zu zeigen ist, der un» schöner macht und un» gleichsam über un» selbst erhebt. E» ist bekannt, wir reich an erschütternden und tiefrührrnden Momenten Fräulein Janauscheck den Charakter der Deborah vorführt; beispielsweise sei nur an den AuSruf erinnert, mit dem dir Darstellerin am Schluffe de» zweiten Akte» zu Boden sinkt und der wohl jedem Hörer unvergeßlich bleibt. Da» zahlreich ver sammelte Publicum ehrte die Künstlerin durch die reich sten B«ifall»zrichen. Urhnlich« Ovationen wiederholten iich auch gestern, wo Fräulein Janauscheck al» Gräfin Orsina auftrat. Nikolai („Lessing'» Briefwechsel mit Ramler, Eschenburg, Nikolai") hat die treffende Bemer ken»- gemacht, daß Orsina, um Etwa» zu sein, sich der Gelehrsamkeit beflissen, aber zu viel Lebensart besitz«, um mit Gelehrsamkeit glänzen zu wollen; die Gräfin sei ge wohnt, durch ihre Schönheit, ihre Geburt, ihren Geist Alle» zur Liebt und Bewunderung hinzurrißen. So hat ' st« vorzüglich über den Prinzen geherrscht, so will sie uch über ihn fortherrschen, obgleich sie sich den traurigen selben auf eine DiScusfiov bezüglich drS schicklichen Zeitpunktes für dir Anwendung der von den drei Mächten reklamirten Maßregel. Rew-Nork,5 September Vie Panzerschiffe der Union haben ihren Angriff auf Kort Multrie aufgrgeben, und die ConfSdrrirten auf die Trüm mer deS Forts Sumtrr wieder einige Geschütze ge bracht. Dresden, 15. September. Der jüngst telegraphisch erwähnte Artikel des offi- ciellen „Journal de St. Pötrrsb ourg", in welchem über die Intentionen Rußlands sowohl in der polni schen al» der deutschen Angelegenheit einige Andeu tungen gegeben werden, lautet: „Wir haben schon mehr als einmal die Manöver einiger Preßorgane hervorgrho- ben, die zum Zwecke haben, die öffentliche Meinung in eine Bahn zu schieben, welche nur zu Enttäuschungen führen kann. So bestrebten sich die ausländischen Blät ter zur Zeit, als die zweiten Noten der drei Höfe über die polnischen Angelegenheiten nach St. Petersburg er- pedirt wurden, das Gerücht zu verbreiten, die russische Regierung nehme di« ihr gemachten Vorschläge mit nur wenigen unbedeutenden Aenderungen an. Man beglau bigte, so Hoffnungen, welche mit der wirklichen Sachlage in keinem Verhältnisse standen, und al» die Wahrheit zu Tage kam, wurden die daraus hervorgehenden Ent täuschungen im feindlichsten Sinne gerade von Denjeni gen ausgebeutet, welche sie vorbereitet halten. Wir hiel ten eS damals für nothwendig, unsre Leser vor solchen Umtrieben zu warnen. Wir erfüllen heute dieselbe Pflicht, indem wir sie vor ähnlichen Gerüchten warnen. Die ausländische Presse ergeht sich in unbeschränkten (ü perl« 6« vu«) Konjekturen bezüglich der Dispositionen der russi schen Regierung in der polnischen und deutschen Ange legenheit. Man spricht von radikalen Reformen, welche sogleich im Königreiche und im Kaiserreiche eingeführt werden sollen; man bezeichnet neue Allianzen, welche auf dem Boden der deutschen Frage geknüpft werden sollen. Die Schlußfolgerungen, welche man daraus zieht, sind eben so falsch, als die Prämissen. Dir in Ucbereinstim- mung mit dem einmüthigen Gefühle Rußlands vom Et. Petersburger Eabinet in der polnischen Frage er griffene Stellung ist vollkommen klar, und nichts deutet an, daß dasselbe bereit sei, von derselben abzuweichen. Dir Gefühle deS Souveräns bezüglich seiner polnischen klärt, dir Herstellung der «..