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Dresdner W Jimrlml. TtZnigUrh SAchstseher Staatsanzeiger. VerordnunMlatt der Mnisterien und der Oder- und Mtteldehördeu. Nr. 167. o Beauftragt mü der verantwortliche« Leitung: Hoftat Doevge» in Dresden. < Sonnabend, den 20. Juli 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Erpedtttoa, Große Zwingerstraße so, sowie durch die Pott im Deutsche« Reiche s Mart vieritsiährlich. riuzelae Nummer« 10 Pf. — Erscheint: Wertlag, -achmttta-s. — Fernsprecher Nr. 11VL. Anküadigusge«: Die Zett« kk. Schrift der «mal gespalt. A-kü-dig-uas eit« Lö Ps., die Zeil« größerer Schrift od. dere« Raum aus »mal gesp. Teriseite im amtl. Teile «OPf., unter dem RedakrionSstrich (Eingesandt) 7K Ps. Preisermäßigg. aus Geschäftsauzeigeu. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 20. Juli. Se. Majestät der König sind heute vormittag 3 Uhr 50 Min. nach Norderney gereist. Ce. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kammerherr v. Posern das ihm von Sr. Hoheit dem Regenten von Braunschweig verliehene Kommandeur- kreuz l. Klasse deS Herzog!. Braunschweigischen Orden- Heinrich des Löwen annehme und trage. Gr»e»x»»zex,Btrse-«»ße» re. i« öffentliche» Dienste. I« Geschäftsbereich- »es Ministeriums der Kina«,e». Hochbau-Verwaltung. ««gestellt: Busch, Schlosser bei dem ^ernheij und Elektrizitätswerke zu Dresden, als Maschinenwärter daselbst Bei der RetchSpost-Verwaltung sind ernannt worden: Wehlte, Johne, Rose«baum, seither gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, als etatmäßige Postassistenten. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Bom Königliche» Hsfe. Dresden, 20. Juli. Ihre Majestät die Köniain-Witwe empfing im König! Jagdhause Rehefeld den Pfarrer der dortigen Parochie, Schindler in Hermsdorf. Am vergangenen Donnerstag besuchte Ihre Majestät die neuerrichtete Kinder» bewahranstalt in Altenberg. — Der Hr Minister des König!. Hauses Staatsminister v. Metzsch-Reichenbach hat einen mehrwöchigen Urlaub an» getreten. Mitteilungen ans der öffentliche« Berwaltnng. - Die Staatseisenbahnverwaltung hat im zweiten Viertel dieses Jahres an 143 ihrer Arbeiter für längere Dienstzeit und befriedigende Dienstführung Geldbelohnungen bewilligt, und zwar: an 3 Arbeiter nach 45 jähriger Dienstzeit, an 7 nach 40jähriger Dienstzeit (unter gleichzeitiger Erteilung einer schriftlichen Belobigung), an 53 nach 35 jähriger Dienst zeit, an 44 nach 30 jähriger Dienstzeit und an 36 nach 25jähriger Dienstzeit. — Der überaang«Wärterin Vollstädt auf Posten 6» der Linie Gera—Weischlitz ist wegen ihres um sichtigen Verhaltens bei Rettung eines Kmdes au» der Gefahr, von einem Eisenbahnzuge überfahren zu werden, die Anerlenmmg der Generaldirektion ausgesprochen und eine Geldbelohnung ge» währt worden Zeit»»gSschi». Gegen Angriffe, die der Arbeitgeberverband für da» Buchdruckgewerbe in letzter Zeit erfahren hat, wendet er sich mit folgenden Au»führungen: Der neu begründete Arbeitgeberverband für das Buchdruck- gewerb« ist nicht, wie ihm schuld gegeben wird, tariffeindlich. Wohl aber bekämpft er, nnd das mit aller Energie, den Organisation« vertrag, der i« vorigen Jahre zwischen dem Borstand des Deutschen Buchdruckervereius und dem Vorstand des nach seine« Statuten neu- tralen, t« Wahrheit aber sozialdemokratischen Nehtlfenverband, ab geschlossen worden ist. Dieser Organisation-Vertrag führt ans seitea der Arbeitgeber de» Koalitionsswang ei« nad verleiht gehilsenseitig dem genannten verband« das Monopol. Gege« beides wendet sich der Arbeitgeberverband, ebenso sehr ans gewerblichen, wie