Volltext Seite (XML)
66. Jahrgang. .K> 24Z Gegründet 18SK «NaVanschrVi «»chrlchl«, »r«»«. 8»rnIpr»cher-Samm«lnummrr SS 241 vur lür MachlgelpiSch»! 20011. Bezugs-Gebühr Dt, »tnIvaUia« 32 mm br»>I» 8«i>« S.— NI. «Uu> Famttienanzeig«,, Anzeigen unlei --- — »» ^. ^ »».. »» i,plüs>e lautToril. 'azsausgade 2 M. Än^e!uen-Breüe SleU,n- u. Wodnung-mardl. Nvn». An. u. DerkLuI» 25°,». DvrzugkpUitze u v ^ ' Aurw. AuilrSg» gegen Porausbezadl. Einzelnummer l^o, Sonnlagsaue Donnerskag- 2S. Mai 1S22 ScheyNeikin, und ItaupigelchüNeVele: MerienNr-Ii» SS/40. Druck u. Verlag von Sleplch ck Slelchardt ln Drei den PeMcheck-Nonlo 10SS Drrede». Nachdruck nur mil deulllcher Quellenangad« «»Dresdner Nachr.-» MlLlllg. — Nnverlangle Schrillsliicke werden nich! auldewadri. ssonclitocsi I-imde/g Prager Slrsve 10 «»»«-»-.E--»- ^is — Eisgetränks Kaks» Qeuls ^KrneiTlSr virlelleck ki«rvorr»v«nck» ynnUUlt pslroicl L vrssclsn okn» IU«I»«z,»pS«rIr- Vs »^» I «r ^ u „ S, l>i» «Oe >!I« end /iuleeidetl» »am Veet,„e, üoe g/aiuuing dt, me n»>m- il-de de/Iet. — ge!!», ,o«art de, kmtt prsuk, Versickerung, k1o,e>:ln»kv»»r. 1' l'elspkon: 14154 un6 I43I4 vratrl^vorl: pottcepreuü Eine verschobene Kabinettskrise? Angebliche Aücktrittsabsichten Dr. Wirihs. Der Gegensatz Wirth—Hermes. Berlin, 24. Mai. Wie die „Terra" aus parlamentarischer Quelle berichtet, war seit zrvct Tonen in aller Stille eine Kabinettskrise ausgcbrvchen. Diese habe nun gestern abend eine vorläufige Lösung dadurch erfahren, daß der Reichskanzler Dr. Wirth seinen Rücktritt bis zur persön liche» Berichterstattung durch den Minister Hermes, also bis Donnerstag abend, verschoben habe. Zwischen dem Reichs kanzler und dem Reichssinanzminister Hermes war eine schwere tiefliegende Differenz entstanden. Hermes sollte sich mit eurem Vorschlag der Rcparations- kommission einverstanden erklärt haben, der dahin ging, zunächst eine Balancierung des deutschen Budgets erfolgen zu lassen, che man über andere Frage«» verhandele. Rach dem Vorschlag der Reparationslommission sollte der Stand der schwebenden Schuld vom März 1222 anerkannt werden. Für jede Ucberschreitung dieser Schuldsumme sollte sofort Deckung geschaffen werden. Sollten sechs Monate lang sich Ueberschrcitungen der schwebenden Schuldsumme notwendig machen, so sollte sich die deutsche Regierung verpflichten, sür diese neuen Ucbcrschrcilnngen der Schuldsumme Deckung durch Steuern zu schaffen. Der Reichskanzler sei jedoch ein Gegner der Zustiinmung des Ministers Hermes zn diesem Vorschlag gewesen, da er glaubte, Zusicherun gen Lloyd Georges in Genua erhalten zn Halen, die dahin gingen, datz die internationale Anleihe der denrscken Regierung die notwendigen Mittel an die Hand gebe» sollte, den Etat zn balancieren und Reparationsleistungen zu er füllen. Der Reichskanzler habe in den Kabinettsberatnngen die Slufsgssung vertreten, das» Hermes wegen Uebcrschrei- tung seiner Instruktionen sofort ans Paris abbernfen wer den müsse. Gestern abend sei dann die Lösung der Krise dahtn erfolgt, das, der Reichskanzler seinen Niickiritt, den er dem Kabinett bereits nngekiriidigt hatte, zurückstcllen werde bis zur persönlichen Aussprache mit dem Minister Hermes. Heute nachmittag 5 Uhr trat daö Rcichskabinett zu einer Sitzung zusammen. Reichskanzler Dr. Wlrth und Minister Dr. Nathcnau dürsten nun ihren Bericht