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1881 Freitag, den 2. Dezember. ^ezirksaE^ -'S Amtsblatt der König!. Amtshavptmlmnfchafi Flöha, -es König!. Amtsgerichts und -es Sta-Kats zu Frankenberg. kg. e »r i. r.^ 'Ä !N » l, s U' . Srschctflt täglich, mit Auenahm« d«r Sonn-uiidgisttäge, »rmd» für den fol genden Lag. Preis vierteljährlich I M. »0 Pfg. monatlich so Pfg., Einzel-Nm. »Pfg. Bestellungen nehmen alle Post- anstalten, Postboten «ad die Aus gab»- stellen de» Lage blatte» an. lement; sereS Ba serer men, Heil- raus iuhe- ruft, He rzen igste dem j an 30. Inserate «erd« mit s Pfg. für dt« gespaltene Sarpu»« «eile berechnet, Kleinster Inseratat» betrag ro Pfg. Sompllzierte und ta bellarische Inserate nach besonderem Tarif. Inseraten-«miahtne für die sewelltg» «bendÄummer bi» »ormitta^ ro Uhr. )t, auf Kerrfl i»th»« nder* ch alle t, sich u vor- ne Ge- > gcho- Anberg teister- Litera- t dem- er sich 'zogen;. lhrung i ächt Aner- ke- ten. M »och dig re. n. Staatsbehörden, die eine Folge der am 4. Septbr. 1831 verliehenen Verfassung war: an die Stelle des alten ge heimen Finanzkollegiums traten die jetzigen Staatsmini sterien mit ihren der Krone und dem Lande verantwort lichen Vorständen; gleichzeitig trat auch daS Ministerium des königlichen Hauses ins Leben. Die rechen Früchte, welche aus diesen neuen Einrichtungen für das Land ent sprossen sind, rechtfertigen gewiß die dankbare Erinne rung an dieselben. - , . — Ueber den Mörder der kleinen Lmda Borgt au» Mittelfrohna, den Flerschergesellen Türpe, gegen welchen am 8. d. und folgende Tage vorm Chemnitzer Schwur- gerichte Verhandlung stattfindet, erfährt man, daß der selbe zwar beharrlich leugne?, daß jedoch das gegen ihn zusammengebrachte Beweismaterial zu seiner vollständigen Ueberführung ausreichen wird. Der Mörder des un glücklichen Maler Lehmannschen Kindes, welches einige Wochen vor dem Voigtschen Morde ganz in der Nähe von Chemnitz in einem Haferfelde als Leiche aufgefun den wurde, ist nicht ermittelt worden. Der Verdacht lenkte sich anfänglich auf Türpe, doch hat sich nichts er geben, was auf seine Täterschaft bezüglich dieses Falle» hingedeutet hätte. Es ist ihm vielmehr so ziemlich ge- jungen, für die Zeit, wo das Lehmannsche Kind ver schwand, sein Alibi nachzuweisen. — Mit der Besorgung der Geschäfte der Oberstaatsanwaltschaft ist nach dem gestern erfolgten Abgänge des bisherigen Oberstaatsan walts Richter in seine neue Stellung als Polizeidirektor von Leipzig bis zum Antritte des neuen Oberstaatsan walts Schwabe aus Leipzig Staatsanwalt Bretschneider von Chemnitz beauftragt worden. — Unter den vielen Bewerbern um die Stadtmufik- direktorstelle zu Zschopau ist Konzertmeister Franz Woldert ausEbmath beiOelsnitz i.V. gewählt worden. — An dem Extrazuge, welcher den Mitgliedern der beiden Ständekammern zum Zwecke der Besichtigung der Wilkau-Kirchberger Sekundärbahn und ihrer. Betriebs einrichtung gestern gestellt worden war, nahmen ca. 40 Kammermitglieder teil, von feiten der Regierung Finanz minister v. Könneritz und mehrere hohe Beamte der Generaldirektion der Staatsbahnen, sowie mehrere Ober beamte der Bau- und Betriebsverwaltung der Staats bahnen. Nach der mittags 12 Uhr erfolgten Ankunft des Zuges in dem festlich geschmückten Kirchberg fand im dasigen Rathause ein gemeinschaftliches Diner statt, das von Toasten reich belebt war, in welchen sich die Be friedigung über den Befund der ersten Schmalspurbahn Sachsens kundgab. Nachmittag nach 3 Uhr ging der Extrazug von Kirchberg nach Dresden zurück. — Aus Seitendorf bei Zittau schreibt man: Nachdem vor 9 Jahren (26. Novbr. 