Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-27
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1897 ^95 Dienstag, den 27. April, abends Amtlicher Leit lern nde» Körner. Nichtamtlicher Teil M. Amster- Peter« lk. atte. ukten- k, per 00 M, per Mai ewichen. »,25 M, >,10 M, —I M, drauch»- 80 M, M Entrichtung des Eintrittsgeldes befreit. Dresden, den 26. April 1897. Kriegs-Ministerium, von der Planitz. England in der Telagoa-Bai. Um den üblen Eindruck zu verwischen, den die Ein fahrt des verstärkten Kapgeschwaders des Rontre- admirals Rawson in den m die Delagoa-Bai aus- mündenden „English-River" überall in Europa gemacht hat, hat das englische Kolonialamt bekanmlich in der ihm nahestehenden Presse verkünden lassen, daß dieses Ereignis jeglicher politischen B.deutung entbehre. *Das betreffende südafrikanische Geschwader sei einer gene rellen Anweisung zufolge nur in der Delagoa Bai erschienen, um dort den erforderlichen Stationsdienst zu versehen. Nachmals aber haben diese Preßorgane selbst zugebcn müssen, daß Rawson auch einen speziellen Auftrag erhalten habe, den er auf e gene Hand je nach den obwaltenden Umständen zur Ausführung zu Lindeunaundorf künftig ausschließlich anzuwenden ist. Dresden, am 21. April 1897. Ministerium des Innern, v. Metzsch. Dresden, am 22. April 1897. Ministerium des Juncru, II. Abtheilung. Merz. WekannLrnachung. Die im Arsenal-Hauptgebäude befindliche histo rische Waffen- und Modell-Sammlung ist vom 2. Mai bis mit September ds. IS., für die Zukunft vom 1. April bis mit September an Sonn- und Feiertagen — ausgenommen Charfreitag und die Bußtage — von 11—2 Uhr für das Publikum ge öffnet. Der Eintrittspreis beträgt 25 Pf. für eine Person, Militärpersonen vom Feldwebel abwärts sind von der Dresden, 27. April. Se. König!. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August haben Sich heute Vormittag 11 Uhr 2ö Min. nach Bärringen in Böhmen begeben. "Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des be treffenden Orts zum Preise von 2 M. Lönigt. Expedition des Dresdner Journals. Regierungsblatt „Commercio do Porlo" hierüber wie folgt: „Die Lage in Siidafrika hat sich derart zu gespitzt, daß Portugal seine bisherige Neutralität nicht länger bewahren kann, wenn eS nicht, wie jetzt im Gazaland, seine dortigen Besitzungen ernstlich ge fährdet sehen will. Deutschland hat bisher den Portugiesen keinerlei Anerbietungen gemacht, sodaß eS für Portugal eine Unklugheit wäre, BündnisantrSae von englischer Seite ohne weiteres zurückzuweisen." Aus dleser Bemerkung des Lissaboner Blattes dürfte unzweideutig hervorgehen, daß der Aufstand der Gazaneger gegen die Portugiesen von den Engländern lediglich zu dem Zwecke inszeniert worden ist, um Portugal für ein Bündnis mit England „zu gewinnen", und daß Portugal Eng lands PundeSgenossenschaft sich gefallen läßt — nur weil eS keine andere Wahl Hot, als zwischen der stag- würdigen Freundschaft und der offenen Gegnerschaft des britischen Weltreiches. Mit vollster Klarheit und offenbar wieder mit bestem Erfolge steuert also England seinen Zielen zu. Muß sich angesichts dieses Verhallens aber nicht von Stunde zu Stunde mehr allen anderen Nationen die Überzeugung ausdrängen, daß eS deS festesten und energischsten Zusammenschlusses aller Mächte bedarf, um endlich einmal die unheilvolle Macht des englischen Störenfrieds zu brechen? Auf dem Lchauplaye des griechisch-türkischen Kriegs haben sich gestern bedeutsame Ereignisse nicht ab gespielt. Aller Voraussicht nach wird sich