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Resultat verfolgt worden waren. Wie weit die Besserung der geschäft lichen Lage auf industriellem Gebiet reicht, ist zur Zeit jedenfalls noch nicht vollständig zu beurteilen, aber ein Gewerbe scheint nach diesen Nachrichten sicher in Blüthe zu steheu, das Schmuggelgewerbe. Von Interesse ist auch noch die weitere Mlttbcilung, daß in den hol ländischen Grenzstädten unter den handeltreibenden Leuten ein wahrer Ingrimm und Haß auf die Grenzbeamten herrsche, die der Schmuggelei wegen bald hier, bald dort Haussuchungen halten müssen, um dem Schleichhandel auf die Spur zu kommen. So suchte man in Werther bruch den Ortsgensdarm dadurch zu ärgern, daß man ihm Nachts Päckchen unbrauchbarer Tabaksreste vor die Thure warf oder ihm Drohbriefe znschickte, iu welchem ihm angekündigt wurde, daß er, wenn er sich unterstände, hier oder dort eine Haussuchung anzustellen, dieses oder jenes zu erwarten habe. Die in den Grenzstädten herrschende Furcht vor der ans dem Schleichhandel entstehenden Demoralisation der Bevölkerung scheint hiernach nur allzu begründet zu sein. OertlicheS «nd Sächsisches. Wilsdruff. Wilsdruff hat Glück mit seinen Ausstellungen! so hörte man in den letzten drei Tagen vielfach ausrufen, und in der That scheint dies der Fall zu sein; so denken auch heute die Veran stalter der Gcflügelausstellung. Wohl hatte der noch junge Verein alle Kräfte augespornt, um die geplante Ausstellung so vielseitig und tüchtig als nur möglich zu gestalten, aber wohl selber haben seine Mitglieder nicht geahnt, daß ihre Mühe und Aufopferung so gelohnt würden, wie es durch den geradezu massenhaften Besuch geschehen ist, und was die Hauptsache ist, alle Besucher der Ausstellung haben diese mit Zeichen der größten Zufriedenheit verlassen. Und warum sollte man dies auch nicht? Das ganze Arrangement war ein ausge zeichnetes; und nun das liebe Viehzeug selbst, cs war eine Lust, das selbe anzuschauen, girrende Tauben in sehr großer Zahl und Far benpracht, scandalirende Hähne und Hühner, ebenfalls in Prächtigen schillernden Farben, daneben wieder stolze Pfaue und darüber schmet ternde Singvogel in großer Anzahl; kurz, das Auge konnte kaum sehen genug — das Gehör wurde durch das Gekrähe, Gegackere, Ge- zwitschere u. s. w. stark in Anspruch genommen, so daß man voll ständig befriedigt die Ausstellung verlassen konnte. Durch den gutem Absatz von Loosen ist es dem Verein möglich geworden, den Ausstellern viel Geld zuznwenden, denn an mehreren hundert Käsigen lasen wir: Zur Verloosung angckauft! Anderuthcils lasen wir auch fast die gleich große Zahl von weißen Schildern mit den Aufschriften: Erster Preis — Zweiter Preis — Ehrenpreis, und doch ist uns ver sichert worden, daß die Prüfungs-Commission ganz unparteiisch und vorsichtig in der Pränsiirung vorgegangen, denn das ausgestellte Ge flügel sei fast durchgängig so vorzügliches gewesen, daß es der Prä- miirung werth gewesen sei. Ein Verzeichniß der Prämiirten werden wir unsern Lesern jedenfalls in nächster Nummer gleichzeitig mit der Gewinnliste bringen können. Es bleibt uns nur noch übrig, hier öffentlich auszusprechen, daß die Mitglieder des Geflügelzüchtervereins und von diesen namentlich die Leiter der Ausstellung sowie auch sämmt- liche Aussteller sich um unsere Stadt verdient gemacht haben. Mögen sie in der allgemeinen Anerkennung, die ihnen von allen Seiten gezollt wird, ihren Lohn finden. — Wie verlautet, hat sich der Abgeordnete unseres ländlichen Wahlkreises Herr Oehmichen auf Wunsch vieler Wählec bereit erklärt, über seine Wirksamkeit im Landtage zu referiren, sobald nach Schluß desselben seine Zeit eine freiere sein wird. — Heute findet im hiesigen Theater die letzte Vorstellung