Volltext Seite (XML)
. S. sätze in der Türkei weiterwirken und wie die ruhen im Orient nicht aufhören werden. In das Güterrechtsregister ist heute eingetragen worden, daß der RittergutSvogt Ernst Gotische in Pannewitz und dessen Frau Morenttne Emma geb. Helatz durch Ehevertrag vom 1. Mai 1909 Gütertrennung vereinbart haben. Bischofswerda, am 5. Mai 1909. Königliches Amtsgericht. tigen und ht reicht nach den neueren Dispositionen des Kaisers hicriiber an diesem Sonntag sein Ende. An ge nanntem Tage gedenken die kaiserlichen Majestä ten von Korfu wieder abzureisen; am 12. Mai treffen sie in der unteritalicnischen Hafenstadt Brindisi ein, wo ihre signalisierte Zusammenkunft mit dem italienischen Königspaare stattfindet. Bereits verlautet, die jüngste Zusammenkunft Kaiser Wilhelms und König Viktor Emanuels werde von hervorragender politischer Bedeutung sein, was sich namentlich in den gegenseitigen Trinksprüchen der Monarchen dokumentieren würde. Auf ihrer weiteren Heimfahrt treffen dann die kaiserlichen Majestäten am 11. Mai in Wien zu einem eintägigen Besuche beim Kaiser Franz Josef ein; schon jetzt kann es als feststehend gelten, daß auch diese neueste Begegnung Kaiser Wilhelms mit seinem kaiserlichen Freund und Verbündeten von Wichtigkeit sein wird. Das Glückwunschtelegramm Kaiser Wilhelms an den neuen Sultan der Türkei, Mohammed V., zu seiner Thronbesteigung, und die dankende tele graphische Antwort des türkischen Herrschers lie gen jetzt in, Wortlaut vor. Weder das Tele gramm des Kaisers noch die Antwortdepesche des Sultans enthält irgendeine politische Anspielung. Das großherzogliche Paar von Baden stattete am Mittwoch dem Nachbarhofc von Darmstadt einen Besuch ab. Das dunkle Fragezeichen der inneren deutschen Politik, die Reichsfinanzreform, bleibt noch im mer bestehen. Nirgends will sich ein rettender Ausweg aus dem entstandenen Wi.rwarr zeigen, die Konservativen halten mit Unterstützung des Zentrums „unentwegt" an ihrer schroffen Oppo sition gegen die Erbanfallsteuer fest, während sei tens der verbündeten Regierungen immer wieder erklärt wird, sie könnten auf diese Steuer nicht verzichten. Derart aber läßt sich der bestehende Konflikt nicht lösen, ebensowenig mit den schö nen Worten, die der Reichskanzler in Sachen der Reichsfinanzreform erschallen läßt, wie er es soeben wieder in seinem Telegramm an die natio nalliberale Reichstagsfraktion getan hat. Was vor allem not tut, ist ein entschlossenes Auftreten der Regierung, hierauf wartet man noch immer vergebens. Das Konkarsverfahre« über das Vermögen des Kaufmanns Max Dietze in Bischofswerda wird nach Abhaltung des Schlußtermins hierdurch «mfgehoberr. Bischofswerda, am 5. Mai 1909. Königliches Amtsgericht. Deutsches Reich. Der in angenehmster Weise verlaufene Früh jahrsaufenthalt des Kaiserpaares auf Korfu er- Der Traum von der neuen Türkei. Während in Konstantinopel täglich eine Anzahl Hinrichtungen von solchen Personen stattfinden, welche die letzte Revolution in der Türkei in erster Linie verschuldet haben, und während zu gleich die Jungtürken eine ganze Anzahl Gewalt maßregeln anwenden, um ihre Regierung in der Türkei zu befestigen, zu welchen Maßregeln auch die Unterdrückung der früher den Jungtürken feindlich gesinnten Zeitungen gehört, schwärmen manche Leute in Europa und wohl auch im Orient von der neuen Türkei, und man tut so, als wenn die Jungtürken für die Türkei, die so lange unter der Tyrannei geschmachtet hat, nun eine Aera des Friedens, der Freiheit und des Fortschrittes sicher herbeiführen werden. Gönnen möchte man ohne Zweifel der armseligen Türkei und den geknechteten Völkerschaften in ihren Ländern Frieden und Freiheit, Ruhe und Ordnung für eine allgemeine Wohlfahrtsentwicklung, laber diese ganze Hoffnung wird wohl ein schöner Traum bleiben, da die Verhältnisse in der Türkei so enorm schwierig liegen wie in keinem anderen Staatswesen der Welt. Zunächst muß den Schwärmern für die neue angeblich schon refor mierte Türkei in Erinnerung gebracht werden, daß es in der Türkei überhaupt keine den Staat bildende Nation gibt, denn die Türken sind in der europäischen wie auch in der asiatischen Türkei nur ein Bruchteil der Bevölkerung und die meisten Einwohner sind keine Türken, sondern sie sind ganz anderen Stammes und gehören auch vielfach anderen Religionen an. Es sind also so große Gegensätze