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Großenhainer Untkrhckungs- L Anzelgtblatt. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zv Großenhain nvd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. § ^7 Erscheinen: DienStag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis früh 9 Uhr für die nächste 1^7^ 4^0. «bonnement vierteljährlich i Mark. ^'reNSlag veN L^. ^(VveMver. Nummer angenommen. LOSO* Freiwillige Versteigerung. Auf Antrag des Königlichen Finanzministerii soll von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte die ehemalige Großenhainer Amts-Frohnfeste, Fol. 1289 des Grnnd- und Hypothekenbuchs für die Sladt Großenhain, Nr. 45 des BrandcatasterS und Nr. 362 des Flurbuchs für den genannten Ort, freiwilligerweise mit einein AuSgebote von 3000 Mark —-, jedoch vorbehältlich der freien Entschließung des Königlichen Finanz- Ministern über die Annahme oder Zurückweisung der erfolgten Gebote, sowie der Aus wahl nuter den Licitanten nnd, soviel die Zahlung des KanfgetdeS anlangt, unter den bei nothweudigen Subhastationen üblichen Bedingungen versteigert werden nnd ist hierzu der 18. Dccember 1878, 12 Uhr Vormittags, termiulich auberaumt worden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger GcrichtSstelle auShängeuden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 12. November 1878. Das Königliche Gcrichtsamt. Schröder. Iw. Frauenstein. In der Zeit vom 14. zum 18. October dieses Jahres sind aus dem verschlossenen Wohnhause der Johanne Rosine verw. Engel in Merschwitz mittelst EinsteigenS gestohlen worden: ein blau- und weißgestreiftes Kopfkissen ohne Ueberzug, ein roth- und weißgestrcifteS Deckbett mit roth- und weißgestreiftem Ueberzng und vier Männerhemden, hinten zuznbinden. Deö Diebstahls verdächtig erscheint ein Unbekannter in den mittleren Jahren, von mittlerer, kräftiger Statur, mit Schnurrbart, duuklem Rock, dunkler Hose nnd Mütze, einen braunen, oben gekrümmten Spazierstock tragend. Solches wird zur Ermittelung deö ThäterS hiermit bekannt gemacht. Großenhain, am 9. November 1878. Das Königliche Gcrichtsamt. Schröder. E. Bekanntmachung. Dem Dienstmädchen Anna Marie Gude aus Schönberg bei Görlitz ist an Stelle ihres verloren gegangenen, von der Polizeiverwaltung zu Görlitz ausgestellten Gesinde- zengnißbncheS heute ein neues dergleichen ausgestellt worden, was zur Verhütung von Mißbranch mit dem abhanden gekommenen Buche andurch veröffentlicht wird. Großenhain, am 15. November 1878. Der Stadtrath. Herrmann. G. Mittwoch, den 20. November 1878, Nachmittags 5 Uhr öffentliche Sitzung -er* Stadtverordneten. Tagesordnung: Mittheilungen. Die Differenzpunkte zum Haushaltplatt. Wahl sachen. Der revidirte Entwurf eines Statuts für die allgemeine KrankenunterstütznngS- kasse. Aufstellung einer neuen Oellaterne. Die Beschaffung der Mittel zum Ankauf von GaSaktien. Schleußenbansachcn. Ein Erlaßgcsuch. Die Grundsätze bei Verrechnung von Vikariats - Entschädigungen. Politische wettschnu. Bei der Umschau im deutschen Reiche fallen nnö wenige Thatsachen auf, die sich in der Geschichte der Woche markiren. Vor Allem können wir constatiren, daß der Kaiser die Absicht ausgesprochen hat, bald nach seiner Rück kehr in die Reichshanplstadt die Zügel der Regierung wieder zu übernehmen. Es ist diese Erklärung um so erfreulicher, als in der letzten Leit noch vielfach über das Befinden desselben betrübende Gerüchte in Umlauf warcu, die sich theilweise der öffentlichen Besprechung entziehen und die darum auch von uns nicht erwähnt worden sind. Möge der Kaiser noch lange Jahre in alter Frische die Zügel der Regierung führen! Auch iu der vergangenen Woche hat das halbamtliche Blatt der Reichsregierung sieb über die Verhandlungen zwischen Rom nnd Berlin ausgesprochen. Gleichzeitig haben wir ans Rom Nachrichten erhalten, die sich sehr günstig über die Gesinnungen des Papstes und der deutschen Bischöfe bezüglich der Beilegung des Kirchenstreites aussprechen. Wir wollen wünschen, daß diese Nachrichten dnrch That sachen bestätigt werden. — Die Ausführung des 'Socia listengesetze S hat auch in der verflossenen Woche Fort schritte gemacht. Es mag sein, daß hierbei da und dort von den ausführenden Behörden ein Fehler gemacht worden ist; indeß ist in dem Gesetze auch für solche Fälle Vorsorge getroffen und eS ist Niemandem der Weg verschlossen, sich zu seinem Rechte zu verhelfen. Der Kaiser von Oesterreich