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Dresdner Journal : 08.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187510084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751008
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-10
- Tag 1875-10-08
-
Monat
1875-10
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 08.10.1875
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M233. / FdonnvwontAproln r I» U»»»»» t««t»eN«n L*l«L«: 3Ltu-liodu . . . 18 Hurd ^MrUot»: 4 N»rk bO ?k. Lin»»ln«Kuww«rn: 10 Lk. Xn»»«rN»Id äs» llauttcdvn lt«iot»s« tritt k«t uns din»n. Inseratenprel»« r kür äso R»uw «io«r ^«»patwQao kotitrsilo: 20 kt. Vvtsr „LiQjjvstMär" äi« 2«ils: 00 kt. Lr»cdetn«n: l'Lzliol» wit Fn»nndm» ä«r 8ono- uoä tsiartn^a, ^beoä» tür ä«a kol^eväsQ lass. Freitag, den 8. October. 18^5. ZreMerMmml. Verantwortlicher Nedacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. kIn»«r»1«nLnu»l,«« »»»»rlrtt; I^tx»E: >> Ovwwi—iuuLr äv» Drvuäuar 3ouru»t»; ei>«vä»».: >'urt, N^tdur,->«U»-Vt«-1»tp»tA- >»»«1->r«»1»»-rr»nkev» ».N.: ck ^o-ter; >«rU» Vt« -L»»»k»r, -rr»U.L«ti>»tU ^r«räl-»r» ». U. »a»eN«: A-ä sto««, »«rlln: §. Lvr«»et, /nvaiiäs« <t«»t,//. Nr»»«; L ,- Lr»»1»u: /. Lta-»A«»»'» ttürvu»; VNiwiUt,: F>. I'viat, rr»nkf»r» ».N.: L. Fae-er'-ed« u. F 0. ^rrrma»—«:k<, Uuekk., V>a«L<.ckt,'o., »SrUt». /nv-L-_, L»»«v»r: (,'.üc^ü«isr,' Luttisr <2 Oo , »4»ttU»r»: /-««L« ck k-'o., LA»d«r^: F' Vto: Oppetub. Nor»a»»vdert Xönixl. krpeäitioo äs» Ursmiasr äourmU», 1-rv»äsu, dlurxnrvldvmitr»-»« Ho. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 7. October. Seine Majestät der König sind heute Vormittag ^lO Uhr von Wien in der Königlichen Villa zu Strehlen eingrtroffrn. Dresden, 3. October. Seine Majestät der König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß nach stehende Stabs- und Oberoffiziere die ihnen verliehenen Königlich Preußischen Ordens - Dekorationen annrhmrn und anlegen dürfen, als: Oberst vonHolleben gen. von Normann, Chef des Gcneralstabes, den rotben Adler-Orden 2. Elaste, Hauptmann von Minckwitz, Adjutant im General-Eommando, Rittmeister Edler von der Planitz, Adjutant Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg, und Rittmeister von Hinüber, Adjutant des Kriegs-Ministers, den Kronen-Orden 3. Elaste, Ritt meister a. D. Freiherr von Beschwitz den Johanniter- Orden. Mit allerhöchster Genehmigung ist der zrithcrige Finanzcalculator Enist S ch'w enke in Dresden zum Forstrentbeamten in Auerbach ernannt worden. Nichtamtlicher Theil. Ue»,-sicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Berlin. Lüneburg. Kastel. München. Kaiserslautern. Karlsruhe. Darmstadt. Wien. Ezrrno- witz. Paris. Glasgow.) Der XVII. Congrcß für innere Mission. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Zittan. Frankenberg.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. EingesandteS. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Beilage. Neber die Grundsätze der Prämiirung bei localen Industrieausstellungen. Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz.) Eingesandtes. Börsennachrichten. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 7. Oktober. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Wie dem „Tel. Correspondenz- Bureau" auö Belgrad gemeldet wird, soll gestern die serbische Regierung eine Note der Großmächte empfangen haben, welche das Verhaltniß Serbiens zur Pforte zum Gegenstände hat. Prag, Donnerstag, 7. October, Vormittags. (Tel. d. Drcsdn. Journ.) Bei der gestrigen Reichs- rathswahl in der Gruppe der Landgemeinden find 14 Altschechen und 1 Juugtscheche (vr. Sladkowsky) gewählt worden. Die Jungtschechcn haben einen Wahlbezirk einaebüßt. Paris, Mittwoch, 6. October, Abends. (W. T. B.) Die spanische Regierung hat, wie der „Moniteur" meldet, die Reklamation der franzö sischen Behörden wegen Verfolgungen, welche fran zösische Fahrzeuge in französischen Gewässern feiten spanischer Küstenwachen zu erleiden hatten, als begründet anerkannt, und sei zu erwarten, daß Spanien auch die Beschwerde der französischen Regierung in Betreff der auf Cuba erfolgten Er mordung des französischen Unterthanen Rigaudeau als gerechtfertigt erachten werde. Haag, Mittwoch, 6. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach haben sich bei den Verhandlungen zwischen der holländischen Re- Tagesgeschichte. * Berlin, 6. October. Nach heute vorliegenden authentischen Mittheilungen über die Reise des Kai sers nach Italien wird Se. Majestät am 24. oder 25. October wieder in Berlin eintrcffen und 26. Oc- tobcr hirrselbst der Enthüllung des Steindenkmals bei wohnen. — Ter „St.-A." meldet, daß der Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten heute Vormittag in dem Verfahren gegen den Fürstbischof vr. Förster zu Bres lau wegen wiederholten schweren Verstoßes gegen die Maigesetze auf Amtsentsetzung erkannt hat. Der Angeklagte war nicht erschienen, hatte aber eine Vcrthci- digungsschrift eingcrcicht. Die „D. N.-C." berichtet dar über Folgendes: Als Referent des Gerichtshofes fungirte Oberappcllations- gerichtsrath Kanngießer. In seinem Referat verwies Refe rent auf das Verhallen des Angeklagten vor und nach dem Erlaß der Maigesehe- Noch vor Erlaß der Maigeletze habe I>r. Förster in zwei an daS Staatsministerium eingenichttn Denkschriften den Widerstand gegen diese Gesetze in Aussicht gestellt, und habe diesen Widerstand auch vorbereitet durcb den Fuldaer Hirtenbrief, durch den Fastenbirteubries vom Jahre 187:» und durch ein Denklchreiben an die Diöcesanen vom 2. Mai 1873, in welchen der Angeklagte dircct zum Ungehorsam gegen die zu erwartenden Kirchengcsetze ausforderte. In dem Schreiben des Angeklagten an den Oberprasidenten der Provinz Schlesien vom 2t. Mai 1873 habe er ferner jede Mitwirkung an der Aussiihrnng der Maigesctze direct abgelehnt und seinen Widerstand, bekundet durch seine Weigerung, die Demeriteu- anstalt aufzulösen. erledigte Pfarrstellcn zu besetzen re. docu- mcntirt In gleicher Weise wird auf dieThätigkeit des Ange klagten bei der Wahlvorbereitung für die Landtags- und Reichs- togswahl hingewiesen, welche für die ultramontane Partei nicht nur euitrat, sondern wobei der Angeschuldigte geradezu aus forderte, nur solche Manner »u wählen, welche nicht gesonnen sind, die unveräußerlichen Rechte der Kirche aufzugebeu, die zwar dem Kaiser gebe, waS des Kaisers ist, aber zuerst Gott, waS Gottes ist Noch eine größere Anzahl von Verstößen gegen die Staatsgesctze wird in der Anklage angeführt, so u. A die Anlcgcnhcit des PsarrcrS Kick zu Uähmc und des KreiSvicarS Lange zu Freistadt. Der Angeschuldigte erklärt in seiner Vertheidigungsschrift. daß er sich, soweit sein Ge wissen ihm das erlaube, den Maigesetzen gefügt habe und be ruft sich auf sein Verfahren gegenüber dem Schulaussichts- gcsetz und den Gesetzen über die Civilehc und über die Ver mögensverwaltung der Kirche Der Staatsanwalt