1872) das evange- lrsch-lutherische Bet- und Schulhaus zu Ostritz eingeweiht und der erste Pfarrer daselbst eingewiesen, auch vor 2 Jahren die evangelisch-lutherische Kirche zu Luppa, als Filialkirche von Milkel, eingeweiht worden war, brachte die am 24. Novbr. erfolgte Einweihung der hiesigen evangelisch-lutherischen Kirche das Werk der Versorgung unserer sächsischen evangelischen Diaspora zu einem vor läufigen Abschluß. — Der gestern Vormittag 7,"> Uhr von Leipzig nach Dresden über Riesa abgegangene PersonenzUg ist vor Bahnhof Dahlen auf einen stillstehenden Güterzug aufgefahren. Die Maschine ist entgleist, beide Gleise waren gesperrt, ein Schaffner hat das Bein gebrochen, Passagiere sind nicht beschädigt worden. — Zn von Lichtenstein wurde am Sonn- abend Abend gegen den bejahrten Zigarrenhändler Dörr Ä Dörr hatte im Felsenkeller bei Hohndorf Ä teilen Leuten gespielt; dieselben warm früher als Dörr sortgegangen Md in der Nähe Vom Reichstage. Die Sitzung vom 30. Novbr. galt zum guten Teile dem Kulturkämpfe. In derselben wurde zunächst an Stelle des wegen Krankheit ausgeschiedencn Abg. Grafen Kielst der Abg Wlchmann zum Schriftführer gewählt. D,e Denkschrift über die Ausführung der Anleihegesetze wurde durch Kenntnisnahme für erledigt erklärt. Dar auf wurde die Etatsberatung mit dem Etat des aus wärtigen Amtes fortgesetzt. Virchow interpellierte dabei den Reichskanzler über die Verhandlungen mit Rom; die Frage des Kulturkampfes gestalte sich ja infolge der Ver knüpfung mit der Frage der weltlichen Herrschaft des Papstes immer mehr zu einer auswärtigen Frage. — Fürst Bismarck erwiderte: Ich halte es für nützlich, ditst Frage hier in sehr beschrSnkten Grenzen zu behandeln. Die Angel-genhkit betrifft Preußen, und ich bin bereit, dem Landtag darüber Auskunft zu geben. Die Absicht geht dahin, in den preußischen Etat eine Position einzu- stellen, um einen diplomatischen Vertreter bei der Kurie zu beglau bigen, einen Posten, der wegen eingetretener Verstimmung mit derselben eingezogen wurde. Ich werde nicht von prinzipiellen Bedenken bei meiner jetzigen Erwiderung geleitet, sondern lediglich von Geschäftsinteressen. Auch andere Einzelstaaten, ich erinnere an Bayern, haben eine spezielle Vertretung bei der Kurie. Ich halte dieses Verhältnis bei den verschiedenen konkurrierenden Interessen sür nützlicher, ich werde aber, falls da» allgemeine In teresse mehr in den Vordergrund tritt, auch eine deutsche Verlre- tung ins Auge fassen. Ueber die Verhandlungen mit der Kurie selbst hier Mitteilungen zu machen, halte ich nicht für opportun. Windthorst bemerkte, wenn man jetzt die Beziehungen zum päpstlichen Stuhle wieder anknüpfe, hätte man sie nicht abbrechen sollen; nur die Wahrnehmung, daß man zunächst einen preußischen Gesandten beim