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Der sächsische Lrzähker, Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Amtsblatt der Kgl. «mtshauptmaimfchast, der Kal. Schulinspektton «nd deS Kgl. Hauptzollamtes z» Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts »nd des Stadtrates z« Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 22. KÜNfme-sechztgster Jechrgemg. Tele-r^Adr.: Amtsblatt. «t ve» »Scheatliche« Beilage«: Jeden Mittwoch: Belletristische Beilage; jeden Freitag: Der sSchstsche Landwirt; ,jeden Sonntag: Illustriertes SormtagSblatt. Erscheint jede« Werktag Abend» sür dm folgend« Laa. »er BezuMrei« ist Lschliebltch d« drei wöchentlich« «Klazm bei Abholung vierteljährlich 1 -et ZuftttUm, in« Hm» 1 70 «», bei all» Poftanstaltm l V0 exklusiv« Bestellgeld. <—— Einzelne Nummern kosten io Bestellung« werdm aaaraommm Aik Bischofswerda und Umgegend de» «esero AettiMt»» »st»«, sowie iu der Seschistrftelle, AlNnarkt lö, eb«iso auch bei all« Postanst alten. Nummer der Zettungtliste »b87. Schluß der S«tchüft»stelle abend- 8 Uhr. An,erat«, welch, tu diesem Matte die wettest« verbreitmm ?md«, werdm di» von». 10 Uhr angenommen, gröbere und kompliziert« Anzeigen tag» vorher. Die viergelpaltenr Kor» p«»zell« 12 die Rekunnezeil« 30 Äermgfter Jnse» ratmbetrag 40 «l. Für Rückerstattung unverlangt emge» saudter Manuskripte übemehmm wir keine Sewllhr. Der bisherige Stadtgeu-arm Max Kurt Schuster ist heute al» »Ratt» und Polijeiwachtmeister der Stadt Bischofswerda in Pflicht genommen worden. Bischofswerda, am 16. Dezember 1910. Der Ttad trat. Das Neueste vo« Tage. Die Linienschiffe Ms-tz" uud „Schwadert" Hache» bei emer Kollision auf der Kieler Nutze», firdr VeschSdiguugeu eMtte». (Siehe Deutsche» «eich.) Lei dem Schiffbruch de» Hamburg Damp- ferS „Palermo" an der spamscherr Küste fiud die »efamte Mannschaft uud die Passagiere, im gan gen 23 Personen, ertrunken. (Siehe Sorlderbe- richt.) Nach einer Knydgchung de» Lantze-kultnMt» stir vöhmett find in Österreich rund 500 000 Rin der an der Ma«l- nud Klauenseuche «rkrSakt. (Sieh- Österreich.) Die Wahlen in England werde» mit dem Siege Her liberale« Regierungspartei roden. (Siehe Letzte Depeschen.) Lehren der Volkszählung Soweit das Ergebnis der Volkszählung vom 1. d. M. überhaupt Schlüsse auf die Entwicklung unsere» Volkes zuließ, ist eS, beeinflußt durch da» Wachstum der meisten Großstädte, als Beweis für die fortschreitende Industrialisierung Deutsch land» benutzt worden. Dieses Urteil wird, aber nicht allgemein geteilt. Es wird festgestellt, daß da» Wachstum der StNte sich jedenfalls verlang- samt. Die „D. VolkSW. Korrespondenz" schreibt darüber: „Bisher war -er Zunahmemaßstab un serer Großstädte etwa so, daß sie, abgesehen von Eingemeindungen, ihre Einwohnerzahlen in Zeit räumen von etwa 20 bis 25 Jahren verdoppelten, waS einer Zunahme von 15 bis 20 Proz. für -en 5jährigen ZählungSabschnitt entsprach. Damit scheint eS vorbei zu sein, da nach Len bisher vor liegenden Meldungen fast alle diejenigen Städte, die nicht als große Industrie-Mittelpunkte sich in besonder» bevorzugter Lage befinden, durchschnitt lich picht Viel mehr als den mittleren natürlichen Zuwachs, der durch den Überschuß der Geburten über die