in der Türkei vorhanden, daß für die Bevölkerung gar keine gemeinsame nationale Grundlage gefunden werden kann. Dazu kommt, daß zwar das Alttürkentum politisch ganz abge- virtschastet hat, daß aber der in allen Türken noch vorhandene mohammedanische Glaubrnsfana- nismus so groß ist, daß die Türken im Grunde ihre« Herzens alle in ihrem Lande wohnenden Ungläubigen, das sind die Christen und Juden, tödlich hassen, und nur unter dem Drucke der Großmächte und der türkischen Polizei von An» ^ffen auf die Ungläubigen abgehalten werden. GS ist ferner eine Tatsache, daß das wirtschaft ¬ liche Leben in der Türkei, was die Landwirtschaft, die Industrie und den Verkehr anbetrifft, sich in einem verwahrlosten Zustande befindet, und daß die Finanzen der Türkei zerrüttet sind. Wie soll unter diesem Umstande sich aus der Türkei ein neues gesundes Staatswesen entwickeln! Leute, die das glauben, verstehen von der Bildung eines nationalen großen Staatswesens rein gar nichts, denn überall hat die Weltgeschichte bewiesen, daß sich starke Nationalitäten nur nach langer ziel bewußter Arbeit, die vor allen Dingen auch ihr wirtschaftliches Leben zur Blüte und zur Kraft entfaltung brachte, entwickeln konnten, und dafür fehlen in der Türkei alle Bedingungen. Nun wird man allerdings sagen können: „Na, da sehe man doch nun die Jungtürken an, was die für ihr Land vollbracht haben!" Da muß man aber doch bedenken, daß die Jungtürken allerdings hoch gebildete, von europäischem Geiste beseelte Leute sind, welche ihre Politik nur mit dem Heere treiben und mit Heeresmacht ihren Willen durchgesetzt haben, und es wird der Fluch des Jungtürkentums auch werden, daß sie die Politik in das Heer der Türkei gebracht haben, denn jeder tollkühne türkische General kann jetzt mit zwanzigtausend Türken die Regierung stürzen und das von den Jungtürken gestürzte Regiment des alten Sultans ist in den Händen des neuen Sultans doch nur ein Geschenk aus den Händen der jüngtürkischen Militärpartei, also bedeutet das Regiment des neuen Sultans Mohammed V. nur eine Schattenregierung. Die Türkei als solche ist als Staatswesen in Europa nicht zu retten, weil sie wegen der Gegensätze in ihrer Bevölkerung nach Abstammung, Religion, Sitte und Sprache kein nationales Reformwerk einheitlich durchsetzen kann, und das Jungtürken- tum ist nur ein Meteor von vorübergehender Leuchtkraft, aber keine politische Sonne, an der sich das Türkentum wirklich als Staat erneuern kann. Man wird es ja erleben, wie die Gegen sätze in der Türkei weiterwirken und wie die Nn- '61V Der von GrotzhShircheir nach Spittwitz führende Kommunikationsweg wird wegen Beschüttung in Flur Leutwitz vom 10. bis mit 14. d. M. gesperrt. Der Fährverkehr wird über Stacha gewiesen. Bautzen, am 6. Mai 1909. Königliche Amtshauptmannschaft. Um ein Pünktliches Erscheinen des „Sächsischen Erzählers" zu ermöglichen, ersuchen wir geehrte Inserenten, des bevorstehenden Jahrmarktes wegen größere Inserate am Abend vor dem Erscheinungstage, kleinere Inserate aber am Erscheinungs tage bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Die Geschäftsstelle des „Sächsischen Erzählers". Kernfprechstelw Nr. SS. Bestellungen werden bei allen Postanstalten de» deutschen Reiche», für Bischofswerda und Umgegend bei unseren ZettungSboten, sowie in der Geschäftsstelle diese» Blatte» angenommen. Schluß der Geschäftsstelle Abend» 8 Uhr. Dreinndsechzigster Jahrgang. Erscheint jeden Werktag abend» für den folgenden Lag und bstet einschließlich der Mittwoch» und Sonnabend» erschei» muden-Brlletrt'stischrn Beilage" bei Abholung viertel» jährlich 1 50 bei Zustellung in» Hau» 1 70 btt allen Popanstaltrn 1 SO «i exklusive Bestellgeld. Einzelne Nummern kosten 10 Nummer der ZettungSpreiSltste «587. Inserate, welche in diesem Blatte die weiteste Verbreitung finden, werden bi» vorm. 10 Uhr angenommen, größer« und komplizierte Anzeigen tag» vorder, und kostet dt« viergrspaltene KorpuSzeile 12 die Reklamezeile 30 «I Geringster Jnseralenbetrag 40 «i. Für Rückerstattung etngesandter Manuskripte usw. keine Gewähr. lSOS. Sonnabend, 8. Mai Per säcMche Lrzähler. Tageblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Amtsblatt der Kgl. Amtshauptmannschast, der Kgl. Schulinspektion und des Kgl. Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Kgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda.