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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187809047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18780904
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18780904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-09
- Tag 1878-09-04
-
Monat
1878-09
-
Jahr
1878
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1878
- Autor
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rschäft» »tahl- Stahl t, und mmeq. ament- n und er be tten ist Schiff», etwas na ba nd da- ;n eine Werke «ahn gungS S- und lSeisen ng be ll» bä tschen g eben- «roßen waren, reund- ischen »latten, gsträo- : nicht ementS rsehen, immer en ge- illS die In Eisen 'a di« >1 und tionen r 1000 Hol, 44 bi» Piegel- llL fl.. 170 fl. >4 br utsch 3 bi- >eleisen »8 bi» flemer^ 92 . Holz 22 90 X »eland- Stab d. Et., d. St., :War aien: Lricheiitt tSgltch tzedattt»« «ad <enr»IN<>« JohanmSgasfe 33. r»rech»i>a!>rn der ttcdikst«,: twrmrttagS tu—12 Uhr. Nachmilk^zo 4—«i Ui.« Immbme der für dl»- nächst- chlaenoe Nummer vestimmren Anerate an Wochenta,'.rn Via 8 Uhr Nachmtnaao, an Louu- ard Festtagen früh dtS V.fi Uhr. 1, »e« /Uialr« für Ins.-Annidme Ott» Stemm. NntvrrsttLtssrr 22. ' Lüiche.Larhattaeustr >-,.v nur bis '/^ö Uhr WWger..TagclilaN Anzeiger. Organ für Politik, LvcalgMchtc, Handels mid (ScschäMocrkcbr. A»s1gge 1ö.ö00. Ldonacme>t»Prri»viettekj.4'/,IlL. incl. Bnnaeclohn 5 ML, durch die Post bezogen 6 ML Jede einre'.ne diummer 25 Pf. Betegezrmplar 10 Pf Vedüdrr» für Sxkradeilaqen «hne Postbesvrderung 3« ML mit Pvstdcsbrderung 4b ML liier»1c bgesp Petitzeile 20 Pf .^roiierr Schnlteu laut unsere» Prrisv«rze,chn,ß —Tabelle r'cher Latz »ach höbercm Tons, ttc.laurn »»Irr »cm VtdacltoaaSttch die Spaltzrile 40 Pf. Jincrate sind stets an d. Srrctikta» zu senden. — Rabatt wird „rcht gegeben. Zahlung pr»>'i,iiwec-u»it» oder durch Postvonchuß. 247. Mittwoch den 4. September 1878. 72. Aufforderung, »t« MttttzeUun« per tu Verreff »er »efm« »er Zahluugsmetse ge»achten «rs.tzruugeu betreffe»». Die unterzeichnet« Handelskammer hat seit längerer Zeit wiederholt auf die Nothwendiqkeit hingewiesen, »aS ziellose Borgen im geschäftlichen Verkehr »u beseitigen, und zu diesem Zwecke insbesondere empfohlen, d« Vaarzablung durch Gewährung eine- Nachlasses von einigen Procenten auf den Pre,S zu begünstigen. Von vielen Seite» scheinen die Durchführbarkeit und der geschäftliche Erfolg dieses Verfahrens noch m !st»e,sel gezogen zu werden. Wir richten daher an alle diejenigen Geschäftsleute, welche die Baarzahlung in -Irren Geschäften zur Regel gemacht haben, die Bitte, ihre dabei gemachten Erfahrungen, insbesondere in Vezug auf die geschäftlichen Bottbeile dieses Verfahrens, baldigst und wenn möglich bis zum 10. d. MtS 'christlich an unser Bureau, Neumarkt 19, I.. mittheilen zu wollen. Leipzig. Anfang September 1878. Die HaapelSkummer. 1>r. WachSmuth, Bors. vr. Gensel, S. Bekanntmachung, »en Verlust »er Stimmberechttgung wegen «bgapenrücksttnde« betreffs. Rach Vorschrift der reviditten Städte-Ordnung 8 44 unter x find von der Stimmberechttgung beiden Wahlen alle diejenigen Bürger, welche die Abentnchtung von EtaatS- und Gemeindeabgaben, eimcklietzutt der Abgaben zu Schul- und Armen-Eassen, länger alS zwei Jahre ganz oder theilweise >m Rückstände ge lassen haben, ausgenommen. . ^ ^ ^ Unter HinwnS auf diese gesetzlich« Bestimmung fordern wir daher au» Veranlassung der