daS im Rückzug befindliche griechische Heer bei Pharsala am Enipeus, dem allein noch verbleibenden günstigen Punkte sammeln, um einem weiteren Vordrängen der türkischen Armee Einhalt zu gebieten. Mit diesem Rückzüge ist aber die ganze fruchtbare thessalische Ebene, die allerorten reiche Verpflegung bietet, dem Feinde preisgegeben. Die Türken gelangen damit in den Besitz der Städte Trikala, Larissa und Karditsa sowie des Hafen von Volos, der nach einer allerdings anderweit noch nicht bestätigten Meldung der Londoner „Times" von den griechischen Besatzungstruppen bereits verlassen sein soll. Auf dem Kriegsschauplätze in Epirus scheint die gestern gemeldete Wiedereinnahme von Pentepigadia durch die Griechen sich nicht zu bewahrheiten, und es wird sich offenbar auch dort in kürzester Zeit die Überlegenheit der Türken über die Hellenen heraus stellen. Im folgenden und im telegraphischen Teile des Blattes geben wir die seit gestern eingegangenen Meldungen wieder: Konstantinopel, 26. April. Das Konfularcorps in Janina meldet unterm 23. und 2t. d Mts.: Infolge der drohenden Haltung der vier albanesischen Bataillone, welche ge meutert halten und vor der Stadt stehen, ist die türkische Be völkerung teils in die Stadt selbst geflüchtet, teils hat sie die Stadt verlassen. Unter den Christen herrscht große Panik; sie verlangen Waffen von dem Bali, welcher deren Aussolgnng ver weigert. Biele flüchten in die Konsulate und verbarrikadieren sich. Die Konsuln verlangten gleichfalls erfolglos die AuS- folgung von Waffen. Infolge deS gestrigen Schritte» der Bot schafter scheint sich die Situation etwas beruhigt zu haben. Die Konsuln melden, der Corpskomn andant Achmed Hiszi Pascha sei bemüht, den Vormarsch mit 15 Bataillonen anzutreten. Kanea, 26. April. Der russische Panzer „Nikolaus" be- gicbt sich nach Phaleron, der englische Kreuzer „Dryad" nach VoloS. Kanea, 26. April. Die Kreuzer „Troude" und,.Sardegna" sind nach Salo nicht abgegangen. Paris, 26. April. Einer Meldung des „Temps" auS Athen zufolge betrage die Zahl der Kombattanten in der zweiten Verteidigungslinie bei PharsaloS 10 000. Konstantinopel, 26. April. Die Lcuchttürme von Kassandra und Dedcagatsch wurden für die Dauer de» Krieges gelöscht. — Eine Dcpefche Edhem Paschas an daS KriegS- nlinistcrium vom gestrigen Tage meldet, daß vor Larissa sechs 12 cw-Acichübe und -m-i GebirqSgeschütze genommen wurden. Wekanntrnachung. Mit Rücksicht auf die bisherige verschiedenartige Schreibweise des Namens der ländlichen Ortschaft Lindennaundorf (Lindnaundorf) im Bezirke der Amts hauptmannschaft Leipzig wird hiermit oestimmt, daß die Schreibweise Wekanntrnachung. Auf Anordnung deS Ministeriums des Innern ist ein neues Verzeichniß des Medicinal- und veterinär ärztlichen Personals im Königreiche Sachsen bearbeitet worden, welches unter dem Titel: „DaS Medicinal- und veterinärärztliche Personal und die dafür bestehenden Lehr- und Bildungs anstalten im Königreiche Sachsen am 1. Januar 1897" im Druck erschienen und bei der Hofbuchhandlung von Warnatz u. Lehmann hier zu dem Preise von 2 Mark für 1 Exemplar zu beziehen ist. Erucunungc», Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei Ver Staatseisenbahn-Verwaltung sind ernannt morden: Schuster, zeither Könitzl Preuß. RcgierungSbaumeister, alS Regierungsbaume ster in Leipzig; Felgner, zcilher Bahn- hofsinspeltor t.Kl. als Kassenrevisor in Dresden; Barentin, zeither BctriebssekretSr, al» Eiscnbahnsekretär in Dresden; Liebetrau, zeither BahnhosSinspektor II. Kl., als