Todesfälle entsteht und der für Deutsch land bei den letzten vier VolkSzählung-perioden je etwa 7 Pro-, betrug, aufzuweisen haben. So be- strug die Zunahme in Leipzig, München, BreSläu, Köln, Hannover usw., also gerade den größten der Großstädte, durchgehend knapp 10 Proz., ein eigentlicher WanderungSgewinn durch Zuzug war also nur mehr in bescheidenem Maße eingetretm. Hier und da erreichte sogar die Vermehrung noch nicht einmal den Reichsdurchschnitt, z. B. Stettin und Braunschweig je 5 Proz. und Elberfeld 4 Prozent. Hier ist also schon eine direkte Abwande rung zu verzeichnen, und zwar um so mehr, al» die Städte wegen ihre» günstigen Altersaufbaues im allgemeinen über den Reich-durchschnitt hinauSgehende Geburtenziffern aufzuweisen ha- ben. Vereinzelt, wie in Mülhausen i. E., fänden sogar direkte Verminderungen der VolkSzahl statt, ein bisher bei Groß- und Mittelstädten un bekannter Vorgang. Fast unverändert stark war die Zunahme im rheinisch-westfälischen Industrie- bezirk, dessen Großstädte Essen, Duisburg, Dort mund, Bochum, Gelsenkirchen sämtlich Zuwachs- ziffern über 15 Proz. aufzuweisen hatten. Sicher ist bei dieser Sachlage schon jetzt, wenn auch die genauen Zahle» erst in einiger Zeit Nachfolgen werden, daß dieses Mal auf dem platten Lande wenigstens ein erheblicher Teil des von ihm her vorgebrachten Menschenüberschusses verblieben ist. Im ganzen stellen die Dinge also einen Gesun- dungSprozeß -ar; die Bevölkerungsbewegung folgt der Arbeitsgelegenheit. Der Zug nach der -Großstadt» lange Zeit, eine stehende Rubrik unse- rer Tageszeitungen, -er nur zum Teil durch den Trieb nach Arbeit, zu einem wetteren Teil aber auch durch das Streben nach mühelosem Reich- werden, durch unklare Vorstellungen über die Der- dienstmöglichketten innerhalb der Großstadt, und schließlich manchmal durch noch viel weniger löb liche Absichten in Bewegung gesetzt wurde, besteht in dieser Form, oder wenigstens in dem bisheri gen Umfang nicht mehr." Politische «ebersicht. Deutsche« Reich. Eine Verständigung über daS Arbeitskammer, gesetz hält die Soziale Praxis trotz des Wider spruchs, den die Regierungen gegen die vom Reichstag beschlossene Zulassung der Arbeiter sekretäre erheben, für möglich. DaS Blatt schreibt nämlich: „Der Staatssekretär des Innern, der, wie wir bestimmt wissen, das Gesetz durchaus ret ten möchte, hat ja selbst in seiner Rede am 7: d. M. angedeutet, -aß man vielleicht später die Ar beitersekretäre als Mitglieder zulassen könne. In manchen Fällen aber, z. B. bei Einigungsverhand lungen, Tarifabschlüssen, wird die Kammer schon jetzt gar nicht umhin können, die Beamten der Berufsorganisationen zu den Beratungen zuzu ziehen. Auch der Verzicht auf die Öffentlichkeit der Kammerverhan-lungen könnte in Frage kom men. Vielleicht siegen hier Fingerzeige, wie aus der Sackgasse herauszukommen ist." Unseres Erachtens ganz und gar nicht. Der Gedanke an die Wählbarkeit von Beamten politischer Par teien zu Mitgliedern der Arbeitskammern sollte endlich fallen gelassen werden. Entlastung der untersten vier Stufe« der Ein- kommensteuer in Preußen. In maßgebenden Kreisen der Preußischen Finanzpolitik wird gegen- wartig der Plan ernsthaft erwogen, die untersten vier Stufen der Einkommensteuer bis 1500 von der Besteuerung zu entbinden. Man erklärt, daß der Steuerertrag dieser vier Stufen in allzu großem Mißverhältnis zur Anzahl der Steuer- pflichtigen und zu den Kosten und Schwierigkei ten ihrer Veranlagung stehe. 1908 war nämlich däS Verhältnis so, daß über vier Millionen Steuerpflichtige der untersten Stufen etwas mehr al» 86 Millionen Mark Steuern aufbrachten, wogegen die übrigen Steuerpflichtigen rund 288 Millionen Mark zur Staatskasse zu liefern hatten. Die unteren vier Steuerstufen brachten also den siebenten Teil der Gesamtsteuer auf. Hierzu wa ren aber doppelt soviel Veranlagungen nötig, als für den Hauptertrag von 238 Millionen Mark. Kollision der Linienschiffe „Elsaß" «nd „Schwaben". Aus Kiel wird gemeldet: Als das Linien- und Artillerieschulschiff „Schwaben" auf der Fahrt von Kiel nach Sonderburg die Kieler Aus.cnföhrde passierte, stieß es in schwerer Nebel mit dem dort draußen übenden Linienschiff „El saß" zusammen. Der Zusammenstoß konnte durch Ausweichmanöver beider Linienschiffe etwas ab geschwächt werden, war aber doch sehr heftig. So weit bis jetzt feststeht, sind auf dem Linienschiff „Elsaß" zwei Geschütze gebrochen und auch die Außenhaut des Schiffes ist erheblich beschädigt worden. Auch „Schwaben" hat ähnlichen Schaden davongetragen und soll ebenso wie „Elsaß" ober halb der Wasserlinie ein Loch haben. „Schwaben" ist sofort nach Kiel zurückgekehrt, um ins Dock zu gehen. — Eine spätere Meldung besagt: Die „Schwaben" ist an Backbordseite und auf achtern beschädigt worden: auch die Backbordschraube hat Schaden gelitten. „Elsaß" ist am Steuerbord ge troffen, hat aber weniger Schaden erlitten als „Schwaben". Es heißt, daß zwei Geschütze ge brochen sein sollen. „Elsaß" wird wahrscheinlich im Dock VI Aufnahme finden; das Dock wird aber erst von dem Panzerkreuzer „Von der Tann" gr- räumt werden müssen. Oesterreich Die Maul- und Klauenseuche i« Österreich. Der Landeskulturrat für Böhmen stellt in einer Kundgebung fest, daß infolge der sich überaus schnell ausbreitenden Maul- und Klauenseuche in Österreich rund 500 000 Rinder, in Böhmen allein 80000, erkrankt sind und protestiert daher gegen die Fleischeinfuhr aus Argentinien und die Vieh einfuhr aus Italien, Holland, Frankreich und an deren Ländern. Die Kundgebung fordert eine Entschädigung der Landwirte auS dem Staats schatz für die ihnen auS der Maul- und Klauen- seuche entstehenden Schäden. Schweiz. Zum schweizerischen Bundespräfidente« und damit zum Leiter der Auswärtigen Angelegen heiten der Schweiz für das Jahr 1911 ist der bis herige Vizepräsident Marc Ruchet (radikal) von der Bundesversammlung gewählt wofrden. Ruchet wurde 1858 in St.-Saphorin (Kanton Waadt) am Genfer See geboren. Er studierte in Lausanne und Heidelberg Rechtswissenschaft; wurde 1887 Mitglied deS Ständerats, 1894 Mit glied des Bundesrats. Dr. E. Forrer (radikal), 8er zum Vizepräsidenten deS BundeSratS gewählt wurde, ist 1845 zu Jslikon (Thurgau) geboren. Er ist aber Bürger des KantonS Zürich und war ursprünglich Advokat. Von 1900 bi» 1902 war er Direktor deS internationalen Zentralamts für den Eisenbahntransport. Seit 1908 ist er Mit glied deS BundeSratS, und al» solcher leitete er das Post- und Eisenbahndepartement. Zum