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Dresdner Journal : 10.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690410
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-04
- Tag 1869-04-10
-
Monat
1869-04
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 10.04.1869
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Herausgeber: Xuiiixl. Lrpeäitio» äe» Dresdner äouru«»», Oresäeil, Ll»riso»tr»»ss Xo. 7. Ämttichrr Theil.' Dresden, 8. April. Se. Hoheit der Prinz Herr mann von Sachsen-Weimar ist gestern Vormittag 10 Uhr nach Weimar abgerrist. Hi Dresden, 9. April. Ihre Majestät die Königin von Preußen sind heute Mittag '41 Uhr von Wei mar hier ringetrosten und haben die im königl. Re- stdenzschlosse in Bereitschaft gehaltenen Zimmer bezogen. Dresden, 5. April. Se. Königliche Majestät haben dem Obersteiger Gustav Adolph Schlegel bei Ver einigt Feld im Fastenberge bei Johann-Georgenstadt aus Anlaß seines fünfzigjährigen Bcrgmannsjubiläum die zu dem Albrechtorden gehörige silberne Medaille zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSsckau. (Provinzial-Corrcsp. — Neue Preu ßische Zeitung.) Tagetgrschichte. Dresden: Ankunft Ihrer Majestät der Königin Augusta von Preußen. — Berlin: Vom Reichstage und vom Bundesrathe. Petition um Ablehnung der Gewerbeordnung. — Insterburg: Rundreise des neuen Oberpräsidenten. — Koburg: Gnadengesuch Streit's abgeschlagen. — Hamburg: Bürgcrschaftssitzung. - München: Befinden des Königs. Von derBundesliquidationscommission. Aus der Abgeordnetenkammer.— Wien: Von den Aus- jchüssrn des Abgeordnetenhauses. Ersparnisse im Heereshaushalte. Kommunistische Agitationen un ter der ungarischen Landbevölkerung. — Kra kau: AuS Wieliczka. — Lemberg: Juden- excesse in Jaroslaw. — Paris: Verhandlungen des Senats und des gesetzgebenden Körpers. Vcrurthei- lung. Versammlungen aufgelöst. — Florenz: Vermischtes. — Madrid: Aus den Cortes. — St. Petersburg: Hofnachrichten. — Bukarest: Ruhestörungen. Vcrnennunaen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Beilage. Provinzialnachrichten. (Freiberg. Limbach. Lößnitz.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) EingrsandteS. Inserate. TLlWMWÜt Nachrichten. Berlin, Freitag, S. April, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Reichs tags stand zunächst auf der Tagesordnung die erste Bcrathung deS Gesetzentwurfs, betreffend die Ein führung der deutschen Wechselordnung und des Handelsgesetzbuchs alS Bundesgesetze. Gegenüber dem Abg. Schulze, welcher die Cou- ccssionsertheilungcn an Aktiengesellschaften nicht den Einzelstaaten überlassen will, erklärt der Präsident des Bundeskanzleramtes, Delbrück, der Bund bereite eine Vorlage vor, wonach iür Concessionserthcilungen beson dere Nonnativbestimmungen gesetzlich sesigcstcllt werden. DaS Gesetz geht an eine Ugliedrige Eommis- sion, ebenso das Gesetz über die Rechtsverhältnisse der BundcSbeamten. Es folgt hierauf die Fort setzung der Debatte über dir Gewerbeordnung (pgl. unter „Tagesgeschichte"). §14 wird auSgesetzt bis zur Vorberatbung von Titel 10. Die Debatte geht zu Titel 2 (flehende Gewerbe) über und werden die HH 15 bis 20 unverändert angenommen. Die Discussion über H 21 wird bis morgen ausgesetzt. Hinter H 25 wird H 39 der sächsischen Gewerbe ordnung einacschoben. H 26 wird gestrichen und hierauf die Sitzung geschlossen. Wien, Donnerstag, 8. April, AbendS. (W. T. B.) Sicher« Vernehmen nach ist der diesseitige Vertreter in Rom, Graf TrauttmannSdorff, be auftragt worden, dem Papste zu seiner bevorstehen- FeuiUeton. Die internationale Eonferenz der Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger. (Fortsetzung auS Nr. 78.) H. Bevor wir aus eine Besprechung des