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- 'KM -7 ' -/-' '"^ WM- Mnzeiger für -as Erzgebirge WWW rn-m-nm«, L«»,ttatt fw,^»,»i«m. rnthaltonä ö» amtliche« SoktNttltmgchaagoa äa» Nate» bei Gtabt «ab so» ^mt-gerichte -Ma. P»MM.««M«, n»t «,. ,eee Nr. sr Dienstag, cken iS. Februar i923 IS. Jahrgang Schießereien in Gelsenkirchen. Gin devtscher vberwachtmeister geißlet, I««i gran»os«n verwandet. Gesten» ftW 7V, llhr kam au» der Richtung RVMng- Hause« durch di« Hochstraße in Gelsenkirchen ein deut scher Kraftwagen, der von einem deutschen «haust feur geleitet wurde und in dem »weil sranzvsifchtz Gendarmerieoffitzter» saßen. Da der HSagen trotz der Dunkelheit »ine leuchtend« Vchlußnummer trug, hielt «in in der Hochstraße postiert« Schuvobeamter da» Auto a«. Die Offizier« sprangen au» dem wagen, riefe» dem Polt-eideamten Hände hoch! zu und entwafst neten ihn trotz seine» Widerspruche». Mittlerweile war von privater Seit« die etwa »0 Schritte von diesem Ort entfernte Polizeiwache alarmiert worden > die daraus ein« Anzahl Beamte nach der fraglichen Stelle entsandte. Plötzlich erhob der eine frantzMsche Offizier sei ne Pistol« und Motz d«n vor ihm stehenden Oben- Die Absperrung äer Vuhrinäustrie. Gin angehenerlicher E«««ltMt. Lite ». Z. erfährt Von zuständiger Stelle der nächst- beteiligten Industrie, von dem neuesten Gewaltakt der Franzosen, der vollständigen Absperrung der Ruhrindu- strte gegenüber dem unbesetzten Deutschland ist vorläufig weder diesseits noch jenseits der Sperrltnte eine ernst« Schädigung zu erwarten. Lite Ruhrindustrie ist in gro ßem Matze Gekbstverbraucher, d. h. die Wetterar. bett der Werke ist nicht unbedingt an den Versand ihrer Erzeugnisse nach dem unbesetzten Deutschland gebunden. Sie kann längere Zeit, wie schon früher beispielsweise in den Zetten wirtschaftlicher Stockung, aus Lager arbeiten. In dem unbesetzten Gebiet deckt sich die eisenverar beitende Industrie mit Walzeisen und anderen Grund produkten in Dorhersehung solcher Zwangsmaßnahmen so gut ein, daß sie auf eine ganze Reihe von Monaten von der Zufuhr au» dem Ruhrgebiet unabhängig ist. Außerdem haben die großen Jndustriewerke des Ein bruchsgebietes ihre Niederlassungen und Zweigbetriebe tn den übrigen Teilen de» Reiches, die in diesem Zu sammenhang eine BorratSwirtschojft betreiben und große Bestände besitzen. Tie Produktion im unbesetzten Gebiet läßt sich im Notfall mit Hilfe ausländischer Kohlen sogar derart steigern, daß die deutsche Gesamtwirtschaft in ihrer Produktion-fähigkeit nicht leidet, U'berraschung «ad Mißstimmung in Pari». Hi« Avschlietzung des Ruhrgebiet«» vom übrigen Deutschland auch für Fertigwaren wird von der gesamten Presse mit wenigen Ausnahmen al» eine Sanktion Von ungeheurer Bedeutung bezeichnet. Ten Standpunkt der französischen Arbeiter vertritt „Popu- latre", der schreibt; Will man setzt auch di« Metallar beiter zum Feiern zwingen, will man Fabrikate ebenso heraus schassen wie Kohle? Selbst wenn es gelänge, die au» dem Ruhrgebiet herauszubringen, welche Märkte sollen diese Fabrikate aufnehmen? Wese plötzliche Ueberschwemmung mit Metallprodwkten würde notwen digerweise «tn gefährliche» Sinken der Preise und die Protest« sämtlicher konkurrierenden Industrien zur Folge haben. ' . ' . La» Organ Jouhaup', daj» GewerkschaftSblatt „Peu- ble", führt au»; Vor einem Monat wurde da» Aben teuer im Ruhrgebiet eingeleitet. Seine ersichtli chen Resultate sind gleich null. Frankreich und Belgien bemühen sich nach besten Kräften, ihren Schuld- ner zu ruinieren. Man sieht nicht, daß sm wissen, was sie wollen. Auf die groß« Schädigung die den meisten Ländern der Welt, die mit Deutschland Handel treiben, durch die neueste Gewaltmaßnahme droht, weist unbewußt der na tionalistische „Eclair" hin; er schreibt, «S handle sich um Yarbenprodukte und Düngemittel sowie um Metalle und landwirtschaftliche Maschinen, alle- Produkte, .die zum grüßten Teil tn Schweden, Norwegen, Holland, Amerika und England tn beträchtlichen Mengen abgesetzt werden. Die Maßnahmen, die ergrifsen wurden, müs sen diesen Export zwar beeinträchtigen, aber Frankreich werde die Zölle einkassieren und könne sich.auch zwei fellos am Orte do» Absätze» wenigsten» einen Dell de» Verkauf-werte» kreditieren lassen. Züge mit Eisen- and Stahl«««« beschlagnahmt. Tie gestern Mitternach in Kraft getretenen neuen AuSsuhreinschränkungen, die all« metallurgischen Sen dungen umfassen, wurden schon in der Nacht von Sonn tag zu Montag angewendet. Zwei Züge die von den Werken mit Stahl beladen sind und nach.Remscheid be stimmt waren, sind festgchalten worden. Außerdem wer den jetzt auch die verschlossenen Güterwagen «»gehalten und daraufhin untersucht, ob in ihnen Ellen oder Stahl oder Geräte au» Eisen oder Stahl sich befinden. Wachtmeister zweimal in den Hal«. Der erste Schutz war ein Durchschuß, der zweit« ein Steckschuß. Lite beiden Franzosen und auch der Chauffeur liefen davon und schielten durch einen anderen Schupvbeamten Schüsse, von denen einer einen Franzosen in den Leib, einer den anderen Franzosen in die Schulter drang. Tie beiden Franzosen wurden in» katholisch« Kranken haus gebracht, während der Polizeibeamte tn» evange lische Krankerchau» geschasst wurde, wo er einer Opera tion unterzogen wurde. Mt seinem Aufkommen ist nicht zu rechnen. Dieser Zwischenfall hat in der Stadt große Erregung hervovgerufen. Französische Auischreitungen in Essen. In Essen kam e» gestern durch die Weigerung der Gastwirte, an Angehörige der fremden Armeen weder Speisen noch Getränke abzugeben, zu wüsten Szenen. Bon dem Einquartierungsaytt sind die beiden ersten Essener Hotel», der Kaiserhof und der Handelshos, für die Franzosen beschlagnahmt worden- Die Hotelleitun- gen haben den Franzosen mitgeteilt, daß sie nicht mehr tn der Lage seien, Speisen und Getränke für sie zu liefern. Daraufhin haben die Franzosen sjch bereit er klärt, selbst Lebensmittel herbeizuschafsen , die von dem Hotelpersonal zubereitet werden sollten. Daraufhin ist tn einer Versammlung der Betriebsräte auf.Anweisung der Gewerkschaften beschlossen worden, daß.-«» Personal! der Hotels die Arbeit niederzulegen habe und Speisen und Getränke weder Herstellen noch servieren dürfe. Daraufhin haben die Franzosen die Küche und das Restaurant im Handelshof beschlagnahmt. Liese Be schlagnahme geschah durch eine bewaffnete Abteilung, di« mit oufgepslanztem Bajonett die Gäste und da» Personal au» den Betriebsräumen hinausjagte. Auf dem Batzn- hofsplatz waren unterdessen mehrere andere stajrke fran zösische Patrouillen aufmarschiert, die das zahlreiche Publikum, das die