bevorstehend««! ErgänzungSwahl des Stadtverordnetencollegiums alle Abgaben-Restanten, welche davon betroffen werden» zur ungesäumten Abführung ihrer Rückstände auf. Lewzia. den L8. August 1878. Der «gttz »er «ta»t Leipzig. De. Georg«. Nitzsche. Etage-Vermiethuna. In dem UniverfitätSgrundftücke zum ..graue« Wolf", Hainstraße Nr. 28, wird die erste Stage, be- stehend auS geräumigem Vorsaal, sechs Zimmern, fünf Kammer« und übrigem tzubehSr. m weicher viSher ein EngroS- und EommisfionSgeschäft betrieben worden ist, zum 1. April 18<8 nue'bfrei und soll von diesem Zeitpunkte ab auf weitere süns Jahre im Weae der Licitation, jedoch unter Vorbehalt der Aus wahl unter den Licitanten und der Entschließung in der Sache überhaupt, vermiethet werden. Reflektanten werden ersucht, am » September b. I. vormittag» 11 Ubr. im UniversttätS-Rentamte zu erscheinen und ihre Gebote abzugeben. . , , Leipzig, am 2. September l878. UatverfitatS - Rentamt Graf. Bekanntmachung. Nach tz. 17 der Reviditten Städteordnung find alle diejenigen männlichen selbstständigen Gemeindeinit- zsieder »um Erwerb« deS Bürgerrechts verpflichtet, welche 1) »te s-chstsche StaatSangehörtgkett befitze«. 2i »aS fünsundzwanzigste Lebensjahr erfüllt haben, 3) unbescholten sind und öffentliche Armenunterftützung weder beziehen, noch cm Laufe der letzten zwei Jahre bezogen haben, 4) fett drei Jahren 1« Gemetudebezirte ihre» wesentlichen Wohnsitz haben aaL 5) mindesten» 9 an direkten Etaatssteuern jährlich entrichten. Wir fordern daher alle nach obigen Bestimmungen verpflichteten hierdurch aus, fick nunmehr unge säumt innerhalb 14 Tagen wegen Gewinnung deS Bürgerrecht- bei unö anzumelden, widrigenfalls nach flblauf dieser Frist gegen die Säumigen mit Strafe vorgegangen weiden wird. Leipzig, den S7. August 1878. Der «aih »er Stabt Leipzig De. Georgi. Nitzsche. Neubau in Entreprise. Der Aus- und Ausbau der ueuen «ebäude für daS raubftummen-Jnflitot allhler aus dem an der Ecke der Waisenhaus und Thalstraße gelegenen Platze, einschließlich der Beschaffung der hierzu erforderlichen Materialien, soll im Wege der Submission, unter Vorbehalt der Auswahl unter den Subnnitenten und der Entschließung in der Sache überhaupt, an einen Bauunternehmer in Entreprise verdungen werden. Die Herren Gewerken, welche hierauf zu reflectiren gesonnen sind, werden ersucht, von den Zeichnungen, der Baubeschreibung, den AusführungSbeftimmungen und den Submissionsbedingungen in« UmversttätS Rentamte Einficht zu nehmen und die ionen nebst den Zeichnungen zur Verfügung stehenden AnschlagS- formularc mit den Preisen auSzufüllen und unter der Aufschrift: „Neubau de» Taubstummen-JnstitutS' bis zum 21. September b I. Abends 6 Uhr versiegelt anher einzureichen. Leipzig, am 2. September t878. UntversitatS-Aentamt Graf. Bekanntmachung. Hierdurch verfügen wir, daß jeder Grundstücksbesitzer, welcher wegen Ausführung eines Baues oder auS »ndern Gründen die Drattoirplatten vor seinem Grundstück zeitweilig hat wegnebmen lassen, verpflichtet ckt, vor Wiederverlegung der Platten unserem Jngenieurbureau schriftliche Anzeige hiervon zu erstatten und den ihm hierauf von demselben zugehenden Weisungen nachzugehen. Leipzig, am 8L August 187«. Der «ath ver Stadt Leipzig Or. Georgi. Wangemann 59 bi» M 175 >Frc» '/. bi en 40 Stahl Aiuß- bafer eizen 1. per ebruar «piem- ;r No August cenwer i- lest. >00. aum > 11'/.. Phila « line 6. - Mai» RuSco- »mal, Speck en-Be ren in Land- Ernte^ >attun- vezua lich ist . Dt , Igemet >t und m 190 «0X. Sericht ftaltete «r be ange- n am erste, rnden iwLchS teL - n ISS !e 150 lt »70 > Kilo gelb »1 »l. 24^. canun. 15 NN. Island Die Ergebnisse -er hannoverschen Wahlen. Wjr haben schon neulich der Tbatsache Ausdruck warben, daß die schweren Fehler, welche die preu- h seit lfche Regierung sich seit einer Reihe von Jahren in der Verwaltung der Provinz Han nover zu Schulden kommen ließ, eine in hohem Grad« gefährdete Lage geschaffen hat. Anstatt die Ussimilirung früherer Verhältnisse mit Geschick und Nachdruck zu leiten, daS freisinnige, gut deutsch «staute Bürgerthum zu stärken, haben hohe Staats beamte e» nicht verschmäht, die schöne Provinz zu einer Versuchsstation zur Bekämpfung der liberalen Partei zu machen. Und so ist denn — mirabile ckietu — unter der Aegide deS preußischen SlaateS selbst, unter Verstärkung durch die evangelische Ortho doxie, die ultramontane und socialdemokratischePartei, dieser wichtige Factor de- neupreußischen Staats- «ganiSmuS an da- feudale Welfenthum auSgelie- seit worden. Die damit geschaffene Lage birgt «vstlicke Gefahren für die nationale Sache, und, wenn in dieser Richtung weiter gewirthschaftet wird, so ist von der Zukunft wenig zu erhoffen. S» soll bei dieser Gelegenheit hervorgehoben wer den. daß die Berliner officiöse Presse, deren unge schickte und täppische Leitung seit der Unterstützung durch den Gotdstrom de- WelsensondS ein öffent liche- Aergerniß geworden ist, wesentlich dazu beigetragen bat, nicht nur in Hannover sondern auch im Elsaß einen Zustand der Verwirrung beraufzubcschwören, dessen Consequenzen sich heule m»ch gar nicht absehen lasten. Wir wollen den Wiener Ossiciösen nicht da- Wort reden, indessen mehr Geschick und mehr Tact wohnt den „Preß- leitern" an der Donau denn doch inne, al- den durch die Herren Hahn 'und Aegidi mit Gift und Galle getränkten Federn de» Berliner Preßbureau'S. ES ist Zeit, gegen diesen, an die Unsittlichkeit streifenden Unfug, der die preußische Regierung aus da» Schwerste compromittirt, laut und vernehmlich feine Stimme r» erheben, in der Hoffnung, daß im »eue» Ueich-tage sich die Ge legenheit finden »erde, die Vertreter der Regierung i, dieser Richtuua »r Verantwortung zu zu und den Lvtheil festz»ffMt»tt»eichev sie selbst an diesen trostlosen Wahlresultate» M. WaS Hannover fpe- eim anbetrifft, so bringt jeder Lag neue Gravamiaa gmev die verkehrte Beemflussung der letzten Wahlen v« Stimmen au» de« Lande selbst müssen ver ««»en werden, um zur klare« Erkenntmß der gemachte» Kehler zu gelangen und darauf Hoff mmgeu aus eiue dringend uothwendiae Remedur zu baue«. Kür heute mag eine Ausführung de- C " hier Platz finden, eme- Blatte-, welche« s»t den Tagen der Annexion treu zur nationalen Sacke gehalten und in maßvoller Weise unter den schwierigsten Verhältnissen zur Ueberleitung früherer Zustände in die Anforderungen einer neuen Zeii da» betrüge beigetragen hat: Koch immer beschäftigt die Lhatsache, daß bei den zringsten Wahlen »um ersten Male seit 1887 eine über wiegend« Mehrheit der hannoverschen Wahlkreise welstsch« Abgeordnete in den Reichstag entsendet bat, die deutsch« Presse und die des Auslandes. Wer jen s»tls und innerhalb unserer Grenzen dem deutschen Nationalstaate feindlich gesinnt ist, erblickt in diesem Ergebmß ein mit großer Majorität für die welsische 1 , ^ ^ - llk Dvnaftie au-gefallene- PlebiSttt der hannoverschen Bevölkerung. Dabei läuft freilich ein arger