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Wchmh-IeitW Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage de« Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, «erden mit 10 Pfa. di» Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserat« mit entsprechen dem Ausschlag. — Enige- sandt, em redaktionelle« Theile, die Spaltenzeile MPfg. Die „WeiSeritz. Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Psg-, zweimonatlich 84 Psg-, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postan ¬ stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , Amtsblatt für die Königliche Amlshaupimannschast Diwoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte nnd die Ktadlrälhe zu Dippoldiswalde und Irauenstem Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Nr. 109. Dienstag, den 18. September 1883. 48. Jahrgang. ^7''7.7_7_Ms!ll-- " "'« Ein gefahrvoller Konflikt. Die leichten Erfolge der Franzosen in Annam und Tonkin scheinen nur das Vorspiel zu einem viel gröberen und blutigeren Drama gewesen zu sein, denn man ist gegenwärtig davon überzeugt, daß China das be dingungslose Festsetzen der Franzosen in Annam und Tonkin nicht dulden will, daß die bisherigen Verhand lungen zwischen Paris und Peking zu keinem Ein vernehmen führten und auch der chinesische Gesandte Marquis Tseng resultatlos von Paris nach London zurückkehrte. Außerdem weiß man auch, daß chinesische Truppen freiwillig, aber offenbar mit stillschweigender Zustimmung der chinesischen Regierung in Annam und Tonkin eingerückt sind und mit den sogenannten „Schwarzen Flaggen", einer Art chinesisch-annamitischer Freischaaren, gemeinsame Sache machen. Lassen nun schon diese Symptome die Gefahr eines kriegerischen Zusammenstoßes zwischen Frankreich und China als sehr grob erscheinen, so geben leider andere Umstände dieser Gefahr noch eine europäische Bedeutung. Nach den letzten Nachrichten aus den chinesischen Hafenstädten unterliegt es keinem Zweifel, daß in Folge der Vorgänge in Tonkin und der bereits be stehenden Gegnerschaft der Chinesen gegen alle Fremden der chinesische Fanatismus in bedenklichster Weise ent flammt ist, denn in Kanton, Shangai und anderen chinesischen Handelsstädten machten Volkshaufen bereits Angriffe auf das Leben und Eigenthum der dort an sässigen europäischen Kaufleute, und wer den unbän digen Fanatismus dieser Asiaten, die alles Fremde als ihnen feindselig erachten, kennt, wird missen, wie ge fährdet dadurch der gesammte Handel und die Stellung der Europäer in China und dem größten Theile Hinter- asiens ist. Da man nun auch aus alter Erfahrung weiß, daß die chinesische Negierung selbst am liebsten keine Europäer und keinen europäischen Handel auf ihrem Gebiete dulden möchte und die betreffenden Konzessionen ihr seiner Zeit erst mit dem Schwerte Englands und Frankreichs abyerungen werden mußten, so entrollt sich die Tonkinaffaire mit ihren Anhängseln mehr und mehr als ein chinesisch-französischer Konflikt von europäischer Bedeutung. China setzt eine ver schlagene Aktion in Szene, um sowohl die Franzosen, als auch die übrigen europäischen Handelsnationen, von seinen Grenzen fern zu halten. Von seinem Standpunkte aus mag ja China Recht haben, dieses Verfahren zu beobachten, aber in Europa gilt es auch als Recht, Barbaren und Halbbarbaren, zu denen leider die Chinesen noch zählen, unter Umständen zu völkerrechtlichen Verträgen zu zwingen, nnd vom all gemeinen Kulturstandpunkte aus muß man sich bezüg lich der Tonkinaffaire lediglich auf Seite d^r Fran zosen stell-», die ein Räuberregiment in Tonkin nicht mehr dulden wollen. Trotzdem würde der Ausbruch eines französisch-chinesischen Krieges kolossale Gefahren in sich bergen. Der gesammte Handel mit Hinterasien geriethe in's Stocken, Leben und Eigenthum aller in China lebenden Europäer märe gefährdet und wenn China in Folge seiner lokalen Uebermacht einen Sieg über Frankreich erränge, so wäre das ganze Prestige der Europäer in Asien verloren. Siegte aber Frank reich über China, so stiege wiederum die Gefahr eines englisch-französische» Zusammenstoßes am politischen Horizonte empor, denn England ist schon längst auf Frankreichs Fortschritte in Hinterasien sehr schlecht z» sprechen und hat bereits angedentet, daß es dort eine Linie gäbe, welche die Franzosen nicht überschreiten dürften. Die gütliche Beilegung des chinesisch - fran zösischen Konflikts unter dem Einflnffe der Großmächte wäre daher für alle Theile wohl das Beste. «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Am 14. September besuchte der Generaldirektor der Staatseisenbahnen, Herr von Tschirschky, unsere Sekundärbahn und kehrte mittelst Extrazuges am Abend nach Hainsberg zurück. - Vom königl. Ministerium des Innern geht uns folgende Berichtigung zu: Der in Nr. 103 der „Weißeritz - Zeitung" vom 4. laufenden Monats ent- haltene, den Selbstmord des Hausbesitzers Rülke aus Hennersdorf betreffende Korrespondenzartikel ist auf Grund der angestellten Erörterungen dahin zu berich tigen, daß nicht die Oberförsterei zu Höckendorf die zur Aufhebung des Leichnams zuständige Behörde ge wesen ist, sondern der Gemeindevorstand zu Reichstädt, und daß der Letztere, alsbald nachdem er von dem Vorfälle in Kenntniß gesetzt morden, was infolge an fänglichen Jrrthums über die Polizeibezirkszugehörigkeit des Grundstückes, auf welchem die Leiche des Selbst mörders Rülke aufgefunden worden war, nicht sofort nach der Auffindung geschehen ist, die Aushebung vor genommen und wegen der Beerdigung der Leiche nach Maßgabe von U 4 flg. der Verordnung vom 21. Sep tember 1874 das weiter Nöthige besorgt hat. Zu weiterer Aufklärung der an sich bedauerlichen Thatsache, daß die Leiche des Rülke erst am dritten Tage nach dem Selbstmorde von der Stelle, wo sie aufgefunden worden war, entfernt worden ist, dient der Umstand, daß die Wittwe des Rülke die Leiche des Letzteren zwar reklamirt, die Aufnahme derselben in ihre Be hausung aber abgelehnt hat. — Das hiesige Erntedankfest wird nächsten Sonntag, den 23. September, gefeiert werden. — Um aufgetauchten Zweifeln zu begegnen, sei mitgetheilt, daß auch die sogenannten Stammseidel von Neujahr ab gcaicht sein müssen. Dem Verein Berliner Gastwirthe wurde dies kürzlich auf eine be zügliche Anfrage von amtlicher Seite mitgetheilt. Schmiedeberg. Bei dem hiesigen Postamte sind an Gaben für die Verunglückten auf Ischia von 16 Gebern 10 Mark 30 Psg. eingezahlt worden. Sadisdorf. Als Nachfolger unseres im Februar dss. Js. verstorbenen Herrn Pastors Ohnefalsch Horn wurde vom hiesigen Kirchenvorstande von den 3 vor geschlagenen Bewerbern Herr Pastor Kahl, bisher Diakonus in Reinsdorf bei Zwickau, gewählt und am vergangenen Sonntag durch Herrn Superintendent Opitz feierlich in sein neues Amt eingewiesen. Möge die Wirksamkeit unseres neuen Seelsorgers eine recht lange und gesegnete sein! Poffendorf. Im Garten des Hrn. Postverwalter Mäder hier ist eine Kartoffel gezogen worden, die das ansehnliche Gewicht von 442 Gramm hat. Das Monstrum ist in unserer Expedition zur Ansicht aus gestellt. Dresden. Bei den am 11. September vorge- nymmenen Landtagswahlen wurden 17 Konser vative, 7 Fortschrittler, 3 Nationalliberale und 1 So zialdemokrat gewählt. Es haben demnach gewonnen: die Konservativen 2 und die Fortschrittler 1 neues Mandat; verloren haben die Nationalliberalen 2 und die Sezessionisten 1 Mandat. Die Sozialdemokraten behaupteten ihren Besitzstand. — König Albert wird am 20. September mit dem Kaiser zu den Manöver» nach Homburg und so dann zur Enthüllung des Nationaldenkmals auf den Niederwald reisen. — Ein Engländer Finn, dessen gewinnendes Aeußere und besondere Befähigung ihm sowohl außer gewöhnliches Vertrauen seitens seiner Landsleute, als auch die Berufung zu dem Amte eines Kirchenvor standes eingebracht, hat dasselbe in gröblichster Weise dadurch mißbraucht, daß er das Kirch en vermög en der anglikanischen Kirche zu Dresden um 50,000 Mark schädigte. Zu seinem