—^.vnnng al» <N»r Pflicht anzusehen. Die Erfahrung der letzten zwei Jahre hat hinlänglich bewiesen, daß man auf einem von anar chischen Leidenschaften durchwühlten Boden nichts Soli des gründe. Was die diplomatische Frage betrifft, so bleibt die kaiserliche Regierung entschlossen, ihre inter nationalen Verpflichtungen zu erfüllen, aber auch Ruß lands Rechte in den Grenzen der Verträge aufrecht zu erhalten. Bezüglich der deutschen Angelegenhei ten, so verfolgt die russische Regierung dirselbrn mit dem Interesse, das sie verdienen, aber auch mit der wohl wollenden Zurückhaltung, welche in ihren Traditionen und ihren Interessen liegt. Rußland hat nur Wünsche (n's quo äs» vooux ä ksiee) für die auf das Recht und auf die Interessen aller deutschen Staaten gegründete Einheit und Stärke Deutschlands. Es hat sich eben so wenig gegen die Gefahren vorzusehen, welche ihm da raus erwachsen könnten, als Deutschland sich gegen Ge fahren zu schützen hat, welche ihm von Rußland kämen. Die in Umlauf gesetzten Gerüchte haben also keinerlei Begründung. Sie zeigen von höchster Leichtfertigkeit, wenn nicht gar überlegter Bosheit. In jedem Falle kön nen sie nur die öffentliche Meinung irre führen, und wir halten dafür, daß es nicht die Pflicht des Publicisten sei, Jrrthümer im Dienste gewisser politischer Kunststücke zu verbreiten, sondern die Wahrheit zu erforschen und zu vertheidigen." In den englischen und französischen Blättern finden wir bereits Repliken auf die Erklärungen des St. Petersburger Blattes. Kriegslast ist darin nicht zu Vierzig nahe fühlt. Aber plötzlich sieht sie sich, ohne es auch nur von fern geahnt zu haben, von dem fürstlichen Sklaven ihrer Reize verlassen. Das bringt sie außer Fassung, macht sie halb wahnsinnig. Wahre gekränkte Leidenschaft, wirkliche Eifersucht empören sie, treiben sie zur Rache. Liebe und Eifersucht sind daher die hervor ragenden Züge ihres wahnwitzigen Gebührens, die Ge lehrsamkeit liefert nur die Nuancirungrn desselben. Fräu lein Janauscheck wußte diese Eharakterclemente trefflich zu verschmelzen und brachte die innerlichen Vibrationen der Leidenschaft, welche sich in einzelnen Momenten ent fesselt, zu wirkungsrricher Anschauung. Ob aber nicht hier und da eine noch wärmere Farbengebung zulässig, bliebe zu erwägen. Mienenspiel und Geberdrnplastik Warrn tadellos. Herr Dawison trat nach längerer Abwesenheit als Marinelli aus und gab diesen bald kriechenden und groben, bald schmeichelnden und hämischen Höfling, der Prahler und Feigling, Speichellecker und Despot, Kuppler und Mörder meiner Person ist, mit gewohnter Meisterschaft. Recht verdienstlich stellte Herr Dettmer den vom Wind« seiner Leidenschaften hin- und hrrgrtrirbrnen Prinzen dar, in welcher Rolle wir ge nannten Schauspieler zum ersten Male sahen. Die Ge- sammtdarstellung de» Trauerspiel-, da» Lessing im Jahre 1759 entwarf und 1770 auSsührtr, wie ein Zeitgenosse de» Dichter» berichtet, zeugte von großem Fleiß und war mit geringen Au-nahmen eine vorzüglich«. Die Emilia drS Fräul. Ulrich, der Odoardo des Herr» Wingrr, die Claudia de» Fräul. Berg und der Räuber Angelo d«S Herrn Porth sind Leistungen, welchr an dieser Stelle schon öfters die gebührende Würdigung gefunden haben. Fräulein Janauscheck wird heute mit Brunhild in der gleichnamigen Tragödie Emanuel Geibel » schließen, aber im Oktober ihre Thätigkrit wieder ausnehmen und b«merken. Das Entschiedenste wird noch von den „Daily News" verlangt, welche sagen: „Unter diesen Umstän den wird es gebieterische Pflicht, abermals und mit grö- tzerm Ernst als jemals das Recht der Polen auf äugen dticktiche Anerkennung als kriegführende Macht zu ver fechten. Einmal als Kriegführende anerkannt, könnten die Polen nicht mehr mit kaltem Blute ermordet werden, und die Russen wären gezwungen, die Rechte, Bräuche u»d den Anstand civilisirter Kriegführung zu resprctiren. Interesse also der Menschlichkeit und Eivilisation, nicht wenigrr wie in dem des beleidigten Völkerrechtes, fallt« den Polen die Stellung einer kriegführenden Partei ohne Weitere» »«erkannt werden. E» ist m der That schwer z« sagen, aus welchem Grunde man sie ihnen versagen kann. ES ist beinahe der einzige Dienst, den wir ihnen -r-enwärtig leisten können, und der einzige, den sie ver langen. Was die Mächte betrifft, so haben sie ja theo retisch, für den Fall, daß Rußland das begangene Un reiht nicht gutmachen will, die Rechte der Polen aner kannt. Eine nothwendige Konsequenz ist, daß sie jetzt dieses Recht in der PrariS gelten lassen sollten." — Die „Times" erklärt sich mit Entschiedenheit gegen die Po litik der Halbheit, die von vielen einflußreichen Seiten befolgt werd« und die darin bestehe, die Aufständischen i« ihrer eiteln Erwartung fremder Hilfe zu bestärken. Die Lösung der polnischen Frage müsse Rußland über lassen bleiben, und die auswärtigen Mächte könnten blos durch ihre Verwendung dahin zu wirken suchen, daß eS dabei nicht allzu grausam verfahre. Der Artikel sagt u. A.: „Es ist ein trauriges Schauspiel, eine Nation ihre besten Männer in reiner Verzweiflung opfern zu sehen. DaS Unternehmen ist von jedem Gesichtspunkte ein durchaus hoffnungsloses. Der einzige Zweck, für welchen die Polen die Einmischung der Westmächte verlangen, ist gewiß unbedingt unerreichbar, und selbst wenn er erreich bar wäre, bleibt es sehr zweifelhaft, ob dies zu einer Besserung führen würde. Ein an den Grenzen Rußlands errichtetes Königreich Polen, durch keine natürlichen Gren zen von ihm geschieden, und mit dem unauslöschlichen Hass«, d«n eine 50jährige Unterdrückung geschürt hat, ihm iu» Antlitz starrend, wäre fast ein ärgeres Verwirrungs- elemrnt in Europa, als eine Nation in beständiger Em pörung. Polen ist ein krankes Glied am politischen Leibe Europas. Niemand will es in Ruhe lassen, Niemand wagt e» zu heilen. Aber während alle Welt zaudert, giebt «» einen mitleidlosen Wundarzt, der das Glied kurz- Abschluß bringen. Jede andere Stimme protestirt gegen eine solche Operation. England, Frankreich und Oester reich schreien auf und drohen dem Arzte, der schon zu schneidet, wenn er nicht aufhöre. Nun, wir wollen den Protest nicht schwächen, aber wir müssen sagen, daß man durch solches Drrinreden die schwerste Verantwortlichkeit auf sich ladet. Wenn die Westmächte in keinem Falle mehr thun wollen, als protestiren, so ist es ihre Schul digkeit, die Polen von diesem Entschlüsse ohne Weiteres in Kenntniß zu setzen. Wir (England) haben die- gethan. Wir wollen hoffen, die andern Mächte werden unserm Beispiele folgen. Es ist grausamer, die Polen in der Schwebe zu halten, als sogar seine Hände in Unschuld zu waschen und zu erklären, daß man Rußland gestatten wird, die Frage nach seiner eigenen Manier zu lösen. Kurz, wofern Europa nicht bereit ist, für die Wiederher stellung Polens in den Krieg zu ziehen, so ist es desto besser, je eher es den Polen zu wissen thut, daß sie keine materielle Hilfe zu erwarten haben." — In dem Sinne der Anerkennung der Polen als kriegführende Partei äußern sich auch einige Pariser Blätter. Tagtsgeschichte. Dresden, 15. September. Heute Vormittag von 9 Uhr an fand vor Sr. Majestät dem Könige eine Revue und Schießübung der Artillerie auf dem Artillerie- Erercirplatze statt. Hierzu war eine Brigade von 2 Fuß batterien » 4 Stück 12pfündigen Granatkanonen, zwei unter Anderm gelegentlich der Philologenversammlung bei der Aufführung von Sophokles' „Ordipus auf Kolo nos" mitwirken. p. — In der nächstfolgenden Woche wird