Rechen fehler mit unter: in einer nicht geringen Anzayk der von den Welfen die-mal eroberten elf Wahl reise ist ihnen der Sieg nur mit Hülfe der Eocialdemokraten zugefallen, welchen die Wieder herstellung de» Königreich- Hannover höchst gleich gültig ist, die vielmehr für die welfischen Eandidaten nur darum stimmten, weil diese zur Partei der un bedingten Opposition gegen die bestehenden RechtS- zustände gehören. Aber mag jene Darstellung deS WahlresuItatS immerhin eine tendenziöse Mißdeutung desselben enthalten — in dem un- übelwollenden Auslande wirkt sie darum nicht weniger, und schon diese seine Erwägung hätte die Erörterungen voll rivoler Vergnügtheit verhindern müssen, welche in der preußischen Regrerungsprefle über die „Niederlage der Liberalen in Hannover" Raum gesunden. Eine Niederlage der Liberalen ist — es mag conservatwen KreiS- und Amtshauptleuten lieb oder leid sein — in der Provinz Hannover eine Niederlage des preußischen Staates, welche dauerndere Kactoren trifft, als ein Ministerium. Sie wird hoffentlich )aS nächste Mal wieder ausgewetzt werden — vor der Hand aber ist sie ein Thatsacbe. welche, selbst ohne die Entstellung zu einem PlebiScit für den Herzog von Cumberland. als eine Ermuthigung aller Feinde Preußen- und Deutschlands wirkt. Und kann eine olcbe unS etwa gleichgültig sein? Haben die wiith- chaftlichen Sorgen und die daran» entsprungenen kleinlichen Zänkereien völlig vergessen gemacht, daß nach 1871 fast Jedermann in Deutschland überzeugt war, wir würden den Errungenschafteu fenes Jahres, da» deutsche Reich und daS zurückgewonnene Elsaß- Lothringen, noch einmal mit den Waffen wider äußere und vielleicht auch rnnere Feind« zu vertheidigen haben? Meint man dieser Sorge Überhoden zu sein, weil un» sechS Friedensjahre vergönnt waren ? Dem großen König, der Preußen zu einer europäischen Macht erhob, ließen seine Feinde nach dem »weiten schlesischen Krieg« so gar die doppelt« Frist der Ruhe — und dann hatte er sieben Jahre um seine und seine» Staate» Existenz zu fechten: Vielleicht daß un» eine solche erneute Prüfung erspart bleibt — doch auf die unsichere Karte dieses Vielleicht setzt hoffentlich kerne preußische Re- gierun« mit dem frevelhaften Leichtsinn, in welchem ',.« untergeordnete Beamte und ihre literarischen er behuf» Ergatterung einiger Mandate di« ein- Partei zu zerstören bereu find, auf welche in er Provinz di« preußische Herrschaft sich stützen kann. Mit Enthusiasmus sind nur verschwindend wemge Hannoveraner preußisch geworden; die preu ßische Gesinnung entsprang hier säst durchweg, nur au- kühlen Berstandes-Erwägungen — und eine so entstandene Staattgestnaung wieder zu erschüttern tst nicht allzu schwer! Wiederholt ist seit dem unerfreulichen Wahlergebmß von un» einzelner Umstände gedacht worden, welche »u demselben beigetragen. Daß wir dahin auch die Eandidaturen ,.konservativer" verwaltungsbeamten isanvtvaturrn „confervalwer" «erwaltunosbeamten gerechnet, hat natürlich den besonderen Zorn der- lenigen Federn erregt, welche diese Eandidaturen — »un ' eia« soll zuweilen mit der Wärme, mit welcher man für die ene Sacke einzutreten pflegt — verfochten: wir en den Einfluß dieser censervativen Bewerbungen auf daS Gcsammtresultat überschätzt und ihre Motive verkannt haben. Nun, was den ersteren betrifft, so sind wir ja sehr wert entfernt, die Herren Graf Huc de Grai» und v. vrünneck für dre elf welfischen Mandate verantwortlich zu machen; zweifellos aber «st, daß unter Verhältnissen, wie die unserer Provinz, die blök Aufstellung von Veaatten-Taudiduturen gegen die der einzigen preußischen Partei deS Lande« notbwendig innerhalb der letzteren in allen Wahlkreisen Un- und Verwirrung stiften muß: waS aber daS Drang des EonservattSmuS, sich geltend »u machen, betrifft, so erinnert uns daS an eine Episode unserer älteren Wahl-Erfahrungen. ES war im Sommer l8«7, bei den Wahlen zum eisten ordent lichen Reichstage deS norddeutschen Bundes; in Hildes- Heim fungirte als Landdroft ein Herr, der wenige Mo nate vorher noch Consul in — Smyrna gewesen war; und siehe da. er ließ sich lvon den zweifelhaftesten Ele menten deS Wahlkreises) dem nationalen Eandidaten gegenüber als „conservativer" Bewerber aufstellen! Damals gab es noch keine „liberale Gesetzgebung" und nichts von alledem, waS jüngstconservative Eandidaturen ,n Hannover so unerläßlich soll gemacht haben, und in Kleinasien war doch nicht gerade die beste Vor bereitung auf die parlamentarische Vertretung eine- niedersächsischen Wahlkreise- zu hole» gewesen — die conservalive Beamten-Eandidatur aber war da, bis ein Wink von oben der Posse ein rasches Ende be reitete: Anno 1867 empfand man eine solche Be werbung auch im hiesigen Stadtschloß als den Ana chronismus, der sie heute nicht minder ist. Nicht ein Bedürsniß der Bevölkerung nach konservativer Parteibildung — aus welchem, wenn es bestände, unabhängige konservative Eandidaturen Hervor gehen würden — sondern nur daS persönliche Be- dürfniß strebsamer Beamten führt bei unS zur Auf stellung solcher. Zu den Gründen des WahlresuItatS lhlt sie freilich erst ,n zweiter Reihe, gleich einer »zahl anderer Thatsacben. Dahin ist in der Prelle mit Recht auch die Belastung wölfischer Persönlich keiten in einflußreichen Aemten,, die Begünstigung der particulariftischen orthodoxen Geistlichkeit u. dgl. gerechnet worden. Ein hier gleichfalls in Betracht kommender, wenig beachteter Umstand ist der allzu häufig «Wechsel im hiesigen Oberpräsidium. ES ist ja recht ehrenvoll für unsere Provinz, aber nickt ganz so förderlich tür sie, daß da» höchste Ber- waltungSamt derselben nachgerade zu einem Durch- pangsposten für Botschafter und Minister geworden; zeder neue Inhaber desselben brachte neue Ansichten mit hinsichtlich de» polnischen TheilS seiner Aufgabe. Bier Oberpräsidenten (einjchließlich des Generalgou- verneurS von Boi^tS-Rhetz) in zwölf Jahren, daS ist etwa» zu viel. Doch alles da» sind im Grunde nur nebensächliche Umstände; in erster Reih« ist die welsische Mehrheit hannoverscher RnchStagSabgeordneten erzeugt worden durch di« seit Jahr und Tag andauernde Zwei deutigkeit der RepierunqSpolitik, welch« in der Auflösung deS RerchStagS ihren stärksten Ausdruck fand. Nicht blos bei unS, sondern in ganz Deutsch land mit Ausnahme der alten preußischen Provinzen, hat dieselbe Ursache dielelbe Wirkung, einen erneuten Aufschwung de» Particularismus hervorgebiacht: di« Welsen in Hannover, die Franzosen in Elsaß-Lothrnigen, die Ultramontanen u. A. in dem für die nationale Sache so hochwichtigen München haben neues Terrain flewounen, weil die preußisch-deutsche Regierung durch ihre zweideutige Haltung dem Liberalismus gegenüber diesen in der Propaganda für die ReichSidee gelähmt hat. Indem die Regierung insbesondere ihren Organen gestattete, die gemeinsamen gesetz- acberischen Schöpfungen de» letzten Jahrzehnt- alS verfeblte Leistungen der Liberalen