Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.05.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110520015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911052001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911052001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-20
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BrzugS-Prei- Ntr »>rch «I«»» T«ta«i «»» S»«»tt«,r, 7»«l ttßlich t». va»» ««brach» <i> V> m«n«tU. L7u Ml. vl«n«liöhrt Bel «»>««» tzUtal«» a >a» aabme-eü«» «daedaU 7» PI. m«»aU^ LSBkr »teaeltbbrL v«ch — »a«, vn—rdal» Dearichland« »ad »ar d«»1Ichr» ItolonI«» »erleltübrl. I.» MU. «onatl. UM MU «raubt Palidebellgeld tz«r»«r t» Velgtrn, r>a»«»art. d«» roaaatiaarea, Stolt«» Liremdma Kt«d«il»»d«, ««» «o«a«a O«N«rr«tch-U««ar». »»Klan», Schwede» 8ch»«»i» Svaate» 2» alle» Lbn««a Staat«» »ar b«r«tt b»rch »t» »«IchLtt»it«ll* »aa Starr«« «bLUrtch. Da, Ler»,«««« Da^dlarr «rt»e«»» »«at tägltch. Ken» » ^«>««ra>» «> «ar««»«. 7td»»»e»,nl»«Lnnadm« Saba»«,,»»« «, b«i »,l«re» Ira«««» Ktltat«» koedlleire» «rd L>uuU>»«lr»ltr» >»wi, P»ItL»urra »ab vn«frri,«r» Gi»I«t»«rr«»t»»r»», »M, Morgen-Ausgabe. MpMLrTagMaü «.l.-Ä»sch^«M Handelszeitung. Amtsölalk ves Nates und des Nolizeiamkes der Ltadt Leipzig. An^etstkn-Prei- für Jalerar« aa» e«t»«l» »ab Um««d»^ »t« Npaltt,«P«tir»etl« 2sPt, dt«SirN<i»«» r«tl« I Ml., »a» a»»wan» Ri VI. X«ktam«a llli Ml.. Snlrrat« oo» V«bürd«a tm amt» Uch«» T«t> dt« Pertt»«tl« SV M. »«>chSlt»»»i«tg«a «ti Blaaorrtchnft«« » ta der Nd«ndau»gad« im vretl« «rtzüht Rabatt »ach Tank. Betlaaraedübr Eelam«- a»!ta«« i Ml. p Taulead «rkl. voft,«dub». Teild^lag« höher. 8«lter1»tll< Auftrag« köan«n a><. »urü«. a«»»g«n a>«rd«» Füt da» Ancheta«« a» b«maunt«n Tage» »ab *>:»««» wird keta« Saraatt« L»«Ntomm«» Aarelgra.Aar.um«^ 2,da»»i^«ß» I, bet lämtlt^en Ftltale» » all«» Laaanc«». E»»rditt«a«» de» 2a- a»d L„la»d«» Dr»< «»» Verl», »«, tr«l,i«,e» Da«» blatt«, L. Val». 2 ad aber: Paa» lUrfle» ««ballt,» »»» »«lchi<t,lt«ll,: 2odannt»gall« 8. -»»»««Ftllal« Dr«,b«»r Srettrab« < 1 tl«le»ho» «2U. Nr. ISS. Die «orliegeide Ausgabe umlaßt 18 Leite«. Vie LxMiliMii ser Leipziger Isgedlatter ans öer Leipziger Allgemeinen Leitung besinnen siLfi nur nvLk l.6Iprig, 1oI)3NM8gL886 8, Voräsr§edLuäs pLrtvrrs links im OsbLuäs äes lL§ebIattes. Das Wlchtlslte. * Der Bundesrat hat dem Entwurf einer Kaiserlichen Verordnung, durch die das Inkrafttreten der Matz, und Gewichtsordnung für das Deutsche Reich auf den 1. April 1812 festgesetzt wird, zugcstimmt. * Der Reichstag begann am Freitag die Be ratung der Invaliden, und Hinterblieb«, nenversicherung und führte die Erörterung bis 8 1242 fort. (S. Reichstagsber.) * Der Gesetzentwurf über die Privat- beamtenoersicherung wird dem Reichs, tag in den nächste» Tagen zugche». (Siehe Reichstagsber.) * Das preußische Abgeordnetenhaus nahm am Freitag in dritter Lesung das Gesetz über die fakultative Feuerbestattung nach den Beschlüssen der zweiten Lesung an und setzte die Beratung über die Ansiedlungsdenk- schrift fort. (S. Parlamentsber.) * Halbamtlich wird gemeldet, Präsident Diaz werde am 24. oder 25. Mai die Präsidentschaft von Mexiko niederlege u. Die Gsrllwlülsner. Die Zeiten, da das meiste, was das Prosa leben der Gegenwart noch an Nomantik um schloß, der Name Garibaldi sammelte, sind längst vorüber. Die nachfolgende Ernüchterung hat vielleicht auch über das Ziel geschossen. Es geht nicht gut an, den Mann, der mit einem ein zigen Tausend unter Segel ging, um das König