constatirt, daß der Gerichtshof dem Angeklagten ein viel größeres Recht der Vertheidigung gewährt habe, als er nach dem Gesetz ver pflichtet sei. Schon zwei Jahre lang dauere der Widerstand des Angeklagten gegen diele Gesetze; sein Widerstand hatte System und er forderte Ändere aus, ihn hierin zu unter stützen, verführte seine Diöcesanen zum Ungehorsam gegen die Staatsregierung. In seinen Hirtenbriefen wende er sich nicht bloö an die Priester, sondern namentlich auch an die urthcilS- lsse große Menge. Was er vor Erlaß der Maigesetze angr- drobt habe, vollsühre er auch nuch dem Erlasse derselben; zahlreich seien die Fälle, in denen er sich der Ueber- tretung des 8 1S des Gesetzes schuldig gemacht habe und die hohe Geldbuße von 12.400 Thlr. zeuge dafür. Er benutzt diese Strafe gleichzeitig alS Ansreizungsunttel für die große Menge, indem er diese Geldstrafe durch Execution bestreiken läßt, er verweigert seine Mitwirkung bei Wiederdesetzung erledigter geist licher Aemter, weil sein Gewissen daS nicht zulasse, und wie derum beweise er durch die Anstellung des Weihbischofs Sa- lowski, daß ihm sein Gewissen vollkommen gestatte, sich den Gesetzen zu fügen, gleichwie er sich auch den ähnlichen Le- stiPmuogeu der österreichischen Gesetze unterwirft. Dadurch seien Unzuträglichkeiten in der geistlichen Pflege entstanden, so daß jetzt in seiner Diöcese lo Gemeinden ohne Pfarrer und 2» Pfarrer ohne definitive Anstellung seien. Am meisten aber habe er gegen die StaatSgesetzr gefehlt, indem er die Encyklika PiuS' ix., jene- staatSgefährliche, aufrührerische Aclenstück ver öffentlichte, d'S ursprünglich nur an die Bischöfe gerichtet war. und indem er diese Encyklika gegen die Geistlichen Kick nnd Lange auwendete, habe er sich einer überaus schweren Ver- lemng der StaatSgesetzr schuldig gemacht. AuS allen diesen und noch vielen anderen Gründen stellte der Staatsanwalt den Antrag, den Angeklagten Fürstbischofve. Förster seines Amte» zu entsetzen. — Der Gerichtshof zog sich zur Be- rathuug zurück, erschien nach etwa drei Stunden wieder und erkannte, daß sich der Angeklagte deS wiederholten Verstoßes geaen den K 24 des Gesetzes vom 1l. Mai 1873 schuldig ge- macht habe und daß er deshalb seines Amtes als Fürftbstchos van BreSlau zu entheben sei. Der Sitzungssaal war ziemlich stark besucht, und bemerkte man un'er den Auwescndcn eine nicht geringe Zahl von hervorragenden Persönlichkeiten der uKramontanen Partei Berlins. — Dir „Prov.-Corr." beschäftigt sich heute an erster Stelle mit der Reichstagscommission für die deutsche Justiz re form. Das halbofficirlle Organ constatirt, daß die Arbeiten der Reichstagscommisston keineswegs so weit gediehen sind, um die Erledigung der großen Neichsjustizgesetze, wie anfangs erwartet wprde, in der bevorstehenden Session des Reichstags inS Auge fassen zu können. Von den drei großen Vor- lcmen seien bis zu diesem Augenblicke der Entwurf der Cwilproccßordnung und der Entwurf der Strafproceß- ordnung, jedoch beide nur in erster Lesung durchbrrathen; jetzoch werde das Gerichtsvcrfaffungsgrsetz bis zum Be ginn der Session überhaupt noch nicht in Angriff ge nommen sein. Mit dem Beginn der nächsten Session erlöscht aber überhaupt die Befugniß der Commission zur Fortsetzung ihrer Arbeiten, und sie könne dieselbe nur durch einen neuen, ausdrücklichen Beschluß des Reichstags wieder erlangen, sodaß die weitere Gestaltung der Vorberathung zunächst ganz in der Luft schwebe. Zum Schluß sagt die „Pr.