Conferenz- programmes selbst eingehen können, haben wir noch vor Allem darauf aufmerksam zu machen, daß der Zu tritt zu den Versammlungen, deren erste am 22. d. M. Vormittags 11 Uhr in dem Gebäude des Abgeordneten hauses zu Berlin, Leipzigerstraße Nr. 75, stattfinden wird, nicht auf die Dclegirten der Vereine und der Regierungen, welche der Genfer Convention beigetreten sind, beschränkt ist, sondern daß derselbe auch Andern, und zwar überhaupt allen Denen gestattet ist, welche der wichtigen Aufgabe der Vereine ihre Theilnahme schenken, sowohl Männern als Frauen. Eintrittskarten werden den sich Anmeldenden vom Büreau der Con- ferenz, welches vom Morgen des 20. Aprils an in dem obgrdachtcn Gebäude des Abgeordnetenhauses er öffnet sein wird, unentgeltlich auSgrhändigt werden. Es bedarf keiner weitern Begründung, daß eine recht zahlreiche Brtheiligung feiten des Publicums im In teresse der Vereine, deren Bestehen und Gedeihen ledig lich von einer möglichst allgemeinen Theilnahme und Opsrrberettwilligkeit bedingt wird, dringend erwünscht erscheint. Denn trotz aller Leistungen der Vereine im Jahre 1866 ist die Zahl Derer, welche sich über deren Aufgaben und Ziele noch in Unkenntniß befinden, keine geringe; noch größer aber ist leider die Zahl Derjeni gen, welche zwar den großen Nutzen der internationa len Vereine im Kriege anzuerkenneu und im Kriegs fälle da- Ihrige brtzutragrn bereit find, welche aber die NothwrndtgkeU uud den Nutzen eine» Fortbestehens den Secundi»feier ein Glückwunschschreiben deS Kaisers zu überreichen. Rom, Freitag, 9. April. (W.T B.) Der fran- zösischc Botschafter, Marquis de Banncville, über- brachte gestern dem Papste die Glückwünsche der kaiserlichen Familie. Der Papst erwiderte gerührt, er habe stets erwartet, der Kaiser werde sich hier bei von keinem Souveräne überholen lassen, und ertheiltc der französischen Kaiserfamilie den apo stolischen Segen. Madrid, Donnerstag, 8. April. (W. T. B.) Wie die „Epoca" erfährt, hat die Regierung keine neuern Nachrichten über Earlistische Bewegungen empfangen; doch sind Truppen unter Anführung deS Brigadegenerals Vargas nach den nördlichen Provinzen entsendet worden. London, Donnerstag, 8. April, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erfolgte die Vorlage des Budgets. Die Totaleinnahmcn des letzien Jahres betrugen 72,592,000 Pfd. St., die Ausgaben, exclusive ddr Kosten für die abessinische Expedition, 72,972,OM Pfd. St. Der Voranschlag der diesjährigen Einnahmen beziffert sich auf 72,855,000 Pfd. St., derjenige der Ausgaben, exclusive der noch zu zahlenden Summe für die abessi nische Expedition, auf 68,223,000 Pfd. St. Der Ueber- schuß im Betrage von 4,632,(XX) Pfd. St. zusammen mit der Ersparniß von 3,350,000 Pf. St. durch die Reform der Steuererhebung wird nach Deckung der Kosten des abessinischen Feldzugs noch einen Ueberschuß von 3,382,000 Pfd. St. ergeben. Der Schatzkanzler Lowe schlägt eine Pennyreduction der Einkommensteuer und andere Steuerreductionen im Gesammtbetrage von 2,940,000 Pfd. St. vor, sodaß sonach der schließliche Ueberschuß sich auf 442,000 Pfd. St. beläuft. (Die Gesammtkosten des abessinischen Feldzuges belaufen sich, laut einer Depesche des „T. B. f.N.", auf etwa 9,000,000 Pfd. St. und der noch zu bewilligende Betrag auf 1,600,000 Pfd. St., da durch den Ueberschuß alle Kosten, welche noch zu zahlen sind, bis auf diese Summe gedeckt werden. Der Kanzler des Schatzamtes erklärte es für wünschenswerth, die Tilgung dieses letzten Restes durch eine Steuer zu bewirken.) Bukarest, Donnerstag, 8. April. (W.T. B.) Die nun beendeten Wahlen sind für die Regierung im Ganzen günstig ausgefallen (vgl. unter „Tages- geschichtc"); dock find