darzuftellen, wurde die Agitationskraft der letzteren geschwächt, die ihrer Gegner, welche außerhalb AltpreußenS überall die Feinde deS Nationalstaates sind, verstärkt. In den östlichen Provinzen bat diese Taktik d»e Ersetzung von 30 Liberalen durch Loaservative der Regierung als cularistischen Fraktionen, dieser andern Folge der Auflösungspolitik, entsprungen ist. Wir sind für daS preußische Regiment in Hannover eingetreten, seit Erfolg eingetragen; wir unsererseits möchten wahrlich nicht um den Preis einer derartigen Verstärkung unserer Pattei die Verantwortlichkeil tragen für di- Entmuihlgung der nationalen Parteien außerhalb Altpreußens und für die Lnfeuerung de- unS feind lichen Auslandes, welche ans den Siegen aller part,- der das „ _ _seit dasselbe eine geschichtliche Thatsacbe geworden; man kann unS daher glauben, daß eS unS kerne Freude ist, wenn wir eS heule für eine politische Pflicht halten, vorherzusagen: daß auch d»e Mehrzahl der diesmal noch von der nationalen Partei behaupteten hannoverschen Wahlkreise bei den nächsten Wahlen verloren geht, sofern die unsichere und zweideutige Regierung»- Politik der jüngsten Zeit fortdauert. Und waS daS bedeuten würde, kann unmöglich einem Ministerium entgehen, in welchem zwei frühere Ober Präsidenten von Hannover sitzen. Diele Provinz ist zu neu im Verbände der preußischen Monarchie, als daß nicht sehr Vielen die Frage nur allzu nahe läge: wenn wir zur dauernden Opposition gegen die preußische Regierung genölhigt werden — welches ntrresse kann uns dann noch mit dem preußischen cka ate verknüpfen? Noch ist eS Zeit, zu verhüten, daß diese Frage um sich greift. Tagesgeschichtliche Aeberfichr Leipzig. 3. September. Trotz der sehr ollnsti.qen Nachrichten über die fortschreitende Besserung im Befinden del Kaisers sind die A-rzte zweifelhaft geworden, ot sie dem Kaiser nicht die Theilnahme an den Ma növern de« 1l. ArmeecorpS widerratheu sollen Bei dem bekannten großen Eifer, mit welchem der greise Monarch sich allen militairiscben Dingen hiu- giebt, fürchten die Aerzte die bisher erzielten über raschenden Resultate de» Heilverfahrens in Frage zu stellen. E« ist daher noch keineswegs als fest stehend anzunehmen, daß eS dem Kaiser möglich sein wird, den Manövern beizuwohnen. DaS EomitL für daS KönigSdenkmal i» Köln hatte sich mit der Bitte an den Kaiser ge wandt, derselbe möge die bevorstehende EnthüllungS- feier mit seiner Gegenwart beehren. Der hohe Herr bat die E inlad ung huldvollst angenommen und bestimmt, daß vieEnthüllung am 26. Srptemder stall finden soll. Sowohl der Kaiser als seine Gemahlin werden der Feier anwohnen. Der Tag, an welchem eS der Kölner Bürgerschaft vergönnt sein wirv, ihren auS doppelter Lebensgefahr erretteten g- liebten LandeSvater wiederzusehen und begrüßen zu können, wird, wie die „Köln. Ztg " bemerkt, sur ihre Stadt ein hoher Ehren- und Freudentag fein Da- letzte Bulletin lautet: Gast ein, 2. September. S< Majestät der Kaiser besuchte gestern zmn ersten Male seit seiner Verletzung die Kirche uns wohnte dem Gottesdienste bis zum Schluffe der. Heule wurde daS achte Bad genommen und zwar bis zu einer Dauer von 30 Minute» Da- Be finden Sr. Majestät ist andauernd gut. Die Motive zu dem Socialistengesetz. entwurf werden nunmehr, nachdem der Bundes- rath den Entwws selbst nach der Fassung de« Justizau-schusse- mit nur unwesentlich., Modifikationen angenommen hat, im preußr-
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