BahnhosS- inspektor I.Kl. in Arnsdorf; Eck, zeither BahnhosSinspektor II Kl , als BahnhosSinspektor I Kl in Gaschwitz; von Elter lein, zeither BahnhosSinspektor II. Kl., ais Bahnhofsinspektor 1. Kl. in Bienenmühle Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Weißflog, zeither Postmeister in Eisfeld, als solcher in Mügeln (Bez Dresden); May, Hilbert, Krahner, Otto, Pfau, Schwalm, Rüting, Höser, O B. Voigt, PokojewSki, Reichelt, Fuchs, Semmelrath, Kneschkc, Stolzen- berger, Jage, Ludowig, Luft, Bauer, Schulze, Wolf, Drews, Langer, Winter, Ronge, Schwarzburger, Koch, Ullrich, Th. M. Kotte, Salomon, Prodöhl, Lahl, Zeißler, Schulz, Lampe, Leupold, Stittrich, Haulsen, Bretschneider, Trillmich, Zipf, Schumann, O. R Voigt, Ledig, Oberst, Schaffrath, Bier, Ritter, Henkel, Wittig, Petersen, Hoffmann, Brosius, Escher, Ludolph, Uhlig, Trestz, Bergt, Thorun, Zürich, Hemmann, Lilje, Bösoldt, Köhler, Fanselau,Heerde, ChrysekiuS, Aumann, Kaden, Bokrloh, Eberhardt, Dimm, G G M Kotte, Finck, Lang, Krost, Fischer, König, Hennig, Goldschmidt, Lederer und Kemski, zeither gegen Tagegelb beschästigle Poftassiftenten, als etatS- mäßige Postassistrnten im Bezirke der Kaiserlichen Ober-Post- directlon zu Leipzig. WekannLrnachung. Eröffnung von Personen- und Gepäckverkehr auf der Bahnlinie Waldheim-Kriebethal. Von Anfang Mai dS. Js. ab wird auf der Bahn linie Waldheim-Kriebethal für die Dauer deS Sommer- fahrplaneS an Sonn- und Festtagen Personen- und Gepäckverkehr eingeführt. Die Tarife werden auf den betreffenden, sowie den benachbarten Verkehrsstellen durch Anschläge be kannt gemacht. Der Fahrkartenverkauf und der Gepäckdienst erfolgt auf Bahnhof Waldheim durch Stationsbeamte, auf den übrigen Verkehrsstellen durch die Zugführer. Die auf der Linie verkehrenden Personenzüge sind in dem vom 1. Mai ds. IS. ab geltenden, bereits bekannt ge machten Sommerfahrplane für die Königlich Sächsi schen Staatsbahnen enthalten. Dresden, am 17. April 1897. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffman». bringen habe. Diese offiziösen englischen Beruhigung- Versuche erweisen sich alfo als ganz vergebliche. Selbst die einheimische englische Presse, die der Cecil RhodeSschen Politik in Südafrika die Stange hält, hat den Ver sicherungen nicht geglaubt. Bei der Lage der Dinge auf diesem künftigen Schauplätze der Austragung der TranSvaalstage dürften die nachstehenden Angaben jedenfalls nicht ohne Interesse sein. Louren^o Marquez ist der Endpunkt der süd afrikanischen Eisenbahn, die von hier nach Pretoria und weiterhin bis nach Kapstadt führt, und ist nur 40 englische Meilen von der Ostgrenze Transvaals entfernt. Von der Mündung des English-River ist diese Stadt nur zwei englische Meilen landeinwärts entfernt gelegen, sodaß die sechs im Auslaufe diese- Flusses ankernden englischen Panzer zum Teil der Stadt selbst gegenüber Ausstellung genommen haben, während zwei andere Kriegsschiffe östlich von dieser Stellung in der Nähe der Insel Jnpack Anker ge worfen haben. Diese Insel ist an der Südosteinfahrt der Delagoa Bai gelegen. Sie ist nur 8 engl. Ouadrat- meilen groß, und bei Hochwasser vermindert sich ihr Umfang infolge von Überschwemmungen ihres nord östlichen Teils fast um die Hälfte. Letzterer Umstand erklärt es, daß die Portugiesen bisher diese Ins«!, auf welcher fast nichts gedeiht und die deshalb keine wirtschaftlich-kommerzl.