-E.", eS liege ihr fern, gegen die Commission, welche aus Männern von hervorragen der Tüchtigkeit und bewährter nationaler Gesinnung ge bildet ist, irgend welche Vorwürfe zn erheben. Stur darauf komme cs ihr an, den thatsächlichen Stand der wichtigen Angelegenheit vor dem Beginn der Session klar und bestimmt ins Auge zu fassen. Der Reichstag selbst werde es gewiß als eine seiner dringendsten Aus- gaben erkennen, die Mittel und Wege in sorgliche Er wägung zu nehmen, durch welche das schließliche Ge lingen des großen nationalen Werkes vor Ablauf der jetzigen Legislatur gesichert werden kann. Lüneburg, 4. Oktober. Ungewöhnliches Aussehen macht hier, wie man den „H. N." schreibt, die Veräu ßerung von Grundstücken, welche im Grundbuche auf den Namen des bischöflichen Stuhles in Hil desheim eingetragen waren. Der Bischof von Hil desheim, Jakobi, genannt Sommerwcrk, hat alle diese Grundstücke, wozu in erster Reihe die katholische Kirche, die Schule und das Pfarrhaus mit ihrem Areal zählen, auf dcn Frhrn. Mar v. Böselage - Heessen v. Hölling hofen, rin Mitglied des streng-katholischen Adels West falens, vor Gericht ausgelassen. Kassel, 4. Oktober. Bekanntlich hat das hiesige Kreisgcricht dahin erkannt, daß die unbefugte Vornahme von Amtshandlungen feiten der abgesetztcn renitenten Pastoren Ober- und Niedcrhessens nach 8 132 des St.-G.-B. (Anmaßung eines öffentliches Amtes) zu be strafen ist. Seiten der königlichen Regierung ist nun, wie die „H. N." erfahren, im Weiteren an die Bürger meister derjenigen Ortschaften, wo sich sogenannte „alt- niederhcssische Gcmcindeglicder" befinden und von dcn abgcsctzten Pastoren geistliche Amtshandlungen vornebmcn lassen, die Weisung ergangen, gegen diese unbefugte Aus übung eines öffentlichen Amtes cinzuschreiten und gesetz widrig veranstaltete Versammlungen aufzulösen. * München, 5. Oktober. Ihre Majestät die Kai serin von Oesterreich wurde heute Abend in Starn berg von Sr. Majestät dem König begrüßt. Die Kaiserin reiste mit dem AbcndschneUzug nach Wien zurück; die gierung nnd der von Venezuela Schwierigkeiten derauSgestellt, da die letztere nicht geneigt ist, auf die Forderung der ersteren, die Häfen von Vene zuela den Holländern zu öffnen, einzugehev. Der holländische Geschäftsträger in Venezuela hat am heutigen Tage der dortigen Regierung eine De pesche der seinigen in dieser Angelegenheit über reicht. Genf, Mittwoch, 6. October, Nachmittags. (W. T. B.) Die hiesige Regierung hat 40 Gen darmen nach Bernex abgeschlckt, wo anläßlich der Jnventarifirung deS KirchenauteS gestern feind selige Demonstrationen stattgefunden haben. New-Aork, Mittwoch, 6. October, Morgens. (W. T. B.) Man befürchtet in FriarSpoint (Mis sissippi) den Ausbruch von Conflicten zwischen den Negern und der weißen Bevölkerung. Die Frauen und Kinder haben bereits die Stadt verlassen; die Weißen haben sich vereinigt. Feuilleton. Nedigirt von Ott» Banck. Literarische Revue. Julius Seiff's „Reisen in der asiatischen Türket" (Leipzig, Hinrichs'sche Buchhandlung) zeichnen sich allerdings nicht durch das Berühren neuer Gegenden aus. Aber der Verfasser hat mannichfache interessante Seitentouren gemacht und es gereicht dem Buche zum Vortheil, daß cr nicht mit allgemeinem, sondern mit be stimmtem Blick Gegenden, Menschen und Landestheile anschaut. Er ist Ingenieur und wenn er auch nicht Zwecke innerhalb seines Faches verfolgen konnte, so ist er doch ohne