dortige Gegend passierte, nach pem Bahnhof zu trieb. In wilder Flucht stürmten Hunderte von Leuten die Halle des Bahnhofs, wurden aber dort von einer.an deren Patrouille, die von der entgegengesetzten Seit« kam, herausgetrieben. Dabei wurden Leute, .die nicht schnell genug weichen konnten, mit Kolbenstoßen und Rettpeiischenhieben weitergetrieben. Ein Junge, der auf einem Wagen auf der Straß« fuhr, wurde von einem Offizier mit der Reitpeitsche heruntergeschlagen. Die Trierer Reichsbank beschlagnahmt, di« Beamten entführt. Die Frankfurter Zeitung Meldet au» Trier; Al ain Sonnabend drei RetchSbankbeamte nach auswärts fahren wollten, um die notwendig gebrauchten Geldmit tel zu holen, wurden sie von französischen Soldaten fest genommen. RetchAbankdirektor Piel begab sich daraus zur französischen Behörde, uM sich nach, dem Schicksal ! der Beamten zu erkundigen. Er ist bisher noch nicht zu- rückgekehrt. Die Reichsbank wurde besetzt und für das Publikum geschlossen. Di« Trierer Besatzung al» Einbrecher. In den Büro» der Etsenbahndirektwn Trier Haven die Franzosen den Kassenschrank gewaltsam sufbrechen lassen und den Inhalt im Betrag« von etwH drei Mil lionen Mark an sich! genommen. Beschlagnahm« von Lohngeldern durch di« Franzosen. Wie der Düsseldorfer Korrespondent de"»,,Petit Pa risten" mitteilt, haben die Franzosen begonnen, Gelder im Ruhrgebiet Zu beschlagnahmen, die den streikenden Beamten txotz de» Streik» al» Gehalt ausgezahlt werden sollten. So haben sie kürzlich! in der Diskontobank tn Mainz 60 Millionen Marff beschlagnahmt, die für die streikenden Eisenbahner bestimmt waren. Verschiedene geringere Summen sind an anderen Orren beschlagnahmt worden. ' , > ' Degoutt« al» Ruhr-König. Au» Ententekreisen verlautet, Degoutt« werde sich jetzt durch eine Verordnung al» unumschränkter Herrscher, al» Souverän de» Ruhrgebiet«» einfttzen. Durch! /ine Verordnung werde er all« Befehl« der N«tch»regterung seit dem 11. Januar für ungültig erklären, mit der Maßgabe, daß auch alle wett««« Befehl« ungültig Leien, füll» ft« nicht sein« G-nchmigung hätten- Ma rlfenbahnb-trlob-lago an -e, Ruhr. U«brr di« EiseNbahnöetrieb-lage im besetzt«» Ruhr- gebiete, wi« st» stich am 10. d. M. gestaltet hat, wird ge meldet r Dor Bahnhof Scharnhorst ist immer noch von den Franzos«« besetzt. Dom deuischen Personal wird der Zutritt verweigert. Die BetrtrbSlag« ist autz«rord«nt- lich schwierig. Personenzüg« tt«rd«n von den Kontroll stellen festgehalttn. Bei den Uebersällen auf PW Bon höfe Wann« und Hern« raubte« dio Franzos«« 4S0 wa gen Kohftn von Bahnhof wann« und löst Wagon dvm Bahnhof H«rne, di« sw nach REnghauftn bringen woll ten. Hierbei stieß der Lüg aus einen Militärzug. Ep- heblicher Sachschaden ist nicht entstanden. Da» Ansinnen an die Hauptwerkstätte Recklinghausen, die Aufgleisung vorzunehmen, wurde von dieser abgelehnt. Auf per Strecke Kettwig—Düsseldorf wird von den Franzosen ein verminderter fahrplanmäßiger Personenverkehr durchge- führt. Zivilpersonen, insbesondere Arbeitern, wtxd di« Benutzung erlaubt. Doch, ist die Bevölkerung wieder holt auf Pi« Gefahr der Benutzung, dieser Fahrgelegen heit htngewiesen worden, worauf die Franzosen versu chen, die Reisenden Zur Benutzung der Züge durch Ge währung von Freifahrtscheinen anzulocken, allerdings mit sehr