empfing Mitte voriger Woche eine Deputation aus der Herzegowina, welche ihm eine Ergebenheits-Adresse überreichte. Auf die Ansprache der Deputation erwiderte der Kaiser unter Anderem, daß er für das Wohlergehen und den Fortschritt des herzego- winischen Volkes Alles thun werde; er verlange aber auch, daß dasselbe den Befehlen und Anordnungen der Behörden Folge leiste. Die Deputation könne seiner wärmsten Ge fühle sicher sein, doch werde er jede Ausschreitung gebührend ahnden. Alle Eonfessionen des Vandes, ihre Gewohnheiten nnd begründeten Rechte würden Schutz bei dem Kaiser fin den. Der Kaiser schloß: „Wenn Sie heimkehren, so sagen Sie Ihren Mitbürgern, daß der Kaiser auf das Aufrichtigste ihr Wohlergehen wünscht und sein gegebenes Wort hält." Die Antwort des Kaisers wurde vou der Deputation mit enthusiastischen „ZivioS" begrüßt. — Die Deputation begab sich hierauf zu Andrassy, welcher derselben erklärte, die Freiheit für alle Religionen sei die Devise des Kaisers. Die Deputation könne ihren Mitbürgern versichern, daß ihre Interessen in vollem Blaße gewahrt werden würden, und ihnen sagen, die österreichische Regierung hoffe, daß die christliche und mohamedanische Bevölkerung der Herze gowina friedlich neben einander leben würden. Die Zukunft würde dies zeigen. — Ein Mitglied der Deputation ersuchte den Minister, die in der Proclamation des Kaisers fest gesetzte Frist für die Rückkehr der Flüchtlinge in die occn pirten Länder zn verlängern. Andrasfy versprach, sied iu dieser Beziehung beim Kaiser zu verwenden: er sei überzeugt, daß der Kaiser "diese Bitte bereitwilligst gewähren würde. — Von Andrassy begab sich die Deputation zu dem Minister präsidenten Tisza, welcher die Hoffnung anssprach, daß, nachdem nun der Friede hergestellt sei, das Land die Wohl thaten des Friedens in Ruhe werde gemeßen, fick' von den Veiten des Krieges werde erholen und bald zn einem lange nicht genossenen Wohlstände werde emporblühen können. -— Sodann verfügte sich die Deputation zu dem Fürsten Auersperg, welcher die Hoffnung aussprach, daß die De putation den besten Eindruck ans Oesterreich-Ungarn mit nehmen werde; Auersperg versicherte, daß die Regierung das Wohlergehen der Bevölkerung der Herzegowina wünsche. — Der Reichskriegsminister sagte bei dem Empfang der Deputation, er hoffe, die Deputation werde den Eindruck erhalten, daß mit Oesterreich-Ungarn gut auszukommen sei; er glaube dies um so mehr, als unter dem Scepter des Kaisers viele Völker glücklich leben, welche dieselbe Sprache sprechen, wie die Deputation. Der Reichskriegs minister versprach, daß er, sobald es ihm möglich sein werde, die Herzegowina besuchen werde. — Schließlich sprach die Deputation noch bei dem NeichSfinanzmittister vor, welcher hervorhob, der Umstand, daß die Deputation sowohl waö den Stand, als auch die Religiou der Mit glieder derselben betreffe, aus den heterogensten Elementen der Herzegowina bestehe, sei eine Bürgschaft dafür, daß das in der Herzegowina begonnene Friedenswerk gelingen werde. Das nnvermuthete Eintreffen des Grafen Scknwalow in Wien nnd seine Reise nach Pest hat natürlicherweise in der politischen Welt große Beachtung gefunden. Die Osficiösen in St. Petersburg uud Wien sind geschäftig, nm der Reise jede politische Bedeutung abzusprechen. Graf Schuwalow selbst hat gegenüber einem Vertreter der Presse erklärt, daß er der Träger irgend welcher neuen Propo- sitionen nicht sei. Es handle sich bloS nm die Erledigung einiger Angelegenheiten, die mit der Ausführung des Berliner Vertrags in Verbindung stehen. Selbstverständlich ist auf diese Redensarten gar nichts zn geben, so wenig wie auf die Eombinationen, die uns da und dort in der Presse begegnen. Wenn die „Angelegenheiten", die den Grasen Sck'uwalow nach Pest geführt haben, so geringfügig wären, würde man niebt einen so hervorragenden Staats mann mit ihrer Erledigung behelligt haben. — Das ungarische Abgeordnetenhaus beschäftigt sich mit der Adreßdebatte, für welche süuf verschiedene Entwürfe ein gebracht worden sind. Jedenfalls wird der von der Adreß- Eommission festgestellte Entwurf von der Mehrheit ange nommen werden. — Nach der Erklärung deö Fürsten Bismarck bezüglich der Zoltresorm war es fraglich, wie sich die handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutschland nnd Oesterreich künftig gestalten würden. Der wiederholt verlängerte Handelsvertrag läuft mit Ende dieses Jahres ab und es ist von deutscher Seite beantragt worden, den selben abermals auf ein halbes Jahr zu verlängern. Die österreichische Regierung hat diesen Vorschlag abgelehnt nnd es wird also vom 1. Januar an der allgemeine Zoll tarif zur Anwendung gelangen. In der Hauptstadt Frankreichs haben sich die Pforten der Ausstellung geschlossen, welche die französische Republik als einen vollen und ungeschmälerten Erfolg in den Jahr büchern ihrer Geschichte verzeichnen kann. Durch die Aus stellnng ist der Wohlstand der französischen Nation entschieden gesteigert worden, Dank den bei uns so verachteten „Regle ments", welche die französische Staatsmaschine in einer meisterhaften Ordnnng erhalten. Wir wollen im Vorbei gehen nur auf einen Punkt aufmerksam machen: druck' das in Frankreich hochentwickelte Snstem der indirecten Stenern zahlt jeder Fremde, sobald er den französischen Boden betritt, an den französischen Staat seine Stenern, so gut wie jeder eingeborene Franzose. Bei dem colossalen Fremdenznslnß dieses Sommers mußte selbstverständlich der Steuerfiscus eine reick'e Ernte halten! Auf dem Lordmayorötage in England hielt der alte DiSraeli oder Lord BeaeonSfield eine Rede, aus welcher sehr deutlich hervorgeht, daß die englische Regierung Vor kehrungen zur Berichtigung der nordwestlichen Grenzen Indiens trifft nnd deshalb die afghanische Frage so nebenbei als Mittel zum Zweck aufgeworfen hat. Diese werthvolle Aufklärung verdanken wir, wie gesagt, dem berufensten Alaun der Welt, dein englischen Premierminister Lord Beaconsfield, wir verdanken sie dem Urquell aller politischen Information: dem Lordmayorötag! Die Rede des Lord Beaconsfield ist jedenfalls das bedeutsamste Ereigniß der Woche, bedeutsam nach seiuem positiven und negativen Inhalt. Se. Herrlichkeit hat in derselben den wahren Eharakter des englisch-afghanischen Handels enthüllt, er hat einen Panegyricus auf den Berliner Vertrag gehalten, — er hat endlich den englisch-französisch- österreichischen Bund gründlich todtgeschwiegen und eS dem Belieben seiner Zuhörer überlassen, ob sie die Nachrichten über diesen Bnnd dem „hirnverbrannten Geschwätze" snb- sumiren wollen, welches unser edler Lord mit einer wahren Berserkerwnth gebrandmarkt hat. Hieraus erklärt sich deun auch, daß die Franzosen über den Inhalt der Rede so wenig erbant sind. Hätte nicht Lord Beaconsfield so galant sein können, der Dame la ?raneo einige süße Artigkeiten zn sagen? An einem Anlaß hat es doch wahrlich nicht gefehlt. Statt dessen erkühnt sich der rauhe Sohn AlbiouS, die ganze publicistische Pro duction des Monats October als „hirnverbranntes Ge schwätz" zn bezeichnen! alle jene schönen Träume von dem Bunde zwischen England- Frankreich - Oesterreich mit roher Hand wegzuwischen, jene Träume, die man in Paris officiell ableugnete, während man doch mit Erstaunen constatirte, daß in Deutschland Niemand die Nackrickten über jene Allianz ernst aufnahm! Wir in Deutschland haben allen Grund, die Bekenntnisse des Lord Beaconsfield mit Befriedigung anfzunehmen. ES war dies die vernünftigste Rede, welche der edle Lord seit Jahren gehalten hat. Wir sind nicht gewohnt, dem Lord- mayorstag mit Spannung entgegenzusehen; aber diesmal hat uns Se. Herrlichkeit ein Verständniß von dem Werthe dieser Einrichtung beigebracht. Und mit diesem Zugeständ- uiß wollen wir den Gegenstand verlassen. Tagesimchnchtm. ----- Dresden, 17. November. Düe sächsische Regierung giebt alljährlich große «Lummen zur Regulirung des Elb- stromS innerhalb ihres Gebietes aus nnd hat anch in letzter Zeit wiederum für Regulirung und Räumung des Flußbetts sehr viel gethan, indem sie "durch Userbauten und Parallelwerke die Krümmungen des Stromes zn regeln und den normalen Wasserstand durch Räumungsarbeiten im Strombette und durch Normiruug und Befestigung des Nieder-, Mittel - nnd Hochwasserbettes zu erreichen strebt. Infolge bedeutender solcher Bauten hat sich denn anä', trotz der Klagen der Schiffer über schlechte Fährlöhne, die Zahl der Schiffe heben können, denn nach den statistischen Auf stellungen der Elbstromämter hatte man Ende 1877 einen Bestand von 381 Frack't- und Segelfahrzengen mit 1,420,380 Eentner Tragfähigkeit, ferner 21 Personen- dampfsckiffe, acht Raddampfer für Schleppdienst und 13 Kettenschleppschiffe. — Vorn nächsten Jahre an werden in Sachsen die Staatssteueru nur neck' nack zwei Kategorien erhoben: Grundsteuer mit einem Präcipuum von 4 Pfennigen