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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 10 Hgr. Großenhainer MechMMMAnzeiME. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Inseratenannahme: DiS TagS vorher spätestens früh 9 Uhr. Insertionsbeträge von auswärts find in Post« marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Donnerstag, den 29. Januar 1814 Bekanntmachung. Im Adam'schen Gasthofe zu Eisenberg sollen den 3. Februar 1874, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Moritzburger Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 5 Stück harte Stämme, von 12—18 Cenümeter Mitten- stärke, 22 Stück weiche Stämme von 12—23 Centimeter Mitten- stärke, 82 Stück weiche Klötzer, von 11 — 46 Centimeter unterer Stärke, 9 Stück harte Klötzer, von 9 — 19 Centimeter unterer Stärke, 10 Stück birkene Stangen, von 10 Centim. unterer Stärke, 375 Stück weiche Stangen, von 7 —15 Centimeter unterer Stärke, 1 Raumcubikmeter fichtene Nutzscheite, 3 „ harte Brennscheite, 17 „ weiche Brennscheite, 6 „ harte Klöppel, 2 „ weiche Klöppel, 107 „ weiche Stöcke, 0,20 Wellenhundert hartes Abraumreißig, 8,5» „ weiches Abraumreißig, 1 Raumcubikmeter weiche Neste, in den Forstorten: unterer Altenteich (Abtb. 2»), Kalkreuther Straße (Abtbeil. 25), Ochscnbruch (Abth. 27), Hinterer Langenberg (Abthcil. 29), vorderer Langenberg (Abtheil. 37), HellenhauS (Abth. 40), Schubertsbusch (Abth. 48), Iägerteich (Abtheil. 49), einzeln und partienweise gegen sofort nach dem jedesmaligen Zuschläge zu leistende Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu Moritzburg zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltung daselbst, am 20. Januar 1874. Gras. Zimmer. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen den 8. April 1874 die dem Mühlenbesitzer Friedrich Moritz Schmidt in Leckwitz zugehörigen Wohn- und Windmühlen-Gebäude und Feldgrundstücke Nr. 20 des Katasters für Leckwitz, Nr. 32, 36 und 60 des Grund - und Hypothekenbuchs für nurgedachten Ort, welche Grundstücke am 9. Januar 1874 ohne Berücksichtigung der Oblasten und der für das gehende und treibende Werk der unausgebaut gelassenen holländischen Windmühle im Falle des Ausbaues derselben von der Königlichen Brandversicherungs-Commission noch zu gewährenden Brandschäden- vergütung an 200 Thlr. auf 1015 Thlr. gewürdert worden sind, nothwendiger Weise ver steigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle und in der Schänke zu Leckwitz aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 13. Januar 1874. Königliches Gerichtsamt. I. A. Ass. v. Loeben. Braune. Tagesnachrichten. Sachsen. Die erste Kammer bewilligte am 27. Jan. die für die Justizneubauten in Leipzig, Chemnitz und Zwickau geforderten Summen, verschob aber die Beschlußfassung hinsichtlich Döbelns und Freibergs. — In der zweiten Kammer wurde am 26. und 27. Januar der Entwurf einer Landtagsordnung berathen. Bei der im 14. sächsischen Wahlkreis (Borna rc.) statt gehabten engeren Wahl zum Reichstage ist der Amtshaupt mann v. Könneritz in Chemnitz mit 7409 Stimmen gewählt worden. Der Candidat der Socialdemokraten, Buchhändler Fink in Leipzig, erhielt 6319 Stimmen. Die „ C. Z." berichtet unter Dresden: Im ersten Stock eines im Wachwitzer Grunde gelegenen Hauses war in der Nacht zum 24. Januar — jedenfalls vom Ofen her durch herausgefallene Kohlen — ein Dielenbrand entstanden, der die ganze Nacht über gewährt haben muß; denn am Mor gen des 24. sahen die im Erdgeschoß wohnenden Leute das Feuer durch die Decke dringen. Man suchte sofort nach dem Ursprung des Feuers und fand dabei das im ersten Stock wohnende bejahrte Ehepaar vom Rauche erstickt vor. Das Feuer selbst wurde gelöscht. In Leipzig wurde am 26. Januar früh eine 53 jährige Schuhmacherswitwe in ihrer Wohnung mit durchschnittenem Halse in ihrem Blute liegend aufgefunden. Man brachte die unglückliche Frau, welche jedenfalls in Verzweiflung über ihren leidenden Zustand Hand an sich selbst gelegt und sich mit einem Rasirmesser eine tiefe Schnittwunde beigebracht hatte, noch lebend ins Krankenhaus. Deutsches Reich. Die „Nordd. Allg. Ztg." enthält an