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Msdruffer Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und DaS WILdruNer Taaeblatt' erscheint werktags nachm. s Uhr. BezugSpr. monatl 2 RM. frei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 1V Rps. Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle F°ll?Ahe"r°'r°^ Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend UKU kbffekl !kin Än^küucki uus 8icftruno der Zti» tung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegender Preisliste Nr. 6. — Ziffer-Gebühr: 20 Rpfg. — Vorgeschrie- bene Erscheinungstage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — A n z e i g e n - A n na h m e durch °K»N°U^ Lbcrmü. 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Eine würdige Feier beschloß die herrlichen Kämpfe, eine Feier, die noch einmal die ganzen Sportvertreter und Zehntausende von Zuschauern ver einigte zu einem großen Gelöbnis der Kameradschaft, wie sie der Sport den Völkern vorletzt. Garmisch-Partenkirchen war ein hundertprozentiger Erfolg. Das können wir heute mit Stolz sagen, und das erkennt die Welt einstimmig an. Da gibt es kein Wenn und kein Aber. Angefangen von der Organisation bis zur Stimmung der in der Olympiastadt vereinigten Sportler und Gäste bis zu den unvergleichlichen Leistun gen hat das Winter-Olympia, das Deutschland ausge richtet hat, nicht seinesgleichen unter den Vorgängern. Der Geist von Garmisch-Partenkirchen ist wert, daß er in die Welt hinausgetragen wird, daß er tausendfältig Früchte trägt, denn es war der echte Geist treuer Kameradschaft und Verbundenheit. Heute, wo wir die Schlußbilanz ziehen, und rück schauend die Ereignisse der zehn Tage in Garmisch- Partenkirchen betrachten, müssen wir uns noch einmal vor Augen halten, mit welchen Schwierigkeiten wir zu kämpfen hatten, bis die Spiele in Garmisch-Partenkirchen beginnen konnten. Denken wir doch einmal daran, was für Gift und Galle gespien wurde in Ländern, deren Sportler ihre Beteiligung an dem deutschen Winter-Olympia anmelde- ten. Da hat es Parlamentskämpfe übelster Art gegeben, da hatten die Hetzer und Verleumder von den Redner tribünen heruntergeschimpft, hatten die unglaublichsten Lügen als Kampfmittel benutzt, um die Teilnahme der Sportler am deutschen Olympia zu verhindern. Der deut schen Nation wurde die Ehre abgeschnitten, ihr Führer wurde verleumdet, Schauermärchen wurden in die Welt gesetzt, um eine Atmosphäre des Hasses zu schaffen. Die internationale jüdische Hetzzentrale, die in allen Staaten ihre Werbestellen hat, warf sich noch einmal mit aller Macht ins Zeug, um L4» Veranstaltung der Olympischen Spiele in Deutschland zu verhindern. Der gesunde Sportgeist, der nichts wissen will von den niedrigen Methoden des Parlamentarismus, hat gesiegt, und aller Hetze und allen Verleumdungen zum Trotz haben mehr Nationen ihre Vertreter zur Winter- Olympia nach Garmisch-Partenkirchen geschickt, als es bisher je der Fall gewesen ist. Garmisch-Partenkirchen bedeutet einen Schlag gegen die Boykotthetzer. Die Sportler haben sich als die besseren Diplomaten erwiesen. Was sie in den deutschen Gauen erlebt und gesehen haben, das hat sich tief bei ihnen eingeprägt, das werden sie weitergeben, wenn sie in ihrer Heimat sind, und das wird sich fori- pflanzen in den Völkern und wird Keime treiben, aus denen einst die Verständigung entstehen wird. Wir haben es hundertfach aus dem Munde der fremden Gäste in Garmisch-Partenkirchen hören können, wie Wohl sie sich hier gefühlt haben, wie großartig ihnen der Nahmen, in dem sich die Olympischen Winterspiele abwickelten, gefallen hat, wie nahe sie sich gekommen sind mit den Deutschen, wenngleich sie mitunter nicht einmal einander sprachlich verstanden. Hier in Garmisch-Partenkirchen haben wir begreifen gelernt, daß nicht einmal die Sprache die Men schen trennen kann. Wenn gemeinsame Anschauungen, ein gemeinsamer Wille und der echte Geist der Kameradschaft vorhanden sind, dann gibt es nichts Trennendes zwischen diesen Menschen. Dann finden sie sich zueinander und verstehen einander ohne Worte. Dieses