Papste im Auge habe, halte ihn ab, eine deutsche Gesandtschaft zu beantragen. Dick liberale Partei beschuldigte er der In toleranz; sie wolle im Interesse der Kirchenverfolgung den Frieden verhindern, der nicht blos der katholischen, sondern auch der evangelischen Kirche zu gute kommen werde. — Virchow erklärte, er habe gerade geglaubt, durch seine Anfrage zu friedlichen Erklärungen beizutra gen. Die Fortschrittspartei habe früher den Reichskanz ler unterstützt, weil sie geglaubt, er werde konsequenter sein und weiter gehen, als er schließlich gegangen, na- mdntlich auch auf dem Schulgebiete dieselben Konsequen zen ziehen wie z. B. in der Zivilstandsgesetzgebung und den Kampf siegreich beenden. Die katholische Kirche sei von jeher intolerant gewesen und daher kämpfe die liberale Partei gegen eine mit jener paktierende Politik der Regierung. — Fürst Bismarck gab Virchow darin vollständig Recht, daß es sich in dem Streit mit Rom wesentlich um politische Machtfragen handle, über kon fessionelle Fragen würde er überhaupt solchen Kampf nicht geführt haben. Man werfe ihm aber auch hier wieder Inkonsequenz vor, indeß halte er dafür, daß der Kampf keine dauernde Institution sei, und daß man nicht weiter fechten dürfe, blos nm zu fechten. Wenn er vor die Entscheidung gestellt werde, zwischen der Annäherung an das Zentrum oder die Fortschrittspartei zu wählen, so müsse er nach der politischen Lage als Staatsmann sich für erstere erklären, da er den Fortschritt für eine dem Staate schädlichere Partei halte als das Zentrum; der Fortschritt bringe das Schiff ins Schwanken , das Zentrum verursache nur eine gewisse Unsicherheit der Steuerung. Zu einem Frieden mit Rom könne der Staat nie kommen, aber einen Waffenstillstand werde er versuchen herbeizuführen. — Reichensperger-Krefeld er klärte seine gestrige Aeußerung nur als eine Gegenüber stellung des Glaubens gegdn den Modernen Unglauben, witz ihn viele Profefforen repräsentierten, die außerhalb des christlichen Standpunktes stünden. — Hänel repli zierte, es handle sich nicht um Fortführung des Kampfes, sondern um die günstigsten Bedingungen für den Frie- Königl. Amtshauptmannschaft Flöha erlassen« Verbot, wonach daS Rette« »Md Treiben mit Vieh, sowie daS Fahre« mit Handwagen dem Zschopaudamm innerhalb Kammergutsflur bei drei Mark Ttrase verboten ist, mit dem Bemerken in Erinnerung, daß von nun an jede Zuwider handlung unnachsichtlich zur Anzeige gebracht wird. Schloß Sachsenburg, den 1. Decbr. 1881. König!. Kamme rgutS-Verwaltung. uh«g. - den. Daß der Reichskanzler auf die Unterstützung der Fortschrittspartei weniger Wert lege als auf die des Zentrums, sei längst bekannt. Die Gegenüberstellung der Gläubigen und Ungläubigen sei ihm unerklärlich; er selbst habe niemals gegen positives Christentum ein Wort gesagt, wohl aber gegen die katholifierende Richtung im Protestantismus. — Fürst Bismarck bemerkte, er habe den Fortschritt nie als Bundesgenossen gehabt und ge sucht; die Unterstützung des Zentrums habe er allerdings selten, aber doch in der wichtigen Frage der Wirtschafts politik aus sachlichen Gründen ohne Forderung einer Ge genleistung gehabt. Er habe den Kampf gegen das Zen trum aufgeben