statt, mit dieser verbunden ist das Benefiz für den jugendlichen Liebhaber Herrn Lobert. Wir wünschen diesem strebsamen jungen Künstler zu seinem Ehrenabend den besten Erfolg und dürfte die Wahl des Stückes eine sehr günstige sein: „Dors und Stadt", Schauspiel in 5 Acten von Charl. Birch'Pfeiffer, deren Name für Gehalt und Güte des Stückes selbst genügend bürgt. Wir laden alle Gönner Thaliens zu dieser Abschiedsvorstellung ein und boffen Herrn Director Clar mit seinen ehrenwerthen Mitgliedern recht bald wieder aufs Neue begrüßen zu können. — Am 1. Februar Nachmittags wurde, wie das „Meißner Tgbl." mittheilt, unter zahlreicher Betheiligung Leidtragender die sterbliche Hülle des Herrn Ernst Haubold Dietrich Georg v. Miltitz im Erb- begräbniß seiner Familie an der Martinskirche in Meißen zur letzten Rnhe gestattet. Mit ihm, der von Kindheit an kränkelnd nur das 22. Lebensjahr erreicht hat, nnd seinem nur wenige Tage vor ihm verstorbenen Oheim, dem Generallieutenant Bernhard v. Miltitz, ist diejenige Linie des alten, nachweislich seit 700 Jahren in der Gegend von Meißen begüterten Geschlechts v. Miltitz im Mannesstamme er- »efchcn, in deren Besitze das Gut Siebeneichen seit fast drei und einem halben Jahrhundert gewesen ist. Denn im Jahre 1543 erwarb der vielvermögende Hofmarschall des Herzogs, nachherigen Kurfürsten Moritz und Oberamtmann des Meißner Kreises, Ernst v. Miltitz auf Batzdorf, derselbe, der auch bei Errichtung der Meißner Fürstenschule mit thätig war, aus den Gütern des säcularisirten Nonnenklosters zum Heiligen Kreuz die Vorwerke Bockwen und Siebeneichen für die auch für für die König!. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das^önigl^Amtsgericht und den Siadtrath zu Wilsdruff. Bierzigster Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 M«l (Dienstag und Freitag.) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Sine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag.) AbonnementLpreiS vierteljährlich 1 Mark Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Znseratenannabme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Wilsdruff, Tharandt, Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden Dienstag, den 10. Februar Tagesgeschichte. Die sächsische erste Kammer in Dresden hat den Antrag des Prä sidenten v. Zehnten, die Regierung solle beim Bundesrathe den Erlaß eines Reichsgesetzes gegen den Zinswucher befürworten, einstimmig an genommen. Bei Berathung des Capitel 17 des Etats (Justizministerium) wurde der von der zweiten Kammer angenommene Antrag des Abge ordneten Freytag: „die königliche Staatsregierung zu ersuchen, bei dem Bundesrathe auf Abänderung des Gerichtskostengesetzes, namentlich Herabsetzung der in demselben festgestellten Kostenbeträge hinzuwirken," in namentlicher Abstimmung mit 23 gegen 20 Stimmen abgelehnt. In den zwischen dem deutschen Kronprinzen und dem Reichs kanzler stattgehabteu Konferenzen soll uuter anderem auch die innere Politik und die parlamentarische Lage Gegenstand der Besprechungen gewesen und dabei ein so volles Einverständniß zwischen Kronprinz und Reichskanzler, auch in Betreff der äußern Politik, zu Tage ge treten sein, wie es in diesem Grade bisher nicht der Fall gewesen. Das Verhalten der konservativen Partei in den jetzt schwebenden Fragen, namentlich dem Minister des Innern gegenüber, scheint dem Kanzler nicht sonderlich zu behagen. Gerüchte von einer Ministerkrisis, nach welcher die Herren Friedberg, Bitter und Puttkamer ausscheiden, und Herr v. Bennigsen als Finanz-, Ur. Gneist als Kultusminister ein- trcten würden, haben sich zwar als unbegründet erwiesen, erklären sich aber aus der in der conservativen Partei ausgebrochenen Spaltung. Dem Bundesrathe ist jetzt der Gesammtetat für das Etats jahr 1880—81 zugegangen, dessen Inhalt ans den inzwischen schon be kannt gewordenen Spczialetats bekannt ist. Die Gesammtausgabe ist hiernach in Resumirung aller Spezialetats, auf 544,888,184 Mark, nämlich 467,409,487 Mark fortdauernder und 77,478,697 Mark ein maliger Ausgaben veranschlagt. Im vorigen Jahre betrugen die Aus- gabeu 545.815,437 Mark, sie haben sich also für kommendes Elatsjahr um 927,253 M. vermindert. Die unmittelbaren Reichsei.inahmen sind, auf 447,723,235 Mark veranschlagt, so daß 97,164,922 Mark durch Matrikularbeiträge aufgebracht werden müssen. In den maßgebenden Kreisen Frankreichs macht sich zur Zeit eine auffallende Zurückhaltung in Bezug auf das Verhälttuß zu Deutsch land bemerkbar, eine Zurückhaltung, die der Absicht zu entspringen scheint, gutt Beziehungen mit Deutschland ausrecht zu erhalten. Von diesem Standpunkte läßt sich wohl auch das Bestreben der französischen Regierung erklären, den in Berlin sehr beliebten Botschafter, Grasen St. Ballier, zum Bleiben auf seinem Posten zu bewegen. Frankreichs erster Parteiführer, Leon Gambetta, ist auch bemüht, alle deutschfeind lichen Kundgebungen in Frankreich zu unterdrücken, weshalb er mit seiner bisherigen politischen Freundin, Juliette Lamber, der Heraus geberin der „Nouvelle Revue", gebrochen hat, da düse rcvanchelustige l^ame den Fürsten Bismarck fortwährend mit allerlei Beleidigungen in ihrer Zeitung überhäufte. Mehr als in irgend einem andern Lande hat in Rußland die geplante Vermehrung des deutschen Heeres Unzufriedenheit erregt und russische Zeitungen strotzen von Verunglimpfungen Deutschlands und des deutschen Reichskanzlers. Eine derselben, die „Molwa", versteigt sich sogar zu der Dreistigkeit, daß die Verstärkung des deutschen Heeres den Zusammenbruch des deutschen Reiches nur beschleunigen werde. Deutschland solle lieber sein Heer vermindern und seine Eroberungen wieder herausgeben, dann wäre der Friede gesichert. Diese Zumuthuug ist gewiß sehr charakteristisch für die Unzufriedenheit unserer russischen Freunde. Ein schwaches Deutschland würde z. B. die russischen Jn- triguen im Orient sehr begünstigen und ermöglichen, daß Rußland seine Hände nach Konstantinopel ausstrecken könne. Die Königin Viktoria von England beabsichtigt, nach einer der Post durch den Telegraphen übermittelten Notiz der Truth, vor Ostern eine dreiwöchige Reise nach Deutschland zu unternehmen. Es scheint, daß nunmehr auch in Oesterreich der Kulturkampf ausbrechen werde. Sämmtliche vier böhmische Bischöfe haben nämlich eine Eingabe an den Uwterrichtsminister gerichtet, worin sie gegen den Fortbestand der Schulgesetze protestiren. Der Schule solle der konfes sionelle Charakter wieder gegeben und der Kirche der gebührende Ein fluß auf die Jugend und den Unterricht gesichert werden. Die Bischöfe drohen schließlich, den Widerstand gegen die konfessionslose Schule zu proklamiren, indem sie der Geistlichkeit verbieten würden, an der Schule irgendwie mitzuwirken. Den Eltern würde gesagt werden, daß die Kmder ohne Katechismus und religiösen Unterricht dem Verderben preisgegeben sind. Der Wiener Bezirksschulrat!) hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Lehrkvrp der städtischen Volks- und Bürgerschulen an zuweisen, ihre Schüler mit allen zu Gebote stehenden Mitteln vom Besuche der in öffentlichen Lokalen stattfindenden Kinderbälle abzu halten. In welchem Umfange sich unter der Herrschaft des neuen Zoll- . tarifs bereits das Schmugglerunwesen entwickelt hat, kann man ^daraus ersehen, daß ein rheinisches Blatt Ende Januar in einer Woche über fünf Fälle zu berichten hatte, in denen an der'holländischen Grenze von den deutschen Zollbeamten Schmugglerbanden abgefaßt, oder ohne 188>