üe Bedeutung hat, unbeachtet gelassen haben. Ihre Bedeutung in strategischer Hin sicht ist von ihnen erst jetzt — allerdings etwas zu spät — erkannt worden, als die Engländer mit ihrer Absicht, sich der Insel zu bemächtigen, hervorgerückt waren. Der natürliche Kanal, der sich von der Insel in das Land zieht, ist nur drei englische Meilen breit und kann demnach, worauf der „Globe" ganz offen hinweist, leicht unter Feuer genommen und gesperrt werden. DaS jetzt in der Delagoa-Bai be findliche britische Geschwader ist daher vollständig aus reichend, um die Lage dort zu beherrschen. Weder Deutschland, noch eine andere europäische Macht kann jetzt ein ebenso starkes Geschwader dorthin absenden und keine nichtenglische Nation kann daher einen ernsten Versuch machen, England daran zu hindern, durch einen entscheidenden Gewaltschlag sich zum alleinigen Herrn in der Delagoa-Bai, diesem einzigen AuSgangs- thore, daS für Transvaal nach dem Meere hin bisher noch offen stand, aufzuwerfen und der unbotmäßigen Bur^'republik für immer die Möglichkeit zu benehmen, sich unter Umgehung britischen Gebiete- mit Europa in Verbindung zu setzen und im Kriegsfälle von dort seine Waffen- und Munitionsvorräte zu ergänzen. Auffallend könnte es sein, daß das Raw'vnsche Geschwader in der Delagoa Bai ein französisches Kriegs schiff vorgefunden hat, das dort gleichfalls „Stations dienst verrichtet", in Wahrheit aber den Engländern bezüglich ihrer Pläne auf das nahegelegene Madagas kar auf die Finger sehen soll. Aber die Macht, d?n englischen Plänen energisch auf die Finger zu sehen, hat auch Frankreich nicht. Ein keineswegs aufklän.ldcs Licht wirst auf die gegenwärtige Lage der Dinge die eigenartige Haltung eines Teiles der leitenden portugiesischen Presse. Daß die Ankunft des englischen Kapgeschwaders in der Delogoa-Bai nicht ohne vorhcrgegangene oder gleich zeitig geführte Verhandlungen zwischen England und Portugal erfolgt ist, erscheint kaum zweifelhaft. Portugiesischerseits wird nun zwar versichert, daß diese Verhandlungen nur die Neutralisierung von Louren^o Marquez bezweckten. Während jedoch die Lissaboner „Novidades" erklären, daß England nicht die geringste Absicht habe, von Louren^o Marquez m d dem entschlossen sei, im englischen Interesse die Küste Portugals (geg-n wen?) zu schützen, äußert sich das umliegenden Gebiete Besitz zu ergreifen, wob! aber preferred >, Lake- ille und öake Erie M S8H, j, Phila- s 10'^, ereiniglt Silber, ;s träge, Dresdner v»»»««tzrei»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark bOPs, bei den Kaiser lich dkuliben Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutschen Reiche- Post- und Eteiiipelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage abends, yernspr -Anschluß: Nr ILVtz Somml. A»tün-t,u««s,rdützre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schnst »0 Ps Unter „Eingesandt" dir Zeile so «. vei Tabellen- und Zisternsatz entsprechender Ausschlag Heras-ieber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Znnngerstr 20. Fernspr.-Anschluß: Nr. en Ht »7 n- »8 «- «in vr- M. ir« »u reu ein «in wd »5 in »2 Kunst und Wissenschaft. Berichte aus den Königl. Sammlungen 1896. (Fortsetzung.) Auch ein kleines, aber köstliches, echt griechisches Marmor werk hat dieses Jahr der Sammlung gebracht: ein im bithynischen Caesarea gefundenes Heraklesköpfchen. Es ist nicht nur eine vorzügliche, geistreich und vollendet durch geführte Originalarbeit hellenistischer Zeit, sondern auch gegenständlich eine Seltenheit. Denn das Haupt des Herakles ist hier mit einem gefransten weiblichen Kovftuch bedeckt und blickt in trauernder Resignation nieder. Der Held war