luxuriösen, verschwende rischen Leben genügten solche Summen indessen nicht, und so hat er auch das Geschäft, in welchem er als Kommis einen hervorragenden Vertrauensposten ein nahm, um weitere 100,000 Mark betrogen. Nur die raffinirtesten Manöver vermochten solche Ver untreuungen zu verdecken, da aber aus dem Vermögen der wohlhabenden Frau Deckung geleistet wurde, so ist trotzdem von einer Strafverfolgung Abstand ge nommen worden. Finn ist nach England geflüchtet. — In den« Staatsbudget, das dem Landtag zu gehen wird, dürfte diesmal der Reinertrag vom Elster bad recht ergiebig ausfallen. Es verlautet, daß das Bad unter der Leitung seines jetzigen Direktors, Otho, einen ganz merklichen Aufschwung genommen hat, und daß derselbe bei seiner letzten Anwesenheit in Dresden, beim Bergmannstag, einen Ueberschuß von 38000 M. an die Staatshauptkasse abzuführen in der glücklichen Lage war. — Die königl. Altersrentenbank in Dresden- Altstadt — Landhausstraße 16 — hat vor Kurzem einen summarischen Tarif der bei ihr zu erwerbenden Altersrenten ausgearbeitet, der in einzelnen Druck exemplaren bei ihrer Kaffe unentgeltlich zu haben ist. Dieser Tarif ist als eine Sammlung von Beispielen zu ihren bisherigen Tarifen I und II, welche die Renten auf Lebenszeit bei Verzicht, beziehentlich Vor behalt der Rückzahlung der Einlagen betreffen, zu be trachten und giebt einmal die lebenslängliche Rente, welche durch jährliche Einlagen von je 100 Mark er worben wird, das andere Mal die jährliche Einlage an, welche erforderlich ist, um eine lebenslängliche Rente im Jahresbetrage von 100 Work zu erwerben. Man ersieht aus diesem Tarif z. B., daß eine mit 26 Jahren zum ersten Male und von da an bis zu ihren« 65. Jahre jährlich 100 Mark einzahlende Person von Vollendung dieses Altersjahres an lebenslänglich eine jährliche Rente von 1896 Mark 67 Pf. bezieht, und daß für ein achtjähriges Kind eine bis zu dessen 60. Lebensjahre fortgesetzte jährliche Einlage von genau 4 Mark genügt, um demselben von da an eine lebens längliche Jahresrente von 100 Mark zu sichern. Dieses Beispiel gilt für den Fall des Kapitalverzichts; sollen die Einlagen zurückgewährt werden, so beträgt im ersten Falle die Rente 1025 Mark 85 Pf. und im zweiten Falle die Einlage 6 Mark 12 Pf. jährlich. Es ist übrigens hierbei daran zu erinnern, daß die Versicherten der Altersrentenbank nicht gebunden sind, die Einlagen fortzusetzen, daß die für eine oder mehrere Einzahlungen gebuchte Nentenanwartschaft dem Versicherten vielmehr ungeschmälert und unter Staatsgarantie erhalten bleibt, auch wenn er an der Fortsetzung der Einlagen behindert sein sollte. Ebensowenig ist er gezivungen, mit seinen Einzahlungen bestimmte Tage des Jahres oder fest- normirte Geldbeträge einzuhalten; nur hinsichtlich der Letzteren ist vorgeschrieben, daß sie auf ganze Mark abzurunden sind und daß eine Einlage nicht weniger als 1 Mark betragen darf. — Für die auf deu 1. Oktober festgesetzte General versammlung des Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins ist noch Seitens des Herrn Schuldirektor Hölscher in Chemnitz ein Vortrag über „die Errichtung von Kur häusern für Lehrer in den bekanntesten Badeorten" angcmeldet worden. Diese von Herrn Oberlehrer Schier in Karlsbad angeregte Frage ist schon bei der letzten deutschen Lehrerversammlung in Bremen be handelt worden. In Karlsbad gewinnt die Einrichtung eines solchen Kurhauses schon greifbare Gestalt. Ein anderer Vortrag, über dei« voraussichtlich eine längere Debatte sich entwickeln wird, ist von Herrn Schul direktor Arnold ii« Adorf über „die Pflege des Spar sinnes durch die Schule" zur Anmeldung gelangt. Zi« demselben sind verschiedene Thesen aufgestellt. Mittweida. Am Geburtshause des Professor Johannes Schilling, des Schöpfers des Nationaldenk- males auf dem Niederwald, wird am 28. September eine Gedenktafel angebracht werden. Prof. Schilling ist schon lange Ehrenbürger von Mittweida, wo er in« Jahre 1828 das Licht der Welt erblickte.