Illusionen und poetische Vorurtheile aufs Praktische gewandt. Diese Seite macht sich mit Klar heit in seinen schlichten Schilderungen geltend. Dagegen fehlt dem Werke Alles, waS man den Eig'.nrciz einer literarischen Darstellung neunen könnte. Bei Alledem bekommen wir einen klaren Einblick in manche Dinge, die zur speciellen Beurtheiluug der Türkei und ihrer Verhältnisse wichtig sind. Wie das große Reich stets am Bande europäischer Politik hangen bleibt, so ist es auch an unser Interesse angcknüpft. Das Räthselhafte der türkischen Bildung oder Bildungslosigkeit hat bei unS jeden Beobachter oftmals in Erstaunen versetzt. Wir wollen hier als Ertract mittheilrn, was sich nach Seiff's Nachrichten sowie nach englischen Wahrnehmungen über die Art der Jugendbildung in der Türkei ergiebt. Der Staat scheint immerhin dabei noch thätiger zu sein, als dir Einzelnen, für derrn Bestes er wirkt. Als Hauptstadt ocs Reiches ist Konstantinopel auch mit mehreren, von dem Staate unterhaltenen höheren Bildungsanstaltcn begünstigt, in denen solche Knaben und junge Leute Aufnahme finden, welche die Regierung für eine besondere Carrivre auszubilden wünscht. Es sind dies die Militär-, Marine-, Artillerie- und In genieurschule, ferner die Schulen oder Akademien für Mediciner und Forstleute. In den beiden letzteren wird der Unterricht in französischer Sprache ertheilt, da es der türkischen nicht nur an jeder fachwissenschaftlicken Literatur, sondern auch an den nöthigen technischen Aus drücken fehlt. Der Cursus in der höheren Marine-, Artillerie-, Militär- und Ingenieurschule umfaßt vier, in der mrdicinischen Akademie dagegen sechs Jahre. Mit jeder der vorgenannten Unterrichtsanstalten ist noch eine Vorbrreitungsschule, „Jdadiyeh" genannt, verbunden, in welcher Unterricht in, Lesen und Schreiben des Türki schen, in Arithmetik, Geographie, ein wenig Geschichte, sowie den Anfangsgründrn einer fremden Sprache, wie der französischen oder englischen, ebenfalls gratis ertheilt wird. In ihnen verbleiben die Schüler, je nach dem Grade ihrer Vorbildung, drei bis fünf Jahre. — Zufolge eines Aussatzes des in Konstantinopel erschei nenden „Levant Herald", „kubiiv instruetion in Turkey" betitelt, dem hier Material entnommen ist, soll das Programm jener höheren Lehranstalten dem Zwecke derselben ziemlich gut entsprechen und es ihnen auch an tüchtigen Lehrkräften, die meist das Abendland geliefert hat, nicht fehlen; allein die Unwissenheit, mit welcher der größte Theil der Schüler dieJdadiychs ver läßt und in dir Fachschulen rintritt, macht alle An strengungen, denselben eine höhere Bildung brizubringcn, in den meisten Fällen erfolglos. Stur durch gänzliche Umgestaltung des Vorbereitungsuntcrrichtrs, wie des grsammten Schulwesens für die muselmännische Bevöl- völkerung drs weiten türkischen Reiches überhaupt, wer den allmählich bessere Resultate zu erzielen sein. Wohl hat man eine solche Umgestaltung des öffentlichen Un ¬ terrichts auf dem Wege der Gesetzgebung bereits erstrebt, doch sind die erlassenen Bestimmungen nie wirklich zur Ausführung gekommen, sondern alle Versuche, Verbesse rungen einzuführen, bisher an der Gleichgiltigkeit der Bevölkerung und dem Widerstande der Ulema ge scheitert. Oeffentliche, allen Kindern des Moslims zugängliche Schulen gicbt cs in der Türkei drei Arten, nämlich: Elementar- oder Districtschulen, Rushdiyehs, das sind Schulen einer etwas höheren Ordnung und Medresscs oder Moschecnschulen. In den Schulen der ersten Art, welche meist Vermächtnissen von Privatpersonen ihr Ent stehen verdanken und von denen jeder District oder „Mahalleh" eine enthält, wird Kindern zarteren Alters das türkische Alphabet, sowie das Lesen des Korans gelehrt. Als Lehrer fungiren in denselben meist die in der Stähr wohnenden Jnians oder Vorbcter, um welche die Kinder im Halbkreis an der Erde hockrn. Fünf bis schs Jahre bleiben dieselben in diesen Schulen, wofür die Acltcrn eine geringe Summe zu zahlen haben; und kommen dann mit dem zehnten oder zwölften Jahre in die Rushdiyehs, in denen der Untemcht völlig gratis ist. Die Gegenstände desselben sind: Lesen, die Ele mente des Schreibens, sowohl deS „Sulus" der gewöhnlichen, wie des „Ricca" oder der kaufmän nischen Handschrift, ferner die ersten Grundsätze der Arithmetik, türkische Geographie und Geschichte mit Ausschluß von Allem, was etwa Anstoß erregen könnte. Jede Provinz soll eine Schule haben, in der die Schüler bis znm fünfzehnten oder sechzehnten Jahre verbleiben. Wenn sie dann, wie meist geschieht, zu ihren Aeltern zurückkehren, ist es mit allem Unterricht zn Ende. Ueber den Ru :hdiych'S stehen dir „MedresscS" oder Moscheen- schulen, die, wie schon der Name andrutet, gewöhnlich mit den großen Djchamis verbunden sind und Unterricht in» X Der Congr eß für innere Mission hat nun auch dcr Kunst alS wichtigen Factor der MissionS- bestrrbungcn eine erfreuliche Beachtung geschenkt. Zu nächst in einer Speciakconferenz, die unter dem Vorsitze deS Oberhofprrdigers Or. Kohlschütter am 6. Oktober in der Aula des Gymnasiums zu Neustadt-Dres den stattfand. DaS zur Verhandlung gestellte Thema „über christliche Kunst" hatte auch zahlreiche Nichtmitglicdcr des Eongrcsses angczogcn, und mit warmer Thcilnahmc folgte dir Vrrsammlnng dem trefflichen Referate des Lesen und Schreiben des Türkischen, Arabischen und Persischen, in Philosophie, Theologie und rin wenig Geschichte crtheilcn. Die Schüler treten mit achtzrhn bis zwanzig Jahren in dieselben, erhalten in kleinen Zellen Wohnung und Verpflegung und verlassen sie erst im fünfunddreißigsten bis vierzigsten Lebensjahre, während des Ramadan in die Provinzen gehend, wo sie durch Erthcilung von Religionsunterricht etwas Geld verdienen. Aus ihren Reihen sind viele dcr l'cdcutendstcn Männer des türkischen Staates hervorgcgangcn, auch werden die Kadis, Muftis rc. denselben entnommen. Znr Zeit, als das türkische Reich auf dcm Gipfel seiner Macht stand, erfreuten sich diese Medresscs, deren es allein in Stambul über dreihundert geben soll, eines großen Rufes, gegenwärtig aber sind dieselben zu ein fachen theologischen Seminaren herabgcsunken, in denen sich Alles um die Erklärung des Korans dreht. Besser in Bezug auf das Untcrrichtswescn ist die christliche Bevölkerung daran und haben namentlich die Griechen und Armenier neuerdings aus eigenen Mitteln viel für dasselbe gethan. (Fortsetzung folgt.) Priuzcssin Gisela, der König und die Königin von Neapel und Herzog Ludwig verabschiedeten sich von ihr am Bahnhof. — Nachdem die Nebenfiguren des König- Maxmonuments schon in den letzteren Wochen aus gestellt worden sind, wurde das Standbild selbst heute Vormittag auf einem von 8 Pferden gezogenen, mit Blumen und Kränzen geschmückten Wagen aus der königl. Erzgießerri nach dem Aufstrllungsplatze gebracht. Eine große Menschenmenge folgte dem Zuge oder be fand sich in den Straßen. Die Statue selbst war nicht verhüllt. Allgemein erfreut war man, daß es Professor Zumbusch gelungen ist, die Gesichtszüge des Monarchen in dem kolossalen Standbilde so vollständig treu wieder- zugeben. — Das Schwurgericht hat heute Abend den Ncdactrur des „Vaterland", vr. Sigl, von der An klage der Beleidigung des Reichskanzlers Fürsten BiS- marck freigesprochen, da die Gcschworuen die Schuld frage verneinten. Wie man dcr „Allg. Ztg." meldct, begrüßte das Publicum den Wahrspruch der Geschwornen mit Zeichen des Beifalls, vr. Sigl, welcher seit dem 28. vor. Mts. sich in hiesiger Frohnfeste befindet, führte seine Vertheidigung selvst. Kaiserslautern, 5. October. Die ultramontane „Pfälzer Ztg." dementirt die zuerst von ihr gebrachte und nicht nur von bayrrschen Blättern, sondern u. A. auch von der „Köln. Ztg." reproducirte Nachricht, daß der König dem Bischof von Mainz die Erlaubniß zu einer Predigt in Oggersheim ertheilt habe. Der Bischof predigte vielmehr, trotzdem, daß auf das Tele gramm an den Eultusminister eine ablehnrnde, auf das Telegramm an den König gar keine Antwort eingetrof- sen war. Karlsruhe, 4. Octobcr. Wie man der „N. Pr. Ztg." schreibt, haben die meisten der evangelischen Diöcesansynoden, welche bis jetzt abgehalten wor den sind, sich gegen die Bestrebungen des Pro- testantenvereins hinsichtlich der Agende, der biblischen Geschichte und des Katechismus ausgesprochen. Neuer dings werden wieder drei Synoden genannt, welche sich mehr oder weniger entschieden für den alten Glauben ausgesprochen haben. — Bei der dieser Tage beendeten diesmaligen Spätjahrsprüfung der Einjährig-Frei willigen für Baden wurden von 65 Candidaten 50, also 77 pCt. zurückaewicscn. Diese auffallende Thatsache, schreibt man dem „Fr. I.", ist jedoch nicht der Steigerung der Anforderungen zuzuschreiben, sondern nur dcm Man gel an Leistungsfähigkeit dcr jungen Leute, besonders im Deutschen und in dcr Mathematik. Schon bei der Frühjahrsprüfung dieses Jahres mußten 56 Procent wegen ungenügender Sprachkenntnisse zurückgewiesen werden. Darmstadt, 6. October. (Fr. I.) Morgen erfolgt die feierliche Eröffnung des Landtags. Die Zweite Kammer wählte heute ihren früheren Präsidenten, den Obergerichtsrath Görz von Mainz zum ersten und vr. Weber aus Offenbach mit 34 Stimmen zum zweiten Präsidenten, den Hofgerichtsrath Hcinzerling und vr. v. Wedekind zu Sccretären. -s* Wien, 5. Oktober. Bekanntlich wird den Dele gationen in diesem Jahre kein Nothbuch, sondern nur eine Sammlung von Korrespondenzen des Ministeriums drs Aeußern und Berichten dcr österreichisch-ungarischen Missionen und Consulate über handelspolitische Ange legenheiten mitgethcilt werden. Diese Sammlung, die man nach dcr Farbe des Umschlags Braun buch nennen könnte, dürfte den Delegationen am 7. d. M. zugchen; sic beschäftigt sich mit Brasilien, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Italien, Holland, Persien, Rußland, dcr Schweiz, Spanien, der Türkei, Aegypten und Nu- mänicn. In dem das deutsche Reich betreffenden Theile befindet sich unter Nr. 8 ein für Ihre Leser gewiß interessanter Bericht über „wirthjchaftliche Zu stände in Sachsen", von dem k. k. Ministerialrathe nnd Generalkonsul Rittcr v. Grüner, aus Leipzig vom 27. Juni d. I. datirt, welchem wir Folgendes entnehmen: Der diesseitige Eousularbezirk, das Königreich Sachsen, ist in weit überwiegender Eigenschaft Industriestaat. Im In-
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