also im Dienst der lydischen Königin Omphale dargestellt, die ihn in Weiberkleider steckte und ihm den Spinnrocken in die Hand gab. So stellt ihn eine bekannte Gruppe des Neapler Museums neben seiner Herrin dar, welche sich zum Zeichen ihres Sieges mit Löwenhaut und Keule des Helden geschmückt hat. Jene Gruppe geht übrigens auf ein anderes Original zurück als unser Köpfchen. Dieses steht bisher ganz einzig da. Bon der griechischen Insel AmorgoS, einer der öst licheren Kykladen, stammt die Nachbildung eines Kapell chens aus Kalkstein. Zwischen Giebel und Pfeilern der Vorderseite erblickt man im Innern der Kapelle daS alter tümliche thronende Bild einer Göttin, nach dessen Stil man dieses religionsgeschichtlich interessante kleine Denkmal mindestens in den Anfang des 6. vorchristlichen Jahr hunderts Hinausrücken muß. Gemmen und Gold. Den , ältesten Bevölkerungs schichten, welche auf den Inseln de« Ägäischen Meere« gelebt, gehören zehn teils linsen-, teils pflaumensteinförmige so genannte Jnselsteine au« Chalcedon, Bergkrystall und Hämatit, meist durchbohrt und auf der einen Seite mit einem vertieft geschnittenen Emblem, meist rohen Tier- bildern versehen: Rind, Schlange, verschiedene Jnselten, Fischköpfe. Anderes weist deutlich aus orientalischen Ein fluß hin: Palmen und palmettenartige Gebilde, Flügel pferde und dergleichen Ganz selten und rätselhaft ist ein phantastisches Wesen, dessen Oberkörper auS zwei Schlangen hälsen besteht, während Unterleib und Beine menschlich ge bildet sind Sie scheinen in vollem Lauf dahinzueilen Zwischen den Beinen im Felde eiu spiralförmige« Orna ment. Auf einem der Steine, der aus der Zeit des so gen. geometrischen Stiles stammt, erscheint auch bereits ein Kentaur. Je lebhafter gegenwärtig der Streit über den Ursprung dieser „ägäischen" Kultur der griechischen Insel welt hin- und hcrwogt, um so wichtiger ist es für jede Sammlung antiker Kunst, sich Denkmäler aus jener Epoche zu sichern, von denen übrigens unser Museum auch schon früher einige besaß. Ungefähr aus der Zeit des entscheidenden Zusammen treffens der Griechen mit den Persern stammt ein kleines rechteckiges Goldplättchen persischer Herkunft mit dem gestanzten Reliesbilde eines geflügelten Steinbockes Vier Oesen an den Ecken dienten zum Aufnähen des Plättchens auf Zeug. Wir haben hier also einen jener goldenen Flitter vor uns, mit welchen vornehme Perser, wie uns die Denkmäler belehren, die kurzen Röcke und faltigen Hosen ihrer Prachtgewänder zu benähen pflegten. Geschnittene Steine aus der Blütezeit der griechischen Kunst im 5. und 4. Jahrhundert gehören zu den größten Seltenheiten Eine wirklich reiche Samm lung von ihnen besitzt lediglich die Kaiser! Eremitage zu St Petersburg, und zwar aus den Ausgrabungen in den griechischen Niederlassungen am Norduser des Schwarzen Meeres. Um so mehr sind wir bemüht gewesen, dergleichen Steine griechischen Fundortes zu erwerben. Sie heben sich zu meist schon durch die Größe und den schildförmigen Schliff ihrer schönen Chalcedone, Brrakrystalle und Carneole aus der Menge der gewöhnlichen Gemmen griechisch-römischer Epoche heraus Auf der ebenen SiegelflSche pflegen sie mit groß und einfach geschnittenen Bilccrn wirklicher und phantastischer Tiere geschmückt zu sein So zeigen auch die sieben neuerworbenen Stücke einen Delphin, eine Sphinx, nicht weniger als viermal Löwen; ein fünftes Rial ist dem Carneol selbst die Form eines liegenden Löwen gegeben. In einem anderen Falle ist der Stein nach einer aus Ägypten