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Dienstag, den 7. September Nr. 207 192« Mmtlicher Teil 330. Zentner 14 Mark. Waldenburg, den 6. September 1920. Der Stadtrat. Witterungsbericht ausgenommen am 6 September, Mittags 12 Nhr: Barometerstand 757 mm reduziert auf den Meeresspiegel Thermometerstand -s- 15,»" L. (Margens 8 Uhr - 11° 0. Tiefste Nachttemperatur 10° O) Feuchtigkeitsgehalt der Lust nach Lamprechts Polymeter 47°/«. Taupunkt 8°. Windrichtung Südwest. Niederschlagsmenge in brn letzten 48 Stunden bis früh 7 Uhr: 10,2 mm. Daher Wilterungsaussichten für den 7. September: Unbeständig. Briketts heute Montag Nachm. 2—5 Uhr und morgen Dienstag Borm. 8-11 Uhr und Nachm. 2-5 Uhr bei Stimmel auf Abschnitt 9 der gelben Kohlengrundkarie Rr. 101 WWt EMkch MMg (Eingang im alter» Turm unterhalb des Schlotzplatzes). ABA LerzinBk ZV/!., Einlagen in beliebiger Höhe zulässig. Geschäftszeit: Täglich, außer Montag, von 8 Uhr Vorm, bis 3 Uhr Nachmittags. Einigung wegen der Breslauer Vorgänge er. einen kontrolliert nicht die Polenwirtschaft im die noch hinter der zurücksteht, welche die Die Entente Weichsellande, sein, wer- bildet bsr vor do» m clsr Uü- läc. Nundschau Deutsches «eich bandeS und des Deutschen Transporlarbeiterverbandes, in welchem gesagt wird, daß im Widerspruch zu den bekannten Vereinbarungen der ReichSverkehrSminifter Verfügungen erlassen habe, durch welche die Mitwirkung der deutschen Arbeiterschaft auSgeschaltet werden soll. Gegen diese Ber- fügungen wurde sofort Einspruch erhoben und die Zurück nähme verlangt. Der ReichSverkehrSminifter hat es abge lehnt, uns zu empfangen. Wir wissen nicht, welche Beschlüsse der parlamentarische Beirat fassen wird. Führen die Anord nungen des VerkehrsministerS zu Maßregelungen, so können die Eisenbahner sicher sein, daß die organisierten Arbeiter ge schlossen hinter ihnen stehen. Die Lage in Oberschlesien ist noch immer als unver ändert ernst zu bezeichnen, um so mehr als die Polen an die Einhaltung der Beuthener Abmachungen nicht denken. Die Besatzungstruppen machen auch weiterhin keine Anstalt, die Insurgenten zu entwaffnen. Korfanty erläßt neuerdings einen Aufruf an die Be völkerung Oberschlesiens, in dem er die in den letzten Tagen vorxekommenen verdammenswerten Verbrechen als Untaten gewöhnlicher Banditen hinstellt. Er fordert die gesamte ord nungsliebende Bevölkerung zum Kampfe gegen das Banditen tum und zur Ablieferung der noch zurückgehaltenen Waffen auf. Die preußische Regierung hat den Polizeipräsidenten von Breslan Ernst, Sozialist der Genfer Richtung, in Ruhe stand versitzt. Er hatte an dem Tage des Putsches vor dem französischen Konsulat Breslau Nachmittag 4 Uhr ver» lassen. Wie verlautet, find die aus Grund des Abkommens von Spaa an die Entente monatlich zu liefernden st Millionen Tonnen Kohlen für den Monat August in vollem Maße geliefert worden. Für den Monat September find die zwei Millionen Tonnen ebenfalls bereits fichergeftellt Schwierig keiten find für den Monat Oki ober vorauszusehen. Die Ein haltung der LiefernngSverpflichtungen ist allerdings erkauft worden durch die Stillegung einer erheblichen Zahl von Be trieben und durch das Ausblasen mehrerer Hochöfen infolge ungenügender Kohlenl.eferungen. Der Regierungspräsident in Breslau hat die auf die Er mittlung der bei den Vorfällen am 26. August beteiligten Personen ausgesetzte Belohnung von 3000 aus 15,000 Mk. erhöht. 11 Beteiligte wurden bis jetzt ermittelt und fest genommen, darunter befindet sich sowohl derjenige, der das französische Hoheitsabzeichen abgerissen hat, wie auch der, der den Geltschrank zu erbrechen versuchte. Die Verhafteten ge hören sozial den verschiedensten Ständen an. Ueber die französische Sühneforderung für Breslau ist eine Einigung erzielt, die Franzosen wollen aus die beiden ungerechtesten Forderungen verzichten, und zwar aus die Ent schuldigung des Reichskanzlers und die Bestrafung des Haupt manns von Arnim, der dafür verantwortlich gemacht werden sollte, daß seine Kompanie am 17. Juli, als sie der fran zösischen Flagge in Berlin die Ehrenbezeigung erweisen mußte, das Lied „Deutschland, Deutschland über alles" anstimmte. Die französische Presse zeigt sich von dieser Einigung sehr befriedigt. Der Streik der württembergischen Steuerverwei gerer ist völlig zusammengebrochen. Freitag ergaben die Verhandlungen folgende Einigung: Unterschriftliche An erkennung deS Steuerabzuges und der das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer regelnden gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften. Alle Streikenden werden wieder eingestellt, mit Ausnahme derjenigen, welche sich schwere Verfehlungen gegen die Betriebsordnung oder die Staats- gesetze haben zuschulden kommen lassen. Eine Lohn- und Gehaltszahlung findet für die Sperr- und Streiktage nicht statt. Die allgemeine Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am Montag früh. Die Minister vr. Simons ,iuS Severing besuchten gestern den französischen Botschafter in Berlin. Die deutsche Negierung gibt drei Weißbücher über Vberschlesien heraus. Die Errichtung einer Neichslandwirtschaftskammer steht i» Aussicht. Die Arbeiterschaft erklärt sich gegen dcn Verkehrs- Minister. Die Reichsregierung hat eine ueue Note wegen vber schlesien an die Friedcnskouserenj gerichtet. Der Polizeipräsident von Breslau wurde in den Ruhe stand versetzt. Der Siutlgarter Steuerstreik ist zusammengebrochen. Die Genfer Konferenz wurde auf Mitte Oktober ver schoben. Korfanty hat einen Aufruf an die Oberschlesier erlasse«. Die englischen Koutrollenre in Oberschlesien machen nicht mehr mit. Deschanel denkt nicht an Rücktritt. Italien steht am Vorabend einer bolschewistischen Re- volntion. Der Lnftpostverkehr zwischen England und Deutschland wird am 15. d. aufgevommen. In Riga werden demnächst die Friedensverhandlungen anfgenommen. Bei SemSerz ziehe» sich die Pole» zurück. Die amerikanischen Weizenpreise steigen. Die Franzosen bestreiten, daß alle deutschen Anklagen gegen die Ausschüttungen der afrikanischen Truppen im linksrheinischen Gebiet begründet sini, auer sie können, wenn sie der Wahrheit die Ehre geben wollen, nicht in Abrede stellen, daß allein in der Entsendung von schwarzen Soldaten in die blühendsten deutschen Gebiete ei» Verstoß gegen die moderne Kultur, eine Mchacktung von europäi schen Anschauungen liegt, die den deutschen Bewohnern der besetzten Gebiete den Gedanken aufzwingt, Ihr werdet von Euern Nachbarn nichr für voll genommen, nicht als gleich berechtigt angesehen. Wie kann unter diesen Verhältnissen der aufrichtige Wunsch nach Völkerversöhnung aufleben, wie kann da in der schwer geprüften deutschen Nation wieder rechte Freude am Dasein aufleben? Das deutsche Gemüt, das gleich bedeutend ist mit deutscher Kultur, wird dadurch zu Tode getreten, aber den Engländern und Franzosen geht eS mit ihrer Lebensauffassung nicht besser, welcher der letzte Rest Von Idealismus abhanden kommt oder schon verloren ge gangen ist. Die ganze Welt wird durch die jetzige Völker-Entwick lung wer weiß wie wett zurückgeschleudert, und mit den moralischen Eroberungen der weißen Rasse ist eS vorbei. Das sehen wir besonders im fernsten Osten, wo die Ja paner politische Macht und wirtschaftlichen Einfluß an sich reißen. An diese Folge des Weltkrieges haben die Sieger selbst nicht gedacht, aus der Befreiung durch die Großtaten der Kultur ist eine Herabsenkung, eine Erniedrigung durch "Waldenburg, 6. September 1220. Wenn nnicht alle Zeichen trügen, stehen wir vor dem Untergange der gesamten europäischen Kultur. Die lange Dauer und mehr noch die Rücksichtslosigkeit des Welt- und Hnngerkr-eges