über Genna er statten. Die Beralnngcn des Neichskabinetts über die Repa- rations- und die Anleihcsragc solle» morgen nach der Rück kehr Dr. Hermes' fortgesetzt werden. Dr. Kermes'Airckkehr zur Berichkerflattung. Vorläufiger Abschluss der Rcparationöverhandlungcn? Paris, 24. Mai. Reichssinanzminister Dr. Hermes reist heute abend nach Berlin zurück. Er wurde von dem Vorsitzenden der KricgSlastenkoinmission Staatssekretär Dr. Fischer begleitet. Tie Verhandlungen, die Dr. Hermes fett dem 13. Mai mit den Mitgliedern der Reparation,)-« kommission geführt hat, sind nunmehr zu einem gewissen Abschluss gelommen, so das; Dr. Hcrmeö zur Be richterstattung nach Berlin reist. Dr. Hermes hat vor seiner Abreise die Vertreter der deutschen Presse in Paris empfangen, und sic von den Beratungen unterrichtet, die er offiziös und unverbindlich mit de» Mitglieder» des Ncparativns- ausschusscs über die Fragen geführt hat, die durch die Note der Reparationskommissii'u vom 2t. März ansgeworscu wurdeu. Dr. Hermes verlässt Parier mit der Ueberzcugung, dost der eingehende Meinungsaustausch, in den er mit den Delegierten Englands, Frankreichs. Italiens. Belgiens und Japans cingetretcu ist, viele Missverständnisse beseitigt und manche wertvolle Ausklärnng gebracht bat. Er stellte mit Befriedigung fest, das, die schwierigen Beratungen im Geiste der Ansriibtigkeit und mit dem erkennbaren Wunsche geführt wurden, vor dein 81. Mai zu einer befrie digenden Regelung der schwebenden Fragen zu ge langen. In der Haupisache ist über daö deutsche Budget und die Möglichkeit seines Ausgleichs verhandelt worden, auch Uber die Frage der Finanzkontrolle. Bei beiden Besprechungen war man in der Lage, gewisse Formeln scstzrrhaltc», die Dr. Hermes nunmehr in Berlin unterbreiten wird nnd über die das Reichskabinett »nd auch der Reichstag Entscheidungen z» treffe» haben werde». Der „Temps" glaubt seinerseits feststellcn zu können, dag die offiziös in Paris mit dem Reichssinanzminister ge führten Bespre ch ungcn zu Ende seien und dag man hoff-n könne, noch vor dem 81. Mai zu einer günstigen Lösung zu kommen, wenn, wie man das Recht habe an- zunehmen, die Vorschläge der deutschen Regierung mit den Ergebnisicn der Veratnngcn übereinsttinmcn, die jetzt zu Ende geführt worden seien. Man sei tatsächlich über alle Fragen, somobl die Fragen des BudgetausglcicheS als auch über die Frage» der Kontrolle, rote cS scheine, zu für die Neparationskommission annehmbaren Formeln gelangt, wenn sie vor dem 8l. Mai durch die deutsche Regierung offiziell unterbreitet würde». (W. T. B.) Paris, 24. Mai. Nach dem „Journal" soll Hermes der Neparationskommission zuletzt folgende Vorschläge gemacht haben: Das vorläusigc Moratorium müsse in ein endgültiges umgcwandclt werde», so dass sich Deutsch lands Verpflichtungen endgültig auf 75» Millionen Goldmark Barzahlung und 145» Millionen Mark Sachltescrnngen bc- lnnfe« sollen. HermeS glaubt dabei nicht, das; 1922 die ganzen Gachliesernngen beansprucht werden dürste». Das deutsche Budget werde dreifach gegliedert: Verwaltung. Sprzial- dtenste, Verpflichtungen aus dem Fricdcusvertragc. Daü BerwaltnngSbudget hat einen Ueberschnst von 1« Milliarden L-Vtermark. Das Budget der Spczialdienfte wird durch die Erhöhung der Post- und Eisenbahutarise dcfizitfrei. s?s Die 1« Milliarden Uebcrschus, a«S dem ersten Budget nnd 4» Mil liarden Mark der inneren Zwangsanleihe werden dem dritten, dem Reparationsfonds, zngcsiihrt werden bzw. aus den Zinscndicnst der Anleihe, wenn sie zustande kommt, um- gcschricben. Die Massnahmen einer Fr nanzkontrolle wären noch zu regeln. Im einzelnen fordert Hermes für Deutschland eine Entschädignngozahln'ig au die früheren Besitzer der Saarbcrgwcrke, sowie Entschädigungen für Anto- mobilbeschädigte, die durch die rasenden Entente-Autos ver letzt worden sind. Das Blatt sagt, das; diese Vorschläge den „vernünftigen Leuten durchaus annehmbar" erscheinen. Vertrauliche Beratungen des Reparationsausschusses. Paris, 24. Mai. Die Vvrmittagssitzung des von der Reparationskommtssion eingesetzten Ausschusses, der sich mit der Möglichkeit einer deutschen auswärtigen Anleihe beschäftigte und ausser dem Vorsitzenden Delacroix aus d'Ameglio (Italien), Sergent (Frankreich), Sir Robert Kimbcrslev (England), Sekiba (Japan), Bergmann (Drntschland), sowie den beiden von der Rcparationskvm- missivn bestimmten Persönlichkeiten, Pierpvnt Morgan (Vereinigte Staaten) und Visscring (Holland > besteht, dauerte von 11 bis 12^ Uhr. Es wurde beschlossen, dag die Beratungen des Ausschusses angesichts ihres rein tech nischen Eharakrcrs vertraulich bleiben sollen, damit die verschiedenen vertretenen Meinungen in voller Freiheit zum Ausdruck kommen können. Allerdings werde von Zeit zu Zctt der Presse ein EommrrniquS über den Stand der Arbeit«) Mik'rgeben werden. Um 4 Uhr nachmittags hac eine zweite Sitzung begonnen. (W. T. B.) Ablehnung -er -eulschen Reparalions- vsrschläge? Neue englische Anlcilwbcdingiingrn. Berlin, 24. Mai. Aus Kreise», die der Ncparations- kommission nahestehen, wird mitgctcilt, das, der Plan, den der Fiuanzministcr Dr. Hermes der Reparationslommission vorgclegt hat, von dieser abgelchnt worden sei, nnd zwar nicht deshalb, weil er für die Neparationökonrmiisio» unan nehmbar war, sondern weil diese die Uebcrzeugnng habe, das, Deutschland diesen Plan nicht werde dnrch- sührrn können. Das englische Mitglied der Ncpara- tivnskommission habe daraufhin ein Projekt ansgcarbeitct, das in seinen Grundlinien etwa solgendc Bedingungen enthält: 1. Garantieleistung der Ivdnstrie für die Auflegung der internationalen Anleihe. 2. Balancierung des Budgets in den ordentliche« Aus gaben. 8. Sosortige Verminderung der Notcnans- gabc bis znm Stillstand der Notenprcsfe im Zeitraum von zwei Jahren. 4. Koutrollmöglichkeiten sür die Neparationskommission bezüglich der Dnrchjnbrung dieser Bedingungen. Dieser Plan sei durch die Vermittlung dcö Ministers Dr. Hermes der deutschen Negierung zur prinzipiellen Ent scheidung vorgclegt worden. Zusammentritt des Anleihe-Ausschusses. Paris, 24. Mat. Der von der Rcvarationskvmmijsivn ins Leben gerufene Ausschuss zur Prüfung der Möglich keiten einer auswärtigen Anleihe Deutschlands ist heute unter dem Vorsitze Delacroix' zusammcngetrctcn. Tie Sitzung, die run Uhr noch nicht zu Ende war, war dem ersten Meinungsaustausch und der Organisation der Arbeiten gewidmet. (W. T. B.) Paris, 24. Mai. Zn den hcntc begonnenen Verhand lungen dcö Anleihcauöschusses in Paris schreibt „Ncwyork Hcralo": Was die Nachrichten anbclangc, wonach einige Mitglieder des Ausschusses als Bedingung sür daö Zustande kommen der Anleihe jeder alliierten Negierung das Ver sprechen auszulcgcn beabsichtigten, keine militärische« Matznahmen gegen Deutschland dnrchznstthren, so werde in den Kreisen der Neparationskommission ver sichert, das, eine solche Bedingung weder von der Nepara- tionökommission, noch von irgendeiner Negierung angenom men werden könne, da sie gegen den Grundsatz der Souveränität verstotzc. Jeder Anlcihcplan müsse die einstimmige Billigung der Neparationskommission finden, deren Erklärung von dernsencr Stelle zufolge unmöglich sei, wen» die Bankiers diese Bedingung znr Vor schrift machten. sW. T. B.j Verhandlungen Uber ein amerikanisch- russisches Kan-elsabksnimen? Paris, 24. Mai. Nach einer Meldung des „New ?)vrk Herald" aus Washington, wird von den Persönlichkeiten des Staatsdepartements abgclchnt, sich zur unbestätigten Nachricht zu äußern, das; der S o w j e t - K v m m t s s a r Sjeklowsich um unmittelbare Verhandlungen über ein Handelsabkommen mit den Vereinigten Staaten bemühe. Tic amerikanische Haltung gegenüber Russland bleibe un verändert. Russland müsse umfangreiche Garantien dafür bieten, dass die von der Negierung gestellten Bedingungen erfüllt würden, bevor irgendeine Anerkennung durch die Vereinigten Staaten erfolgen könne. iW. T. B.) Unterzeichnung des italienisch-russischen Handelsabkommens. Genna, 24. Mai. Daö italienisch-russische Handels-j zuverlässigsten Stützen finden, deren Sinn, bei aller Auf abkommeu ill beute unterzeichnet worden, (W.T.B.j aeschlvssenheit für die Notwendigkeiten her Hearnwart, «t Zum rs. Mai. Von Alfred Frei Herrn v. Welck. Wie jede Umwälzung des öffentlichen Lebens, so hat auch die, in deren Strom bas deutsche Volk jetzt treibt, eine weitgehende Verwirrtheit der Begriffe und Unsicherheit der WillenSrichtnngen naturgemäß herausbcschworen — wenig, sscns in d e n Bevölkerungßkreisen, die von dem Wechsel der Verhältnisse innerlich und äußerlich schwer betroffen sind. Die überzeugten Anhänger der zur Herrschaft gelangten Parteien freilich wußten schon früher genau, was sie woll ten, und wissen es heute erst recht. Ganz anders das Bürgertum! Selbst von denen, die sich im Grunde ihres Herzens mit der» Guten aus alter Zeit fest verwachsen suhlen, sind doch viele insofern irre geworden, als sie nicht recht wissen, wie sie die überkommenen Massstäbe mit den Anforderungen der selbst ja noch gärenden Neuzeit ln Einklang bringen sollen. „Ist denn unsre Art zu denken heute noch zeitgemäß? Und ist die Geltendmachung unsres Standpunktes auch gegenwärtig noch ratsam? Lässt das Gebot der Stunde, auf dem Veden der nun einmal jetzt be stehenden Verhältnisse an dem wirtschaftlichen, gesundheit lichen und sittlichen Wiederaufbau zu arbeiten, überhaupt noch Raum sür die Pflege von Empfindlingen, die der Ver gangenheit, etwa gar den Trägern entschwundener Staats- sormen gewidmet sind?" So fragt gar Mancher unter den Getreuen von ehemals ängstlich und unsicher. Gegen über solchen Zweifeln, die wir nicht als Symptome nur, nein auch als Ansteckungskeime einer immer weiter um M greifenden RückgratKerwcichung zu bewer- ten habe», ist es wahrhaftig an der Zeit, einmal klar und bestimmt auszusprcchen, dass zu den Werten, die ihrer Bestimmung erst dadurch gerecht »»erden, dass sie sich im Wandel der Zeiten behaupten, nicht in letzter Linie die ge schichtliche Pietät, die persönliche Anhänglichkeit und Dank barkeit gehören. Ihrer braucht sich auch im Freistaat Nie- mand zn schämen. Waren diese Empfindungen jemals echt und wurzelstark, nun so müssen sic auch den Umsturz äusserer Einrichtungen überdauern und fäbig sein, in der Gcgcnivartslust weiter zu leben, die anscheinend der Ent faltung von ganz anderen Trieben günstiger ist. Welch' un sägliche Verachtung muss doch gegenüber so manchen Zcit- erschcinnngen innerhalb des Bürgertums die Bekenner der sozialistischen Weltanschauung erfüllen, die in der Zeit der alten Ordnung, auch da, wo sie unter Umständen Nachteil davon zu geivärtigcn hatten, mutig für ihre Ucberzeugung cintratcn, sa unter der Herrschaft des Sozialistengesetzes auch daö Martyrium der Orlsvcrweisnng und der Frei heitsentziehung mit unbeugsamem Trotze ans sich nahmen. Welche Proben hingegen sind bis jetzt der Gcstnnnngsfestig- keit des Bürgertums zngemutet worden, für daö es sich doch um gar nichts mehr handelt, alö mit der Gewissen haftigkeit gegenüber der geltenden Verfassung die Treue gegen sich selbst und gegen die Wurzeln der eignen Ver gangenheit i» Einklang zu bringen? Von tragischen Kon flikten, ans denen der Held keinen anderen Ausgang finden kann als den Untergang, ist ja doch gar nicht die Rede, schlimmstenfalls nur vom Verzicht ans rin Pöstchen, das „dem mit wendigerer Mentalität Begabten" erreichbar wäre. Nein: dem dankbar treuer, Gedenken, das wir heute zum Ausdruck zu bringen uns gedrungen fühlen, steht sogar der Schutz der Verfassung zur Seite. Wieso denn? Wir brauchen «ns doch nur zu vergegenwärtigen, daß dieselbe demokratische Verfassung, die sich zu der Freiheit der politi schen Ueberzeugiing als ihrem oberste» Grundsatz bekennt, selbstverständlich erst recht Sie Freiheit der Gesinnung in de» rein menschlichen Beziehungen des Lebens unangetastet lässt und ihren Schuh gewährleistet. Die Pflicht der ge schichtlichen Pietät »nd die Pflicht der persönlichen Anhang lichkcit und Dankbarkeit gegenüber nnscrm letzten König nnd seinem Haus, sie können schon begrifflich mit dem, was mir der geltenden Verfassung schuldig sind, nimmermehr in Widerspruch stehen. Im Gegenteil, wer jene rein menschlichen Pflichten, treu seiner eigenen Vergangenheit, erfüllt, und sich zu ihnen freimütig bekennt, der bewährt damit gerade diejenige Wahrhaftigkeit und Eharakterfcstigkcit, die die demokratische Verfassung bei jedem Staatsbürger vorauS- setzen muss, damit der tm Freistaate entscheidende VolkS- wille als ei» getreues Spiegelbild der wirklich vorhandenen Anschauungen »nd Empfindungen unverfälscht znm Aus druck kommt. Gerade die, welche unter der Monarchie ihren öffentlichen Pflichten eine vertiefte und verinnerlichte Auf- sassrrng cntgegcngebracht haben, werden berufe» sein, tm Freistaat den edelsten Kern des demokratischen Gedankens, nämlich den Grundsatz von der Freiheit der politischen Ueberzcugung und den Grunosatz von der Teilnahme aller an Pflicht und Verantwortung des öss-mtlichen Lebens, mir Ernst und Nachdruck zur Geltung zu bringen nnd so zur llebcrwinbung dcö verfass,lugösciiidlichcn Geistes bcizu- tragen, der, wahrer Demokratie spottend, zwar „Volks- staat" sagt, aber Klasscnstaat meint. Die Befriedung und Befestigung des staatlichen Lebens, die für den Wiederauf bau unerlässlich ist, wird an denen ihre treuesten Helfer und