aus hnmane» und patriotischen Gründe«. Er will nicht, daß alle Gehilfen i« de» sozialdrmokranschen Gehilftaverband getrieben werde«, de«n da»« beherrscht dieser a»f die Dauer das Gewerbe, ««d im Falle ei«es früher oder später ausbrechenden Streikes ist die Prinzipalität verlöre«. (Es ist eben einfach «»«»gängig, daß monate lang — abgesehen etwa von de» sozialdtmokratischtn Ljflziae» — «tchts gedruckt wird) «eiter will er sich die Freiheit wahren, a»ch solchen Gehilfen, di« anderweitig organtflerl sind (des Mitgliedern des zu den christliche» Gewrrkschafte» gehörigen Gutmberadunds Ivie der Hirsch - Dimckerschea Gewerkoerei»«), „d ebenso solchen, di« a»s irgend eine» gute« Gr»«d« »icht organisiert stütz, Ar- bett »nd v«rdte»st z« gebe«. Schließlich wissen »»d fühle» sich seine Mitglieder mit Stecht »icht bloß als Gewerbeireidende. sondern auch als Patrioten, »nd als solche wolle« st« mchi die iofolge des Organtsationsvertrags unausbleiblich eintrete«d« bede»1e«d« Vermehrung der Macht der Sozialdemokratie Es ist also »icht wahr, daß der Arbeitaeberverbantz.mit rrin politische» KamvfiaMel» gegen den Vcrnog Stur« läuft'. Ebenso ist es nicht wahr, daß der Arbeitgeberverband den Gehtlfenverband verdächtigt , Er sagt einfach die Wahrheit über ihn aus, was erklärlicherweise! den «erlragskontraheuten nicht lieb ist. Schließlich sei auch noch erwähnt, daß die Vermutung unbegründet ist, der Arbeitgeber- verband habe sich in Erkenntnis seiner eigenen Schwäche an de» Zentraloerband De»tscher Industrieller angelehM'. Dieser hat aus eigener Initiative, durchdrungen vo» der Wichtigkeit der Sach«, seine Eingabe an den Reichskanzler gerichtet. Es ist überhaupt dringend notwendig, daß alle Patrioten aufangea, sich um die Vorgänge im Buchdruckgewerb« zu kümmern. Die Zeit ist zu ernst, als daß man sich dvrch schöne Phrasen und Beteuerungen von ,gemein nützigen, stalit-erhal,enden Bestrebungen' darf bernhtge« nad täusche« lassen Werde« die vo« Mäanern wie Lujo Brentano »nd Naumann gebilligten (sonst aber von sozial sehr arbeiterfreundliche« Natto«al- ökonomen getadelten) Bestrebungen des Deutschen Buchdruckervereins verwirkltcht, so hat der deutsch« Michel es sich selbst zuzusch«ib«n, weuu tbm demnächst die Sozialdemokratie über den «ops wächst. Der Arbeitgeberverband für das Bachdrnckgewerbe wirkt dem ent gegen. Seine Losung ist: Aufrichtige Sorge für da« Wohl der Arbeiter, aber keinen Zoll breit Vermehrung der Macht der Sozialdemokratie! Schon häufig ist auf Gnmd immer wiederkehrender Beispiele gegen die -sozialdemokratischen Führer der Borwurf erhoben worden, daß fie nicht nur selbst noch nicht» praktisch Brauchbare» für die Arbeiter geschaffen, sondern ihre politische Stellung sogar dazu mißbraucht hätten, um alle», wa» von bürgerlicher Seite zum Besten der Arbeiter beabsichtigt wurde, abzulehnen und all« für deren Wohl trotzdem gefaßten Beschlüsse ihrnfeit» zu bekämpfen Ebenso oft find diese Tatsachen von der Sozialdemokratie natürlich bestrttten worden, ja, in Parlament und Presse wird von Zeit zu Zett von sozialdemokcanscher Sette sogar der Versuch unternommen, die Genossen vo» „positiven" Leistung« ihrer Parteiführer zu üderzwg«. Ei»e grelle Belemhttma er- fährt diese Verdrehungsmelhode wieder einmal durch eiu Vor- kommni» in der Sitzung der Kieler Stadtkollegi« vom 2. Juli d I, worüber wrr dem Bericht der „Kieler Neueste Nachrichten" (Rr 153 vom 4. 7. 07) folgende» entnehmen». .Zur Beratung stand die Vorlage betreffend Lohnerhöhung für Arbeiter der städtischen Betriebe, «ach der die Lohnsätze der ständigen a«f Tageloh« angestellien städtische« Arbettrr vom 1. Juli ab erhöh! werden sollen, wodurch für den laufe»den Etat et» Mehrbedarf vo« «»gesähr bl 000 M erforderlich wird I« der Diskussion traten sämtliche bürgerliche Redner für di« Vorlage ei« Ma« hielt teils .ans Wohlwollen für die Arbeiter', teils ,im eigenen Interesse der Stadt, die sch dadurch ihre Arbeiter sicher,', teils »mit Rücksicht auf die Steigern»- der Lebensbedürfnisse der Att>eit«r', allseitig eine Erhöhung der Löhne für gerechtfertigt. Der einzig« Redner, der einen hiervon abweichenden Standpunkt ein- nahm, war der sozialdemokratische Stadtverordnete Adler Ans- drücklich erkannte er an, daß .viele gute Einrichtungen für Arbeiter in Kiel getroste«' worden sein, behanptete aber, ,die Fluktuation der Arbeiterfthaft zeige, daß sie «icht ausneiche«. Kiel sei übrigens, »ms di« Lebenshaltung betreff«, eine der ttuersten Städte und deshalb müsse auch der Loh« dementsprechend sein.' Aber trotz dieser Be hauptung, die ihn, wenn er dir Wohlfahrt der Arbeiter wirklich zu heben beabsichtige« würde, gerade für die geplante Lohnerhöhung hätte müsse« eiutrete« laste», sprach sich Adler gegen die Vorlage aus Interessant ist die vo« ihm gegebene .Begründung' seines ver- hallens Er .will «icht sage-, daß die Vorlage «ichts bringt; aber das. wa« gewünscht wird, erfüllt sie «icht.' vor allem bedanert er .die Ablehnung des Gemetndearbeittrverbauds als Körperschaft zur Vertretung der Arbeiter ' Er erklärt, daß er .einer Vorlage, welche die Arbeitervertretang nicht anerkenne, aus prinzipiellen Grüadeu nicht zustimm«' kann «nd sieht sich .infolgedessen veranlaßt, di« vorlag« abznlehve« ' Schließlich ward« di« Lohnerhöhung mit alle« bürgerlich«« Stimmen gegen di« der Sozialdemokraten an- genommen l' «»1 doch die Arbetter fick den« du» politisch« schaftlich« Wohl Hrer zudem au» dem Kiele Fr«u»d« zu fiud« stu daß die „Ardeners«» eine hohl« Phrase ist Da» wid«rfpruch»volle Verhalte« de» „Genoffen Adler" ist bezeichnend E» bietet freilich für jede«, der die sozialdemo kratische Taktik kennt, durchau» nicht» Re«». Gerade so, wie die Sozialdemokratie im Reichstage die gesamten Arbetterschutz- gesetzt abgelehnt hat, wie fie in mrzählig« andere» Fälle» jcde positive Förderung der Arbetterinteressen immer zu verhindern bemüht war, und wie stet» die angebliche» „rrmzrprellcn Gründe" lautete«: „Weil nicht gleich alle», darum nichts!" — genau so iu diese« Fall« D«r wahre Gnmd ist aber bekmmttich nur der: Maa fürchtet, die Arbeiter kö«ntrn durch eine w«nn Bode« der Unzufrieden heil ihr Weizen der Berhchrag gedeihe» und nur so sie selbst sich erhalte», kan» Deshalb blieb auch der „Gmofft" Adler diesem Priuzip getreu, trotzdem ihm von verschied««» Seit« entgegen gehalten ««cd«, üß sä»e Taktrk falsch sti und nicht in, Interesse d«, Arbeiter »V Wenn Te«tscheS Reich, «aiserreise. (W. T. B) Roervik, 19 Juli. Gegen Mitternacht de» 18. Juli setzte die „Hohenzollem" die Reise von Anger nach Drontheim fort Mit den auf dem „Olaf Kyrre" passierenden norwegischen Majestät« wurde Salut gewechselt Wetter nach wie vor kalt und trübe. An Bord alle» wohl Berlin, 19 Juli. Ein Telegramm au» Drontheim vom 19 Juli meldet: Se. Majestät der Kaiser ist nach guter Fahrt soeben um *H7 Uhr vor Drontheim eingetroffen Wetter un- verändert An Bord alle» wohl. Kslsniülts. (W T. B) Berlin, 19. Juli Kaiserliche Marine. Der heim kehrende Tran»port der von den Schiff« de» Kreuzergeschwader« abgelöst« Offiziere und Mannschaft« ist mit dem Dampfer „Borussia" am 18. Juli in Port Said eingetroffen und hat an demselben Tage die Reift nach Hamburg fortgesetzt. Die Führung de» Transport» hat in Port Said der Kapttänleutnant Haß übernommen E M S „Bussard" ist am 19 Juli wieder in Sar e» Salam eingetroffen Port Said, 19. Ju!i. Der Dampfer „Feldmarfchall" mit dem StaatSsekletär Dernburg ist hier eingetroff«. A* Zord ist alle» wohl. * Die Forschung»reise de» Herzog» Adolf ^riedrich zu Mecklenburg. Bekaaatlich hat Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg-Schwerin vor kurzem eine auf längere Zeit be rechnete Forschungsreise »ach Afrika anaetret«, um d« schwarz« Erdteil von Deutfch-OstaftSa nach Eüdweftaftika zu durchquer« Wie wir der „Deutsch-Ostafrrkanifchen Zeitung entnehmcn, ist der Herzog am 9 Juni in Bukoda am Biklorra- se« eingetroff«, um von hier au» seine Reise »ach Zentral afrika anzutteten. Am 10. Juni früh 9 Uhr landete der Herzog in Begleitung de» Kaiser!. Resident« von Bukoba Hrn v Stümer und seine» Begleiter» Leutnant v. Wiese und Kaiftrswaldau am Zollhause. Dort stand die 7 Kompanie unter Führung de» Oberleutnant« v Ernfiedel und die Herzog! Expeditior.»truppe in Paradeaufstellung. Daneben hatte da» Musttkorp» der katholischen Mission Schanairo, die Araber und Inder, die Großsultane von Bukoba mit ihr« Leibwach« und Gefolgen, alle» in allem ungefähr 10000 Mensch«, Auf stellung genommen Rach Abschreit« der Front begrüßte fie der Herzog in einer kurz«, keraiarn Suaheliansprache, die mit Jubel aufgenommen wurde Alsdann erfolgte der Vorbeimarsch der Truppe, Marsch nach der Boma und Fkühstück daselbst, wobei dre Misfiontkapelle konzertierte Am 11. Juni fand große» Bolk»fest statt. Die Karawane de» Herzog» zählt un gefähr 700 Köpfe A»sl»»b. Zur Zweiten Hassger Kriedenskonferenz. (W T. B) Haag, 19 Juli. Die zweite Unterkommisfio» derzweiten Kommission der Fr«dcnkonfcr«z hat in der heutig« Morqen- fitzuna ein« Kommisfionsbericht verfaßt über die Vorschläge Frankeich», Belgien», der Niederlande und Großbritannin» be züglich der Stellung sowie der Rechte und Pflichten der neu tralen Staaten während de» Landkriea». Frhr v Marschall schließt sich für Deutschland dem französischen Vorschläge an, indem er nochmal» den Sin» de» deutsch« Entwurf» klarstellt, demzufolge der neutrale Staat nicht verpflichtet sein soll, dm kriegführend« Partei« die Benutzung der Kabel und Tele graphen, emschveßlich der Station« für drahtlose Telegraph«, die sich auf seinem Gebiete befind«, zu verbiet« oder einzu- schränken, wohl aber fich jeder Parteilichkeit bei der Ausübung dreser ihn» überlast«« Handlungtfrerhert »u enthalt«. In dem Komitee, da» zur Beratung aller dieser Vorschläge ge bildet ist, wird Deutschland durch den General v Gündel ver tret« Haag, 19. Juli. Ja der heute nachmittag abgehaltenm Sitzung der viert« Kommission wurden die die Unverletz lichkeit de» Privateigentum» zur See betreffenden Zwischenanträge Brasilien» u»d Belgien» zurückgeroa« Die Abstimmung über de» Antrag Frankreich», der dahin geht, daß die Kaperei durch die Gesetzgebung der einzeln« Länder abtzeschafft »»d daß durch diese Gesetzgebung auch da» Pn»zip der Entschädigung eingeführt werd« soll, wurde auf vierzehn Tage verschoben, weil mehrere Delegierte noch oh»e Instruktion« fiud Ei» von Marte«» (Ruß laad) emgcbrachter Antrag, daß am Beginn jede» Kriege» die kriegführend« Staat« eine Erklärung abgeben solle», ob sie auf die Kaperei verrußt« oder »icht, wurde »«rück- gezogm. Die Kommission beschloß darr», daß der Antrag England» betreffend die Definition und veheardlurig der Schlacht schiffe »nd der Hils»schiffe von einer besonder« Kommission geprüft werd« soll. Ferner wurde ei» Ausschuß Gebildet der