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M 92. 27. November 1863. Preis.- pro Quartal 10 Ngr, Freitag. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehm durch alle Post- anstalten. > 8 Psg. Amts- and Anzeige-Ilatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde, Fraüeusteiu nnd Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. An die Stelle des kürzlich verstorbenen RatbmanneS Hrn. l)r. Poppe ist von unseren Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 21. Nov. Herr Kaufmann F. A. Richter auf die Zeit von 2 Jahren gewählt worden, als wie lange das Amt de» oben genannte» Verstorbenen noch gewährt haben würde. — In neuerer Zeit scheinen sich, wie aus den Bekanntmachungen unserer Behörden hervorgebt, die Diebstähle in der Stadt und näheren und weiteren Umgegend zu mehre», was Alle zu erhöhter Vorsicht und Wachsamkeit auffordern wird. — Die Theatergesellschast des Hrn. Dir. Körzingcr, die längere Zeit i» Glashütte Vorstellun gen gegeben, welche stets großen Beifall und zahlreichen Betuch fanden, wird nunmehr nach Schmiedeberg kommen. Da den Bewohnern dieses Ortes lange Zeit eine solche Gelegenheit nicht geboten war, so steht gewiß auch hier der Gesellschaft eine rege Theilnahme bevor. Dresden. In der Sitzung derZweiten Kam mer am Dienstag, in welcher die Herren Staatsmi- uister Frhr. v. Beust und vr. v. Falkenstein anwesend waren, stand auf der Tagesordnung die von dem Abg. Mammen eingrbrachte Interpellation wegen Schles wig-Holsteins. Sämmtliche Tribünen waren in allen ihren Räumen gefüllt und vermochten das an drängende Publikum nicht zu fassen. ES erhält das Wort Abg. Mammen. Nach den Eingangsworten, daß diese Frage nicht nur auf der Tagesordnung der Kammer, — nein, auf der des deutschen Volks sich befinde, wirft derselbe einen Rückblick auf die, die Herzogthümer betreffenden Vor gänge seit dem offenen Briese des Dänenkönigs im Jahre 1848. Die Hoffnungen, welche sich an die da malige Erhebung geknüpft, seien, wie so manche andere, gescheitert; deutsche Truppen hätten schließlich das Schergenamt für die Dänen übernommen. Heute trete dieselbe Frage in bestimmterer Gestalt an uns heran; jetzt sei zu beweisen, ob die Deutschen Rechte und Ehre wahren könnten. Das deutsche Volk sei einig in dieser Angelegenheit, es blicke erwartungsvoll auf Das hin, was die Regierungen thuu würden. Wenn man jetzt die deutsche Ehre vergesse, so dürfe man überhaupt nicht mehr von einem Deutschland reden, und da letzte Blatt deutscher Geschichte würde mit den Worten beschrieben sein: Die Nation ging zu Grunde durch Uneinigkeit; diese machte sie rechtlos, ehrlos. Mit Befriedigung ersehe das deutsche Volk, daß ein »er- ehrter deutscher Fürst vorangehe; aber blicke man auf die übrige« Regierungen, so wisse man, waS zunächst Preuße» bdtreff< wohl, daß dessen Volk zu uns stehe; indeffttt frage nian sich, ob Pie preußische Regierung nicht durch innere Mirren gehemmt sein würde. Was man auS Oesterreich höre, läute lau und flau, nnd doch gehöre Oesterreichs Macht zu Deutschland und sei unerläßlich für dessen energische Politik. Was die übrigen Bundesstaaten betreffe, so höre man, daß einige derselben dem Sönbvüer Protorolle beigetreten wären; indessen sei dieses «in leeres Stück Papier, und kein Staat häbe das Recht, das deutsche Recht zu verschachern. ES müsse schnell nnd energisch vorgegangen werden; ein großer Krieg sei zwar stets dem Fortschritte hin derlich, bringe Lasten und Gefahren; aber für Deutsch lands Ehre müsse er ausgefochten werden, wenn nöthig, bis zum Messer. (Bravo!) >. Hierauf erhob sich Herr Staat-Minister v. Beust zur Beantwortung. Er sagt unter anberm, daß für die sächsische Negierung die erste und nöthigste Aufgabe die sei, daß den in dieser Frage nunmehr von dem Bunde zu fassenden Beschlüssen in keiner Weise, sei eS durch einen Act des Handelns oder des Geschehen lassens, vorgegriffen »erbe. Es sei daher bereits am 18. November an den königl. sächsischen Bundestags gesandten die Weisung, und zwar auf telegraphischem wege, ergangen, sich entschieden dahin auszusprechen, daß, so lange der Bund die Succeffionsfrage nicht er ledigt habe, ein dänischer Gesandter in der Bundes versammlung nicht zuzulasseu und ein Creditiv desselben nicht anzunebmen sei. (Bravo!) Im Verfolg der am vorigen Sonnabend, am 20., stattgefnndenen BnndeS- tagssitzung aber, woran, nicht im Einklang mit der diesseitigen Auffassung, der bisherige königl. dänische, herzoglich Holstein,lauenburgische Bundestagsgesandte Theil genommen habe, sei am 23. Nov. der sächsische Bundestagsgesandte angewiesen worden, in der Bun desversammlung einen förmlichen Antrag einzubringen, dabin gehend: „Es sei bis zu den, möglichst zu fördernden Austrage der Sache die Zulassung eine? Abgesandten Sr, Maj. des Königs von Dänemark zu den Verhandlungen der Bundesversammlung nicht für statthaft zu erachten, auch von dem Entaegennehmen von Beglaubigungsschreiben eines königlich dänischen Abgesandten als Mitglied der Bundesversammlung abzuschen; — femer: Es seien unverzüglich die nöthigen Anordnungen zn treffen, da mit das für Holstein bestimmte Erccutionscorps mit der den Umständen entsprechenden Verstärkung in Holstein und Lauen- hurg .einrücke, uni diese Bundesländer bis zn dem Zeitpunkte be setzt zu halten, wo der Bund sich in der Lage sehen wird, dem von ihm als rechtmäßig anerkannten Nachfolger in gedachten Herzogtümern lctztaedachte Bundesländer zn eigener Verwaltung zn übergeben." — (Bravo! von Seiten d.r Kaminen» und Tri bünen). „Dies, meine Herren," sprach der Redner weiter,