stammenden alten Sitte als Käfer geformt. Endlich hat sich an einem Carneolsiegel auch noch die alte Goldfassung in Steigbügclform mit zierlich geflochtenen Golddrähten erhalten Das Hauptstück unter den Schmucksachen ist jedoch eine goldene Halskette aus Theben. Sie besteht aus Goldperlen, die mit feinen Gliederchen in Form einer sich Überschlagenden Welle abwechseln Die Kette trägt ein Reliefmedaillon mit dem Bilde der Aphrodite, die auf einem Bocke dahinsprengt Kein geringerer als Skopas hatte für einen elischen Tempelbezirk eine auf dem Bocke reitende Aphrodite Pandemos geschaffen. Daß unser Relicf- medaillon in der That auf jenes Werk des großen Meisters zurückgeht, zeigen die Münzbilder, auf denen uns dessen Nachbildung erhalten ist. (Fortsetzung folgt.) Die Ainos. Auf der Insel Jesso oder Hokkaido, wie die Japaner sie jetzt nennen, der nördlichsten unter den eigentlichen japanischen Inseln, wohnt ein ost genanntes, aber nach seiner Herkunft rätselhaftes Volk, die Ainos. Der mon golischen Raffe, wie die Japaner, ihre heutigen Herren, und alle andern Nachbarvölker, können sie nicht angehören; dagegen sprechen vor allem ihr üppiger Bartwuchs und das buschige, lockige Haupthaar, ferner ihre kleinen, tief liegenden Augen ohne Feuer und Leben Am nächsten stehen sie den an Seelenzahl geringen Volksstämmen des nordöstlichen Sibiriens, den Tschuktschen, Namollo, Kam tschadalen, Jukagircn und Korjäken, mit welchen sie den zwar kräftigen, aber unter Mittelgröße zurückbleibenden Körper bau, den großen Kops und die kleinen Hände und Füße gemein haben, und denen sie auch durch den niedrigen Grad ihrer materiellen und geistigen Kultur gleichen Sie führen ein kümmerliches Dasein; ganz und gar einer fatalistischen Denkungsart ergeben, leben sic im Stumpfsinn dahin. In jüngster Zeit sind die Ainos von dem fran zösischen Generalkonsul A Klobukowski besucht worden, der in einem der letzten Hefte des „Bulletin" der handels geographischen Gesellschaft zu Paris berichtet, was .er über sie erkundet hat. Wir teilen davon in folgendem mit, was das Interesse für diesen Volksstamm erwecken kann, der allem Anscheine nach im Aussterben begriffen ist, wie mancher andere hauptsächlich auf Jagd und Fischfang an gewiesene Stamm, sobald sein Gebiet der Ausbeutung durch höher kultivierte, thatkräftigere Völker versällt, wie eS bei dem der Ainos jetzt durch die Japaner der Fall ist. Die Zahl der Ainos von Jesso — der Stamm be wohnt auch den südlichen Teil der benachbarten russischen Insel Sachalin — wird von der japanischen Statistik auf 17000 angegeben, wogegen ein seit 25 Jahren in Hako date, dem japanischen Vertragshafen an der Südküste, lebender Engländer sie Klobukowski gegenüber auf 50000 schätzte; die Wahrheit wird wohl in der Mitte liegen Die AinoS stammen sicher aus dem Norden, wo ja die vorhin genannten verwandten Stämme noch heute ihre Wohnsitze haben. Darauf weisen ihre alten Sagen und Erzählungen hin, nach denen ihre Vorfahren in dem Lande wohnten, wo eS weder Bäume noch Vögel giebt, und in denen Kamtschatka, Kurilen, Sachalin, Mandschu, Russiki die am häufigsten wiederkehrenden Namen sind. Aber in welchem Zusammenhänge sie mit jenen Ländern stehen, darüber bestehen Zweifel. Man hat des Breiten darüber gestritten, ob die AinoS die letzten Reste eines UrvolkeS sind, dessen Wohnsitze durch terrestrische Um wälzungen vom Festland«: getrennt wurden, und welche« daher, von der Umgebung lo-gelöst, in der eS seine
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite