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Weitzeritz-Jett img Tageszeitung m- Mzeiger für DWoMswal-e, Schmieöederg «.A. Bezagtpreisr Für einen Monat 2.20 «Ml. mit Zutragen, einzelne Nummern » Netchs- pfennlge Gemeinde - Verdankt - Girokonto Nr. S. :: Fernsprecher: Amt DIppoMIwalLe Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 K48 ^,, »»»»»— «etteps D»» Le»!»»» Mel»» Llak «UHM -I» amMchev Bekam»r«achm»s« De» Amrshaüplmmmschafi, De» Amtsgericht» »ch De» Stevtral» zu Di-potDismalD» »»»»»re»,»,»»»»»»»,»»»»»»»»,,»»—,,,,,,»„»»„„«»»»EW Anzeigenprett: Di« « MiMmeter »rette Petttzell« iS Neichtpfennige. Lingesan-t um» Reklamen SV Aetchtpfennige Derantworkich« «edakle», »e«r Setz«» - Druck und Verlasr ««I «eG« i» «i»»,»l«vaUe. Nr. 158 Donnerstag, am 10. Juli 1930 96. Jahrgang Der leidige Artikel 48 Die 2. Hauptsor- an Erwerbslose wöchentlich dreimal Mittagessen zu einem S halben Jahrhundert, dampfte der festlich geschmückteEröfsnungs- zug von Pirna das Eottleubatal hinauf. Seine Endstation war damals noch das Badeörtchen Berggießhübel, von dem aus man noch bis 1905 im Postomnibus weiter bis zu dem idyllischen Badestädtchen Gottleuba fahren mutzte. Durch die unermüdlichen Bemühungen angesehener Persönlichkeiten von Gottleuba und Umgebung gelang es schließlich, die Bahnlinie über Berggietzhübel bis Gottleuba hinaus zu erweitern. Be sonders war es der vor einigen Jahren verstorbene Gott- leubaer Bürgermeister Guido Hackebeil, dem die Ausführung dieses Projekts mit zu verdanken ist. Gern hätte man schon damals die Bahn durch das Bahra-Tal bis nach Tyssa in Böhmen weitergeführt. Doch weder die alte österreichische noch die jetzige tschechoslowakische Regierung konnten sich dazu entschließen, diese ihnen wiederholt von sächsischer Seite vor gelegten Eisenbahnpläne zu verwirklichen. Bekanntlich wurde auch diese sächsische Bahnlinie durch die furchtbare Unwetter katastrophe vom 8. Juli 1927, besonders in ihrem Teile zwischen Pirna und Gottleuba, schwer beschädigt, so daß deren Betrieb auch schon unterhalb von Berggießhübel durch die Zerstörung von Dämmen und Brücken viele Monate lang völlig ruhen mußte. Die Wiedereröffnung der ganzen Strecke konnte dann erst nach umfangreichen Erneuerungsarbeiten im Frühjahr 1928 vor sich gehen. KötzschenbroLa. Wie die Brunnenmessungen des städti schen Wasserwerkes Ende Juni ergeben haben, hat sich in folge der anhaltenden Trockenheit der Grundwasserspiegel hiesiger Gegend um etwa 2V- Meter gesenkt, so daß manche Brunnen in der Ilmgegend am Versiegen sind. Die Ouell- brunnen des Wasserwerkes, die in einer besonders reichen Wasserader liegen, haben dagegen einen befriedigenden Mafserstand. Freiberg. Das Schöffengericht Freiberg verurteilte den Hüttenmeister Milli Kirchner in Halsbrücke wegen Diebstahls zu neun Monaten Gefängnis und den Kaufmann Hermanns aus Berlin wegen gewerbsmätziger Hehlerei zu einem Zahr Joseph P. und zwei feiner Gesellien, die Fleischer Oskar K. und Wilhelm N. zu verantworten. Sie waren beschuldigt, in der Zeit vom 31. August 1929 bis Mitte Oktober 1929 rund 293 Kilo amerikanische Gefrierfleischlebern durch Aufkauen in warmem Ochsenblut zu „frischen" Lebern umgestaltek unÄ diese unter Verschweigen der Umwandlung zum Preis von! frischen Lebern verkauft zu haben. Die Angeklagten waren geständig. P. erklärte, ihm seien auf dem Schlachkhof viel frisch geschlachtete Lebern beanstandet worden. Da er für seine Abnehmer Maßen Bedarf in frischen Lebern gehabt habe