im k. Hof theater, zum Besten des Unterstützungsfonds für die Witwen und Waisen der Mitglieder des k. Hoftheaters, das Raupa ch'sche Stück: „Die Schule des Lebens" ausgeführt werden. Herr Emil Devrient, der, wie schon bei frühern Vorstellungen zum Besten deS genann ten Fonds, auch diesmal seine Mitwirkung in uneigen nützigster Weise zugesagt hat, wird im genannten Stücke in der Rolle des „Don Ramiro, König von Navarra", auftreten, welche er auf hiesiger Hosbühne seit einer länger» Reihe von Jahren nicht gespielt hat. Der naturwissenschaftliche CvkluS. Von vr. Adolph Drechsler. (Schlat au« Rr. 2t,.) Die Botanik belehrt uns über di« Gesetz«, nach welchen da- Ausleben der Idee der Pflanze im vegeta bilischen Organismus sich realistrt; sie betrachtet dir äußere Form, den innern Bau, die chemischen Bestand- theilr und physikalischen Eigenschaften der Pflanzen; sie forscht nach den Elementarorganrn und ihren wechsel seitigen Verbindungen zum Zusammenwirken für daS zeitweilige Bestehen d«S individuellen Dasein- und für das Hervorbringen artgleichrr Individuen als der Wir kungssphären neu aufltbendrr Ideen; sie ordnet die Pflanzenindividuen nach Uebereinftimmung in äußern, die Gestalt bedingenden Thrilen oder nach den Organen, welch« zunächst zur Ernährung od«r zur Fortpflanzung dienen. — Dir Tendenz der organischen Jndividuali sirung offenbart sich von den einzelligen blüthenlosen Pflanzen (Kryptogamen) bi» zu den offenblühenden Brigaden, jede zu 2 Fußbatterien u 4 Stück gezogenen 6pfündern und eine Brigade von 2 reitenden Batterien ü 4 Stück l2pfündigcn Granatkanonen ausgerückt, außer dem noch eine Batterie von 4 Stück l2pfü»digen Ka nonen in einer erbauten Belagerungsbatlerie und eine Batterie von 3 Stück 32pfündigen und 3 Stück 16pfündigen Mörsern ausgestellt. Sc. Majestät geruhten nach be endigter Uebung den versammelten Truppen AUerhöchftihre Zufriedenheit über deren Haltung und Leistungen zu erkennen zu geben. Wit«, 14. September. (W. Bl.) Im Uebunqslager bei Bruck wird heute früh großes Feldmanöver in Gegenwart Sr. Maj. des Kaisers abgehalten. Nach Be endigung des Manövers wird Se. Majestät nach Schön brunn zurückkchren. — Wie in militärischen Kreisen ver lautet, wird nun die seit längerer Zeit beschlossene Re- organisirung der Infanterie, d. h. deren Ein- theilung in 100 Regimenter, nun doch wirklich ausgr- führt werden, und ist die Eintheilung der neuen Werbe bezirke bereits erfolgt. Mit derselben ist eine allgemeine Osfizierstransferirung verbunden, da bei der Eintheilung der Offiziere auf die Sprachkenntnisse Rücksicht genom men werden wird. Man spricht auch von einer Ver mehrung der Feldjägerbataillone von 30 auf 40, doch ist hierüber Genaueres noch nicht festgesetzt. ll Berlin, 14. September. Sc. Majestät der König wird mit den kronprinzlichen Herrschaften und den fremden Fürstlichkeiten um 7 Uhr zurückerwarlet, um mor gen früh sich wieder nach Lebus zu begeben. Vom 17. bis 22. September nimmt Se. Majestät das Haupt quartier in Buckow, kommt aber in den Tagen, wo dir Manöver nicht stattfinden, zur Berathung der Mi nister nach Berlin. Am 29. September geht der König nach Baden-Baden, wo am 30. September der Geburts tag Ihrer Majestät der Königin Auguste festlich began gen wird, dagegen hat Se. Majestät die Reise zum Dom baufest nach Köln, soweit bis jetzt bekannt ist, aufgrgeben. — Aus dem Posenschen liegen in Bezug auf die Zu züge diesseitiger Unterthanen an zustehender Stelle befrie digende Berichte vor. Es scheinen danach die Zuzüge aufhören zu sollen. Seit der Niederlage Taczanowski's soll nach den diesseitigen Berichten sich