auch einzelne hervorragende Mitglieder der Opposition gewählt worden. Der Gemeinderath von Bukarest hat seine De Mission gegeben. Dresden, 9. April. Die preußische „Provinzial-Correspondenz" tritt wiederholt dem nächstens im Reichstage zur Be- rathung kommenden Anträge wegen Einsetzung ver antwvrtlicher Bundesminister neben dem Bun deskanzler, entgegen und spricht sich entschieden gegen das Bestreben der Nationalliberalen aus, den nord deutschen Bundesstaat in einen Einheitsstaat verwan deln zu wollen. Das osficielle Organ weist darauf hin, daß die Frage der verfassungsmäßigen Verant wortlichkeit im Art. 17 Ler Bundesverfassung geregelt ist, welcher bestimmt: „Die Anordnungen und Ver fügungen des Bundespräsidiums bedürfen zu ihrer Giltigkeit der Gegenzeichnung des Bundeskanzlers, welcher dadurch die Verantwortlichkeit übernimmt," und fährt dann fort: „Der Kanzler steht in Bezug auf die wichtigsten Berathungcn der Bundesregierung inmitten des Bundesraths, in welchem alle verbündeten Regie rungen ihre Vertretung haben. Hierauf vornehmlich beruht der Unterschied des Bundesstaates von einem Einheitsstaate, indem Lurch den Bundesrath die Ein- zclregicrungen einen Einfluß auf die Entscheidungen im Bunde üben, wogegen im Einheitsstaate die Re gierung im Namen und im Auftrage Eines Souvc- rains unter Verantwortung eines Gesammtministcriums geführt wird. Als bei der Berathung der Bundesver- und einer Thätigkeit derselben in Fricdenszeiten einfach ncgiren. Gerade diesen den internationalen Vereinen gegenwärtig noch theilnamslos Gegcnüberstehcnden möchten wir dringend anrathen, den Verhandlungen der Delegirtenconfrrenz ihre ganze Theilnahme zu schenken, damit ihnen klar werde, daß den internatio nalen Männer- und Frauenvereincn auch im Frieden die Lösung großer und schwieriger Aufgaben obliege, und daß nur durch eine redliche und unermüdete Er füllung der Friedcnsmission die Garantien einer wahr haft gedeihlichen und segensreichen Wirksamkeit im Kriege geboten werden könne. Die Wahrheit dieser Behauptung darzuthun, dazu soll, wie wir lebhaft hoffen, die Be sprechung deskoufcrenzprogramms das Ihrige beitragen. Zuvor haben wir aber noch einige allgemeine Bemer kungen vvrauszuschicken, die sich ihcils auf die Vcr- handlungsweise der Konferenz, theils aber auf die zu fassenden Beschlüsse beziehen. Die Verhandlungen sol len nämlich, einer Mittheilung des preußischen Cen- tralcomit-s zufolge, so viel als möglich lediglich in deutscher und in französischer Sprache geführt werden, eine Maßregel, welcher man im Interesse der Gemein verständlichkeit der Vorträge, nur beistimmen kann. Was nun aber die zu fassenden Beschlüsse anlangt, so ist zur Vermeidung von Mißverständnissen darauf hin zuweisen, daß cs sich auf der bevorstehenden Konferenz durchaus nicht darum handeln kann, Beschlüsse mit ab solut bindender Kraft für alle betheiligten Vereine zu fassen. Dies ergiebt sich einfach auS dem Umstande, daß derartige Versammlungen eine legislative Gewalt nicht besitzen. Tie zu fassenden Beschlüsse werden da her lediglich den Charakter von Resolutionen an sich tragen, welche die Ansicht der Majorität der Ver sammlung reprästntinn und deren Wirkung vor Allem eine moralische sein muß. Bindend für die einzelnen fassung im Reichstage das Verlangen gestellt wurde, außer dem Bundeskanzler noch andere Bundesministcr mit selbstständiger Verantwortlichkeit cinzusctzcn, da widersprach Graf v. Bismarck einer solchen Forderung und machte geltend, daß die Einsetzung leitender Reichs minister für die einzelnen Zweige der Verwaltung den übrigen Bundesregierungen als eine weitere Beein trächtigung ihrer Selbstständigkeit erscheinen, und daß in diesem Punkte möglicherweise das Zustandekommen der Bundesverfassung überhaupt scheitern würde. . . . Infolge dieser Erklärungen und Mahnungen des Gra fen v. Bismarck wurden die Anträge auf Einsetzung besonderer Reichsminister abgelehnt. Die Bundesver fassung, so wie sie aus jenen Berathungcn hervor gegangen war, wurde sodann von den einzelnen Ver bündeten endgiltig angenommen: die Verfassung selbst und das Verhalten der preußischen Regierung bei Er richtung derselben gewährten den einzelnen Staaten die Bürgschaft, daß ihrer Selbstständigkeit keine größern Opfer zugcmuthet werden sollten, als für die Lebens fähigkeit des Bundes unerläßlich war. Wenn nun jetzt, noch nicht zwei Jahre nach der Errichtung des Bun des, jene frühcrn Anträge erneuert werden und somit eine Abänderung der Verfassung, behufs Stärkung der einheitlichen Bundesgewalt verlangt wird — kann man den verbündeten Regierungen zumuthen, daß sie auf ihre verfassungsmäßig verbrieften Rechte verzichten, und ist es politisch zweckmäßig, einen Druck auf sie in dieser Richtung zu üben? Es handelt sich hierbei um die höchsten Interessen der Bundespolitik und um die Befestigung und Entwickelung des nationalen Gemein wesens: es kommt darauf an, in den einzelnen Staa ten und in der deutschen Bevölkerung überall das Be wußtsein zu stärken, daß in der nationalen Verbin dung, wie sic in dem Norddeutschen Bunde begründet ist, nicht nur eine Bürgschaft vereinter Kraft, sondern auch eine Bürgschaft der verfassungsmäßigen Selbst ständigkeit der einzelnen Staaten gegeben ist. So we nig die Bundesregierungen die Berechtigung der Ge sichtspunkte verkennen werden, welche zu Gunsten der gestellten Anträge im Hinblick auf die innere Entwicke lung der Bundcseinrichtungen geltend gemacht werden, so werden sie diesen Gesichtspunkten doch nicht eine so entscheidende Bedeutung bcimcssen können, um dar über die tiefsten Grundlagen des neuen Bundesver hältnisses überhaupt aus den Augen zu lassen. Man darf zu der Lebenskraft und Entwickelungssähigkeit des Bundes das feste Vertrauen hegen, daß Alles, was zur 8 Sbildung und Stärkung der innern Einrich tungen xsselben in Wahrheit Noth thut, sich bei ruhi- güp KiAtentwickelung des Bundes zur rechten Zeit unter freiwilliger Zustimmung der verbündeten Regierungen ergeben werde. Umsomehr wäre cs zu beklagen, wenn durch unzeitige Anregung von Verfassungsänderungen und durch die damit verknüpften Erörterungen bei den verbündeten Negierungen Zweifel an der Zuverlässig keit der Bürgschaften der Bundesverfassung geweckt werden könnten." — Die „Neue Preußische Zei tung", welche heute diesen Artikel der „Pr.-C." re- producirt, bemerkt dazu: „Allerdings wäre cs dringend zu wünschen, daß die besonnenen Männer im Reichs tage dahin wirken könnten, daß alle die unglücklichen Anträge, die auf Herbeiführung des Einheitsstaates abziclen, unterblieben. Wir Preußen verstimmen da durch die Bundesgenossen, schrecken die Acngstlichen zurück und stärken nur — unsre Gegner." Tagesgeschichte. Dresden, 9. April. Ihre Majestät die Königin Augusta von Preußen sind heute Mittag nach 12 Uhr, über Leipzig von Weimar kommend, zu einem Besuche am königlichen Hofe hicrselbst eingctroffen. Se. Majestät der König waren Allerhöchstderselben bis zur Station Pristewttz entgcgengefahren. Ihre Maj. die Königin und Ihre königlichen Hoheiten der Kron prinz und die Frau Kronprinzessin und Prinz und Frau Prinzessin Georg empfingen Ihre Majestät bei der An- Vereine wird eine solche Confercnzrcsolution erst durch deren Ratihabition. Hieraus folgt, daß der Haupt- werth solcher Versammlungen nicht sowohl in die Ab stimmungen, sondern vielmehr in die Debatten, in den unmittelbaren Austausch der gegenseitigen Ansichten und Erfahrungen zu legen sein dürfte. Daß aber ein einstimmig oder doch mit überwiegender Majorität ge faßter Beschluß im Allgemeinen von eingreifendster Wirkung sein muß, der sich in den meisten Fällen die einzelnen Landesvcrcinc kaum werden entziehen kön nen, ist selbstverständlich. Das Confcrenzprogramm selbst zerfällt in 6 Hauptabschnitte oder Paragraphen. Und zwar sind dieselben folgende: 1) Vorträge dir verschiedenen Cen- tralcomitss über die Entstehung, den jetzigen Bestand und die bisherige Wirksamkeit der Hilfsvcrcine in ihrem Lande; 2) Berathungcn übcr die Grenzen und Formen der Vcreinsthätigkeit im Landkriege; 3) Beiathun- gcn übcr die freiwillige Hilfe im Seekriege, inson derheit über die Ausführung des Artikels 13 der Zu- satzftipulalioncn vom 20. Oktober 1868 zu der Genfer Ccnvention vom 22. August 1864; 4) Verhandlungen und Beschlußfassungen über die Friedensthätigkeit der Hilssvcrcinc; 5) Erledigung einiger von dcm Gen fer intcrnationalcn Comild bereits auf der Pariser Conferenz im Jahre 1867 angeregten Unternehmungen, und 6) Beschlußfassung übcr die periodische Wiederkehr dcr internationalen Confer cnzen. Dcr unter 1 erwähnte Vortrag ist von jedem Ver eine durch einen seiner Telcgirten mündlich zu erstatten, zugleich aber auch für das Protokoll schriftlich mitzu- theilen. Jeder Vortrag darf wegen dcr großcn An zahl der vertretlnen Vrreinc nicht mehr als eine Viertel stunde in Anspruch nchmcn, wcshalb es als wünschins- werth bezcichnet worden ist, kurze, den Vortrag rrläu- kunft im Leipziger Bahnhofe und gclcitctcn Allerhöchst- diesclbc nach dem k. Rcsidcnzschlossc, wo Ihre Majestät die bercit gehaltenen Gemacher in dcr ll. Etage be wohnen. Der hiesige königl. preußische Gesandte, Herr v. Eichmann Exc., war nebst Frau Gemahlin ebenfalls auf dem Bahuhofe zur Begrüßung Ihrer Majestät an wesend. Nachmittags 4 Uhr findet bei Ihren könig lichen Majestäten Familientafel statt, zu welcher auch Se. königl. Hoheit dcr Erbgroßhcrzog von Mecklenburg- Schwerin und der k. preußische Gesandte nebst Frau Gemahlin geladen sind. Abends wird Ihre Majestät die Königin Augusta mit unsrer königlichen Familie dcr Vorstellung im k. Hoftheater beiwohnen. Im Ge folge Ihrer Majestät befinden sich die Oberhofmeifterin Gräfin v. d. Schulenburg-Burg-Scheibungcn, die Pa lastdame Gräfin v. Oriola und dcr Obcrhofmeiftcr Graf v. Ncssclrode. ll Berlin, 8. April. Das Drängen dcr National liberalen und dcr Freiconservativen, unter möglichster Verwischung des bundesstaatlichen Charakters der Bun desverfassung den Norddeutschen Bund durch einen Druck Preußens auf die Bundesgenossen zu cincm Ein heitsstaat» umzugejtaltcn, bat bereits bei einer frühcrn Gelegenheit (der Bcrathung des Antrags, die Rede freiheit betreffend) im Reichstage einen prononcirten Ausdruck gesunden. Der Herr Bundeskanzler bot da mals vergebens seine Autorität auf, die Majorität des Reichstages zu bewegen, abzuschen von eincm Verjnchc, in die Verfassungen der Einzelstaaten mit Hilse der Bundesgewalt einzugreifcn. Trotz der sehr deutlich ausgesprochenen Erklärung des Herrn Bundeskanzlers, daß er sich nicht von dem Reichstage auf den bisher von ihm vermiedenen Weg drängen lassen werde. Pen Einzelstaaten größere Opfer an die Centralgewalt aus- zuerlegen, als die Bundesverfassung bestimmt, kamen wenige Tage darauf feiten der vereinigten national liberalen und freiconservativen Fractionen des Reichs tages allerhand Anträge auf Erweiterung dcr Kompe tenz dcr Bundesgewalt, namentlich wurde ein Aulra. auf Errichtung verantwortlicher Bundesministerien ein gebracht. Diese immer offener auftretenden Tendenzen der nationalen Fractionen legten selbstverständlich bei denjenigen Parteien des Reichstages, denen cs mit der Conservirung des Bundesstaates Ernst ist, die Noth wendigkeit nahe, derartigen Versuchen von Haus aus entgegenzutreten, sich zu diesem Behuse fester zu or- ganisiren, sich loszulösen von einer Verbindung, die dcr bundesstaatlichen Entwickelung täglich neue Schwie rigkeiten bereitet, und sich namentlich auch mit denje nigen Elementen enger zu associiren, die entschieden den einheitsstaatlichen Strömungen entgegenwirken. In folge dessen haben sich auch die beiden sächsischen Abgg. v. Zebmen und v. Einsiedel, welche bereits beim vori gen" Reichstage aus der freiccnservativcn Fraction we gen deren unitarischen Tendenzen ausgcschicdcn waren, jetzt der couservaliven Partei angcjchlvsjcn. Sie thaten dies unter dcm Vorbehalt, volle Freiheit der Abstimmung, namentlich in allen sächsischen Fragen zu behalten. In letzterer Beziehung sollen diesen Ad:e- ordneten die gewünschten Zugeständnisse als selbstverständ lich in entgegenkommender Weese gemacht worden sein. In der heutigen Sitzung des Reichstages, welcher Staatsminister Freiherr v. Friesen, Prä sident Delbrück, Geh. Nath vr. Weinlig, geh. Jusliz- rath Klemm, Geh. Rath Michaelis und andere Mit- glicdern des Bundesraths beiwohnten, wurden die ersten beiden Paragraphen des Gcwerbegesetzcs erledigt. Der Inhalt der Debatten ergiebt sich aus dcm gedrängten Sitzungsberichte, dcr nachstehend folgt. Die Kommission zur Bcrathung des Hagen'schen Antrags, sowie der Dresdner nnd dcr andern Petitionen gegen die Be freiung des Militärs von Communalabgabcn hat sich constituirt. Vorsitzender ist der Abg. v. Molike, jein Stellvertreter Graf Schwerin, Schriftführer v. Ein siedel. Außer Letzter« gehören dieser Commission noch die sächsischen Abgg. Ackermann, »r. Stephani und Ehsoldt an. — Man tritt in die Berathung des Gewerbegesetzcs ein. Bei tz 1, welcher das Priu- ternde Denkschriften und die Vcrcinsstatutcn als Bei lagen zum Protokolle zu überreichen. Die Reihenfolge der Vorträge, welche sich über die Entstehung der Ver eine, über den Inhalt dcr Statuten, über die bisherigen Aufgaben dcr Vcreinsthätigkeit, über die etwa beab sichtigte Erweiterung derselben, über die Organisation, Mitgliederzahl und Vermögcnsstand d^r Vereine, über die bisher im Kriege und Frieden bezüglich der An sammlung von Hilfsmitteln, Einrichtung von Depots, Sendungen von Materialien und Hilfspersonal auf den Kriegsschauplatz u. s. w. gemachten Erfahrungen und übcr dos Verhältnis der Vereine zu den staatlichen Behörden verbreiten sollen, wird dnrch das Loos be stimmt werden. Diese Vorträge sollen also in ihrer Gesammtheit ein klares Bild von dem Stande der Ver- einsangelcgcnhciten in allen den der Genfer Konven tion beigctretcncn Staaten bicten. Hierzu kommt, daß durch dicsclben in umfassender Weise eine Vergleichung Ler in den verschiedenen Ländern getroffenen Einrich tungen und gemachten Erfahrungen ermöglich«, und mittelbar dadurch Gelegenheit geboten werden wird, Gutes von Andern zu lernen und zu adoptircn, ander wärts etwa gemachte Fehler zu vermeiden, und über haupt die in vielen Beziehungen so wünschenswerth crfchlineudc möglichste Gleichartigkeit dcr Vcrcinsorga- nisation und der gcsammtcn Vereinseinrichtungen in angemessener Weise zu fördern. Nicht geringes In teresse werden übrigens auch diejenigen Mitthcilungcn »u erregen geeignet erscheinen, aus dcncn zu cntnclmen sein wird, wie groß die Bethciligung feiten dcr Bvöl- kerungen an der Vcreinsthätigkeit in den verschiedenen Ländern bisher gewesen, und welche Förderung den einzelnen Vereinen selten ihrer betreffenden Landesre- gierungcn zu Theil geworden ist. —»—,
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