reich beider Sizilien zu erobern und es wirklich erobert hat, mit dem Helden der la Manchs zu vergleichen. Aber der bemitleidete Besiegte von Mentana, den eine knifflige Politik der Wunderwirkung Ehassepots auslieferte, hat auch selbst seine Volkstümlichkeit bei denen, die die Dinge dieser Welt nicht durch die roma nische Brille ansehen, arg verwüstet. Als er für die unsympathischen Kreter in die Schranken ritt, und zuletzt als er, der Prophet des Nationalitäts-Gedanken», für Frankreichs Herrschaft über das deutsche Elsaß sein Schwert zog, da hatten wir nichts mehr für ihn übrig. Daß auch in Italien sein Stern schon bei Lebzeiten stark erbleichte, das verdankt er seinen Söhnen. Während der Vater sich von seiner republikanischen Weltanschauung nicht so weit loszureißen vermochte, um mit gutem Gewissen seine Staatspension aus Viktor Emanuels Händen entgegenzunehmen, drängten ihn Me- notti und noch mehr Ricciotti, die Stimme seiner ursprünglichen Ueberzeugung zu über- täuben. Ihr Hang zum Wohlleben hatte kein Verständnis für di« schlichte Denkart und Lebens führung des Alten von Taprera. Da» Erbe de» berühmten Namen» haben beide recht kümmerlich verwaltet. Der ziemlich früh verstorbene Menotti, der wenigstens mit gutem Willen dem Vater begegnete, ist Deputierter gewesen, hat aber nicht einmal das Ansehen des auch nur herzlich mittelmäßigen Franz Sonnsvenü üen 20. Mal 1911. Kossuth im politischen Getriebe erlangt. Ricci otti war allezeit des alten Herrn größtes Sorgenkind. Aus halber Verschollenheit ist in diesen Wochen wieder der Name des weiland „jungen Garibaldi" aufgetaucht. Sein Trachten und Treiben hat von jeher nur eine Seite von dem vielseitig bewegten Leben Giuseppes nachahmend oder nachäffend fortgesponnen, und nicht die beste: das Parteigängertum, das in aller Herren Ländern für manchmal recht fragwürdige Sachen und Zwecke „mitmachen" zu wollen sich nicht entbrechen kann. Dem Jüngling war ja ein Lorbeerreislein an die Schläfe geflogen, als er 1870 das damals so seltene Glück hatte, zweimal durch überraschende Reiterstückchen über die Deutschen zu „siegen". Seit dem hält er sich für einen gottbegnadeten Strategen und brennt noch immer auf kriegerische Abenteuer, obwohl er schon endlos lange das Pflichtalter des Landsturmes überschritten hat. Wo in der Welt „etwas los ist", da muß von Schicksals wegen ein Garibaldi dabei sein — wie jetzt eben im Rebellenheere Maderos: hatte doch der Alte in den Pampas des La Plata gegen die Spanier gekämpft, weil gerade in Italien nichts zu machen war! Nun glaubt auch der Eraukopf einen neuen Tummelplatz seiner eingebildeten, Manie ge wordenen Tatenlust gefunden zu haben. Stumpf und eigensinnig reitet er sein Steckenpferd der Freischarenzüge zuschanden, auf das ihn längst nicht mehr der drängende und gärende Kräfte überschuß einer ins Weite begehrenden Jugend hinaufsetzen, sondern blöde Jugendmeierei einer verknöcherten Ereises-Seele, die niemals etwas gelernt und niemals etwas vergessen hat. Er glaubt sein Kriegs-Theaterchen gefunden zu haben mitten in Europa. Seit einigen Wochen sind wieder ein paar Albanesen-Stämme in Aufruhr begriffen gegen die Türkei. Es ist eine gewaltig ungaribaldianische Sache, um die sie kämpfen. Sie streiten im Grunde für die Wiederkehr des Despotismus, in dessen Schatten sie unter Abdul Hamid so behagliche Tage ge noffen auf Kosten anderer Leute von produk tiverer Berufstätigkeit; sie streiten für verlorene Privilegien in ihrer soldatischen Laufbahn