hat die Seelen und Sitten der Menschen Verwüstet und verwildert, ^aS Aufgebot der bestialischen Afrikaner und Asiaten zum Kampf gegen die zivilisierten mitteleuropäischen Völker durch die Franzosen hat Kriegs gewohnheiten entfesselt, die früher unerhört waren, und der Hunger hat in der daheimgebliebenen Bevölkerung die moralischen Bedenken vor fremdem Eigentum schwinden lassen. Bon da war nur noch ein Schritt bis zur Geldgier, Wucher, Schleichhandel und Schiebertum, die die unerhörte Teuerung schufen Die sittenstrengen Engländer und die Amerikaner haben am meisten verdient, in den siegreichen, wie in den besiegten Ländern hat man als veraltet, bei- sette geschoben, was man früher Gewissen, Redlichkeit und Solidität nannte. Wenn das in denjenigen Ländern geschah, die sich als der Kultur bezeichneten, so war es nicht über raschend, daß andere Länder, die sich nie groß mit Be denken der Wohlanständigkeit getragen hatten, diesem Bei spiel nur zu eifrig folgten. Was aber wunderbar ist, das ist die Tatsache, daß auch heute, nachdem bald 22 Monate die Waffen im Weltkriege ruhen, die Sieger noch immer keine Zeit gefunden haben, sich daran zu erinnern, daß doch in Europa keine asiatischen Zustände geduldet werden sollten. Und solche Verhältnisse herrschen heute im Osten, im deutschen Oberschlesien und im ehemals deutschen Weichselland. Es ist, als ob heute Tausende von Deut schen den Wilden ausgeliefert wären, und statt daß sie geschützt werden, werden noch allerlei Zumutungen an sie gestellt, die ihnen nachgerade die Geduld reißen lassen. Türken früher in Asten ausübten, und die Franzosen sör- dern die Gewalttätigkeiten der Polen in Oberschlesien mehr, als sie dieselben verhindern. Es soll zugegeben werden, daß unter diesen Umständen die Leidensckafren lehr leicht explodieren können und selbst ruhige Männer mit fortreißt, aber eben deshalb sollten grundsätzliche Maßnahmen ge troffen werden, die gleiche Achtung vor den Angehörigen aller Nationen von vornherein festzustellen und sie zu sichern. Wie die Dinge liegen, werden wir als eine Nation zwei ter Klasse behandelt. Leidenschaften und Laster geworden. Kultur und echtes Menschentum werden begraben Das zweite Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts scheint bestimmt zu der Leichenstein für die gesamte moderne Kultur zu den. Die Grundlage zu dieser Entwickelung aber der Schondvertrag von Versailles. Der „Vorwärts" und die „Freiheit" veröffentlichen Ausruf an die deutsche Arbeiterschaft im Namen deS Deutschen Gewerkschaftrbundes, der Sozialdemokratischen Partei, der Unabhängigen, des Deutschen Eisenbahnerver «nd Dieses Glatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts und des Sladtrats zu Waldenburg. Anzeigenannahmeschluß Vorm. 9 Uhr am Ausgabetag. Geschäftsstelle in Walkenburg Sachsen, Obrrgssse 38- Filialen- in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto För- ster; in Callenberg bei Herrn Strumpfwirker Friedr. Hermann Richter; in Langenchursüorf bei Frau Emma oerw. Stiegler; in Penig bei Firma Wilhelm Dahler; in Wollenburg bei Herrn Linus Friedemann und in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Gemcindeverbandsgirokonts Waldenburg Sa. Nr. 1k. Bankkonto: Beieinsbank zu Colditz Geichäftsftelle Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonu- und Festtagen. Annahme von Inseraten bis Vorm.10 Uhr des Ausgabetages. Bezugspreis monatlich 4.25 M!., im vor aus zahlbar, durch die Post bezogen monatlich 4.30 Mk. Einzelne Nrn. 20 Psg. Inseratenpreis 1 Zeile 43 mm breit 75 Pfg., N-Namezeile 88 mm breit 2 Mark, die dreigespaltene Zeile im amtlichen Teile 1.50 Mk. Hinweise auf Anzeigen 1 Petit-Zeile 50 Pfg. Nach- weisungsqevühr 25 Pfg. Nachlaß nach festem Tarif. Gegründet 1878. Fernsprecher Nr. 9. 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