und die Käufer gedroht hätten, sie würden sich! einen an deren Lieferanten suchen, falls er nicht in der Lage sei, sie zu befriedigen, habe er Lie Behandlung Ler Gefrierlebern mit Ochsenbluk vorgenommen. P. wurde zu 500 M. Geldstrafe, seine Gesellen zu je 50 M. Geldstrafe verurteilt. Wünschendorf. In einer außerordentlichen öffentlichen Sitzung des Gemeinderates wurde beschlossen, den Preis je Kubikmeter Wasser auf 70 Pfg. festzusetzen. Als Mindest verbrauch kommen 20 Kubikmeter pro Anschluß und Jahr in Frage. Königswalde. Zn der letzten Zeit hat ein Schwindler die hiesige Gegend bereist, der sich Gruber nannte und Bestel lungen für Wäsche entgegennahm. Dabei ging Gruber so vor, Latz er geschickt die politische Einstellung der Frauen auszukundschaften verstand und dann deren Vertraulichkeit erweckte, indem er sich, je nach Lage des Falles, als bürger lich, sozialdemokratisch oder kommunistisch ausgab. Tatsäch lich gelang es ihm so, die Frauen für sich einzunehmen und zum Teil erhebliche Anzahlungen (bis zu 60 M.) zu erlangen, die er dann bei Wein und Frauen durchbrachte. Chemnitz. In der Nacht zum Donnerstag wurde ein hier wohnhafter Ingenieur auf der Annaberger Straße, in der Nähe der Uhlestratze, von drei Männern angefallen und ihm die Brieftasche aus schwarzem Leder und eine goldene Sprung deckeluhr mit Kette abgenommen. Der Ueberfallene ist zuvor mit den Tätern in einer Schankwirtschaft im Inneren der Stadt zusammengewesen und Hot für diese einige Glas Bier bezahlt. Als er in einer Kraftdroschke nach Hause fuhr, sind ihm die Täter in einer anderen Kraftdroschke gefolgt. Glauchau. Am Dienstag mittag entstand in Aümpfwald bei Glauchau — vermutlich durch die Fahrlässigkeit von Beerensuchern — «in Brand- der sich im Unterholz auf eine Fläche von 34 Ar ausdehnte. Den rastlosen Bemühungen der Wehren aus Glauchau und St. Egidien gelang es, nach sechsstündiger harter Arbeit das Feuer durch Schaufeln und Grabenziehen zu löschen. Der entstandene Schaden ist nach Angaben Ler Forstverwaltung beträchtlich. gietzhübel bewilligt. Das Bahnprojekt war an sich schon alt, denn schon 15 Jahre früher wollte man eine Privatbahn von Pirna bis nach Dur in Böhmen bauen, deren Konzession die sächsischen Landstände wiederholt empfohlen hatten. Doch wurde aus diesem Projekte nichts, und erst der sächsische Land tag 1875,76 beschäftigte sich eingehend mit diesem staatlichen Bahnbau. Sein Hauptzweck war, den Transport von Massen gütern aus dem Gottleubatal zu erleichtern und dessen Ver- kehrsstratzen zu entlasten. Um den aus den dortigen Brüchen gewonnenen Sandstein bequemer transportieren zu können, wählte man für die neue Bahn die Normalspur. Die Länge der «ahn betrug 14,92 km. 3m Mai 1879 wurde mit deren Bau begonnen und am 19. Juli 1880, mithin vor einem Oertliches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Montag mittag wurde die Kirschennutzung der Amtsstraßenmeisterei Dippoldiswalde im Bahnhotel ver pachtet. Nachdem Oberamtsstratzenmeister Hertel die Be dingungen und alle Vorschriften vorgelesen hatte, begann die Versteigerung mit der Strecke von der Bahn bis auf den Berreuther Berg, die 220 RM. erzielte; dann folgte die Strecke Reichstädt bis an den Ruppendorf« Wald für 200 RM. Die Strecke vom Wald bis Ruppendorf erbrachte dasselbe; Ruppendorf—Obercunnersdorf nach Klingenberg wurde auf 220 M. getrieben; das Höchstgebot mit 250 RM. wurde auf der Strecke von Schmiedeberg durch das Pöbeltal erreicht. Die vereinzelten Bäume auf der Strecke Ulberndorf—Ober carsdorf—Naundorf—Schmiedeberg erbrachten 35 RM., während für die letzte Strecke von Wendischcarsdorf über Oberhäslich nach Dippoldiswalde 170 RM. geboten wurden. Auf jeder Strecke stehen die Kirschen sehr gut an. Hoffentlich kommt kein Unwetter dazwischen, damit die Pächter auf ihre Kosten kommen. — Gestern mittag entgleiste von Lem aufwärts fahrenden Güterzuge zwischen Seifers darf und Malter ein Magen mtt einer Achse. Ein Hilfszug war rasch zur Stelle. Die Passagiere Les Mittagszuges abwärts mußten an der Ansallstelle umskeigen, Ler 14 Uhr ab HainSberg verkehrende Personenzug hatte bereits wieder freie Strecke. — Stadtpark. Am Freitag 8 Uhr wird, wie bisher schon jedes Jahr, die Chorvereinigung im Stadtpark volks tümliche Lieder singen, wozu sie auch durch Inserat einladet. Hennersdorf. Eine musikalische Feierstunde wurde den zahlreichen Kirchenbesuchern am Sonntag geboten. Der Chor des Vereins ehemaliger Ehrlich-Schüler aus Dresden sang unter Leitung des Kirchenmusikdirektors Eckard von der Zions kirche während des Vormittaggottesdienstes. Unter anderem hörte man eine Motette aus dem Oratorium „Paulus" von angemessenen Preise verabreicht werden soll. Leipzig. Ein etwa 20 jähriger Mann halt« Gefallen an Len von einem Herrenartikelgeschäft in der Eisenbahnstraße geführten schönen Sachen gefunden, betrat Len Laden und kaufte für 57 Mark Ware. Als er jedoch drei außer Kurs gesetzte Zwanzigmarkscheine .in Zahlung geben" wollte, be merkte der Geschäftsmann den beabsichtigten Betrug und machte den «Kauf" rückgängig. Statt nun aber Len «Kun den" so schnell wie möglich mit der Polizei bekannt zu machen, ließ er ihn unbekümmert laufen. Leipzig. Vor dem Amtsgericht Leipzig hatten sich wegen Aahrungsmittelfälschung und Betrugs der Grotzschlächter Mendelssohn: „O welch eine Tiefe des Reichtums!" Die Leistungen des Chors sind hervorragend. Hennersdorf wird von Lehrern und Schülern des Ehrlichstistes öfter besucht, da der Gründer des Stiftes, Johann George Ehrlich, 1677 hier geboren wurde. Dresden. Am Mittwoch! mittag brach! Ler Dach- pappenfabrik H. Korschatz in DresLen-KaLitz Feuer aus. Es waren zwei große Teerpfawnen aus unbekannter Ursache un dicht geworden und Ler LurchstckernLe Teer war in Lie Feuer buchse gelaufen und hatte sich entzündet. Der Feuerwehr ge lang es nach zweistündiger Tätigkeit, Len Brand zu löschen. Dresden. Die Meldung Ler «Dresdner Nachrichten" über Verhandlungen zwischen Deutschnationalen und Na tionalsozialisten zwecks Bildung einer neuen Rechtspartei, sowie einer Znaussichtnahme Dr. Bangs als sächsischer Mi nisterpräsident werden von Len zuständigen Leutschnattonalen und nationalsozialistischen Stellen als unrichtig bezeichnet. Auch Dr. Bang dementiert Lie Nachricht, Latz mit ihm in dieser Hinsicht verhandelt worden sei, in aller Form. Orescken, 8. Juli. Am 19. Juli sind 50 Jahre vergangen, UMM Mttei» kün morgen: Keine wesentliche Aenderung des Witterungs-Charakters. Wechselnd bewölkt mit etwas Neigung zur Unbeständigkeit (noch vereinzelt Schauer möglich); gemäßigte Temperaturen. Gebirge kühl, vorwiegend mäßige Winde aus westlichen Richtungen. die Regierungsvorlage erwärmt hat, kann nicht gerade behauptet werden. Die Parteien stehen dem Regierungs- Programm nach wie vor „kühl bis ans Herz hinan- ge genüber. Am meisten kann das wohl von der Deutschen Volks partei gesagt werden. Ihre Forderungen verursachen der Regierung arges Kopfzerbrechen. Die Kardinalsforderuna der D.V.P. ist die Aufhebung des Artikels 163 des Arbeitslosenversicherungsgesetzes, der die mbegrenzte Darlehnspflicht des Reiches bestimmt. Die Volks- - - Zuchthaus. Kirchner hatte während seiner Stellung als Hüt- datz am "gleichen "Datum des Jahres' 1880 d^^utige^eichs- tenmeister in Len Hüttenwerken in Halsbrücke von Oktober bahnstrecke Pirna—Berggießhübel eröffnet wurde, und am glei- 1929 bis April 1930 Edelmetalle im Werte von 2000 Mark chen Datum vor 25 Jahren wurde deren Verlängerung gestohlen und sie an Hermanns verkauft. Berggießhübel-Gottleuba dem Verkehr offiziell übergeben. Der Oederan. Der Rat empfiehlt den Stadtverordneten mit Landtag von 1877/78 hatte u. a. 3845000 RM. zum Bau Rücksicht auf die herrschende Wirtschaftsnot die Einrichtung einer normalspurigen Sekundärbahn von Pirna nach Berg- ! einer Volksküche, in der an Klein- und Sozialrentner, sowie Versteigerung. Sonnabend, am 12. Zult 1930, nachmittags 4 Ahr, soll ein Stück (ca. 5 Scheffel Land) anstehender Roggen auf dem E" Eemeindegut Ulberndorf an Ort und Stelle meistbietend versteigert werden. — Näheres im Gemeindeamt. Der Gemelnderat. E. Schmieder, Bürgermeister. O Das Gespenst des Artikels 48 geistert im mer noch in der politischen Atmosphäre umher. Man sagt dem Kanzler nach, daß er ernstlich gewillt sei, die ihm vom Reichspräsidenten gegebenen Vollmachten anzuwenden und die Deckungsvorlagen als Notverordnungen auf Grund des Artikels 48 zu erlassen, wenn die Lage bis Mitte nächster Woche nicht geklärt ist. Der größte Teil der Mitglieder des Kabinetts ist aber gegen eine Anwendung des Artikels 48 m Steuerangelegenheiten. Der schärfste Gegner eines solchen Vorgehens ist Reichsinnenminister Dr. Wirth. Der einzige Ausweg scheint noch der Gedanke wechseln der Mehrheiten zu sein: Arbeitslosenreform mit rechts, Steuergeselze mit linkst Es scheint eher möglich, die Quadratur des Zirkels zu lösen, als diese verworrene Lage zu klären. Nachdem es einige Tage gut zu gehen schien, steht jetzt wieder finsteres Gewölk am politischen Horizont. Die Reichs- cegierung ist bestrebt, die parlamentarische Erledigung des Oeckungsprogramms unter allen Umständen bis zumVe - zinn der Reise des Reichspräsidenten und ) e r Reichsminister.d. h. also bisEnde nächster Woche, durchzusetzen. Mit Hochdruck arbeitet man daher wwohl im Kabinett als auch in den Fraktionen. Einmal übermitteln diese dem Kabinett ihre Stellungnahme, ein andermal umgekehrt. Daß sich inzwischen mit Ausnahme des Zentrums auch nur eine einzige der Regierungsparteien etwas mehr für Partei verlangt, daß die Summen für die Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung nicht ohne weiteres als Darlehen gegeben, sondern in einem Nachttagshaushalt angefordert werden. Außerdem soll die Darlehnspflicht des Reiches auf einen bestimmten Betrag begrenzt werden. Die 2. Hauptfor derung der Volkspartei betrifft die Einführung der Köpf st e u e r in den Gemeinden. Der Sinn dieser Forde rung liegt darin, daß durch die Bürgerabgabe eine Senkung der Ueberweisungen des Reiches an Länder und Gemeinden ermöglicht werden soll. Auch den Wegfall des Sprozentiaen Einkommensteuerzuschlags stirdert die Bolks- partei und glaubt ihn durch gesteigerte Etatsftreichungen in höhe von 58 Millionen Mark überflüssig machen zu können. Mit Reichshilfe, Ledigensteuer, Einkommensteueczuschlag, Bürgerabgabe und Reichszuschußpflicht wird also gegenwär tig jongliert. Man darf gespannt sein, was zum Schluß da bei herauskommen wird.