innere Gleich- gestimmtsein ist das Band, das all die Menschen um schließt, und das sie zusammenhält. Und aus diesem Geist heraus entsteht die Verständigung von Volk zu Volk. Die Garmisch-Partenkirchener Sportgemeinde, die sich nun wieder ausgelöst Hai, wird weiterbestehen. Es sind manche Fäden in Garmisch-Partenkirchen angesponnen worden, die weitergezogen werden. Und aus ihnen muß einmal ein richtiges Netz entstehen, das sich über die ganze Welt ausbreitet und in dem die Fäden von Volk zu Volk führen, Fäden der Verständigung, Fäden der Versöhnung, Fäden des Friedens. So war Garmisch-Partenkirchen im wahren Sinne des Wortes ein Friedensfest. Während draußen die Parlamente sich über die Aufrüstung warmreden, wäh rend Diplomatenbesuche einander jagen, in denen von Verträgen zur „Sicherung des Friedens" geredet wird, hat diese Garmisch-Partenkirchener Gemeinde, hat Deutsch land einen weit größeren Beitrag zum Frieden geliefert, als alle die Parlamente und alle die Diplomaten. Daß doch alljährlich die große Sportgemeinde sich wiederträfe! Das wäre eine bessere Gewähr für den Völkerfrieden als alle Beratungen in Genf und alle Verhandlungen am grünen Tisch. Denn wo Sportgeist herrscht, da ist die Lu^l rein, da spricht man wie man denkt, da findet man zueinander, weil man dasselbe Ziel erstrebt, da leben die Begriffe von Ehre, von Gemeinschaft, von Disziplin und Freundschaft, da lebt alles das. was in den Sälen der IV. Olympische Winterspiele beendet. MrlW Ehrung der SlyWiafiM. In Gegenwart des Führers Verteilung der Preise an die Besten der Nationen. In Gegenwart des Führers und Reichskanzlers wurden am Sonntag die IV. O l y m p i s ch e n W i n t e r - spiele, die elf Tage lang in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen wurden und während dieser elf Tage die ganze Welt in Atem gehalten hatten, in feierlicher Weise geschlossen. Unzählige Menschenmassen waren am letzten Tage in das Olympiadorf gekommen, um den Abschluß dieser gewaltigen Winterspiele, die auch den deutschen Sportlern so schöne Erfolge gebracht haben, mitzucrleben. Der Führer war schon am Vormittag in Garmisch- Partenkirchen eingetroffen. Vom Bahnhof Kainzenbach war der Führer zu Fuß durch ein dichtes SS.-Spa- lier, das durch eine unzählbare Menschenmenge einen Weg gebahnt hatte, ins Olympiahaus gegangen, wo ihn der Präsident der Olympischen Winterspiele, Dr. Karl Rittervon Halt, und der Präsident des Internatio nalen Olympischen Komitees, GrafBaillet-Latonr, empfingen. Als er kurz vor ll Uhr auf dem Balkon des Olympiahauses erschien, erwartete ihn ein unendlicher Jubel, der ihm von den Hunderttausenden dargebracht wurde. Er blieb während des ganzen Ski springens von der Großen Olympiaschanze aus im Skistadion. In seiner Umgebung befanden sich der Präsi dent des Internationalen Olympischen Komitees. Graf B a i l l e t - L a t o u r, der Präsident der IV. Olympi schen Winterspiele, Dr. Ritter von Halt, zahlreiche Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees nnd die Präsidenten der einzelnen nationalen Olympia komitees. Auch die Reichsregierung war vertreten; man sah die Reichsminister von Blomberg, Dr. Frick, Heß, Dr. Goebbels, General Göring, Rust, die Staatssekretäre Meißner und Pfundtner, ferner Reichsstatthalter Ritter von Epp, General der Ar tillerie v. Fritsch, Ministerpräsidenten Siebert, Gau- Der Führer auf dem Wege zur Olnmpischen Schlußfeier. (Bildtelegramm Scherl.) Kommissionen, der Parlamente und der Diplomatie er stickt wird. Dem Winter-Olympia in Garmisch-Partenkirchen wird ein noch größeres Olympia in Berlin folgen. Noch mehr Nationen werden ihre Vertreter schicken. Das Sommer-Olympia wird ein Rekord an Beteiligung und an Besuch fremder Gäste bringen. Der Geist von Garmisch- Partenkirchen wird wieder aufleben und so wird auch das Sommer-Olympia ein großer Friedenskongreß werden, bei dem Deutschland, das verleumdete, das verhaßte und bekämpfte Deutschland, neue Beweise seines unerschütter lichen Friedenswillens geben wird, Beweise einer Frie densbereitschaft, die gllerdings die A ch t u n g d e r E h r e einer Nation als unbedingte Vpraussetzung hat. lener Lv agner, Gesandten von Papen und die engere Begleitung des Führers. Im Stadion selbst hatten sich 130 0Ü0 Zuschauer ein gefunden. Es war ein Menschenmeer, das die Tribünen füllte und einen Teil des Jnnenraums besetzt hatte. Dazu kamen noch die vielen Teilnehmer, die sich diesmal als Zuschauer eingesunden hatten, die Vertreter der Welt presse und des Rundfunks, Bildberichterstatter, Film leute, die unter der künstlerischen Oberaufsicht des Vize präsidenten der Reichssilmkammer, Weidemann, die Ausnahmen für den Olympiasilm machten. Dazu kamen aber noch die vielen Tausende, die im Absperr- dicnst tätig waren, und man sagt nicht zuwenig, wenn man die Menschenmenge, die das Stadion bis auf den letzten Platz füllte, m i t' I 4 0 0 0 0 bis 1 50 000 Menschen angibt. Aber das waren noch nicht alle. Außerhalb der Absperrungen, die Hänge des Gudiberges hinaus, dann weiter entfernt bis zur Kochelbergschanze, überall, wo es möglich war, die Olympiaschanze von der Ferne zu sehen, standen die Zuschauer. Sie wurden auf 40 000 bis 50 000 geschätzt. Deutlich klangen die Lautsprecher durch den Ort. Wer im Stadion keinen Platz gesunden hatte, konnte aus ihnen den Verlauf des großen Skispringens hören. Zur Erheite rung und Abwechslung erklang den ganzen sonnigen Nach mittag hindurch fröhliche Musik, bis dann wieder die Sprecher über den letzten Eishockeykampf im Eisstadion zu berichten hatten. Der S p e z i a l s p r u n g l a u f im Skistadion begann um 11 Uhr. Er war um 12.20 Uhr zu Ende. Aber das Auto zum Beispiel, das einige Pressevertreter in ihre Quartiere zurückbrachte, mußte für den vier Kilometer langen Weg etwa anderthalb Stunden Zeit aufwenden; so überfüllt waren die Straßen und Wege, als sich in den Mittagsstunden die Menschenmassen aus dem Stadion wieder in Bewegung setzten und in den Ort hinunter pilgerten. Viele, viele zogen es allerdings vor, gleich oben in der Sonne und im Angesicht der Olympiaschanze zu bleiben, um sich am Nachmittag den Anmarsch zur olympischen Schlußfeier zu ersparen. Die Siegesfeier im Skistadion. Um 2.30 Uhr begann das letzte Eishockeyspiel zwischen Kanada und Amerika. Auch hier war jeder Platz verkauft und besetzt, denn schon seit Tagen hingen die Tafeln „Restlos ausverkauft!" vor den hölzernen Kiosken. Während im Eisstadion das Spiel noch im Gange war, füllte sich bereits wieder das Olympische Skista - oion am Gudiberg. Um 4 Uhr nachmittags war es bereits wieder bis auf das letzte Plätzchen gefüllt. An der Reichsbahn, ostwärts des Olympischen Skistadions, hatten sich inzwischen die Fahnenträger der teilnehmenden 28 Nationen versammelt und die Sieger, die eine Olympische Medaille errungen hatten. Wieder war die Fahne Griechenlands an der Spitze, während die deutschen Olympiasieger den Schluß dieses Zuges bildeten. Das I n nere des Stadions war an der Kopf seite durch die entwickelte Linie eines Infanterie regiments abgesperrt. Die beiden Längsseiten waren durch Arbeitsdienst, Hitler-Jugend, Bund Deurscher Mädel und Jungvolk besetzt. Sie trugen alle schon Fackeln, die in dieser olympischen Nacht auf dem Gudi berg später erstrahlten. Um 5.15 Uhr betrat der Führer, gefolgt von Graf Baillet-Latour, dem Präsidenten des Jnter- mtionalen Olympischen Komitees, den Balkon des Olympiahauses, wo sich schon viele Ehrengäste eingefunden hatten, unter denen man auch den französischen Bot schafter Franyois-Poncet und andere in Berlin akkreditierte diplomatische Vertreter bemerkte. Gleich dar auf begann die Reichswehrkapelle den Uorckschen Marsch zu spielen, zu dessen Klängen die Fahnenträger ins Stadion einzogen. Dann erklang der Sieger marsch, und nun marschierten die olympischen Sieger ins Stadion ein. Als erste die drei Sieger aus der Militärpatrouille; die Italiener voran, dann Finnländer und Schweden, dann die Sieger des 4X10-Kilometer-Slafsellaufes, und alle, die noch vor ein paar Tagen oder vor ein paar Stunden Konkurrenten in ihren Sportdisziplinen gewesen wären, marschierten nun einträchtig nebeneinander zur großen Siegerehrung.