allgemeine Muth- losigkeit in den polnischen Kreisen geltend machen. — In den hiesigen Buchhandlungen ist heute eine Abbildung deS Ministerpräsidenten im Jägercostüm, welche mit einer Devise versehen war, polizeilich mir Beschlag be- Anzahl Waffen bei einem hiesigen Wagenbauer mit Beschlag belegt worden. Man erzählt sich, daß der selbe mit vielen Polen in Verkehr gestanden hat. Den Nachbarn fiel es auf, daß sehr oft Equipagen zur Aus besserung zu ihm gebracht wurden, die ebenso schnell repa- rirt, als wieder schadhaft wurden. Vorgestern Nachmit mittag fand in Abwesenheit des Fabrikanten in dessen Hause eine polizeiliche Revision der Remise statt. Man fand darin unter Plauderten versteckt 93 Gewehre (Büch sen) und ebenso viele Säbel vor. Dieselben wurden als bald mit Beschlag belegt und nach dem Polizeipräsidium geschafft. Post«, 12. September. (Ostd. A.) Don dem Ober präsidenten der Provinz ist an sämmtliche Landrathsämter folgende Verfügung ergangen: „Nach mir zugegangenen Mitthrilungen soll die in den Zeitungen der letzten Tage besprochene Erpedition von England nach Polen nicht den Wasserweg einschlagen. Die Angeworbenen wer den vielmehr einzeln durch Preußen und Oesterreich gehen und sich erst in Polen sammeln; der Sammelpunkt ist noch nicht bekannt Dem königlichen Landrathsamte gebe ich hiervon Nachricht unter Hinweisung auf meinen Erlaß vom 19. April d. I., wonach derartige Personen, sofern sie sich über den Zweck der Reise und ihres hiesigen Aufent halts nicht glaubhaft auszuweisen vermögen, auch bei sonst giltigen Pässen auszuweisen sind." Geldern, 12. September. Ueber die Gedenkfeier der vor 150 Jahren erfolgten Vereinigung des Gelder landes mit der Krone Preußen entnehmen wir der „K. samenreichen Pflanzen (Phanerogamen) in stets erhöh tem Grade, und das Wesen der Idee der Pflanze erhebt sich im vegetabilischen Organismus von dem Charakter des individuellen, gegenständlichen, objektiv-organischen Seins bis zur Hindeutung auf daS seelische, subjektiv organisch« Leben. Das völlige Ausleben der Seele wird erst im Thier-Organismus möglich. Mit der Betrachtung deS animalischen Organismus treten wir in den Bereich der Zoologie. Die Zoologie forscht nach den Bedingungen und Verhältnissen, unter welchen die Ideen des animalischen Lebens zur realen Eristenz gelangen. Sie betrachtet den Träger der zur Erscheinung kommenden Idee, den Kör per, nach äußerer Form uud inncrm Ausbau; sie er gründet die Bethätigung der einzelnen Glieder de» Or ganismus zur individuellen Srlbsterhaltung, zum Wechsel verkehr mit der Außenwelt und zur Production von artgleichen Organismen; sie gruppirt systematisch die animalischen Individuen nach der Uebereinstimmung in äußern Merkmalen oder im innern Bau der Glieder des Organismus. — Da» Seelenleben der Thierwelt erscheint auf verschiedenen Höhen der Entwickelung, es reicht von der dumpfen Empfindung und einfachen Gefühlsregung bi» zu dem Bewußtsein von den Dingen der Umgebung und dem deutlichen Kundgcben der Zu- oder Abneigung, di» zur Hindeutung auf Willensäußerung. Dir Idee, welche im Thierorganismus sich realistrt, erhebt sich aber nicht über den Standpunkt de» Wrltbrwußtsein»; sie enthält nicht di« Wesen»bestimmung in sich, bis zum S«lbstbrwußtsein zu gelangen: da» Thier weiß von den Dingen der Außenwelt, und zwar soweit dieselben un mittelbar auf seine Sinne rinwirken, aber seine eigne Eristenz weiß e» nicht, e» hat kein Bewußtsein von sich selbst, r» erreicht nicht den Charakter der zum ideellen Organi-mu« in sich abgeschlossenen Einheit von Wissen
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