ihrer Spitze folgende officiöse Mittheilung: „In der Presse, namentlich in der englischen, begegnen wir mehr fach der Auffassung, als habe die französische Regierung bei ihren jüngsten Maßnahmen einem Druck von außen nachgegeben. Diese Auffassung entspricht nicht der wirk lichen Sachlage. Die Acte des französischen Ministeriums sind aus dessen eigenem Antrieb hervorgegangen; es hat sich lediglich von dem Gefühl seiner Würde leiten lassen und in reiflicher Erwägung der Interessen Frankreichs ge handelt. Von Seiten der deutschen Negierung ist keine der dort getroffenen Maßregeln Gegenstand eines Verlangens gewesen. Eine derartige Einmischung in die inneren An gelegenheiten des Nachbarlandes entspricht unsern politischen Gewohnheiten nicht. Den französischen Bischöfen gegenüber mußte sich die kaiserliche Regierung Vorbehalten, nach Maß gabe der französischen Gesetze vorzugehen, um eine Sühne der Majestätsbeleidigung zu erlangen. Aber es ist ganz irrig, zu behaupten, daß irgend etwas von der französischen Regierung verlangt worden sei; die Maßnahmen derselben sind durchaus freiwilliger Natur. ES bleibt unsererseits ab zuwarten, ob die Genugthuung, die geboten wird, Deutsch land dessen überhebt, die französische Gesetzgebung und Rechtspflege in Anspruch zu nehmen." Fürst Bismarck veröffentlicht im „St.-Anz." folgende Danksagung: „Die Zahl der mir in Betreff der jüngsten Debatten im Abgeordnetenhause telegraphisch und schriftlich übersandten Zustimmungen und Wohlwollenden Kundgebungen ist so erheblich geworden, daß es mir leider nicht möglich sein wird, meine anfängliche Absicht besonderer Beantwortung einer jeden durchzuführen. Ich beehre mich daher, auf die sem Wege für die mir bei diesem Anlaß aus allen Theilen des Reichs und aus dem Auslande zu Theil gewordenen Beweise der Anerkennung und des Vertrauens meinen ver bindlichsten Dank auszusprechen." Der Auslieferungsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz ist am 24. Jan. in Berlin unterzeichnet worden. Der Bundesrath hat den Beschluß gefaßt, die Annahme von niederländischen Halbguldenstücken und von österreichi schen und ungarischen Viertelguldenstücken bei den Staats- und sonstigen öffentlichen Kassen, wo es nicht bereits ge schehen , auszuschließen. In einer zahlreich besuchten Versammlung der Arbeiter partei in Mühlhausen am 26. Januar ist Liebknecht als Candidat für den Reichstag aufgestellt worden. Preußen. Den Prinzen Friedrich Karl bedrohte in Berlin am Sonntag Mittag ein Unglück, welches indessen glücklicherweise durch den Zufall abgewendet wurde. Gegen 1 Uhr gingen nämlich die Pferde mit dem Wagen des Felb- marschalls, in welchem letzterer sich befand, durch, ohne daß der Kutscher im Stande war, die Pferde zum Stehen zu bringen. Erst in der Georgenstraße, nachdem der Prinz sich durch einen Sprung aus dem Wagen glücklich aus der Gefahr gebracht hatte, wurden die Pferde aufgefangen, ohne daß weiteres Unglück angerichtet worden wäre. Der Erzbischof Ledocbowski ist neuerdings gerichtlich auf gefordert worden, den Nest der von ihm verwirkten Geld strafen im Betrage von 9500 Thlr. einzuzahlen, widrigenfalls er weitere executivische Maßregeln zu gewärtigen habe. Am 22. Januar früh ist in Saarbrücken ein Postbeamter verschwunden, nachdem er sich in Besitz von Geldbriefen im Betrage von etwa 20,000 Thaler gesetzt hatte. Der Entflohene war ein Postamts-Assistent, Namens Kramer, aus dem nahen Orte Völklingen gebürtig und im Alter von 25—26 Jahren. Wie er sich in den Besitz der Geldbriefe gesetzt, ist noch nicht zuverlässig bekannt, aber von seiner eingeschlagenen Reiseroute hat man durch Hilfe des Tele graphen bereits Spur. Bayern. Von den bei der jüngsten Reichstagswahl im Ganzen abgegebenen 801,146 Stimmen kommen 480,607 auf die ultramontane und 295,854 auf die liberale Partei, 16,836 auf die Socialdemokraten, 6949 auf die National- conservativen und 902 auf die Volkspartei. In der Abgeordnetenkammer stand am 26. Januar der Etat für das Ministerium des königlichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten zur Berathung. Der Antrag des Ausschusses, an der postulirten Summe nur 11,000 Fl. in Wegfall zu bringen, wurde schließlich angenommen. Abg. Herz hatte die Aufhebung sämmtlicher diplomatischer Stellen für die Vertretung Bayerns außerhalb des deutschen Reiches beantragt, Abg. Freitag den Antrag gestellt, daß die Gesandtschaft in Wien fortbestehe und das Postulat der Regierung auf die Hälfte herabgesetzt werde. Der Minister präsident hob dagegen die Wichtigkeit der Gesandtschaften hauptsächlich in Rücksicht auf die materiellen Interessen der auf Reisen befindlichen Landesangehörigen hervor. Darauf wurden nach lebhafter Debatte die beiden Anträge abgelehnt. Oesterreich. Im Abgeordnetenhause des Reichsraths wurden am 26. Jan. die confessionellen Regierungsvorlagen einem Ausschüsse von 24 Mitgliedern zur Vorberathung überwiesen. Der Abg. Kopp begründete seinen Antrag auf Regelung der confessionellen Verhältnisse und unterzog bei dieser Veranlassung die Regierungsvorlagen einer eingehen den Kritik. Er verlangte, daß dem Ausschüsse die Instruction ertheilt werde, die Regierungsvorlagen umfassend und rasch zu ergänzen, und daß für seinen Antrag ein Specialausschuß constituirt werde. Letzteres Verlangen wurde in namentlicher Abstimmung abgelehnt und beschlossen, den Kopp'schen Antrag dem Ausschüsse für die Vorberathung der Regierungsvorlagen ebenfalls zu überweisen. Schweiz. Die aus dem Berner Jura in die benach barten französischen Grenzortschaften geflüchteten abgesetzten Geistlichen, mehr als 20 an der Zahl, organisiren, den jüngsten Meldungen zufolge, daselbst den Gottesdienst und fahren fort, Manifeste zu verbreiten, durch welche sie die Bevölkerung aufzureizen suchen. Die Berner Regierung hat den Obersten Hofer, welcher schon als Regiernngscommissar kürzlich im Jura war, auf gefordert, das Obercommando über die dort befindlichen Truppen zu übernehmen. Mit dieser Aufforderung hat die militärische Occupation des Jura thatsächlich begonnen. In Pruntrut ist der Decan Hornstein infolge einer An zeige des Kirchenvorstands wegen des Fehlens werthvoller Kirchengeräthe verhaftet worden. FrEkeeich. In der Nationalversammlung stand am 26. Januar der Gesetzentwurf über die Organisation des geistlichen Dienstes in der Armee zur Berathung. An der Debatte betheiligte sich unter Anderen auch der Bischof Dupanloup von Orleans, welcher hervorhob, daß Frankreich die einzige Nation in Europa sei, welche einen geistlichen Dienst in der Armee nicht besitze. Die Vorlage wurde in ihren wesentlichen Theilen angenommen. Nach Erledigung derselben stellte Gambetta eine Anfrage an die Regierung hinsichtlich des von dem Minister des Innern, Herzog v. Broglie, erlassenen Rundschreibens an die Präfecten über das MaireSgesetz; die Berathung dieser Interpellation wurde bis zur Erledigung der neuen Steuergesetze vertagt. Abgeordnete der äußersten Rechten haben sich am 26. Jan. zu dem Herzog v. Broglie begeben, um ihn zu ersuchen, ihnen Aufklärung über die Veranlassung zur Suspension des „Univers" zu ertheilen. Die Regierung hat nämlich officiös erklärt, daß die Suspendirung dieses Blattes nicht auf deutsches Verlangen erfolgt, sondern von ihrer eigenen Initiative ausgegangen sei. Der Herzog v. Broglie hat die Zurücknahme dieser Maßregel abgelehnt. Prinz Napoleon hat ein Schreiben veröffentlicht, worin er sich gegen die reactionäre clericale Regierungspolitik und für Errichtung liberaler und demokratischer Institutionen ausspricht. Das Schreiben bedeutet officiellen Bruch mit den Rouheristen. Der ministerielle „Fran<?ais" verlangt die Inangriff nahme des Baues der neuen Pariser Forts und motivirt die Forderung mit der Nothwendigkeit, den zahlreichen un beschäftigten Arbeitern Arbeit zu verschaffen. Wie aus Paris gemeldet wird, ist es der Polizei endlich gelungen, die Raubmörder festzunehmen, die seit einem Jahre 10 Personen in der Umgegend von Limours er schlugen und beraubten. Ein Briefträger, welcher bei der Sache betheiligt war, hat briefliche Geständnisse gemacht und sich dann erhängt. Die Zahl der verhafteten Mörder beträgt 5. England. Der Londoner Berichterstatter der „Köln. Ztg." schreibt über den Eindruck, welchen die Auflösung des