und gegen das bißchen Licht und Fortschritt, das endlich auch in die Fenster des ottomanischen Orients hineinscheint und an die Erundfeste der Herren Schlipetaren rührt, keine Steuern zu bezahlen, keine Schulen zu besuchen und das Recht der Blutrache in ihrem Gesetzbuchs auf rechtzuerhalten. Tut nichts: Garibaldis schier KOjähriger Sproß muß mitmachen! Nun ist aber das Schicksal rauh und kalt gekommen und hat der gemeingefährlichen Spielerei des großen Kindes mit Vaters ver rosteter Ritterrüstung ein Ende gemacht. Das Schicksal hat sich diesmal in die Gestalt eines Staatsanwaltes gekleidet, der auf Grund des § 113 des italienischen Strafgesetzbuches An klage wegen Störung des öffentlichen Friedens gegen den neuzeitlichen Don Quijote erhoben hat. Im Grunde rennt der Mann offene Türen ein. Die Geschichte wollte ohnehin nicht recht vom Flecke kommen. Als die radikalen Blätter ihre phrasengeschwollenen Aufrufe ergehen ließen, da ging es in italienischen Landen mitnichten so zu, wie in Deutschland, da Wallensteins Werbetrommel nach der Schlacht am Lech die verabschiedeten Kampf genoffen in wenigen Wochen zur alten Fahne des Friedländers zurückbrachte. Die Helden von Marsala, von Mentana sind natürlich längst mit ihrem tapferen Führer in Walhall vereint. Die wenig saubere Gesellschaft, die Ricciotti 1897 nach Thessalien mitnahm, hat, soweit sie nicht inzwischen gestorben und ver dorben ist, geringe Sehnsucht, ihre Bekanntschaft mit den Türken zu erneuern, deren Schwerter so scharf hauen, deren Flinten so zielsicher zu treffen verstehen. Der altgewordene Jung- Garibaldi hatte bereits zu seinem bittersten Verdruss« erfahren, daß das Rothemd selbst in Italien ein furchtbar unmodernes Kleidungs stück geworden ist, ehe er die Anklage der Staatsanwaltschaft empfing. lleberhaupt hat die italienische Regierung ihre volle Neutralenpflicht erfüllt. Schon find die Häfen der Adria unter Bewachung gestellt, um jedes Auslaufen einer garibaldianischen Transportflotte zu verhindern; auch auf dem Meere kreuzen Regierungsdampfer. Be fremdend wirkt die Nachricht, daß Oester reich bereit sei, die Ausrüstung des Frei beuterzuges in seinen Häfen zu gestatten. Das Gerücht erscheint kaum glaublich; wäre es wahr, so hätte man es entweder mit einer recht ver fehlten Buhlerei um die Gunst der verbohrtesten Feinde Oesterreichs zu tun oder mit einer kleinen Bosheit gegen die Türkei aus unbekannten Gründen und gleichfalls ohne vernünftigen Zweck. Das schönste ist, daß die aufständischen Albanesen gar nicht recht etwas wissen wollen von der garibaldianischen Hilfe. Diese Tatsache hätte eigentlich den alten Jung-Garibaldi schon veranlassen müssen, von seinem tollkühnen Be ginnen Abstand zu nehmen. Die lozlslen Lasten in Snglsnü. Durch die Einführung der Kranken- und In valid en-Versicherung m England — die Vorlage soll noch in dieser Session durchberaten werden und das Gesetz soll im Mai 1912 in Kraft treten — werden die sozialen Lasten, die die deutsche und eng lische Industrie vergleichsweise zu tragen haben, wenigstens einigermaßen ausgeglichen. Die In dustrien der beiden Nationen werden, wenigstens vom nächsten Jahre an, unter etwa gleichen Bedingungen zu konkurrieren haben. Es ist zurzeit noch nicht möglich, ziffernmäßig die Lasten zu vergleichen, die die Industrien, oder über haupt die Steuerzahler, zu tragen haben. Die Finanzen, besonders der beiden letzten Gesetze, sind noch recht unklar und versicherungstechnisck unsicher. Der Einbringer des Gesetzes, der englische Schatz kanzler, rühmt aber heute schon dem englischen Gesetze nach, daß es mit weniger Kosten mehr bietet als die gleichen deutschen Gesetze. England hat eben von Deutschland gelernt. Und es kann uns nur zur Genugtuung gereichen, daß England unsere Ge- setzgebung in allen wichtigen Punkten getreulich kopiert. Noch vor wenigen Jahren, 1907 bei der Einsührung der Alterspensionen,' sprach der liberale englische Premier mit etwas wie verächtlicher Gering schätzung von der deutschen sozialen Gesetzgebung. Heute weiß er's bester. So wird's den meisten Eng ländern gehen, wenn sie sich erst einmal dazu be quemen, deutsche Verhältnisse an Ort und Stelle zu studieren und sich nicht von ihren törichten insularen Vorurteilen verblenden zu lassen. Es wird auch die Zeit kommen, wo man unserer Flottenpolitik Gerechtigkeit widerfahren lassen wird. Die Unfallversicherung ist vorläufig noch Privatsache. Jeder Arbeitgeber kann sich bei Privat gesellschaften dagegen versichern, oder kann es auch lasten. Der verletzte Arbeiter muß einen Prozeß an strengen, um zu seinem Recht zu kommen. Die Cache liegt in England noch recht im argen, und man wird sich am Ende doch wohl entschließen müssen, das deutsche Vorbild nachzuahmen. Die Versicherungs gesellschaften, die diese Versicherung unternehmen, machten zuerst recht schlechte Geschäfte und verloren sehr viel Geld. Die Raten sind jetzt höher. Der Arbeitnehmer hat indessen nur sehr geringen Schutz. Die Alterspensionen wurden vor zwei Jahren einaesührt. Sie bestehen in einer Pension von 5 Schilling lMark) die Woche -- 260 Mark das Jahr an alle Männer und Frauen über 70 Jahre ohne vorherige Beiträge. Die Kosten, zurzeit etwa 13 Mill. Pfd. Sterl. l260 Mill. Mk.> im Jahr, fallen der allgemeinen Staatskaste zur Last. Die Kosten haben sich gegen den ersten Voranschlag genau ver doppelt und werden jedenfalls noch weiter steigen. Es wird jetzt im allgemeinen bedauert, daß man nicht auch in diesem Versicherungszweig dem deutschen Vorbild gefolgt ist und die Empfänger zu vorherigen Beiträgen herangezogen hat. Aber ein Zurück gibt es, wenigstens für einige Dezennien, kaum mehr. Es ist indessen denkbar, daß gerade wie in Deutschland die Alterspensionen von den Invalidenrenten langsam aufgesogen werden. Man kann aber hier schon das Prinzip konstatieren, das auch in den beiden neuen Versicherungsgeietzen zur Anwendung kommt: nicht nur den Arbeitgeber, die Industrie zu Beiträgen heranzuziehen, sondern auch gleichzeitig den Staat, d. h. den Steuerzahler, mitzahlen zu lasten. Die beiden neuen Geietze, Versicherung gegen Krankheit und Invalidität, bewirken beides in einer Versicherung. Es zahlen der Arbeit nehmer 4 Pence (etwa 33'/»^); der Arbeitgeber 3 Pence (etwa 25^,): der Staat gibt 2 Pence (etwa 16'/« dazu pro Woche. Es gibt nur eine Rate, also keine Abstufung nach der Hohe des Lohnes. Nur bei niedrigen Löhnen (unter 15 die Woche) werden die Beiträge der Arbeitnehmer erniedrigt, die der Arbeitgeber entsprechend erhöbt, so daß als Gesamt beitrag die Woche immer 9 Pence (etwa 75 ^) her auskommt: — Frauen zahlen nur 3 Pence (25 ^): Gesamtbeitrag also 8 Pence (66'/» ><L). Für diesen Beitrag (Mann pro Jahr 39 Frauen etwa 34.05 ^) wird folgendes gewährt: Freie ärztliche Behandlung und Medizin, Krankengeld von 10 die Woche in den ersten 3 Monaten (Frauen 7.50 pro Woche): 5 pro Woche in den nächsten 3 Monaten. Endlich eine Invalidenrente von 5 pro Woche: Invalidität ist allerdings