müssen, seit ihm die Unterstützung der Li beralen entzogen oder dieselbe wenigstens an unerfüll bare Bedingungen geknüpft worden sei. — v. Kleist-Re- tzow (kons.) fand, daß der Verlauf der Debatte doch die Richtigkeit zweijähriger Etatsperioden beweise; er wolle die Herren, welche die heutige Debatte angeregt, einmal annageln, wie man gewisse Tiere an die Scheunenthüren annagele. (Der Präsident rief den Redner deswegen zur Ordnung.) Die liberalen Parteien hätten dem Reichs kanzler die Zivilehe aufgedrängt und damit den Einfluß des Christentums auf Deutschland, auf die ganze Ent wickelung des deutschen Volkes aufgehoben. Im Ge danken des Christentums kämen die Konservativen mit dem Zentrum zusammen. — Fürst Bismarck wendete gegen Kleist-Retzow ein, daß ihm die Zivilehe von keiner Partei aufgedrungen sei, sondern von seinen Kollegen im Ministerium, die mit ihrem Rücktritt drohten; er sei damals krank gewesen und hätte dem Kaiser ein anderes Ministerium nicht bringen könnt«. — Virchow erklärte, der Reichskanzler habe mit der Vorlage der Zivilehe le diglich ein Versprechen der preußischen Verfassung erfüllt. Uebrigens müsse er den Reichskanzler daran erinnern, daß er die Unterstützung der Fortschrittspartei doch in vielen Fällen gehabt habe, so beim Schulaufsichtsgesetz und bei der Freihandelsgesetzgebung ; damals habe sich auch die Reglerungspresse sehr anerkennend über den Fortschritt geäußert. Gegen Kleist-Retzow bemerkte er, unsere Entwickelung basiere nicht allein auf dem Chri stentum, sondern-auf der ganzen vorhergehenden Kultur entwickelung. Nachdem noch v. Minnigerode seine Freude ausgedrückt, daß es den Liberalen auch heute nicht ge lungen sei, das gute Einvernehmen zwischen Konservativen und Zentrum zu trüben, und den Fortschritt an die de mokratische Volkspartei verwiesen, und Richter-Hagen auf Kleist-Retzows Rede erwiderte, wurden 40 Ausgabckapi- tel des auswärtigen Amtes bewilligt. Demnächst riefen die Positionen für die Konsuln wieder eine längere De batte hervor. Kapp verlangte eine strengere wissen schaftliche Ausbildung der Konsuln und Vermehrung der Berufskonsuln und Bunsen bat, neue Berufskonsulate in Afrika zu errichten. — Meier-Bremen wünschte die Kon- sulatthätigkeit mehr dem Handel zu gute kommen zu jassen und warnte vor der Bevorzugung der Berufs konsuln vor den Wahlkonsuln. — Bamberger führte letz- tcren Gedanken ebenfalls aus. — Sonnemann provo zierte die Erklärung des Staatssekretärs v. Bötticher, daß die Veröffentlichungen der Konsularberichte in Ab sicht stehen. — Fürst Bismarck erklärte, daß er sich die praktische Ausbildung der Berufskonsuln werde angelegen sein lassen. Darauf wurde der Rest des Etats des aus wärtigen Amtes genehmigt und die Fortsetzung der Be ratung auf Donnerstag vertagt. örtliches md SSchstscheS. Frankenberg, 1. Dezember 1881. -s Mit Beginn diese» Monats feiert unser Sachsen land das SOjährigr Jubiläum der Neuorganisation der Im Monat Dezember sind zu bezahlen: 1. die Reurenvettrage auf den 4. Termin bis 31. Dezember und 2 das Schulgeld. Gtadtsteuereinnahme Frankenberg, am 1. Dezember 1881. Bekanntmachung. Die unterzeichnete Vcrwaltunq bringt das unter dem 1. April 1875 von der