zweifelhaftem Erfolg. Kvhlenzüge werden auf der militarisierten Strecke hin und her gefahren, um den Anschein zu erwecken, daß Kohle nzllgx abbefördert würden. Lite auf den militarisierten Strecken beschäf« ttgren Franzosen aber sind wenig zufrieden mit ihrem Dienst. Biele sind innerhalb weniger Stunden autz vem Ruhrgebiet wieder abbefkrdert worden. wieder Zugverkehr mit Essen- Der direkte Eisenbahnverkehr zwischen Essen und dem unbesetzten Deutschland ist seit Sonntag abend 10 Uhr von den Franzosen wieder freigegeben worden. Die al» Sanktion erfolgte Sperre über den Bahnhof Scharnhorst wurde aufgehoben; die deutschen Eisenbahner dürfen dw von den Franzosen angerissenen Gleis« wtederherstellen. Ei« Monat Ruhrbefrtzung. Zeittafel de» größt«, Rechtebruch«» dm G«fchlchw- 11. Januar; Besetzung von Essen. 18. Januar; Protestkundgebung der ReichSregierung und de» Reichstage». 15. Januar; Besetzung von Bochum und Gelsen kirchen. 16. Januar: Ta» erste Todesopfer der Lehrling Birve-Bochum. Besetzung Bochum». 20. Januar; Verhaftung pon Fritz Thyssen und dw« anderen Zechendirektoren sowie verschiedenen Fiegte- rungSbeamten. 24. Januar; Berurtellung von Thyssen und Genos sen zu hohen Geldstrafen, Präsident Ratffe'sen und Dr. SchlutiuS zu Gefängnisstrafen (mit Straipusschub). 30. Januar: Verhängung de» Belagerungszustand«», durch die Franzosen. Zahlreiche Verhaftungen. Eisen» bahnerstreik». 1. Februar; Anlage der Kohwnsperre um da» Ein» bruch-gebiet. 2. Februar; Bluttaten in Essen und Bochum, Aus weisung de» Oberpräsidenten der RHetnprovinz. 8. Februar r Vormarsch in» Wuppertal. 4. Februar: Französische« Einbruch in Baden (Of fenburg, Appenweier); Reichskanzler Tuns und die Mi nister Herme» und Severing im Ruhrgebiet. 7. Februar; Besetzung von Lenne, Wermelskirchen, KückeSwagen usw-k Beschlagnahme von Lebensmittel- zügen. . s. Februar; Massenverhastungen von Polfzeibygim- ten, Ausweisung von Zoll- und Postbeamten. 11. Februar r Einreiseverbot gegen deutsche Minister, Ausweisung und Verhaftung von Zechendirektoren. 12. Februar; Ausfuhrsperre für Erzeugnisse de« Ruhrindustrie, Ausweisung de» vberprästdenten Häntsch au» Wiesbaden. Mlnisterroifo« ins Ruhrgebiet. Tse französische Note, mit der den deutschen Mini stern die Einreise tn da» Ruhrgebiet untersagt wird, wird von der deutschen Regierung beantwortet werden. Schon jetzt kann gesagt werden, daß da» Einreiseverbot weder deutsch« noch preußische Minister hindern kann, Handlungen auf deutschem Gebiet vorzunehmen. Di« Minister werden sich also um dies« Weisung, der franzö sischen und belgischen Regierung nicht kümmern und sich nicht abhalten lassen, «uh künftighin in da» wider rechtlich besetzte Gebiet zu reise«. Vor Rotchspräfl-aat la Karlsruhe. worden. Der Reich-Präsident Ebert sowie di« Reich-Mintz ster Oeser und Dr. Albßvt sind in Beglestung do- Mtnisterialdirektor» Mechner und do» badisch«» Ba- sandten in Berlin D». Vieser gestern vormittag mitz dem fahrplanmäßigen Ast- um L lchr 4ü Mi«, in Karl» ruhe eing«troffen und am Bahnhof von dem Stach«- Präsidenten Remmel«, dem Oberbch und Vertretern de« vchörden empst» Lauft de» Vormittag» fand de» Reichspräsidenten und badischen Staatspräsidenten die politisch« Sage statt. Ai Reich-Präsident und di« R mit PMmt-rn au- dem b der Pmfsa und anderen W