definiert. Es entspricht das also etwa der zweiten Lohnklaste (24 ^l) unserer Invaliden versicherung. Die Kosten für den Staat berechnet der Kanzler auf etwa 1'/« Mill. Pf. Sterl. (etwa 35 Mill. Mark) im ersten Jahre (1912/13). steigend auf etwa 4'/« Mill. Pf. Sterl. (96 Mill. Mark) in den nächsten Jahren. Auf diese Kostenberechnung ist nicht vielzu geben. Mit dem gleichen Gesetz ist auch eine Versicherung gegen Arbertslosigkeit verbunden. Es werden gerosste Industrien herausgegriffen — Maichinenbau, Schiffbau, Wogenbau —, in denen Arbeitslosigkeit besonders stark ist. Arbeitgeber und -nehmer sollen je 2'/, Pence (25 ^L) pro Woche zahlen, der Staat '/. der Kosten htnzuaeben. Kosten: Arbeiter etwa 1.1 Mill. Pid. Sterl. (22 Mill. Mark) pro Jahr; Arbeitgeber etwa 900000 Pfd. Sterl. (18 Mill. Mark): Staat?/. Mill. Pfd. Sterl. (etwa 15 Mill. Mark). Verteilung erfolgt, unter Kautelen, durch die Ge werkschaften. Dieser Plan hat wenig Beifall ge funden und wird kaum zur Durchführung gelangen. Die Belastung der Arbeitgeber — es muh hinzu- aefügt werden, daß verlicherungsplichtrg alle Arbeitnehmer find, die ein Einkommen unter 3200 das Jahr haben, also auch häusliche Dienst- los. Jahrgang Zn kartgeletzter Arbeit. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) ck. Berlin, 19. Mai. (Privattelegramm.) Die Parlamentarier schenken sich Blumen wie junge Mädchen: diesmal ist es der Präsident Graf Schwerin-Löwitz, der ob seines Wiegenfestes mit einem Strauß bedacht ist. Das Haus wendet sich dem vierten Buche der Reichsoersicherungsordnung zu. dem letzten, das eine ganz neue Materie einführt: die Invaliden- und Hinterbliebenen versicherung. Hier ist die Frage der Prioat- beamtenversicherung zuständig. Abg. Dr. Str ese- mann (Natl.) verlangt kategorisch Auskunft, wann das Gesetz für die Prioatbeamten zu erwarten sei, und Staatssekretär Delbrück gibt sie sofort: In Len nächsten Tagen wird die Vorlage an den Reichs tag kommen. Dadurch wird das Schicksal der Vor schläge besiegelt, deren Endzweck es ist, die Privat beamten in die allgemeine Versicherung einzubeziehen, statt in eine Sonderkaste einzuordnen. Die Fortschrittliche Dolkspartei ist in den Fragen der Prioatbeamtenoersicherung nicht ganz einig. Abg. Dr. Potthoff (Vpt.) ist für das Muß. andere für die Freiheit. Das zeigt sich auch, als Potthoff empfiehlt, den Diplomingenieuren das in den Kom missionsbeschlüsten enthaltene Recht zu nehmen, auf ihren Antrag verficherungsfrei zu bleiben. Muadan tritt dem entgegen, und der Antrag fällt. Die Einig keit wird wieder hergestellt bei der Altersgrenze. 8 1242 setzt die Grenze für die Altersrente auf das 70. Lebensjahr fest. Hier beantragt Mugdan 5 Jahre, also bis zum 65. Jahre, herabzugehen, und Stres«- mann tritt ihm in warmherzigen Ausführungen an die Seite, trotz dem von den Staatssekretären Del brück und Wermuth ausgesprochenen Unan nehmbar. Ist dieses Unannehmbar wörtlich zu nehmen, ^oder ist es nur ein Schreckschuß? Abg. Südekum (Soz.) glaubt das letztere. Delbrück wehrt sich in nicht immer glücklichen Darlegungen: aber er hat auch in der Sache einen schweren Stand. Wieviel ist in den letzten Jahren von einem Vertreter der Regierung für unannehmbar erklärt worden, und nachher doch angenommen worden. Dem Zentrum ist es sichtlich schwer, bei der höheren Altersgrenze zu bleiben, aber selbst der Gewerkschaftsführer Giesberts tritt für die Beibehaltung der höheren Grenze «in. da sonst das Ganze gefährdet werde. Auch bei der Abstimmung bleibt das Zentrum bei dem Kommissionsbeschluste. während der bei weitem größere Teil der National liberalen für di« Herabsetzung stimmt: dazu kommen noch die Stimmen der Linken und die der Polen, macht zusammen 146, denen 160 Stimmen der Rechten und des Zentrums gegenüberstehen. Es bleibt also in dieser Lesung bei der Grenze von 70 Jahren. Ueberhaupt hat man, soviel wir bemerkt haben, in der heutigen Sitzung an den KommissionSbeschlüsten keine Aenderung vorgenommen. Wenn man die Durchberatung der Reichsversicherungsordnunq mor gen zu Ende führen will, muß man über 500 Para graphen bewältigen. boten. Kommis usw., mit einem Worte auch alle Prioatbeamten — wird jährlich auf etwa 9 Mill. Pfund Sterling (180 Mill. Mark) berechnet. Auch diese Zahl ist unzuverlässig. Aber jedenfalls nähert sich mit den sozialen Lasten der neuen Versicherungen die vergleichsweise Belastung der deutschen und eng lischen Industrie. Und das kann den deutschen In dustriellen ganz gewiß nicht unangenehm sein. Konstantinopeler Vries. kl. Konstantinopel, 17. Mai. Von den erwarteten Ministerveränderungen sind, wie inzwischen der Telegraph gemeldet hat, die jenigen der Finanzen und des Kultus erfolgt. Menn der Scheck» ul Islam, dessen Rücktritt der Oberst Sadik-Bei namens der konservativen Gruppe der Jungtllrken ebenfalls gefordert hatte, bisher mit seiner Demission gezögert bat, so geschah dies auf Andrängen vermittelnder Persönlichkeiten. Auf deren Bemühungen ist es auch zurückzuführen, daß der allgemein als sicher angenommene Rücktritt des Gesamtministeriums nicht erfolgt ist und daß dasselbe bis auf weiteres im Amte bleiben wird, falls nicht unvorhergesehene Zwischenfälle den als baldigen Rücktritt bedingen. Ausschlaggebend war hierbei vor allem, daß der Schluß der Parla mentssession unmittelbar bevorsteht und daß man das Parlament nicht unter dem Eindrücke einer un sicheren Lage nach Hause gehen lasten wollte. Auch war auf die Reise Rücksicht zu nehmen, die der Sultan am 29. Mai nach Mazedonien und dem östlichen Teile Albaniens anzutreten beabsichtigt und zu der bereits alle Vorbereitungen getroffen sind. Immerhin ist die Lage des Ministeriums keine solche, daß sie für lange hinaus Dauer verspricht. Wenn durch die Ereignisse nicht schon früher herbetgeführt, wird das jetzige Kabinett Hakki-Pascha im Herbst nach dem Wiedermsammentritt des Parlamentes vor ein« ernste Krisis gestellt sein, welche es schwer lich wird überwinden können. Innerhalb der jung« türkischen Partei und ihres führenden Komitees ist es zu einer Scheidung gekommen, indem sich eine konservative und eine liberale Gruppe gebildet haben. Man hat nun zwar gestern ein Versöhnungs fest gefeiert, um die Einigkeit nach außen hin zu dokumentieren, auch wurde bei der statutengemäßen Neuwahl des Vorstandes des Komitees der bisherige Präsident Talaat-Bei wiedergewählt, indessen darf man sich doch keiner Täuschung darüber hingeben, daß sich eine tiefe Kluft innerhalb der jungtürkischen Partei aufaetan bat, die schwer zu überbrücken sein wird, so sehr sich auch die dem Komitee ergebenen Blätter bemühen, die Situation als völlig geklärt und befriedigend hinzustellen. Dies ist keineswegs der Fafl Bedenklich ist vor allem, daß die Politik auch in der Armee sehr lebhaft betrieben wird und daß seitens der konservativen Gruppe alle An strengungen gemacht werden, um selbst innerhalb de» den Jungtürken so ergebenen Saloniker Armeekorps
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite