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Woche n - l a t t für , Bifchofswerha, Stolpen mrb Unigegeud. ' Zu gemeinnütziger Unterhaltung für alle Stände. Re.digirt unter Verantwortlichkeit des Verleger«. Sonnabend, de« L. März. ^1856 Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 10 Shgr. —Bestel lungen nehmen alle Postanstalten Sachsens an. — Annoncen werden die gespaltene Zeile »der deren Raum mit 6 Pf. berechnet Und für "jede nächste Nummer bis Lags vorher Vormittags S Uhr angenommen. — Sine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. L Pf. Politische Umschau. Sachsen. Dresden, 26. Febr. sl. K.j Die Wahdorfsche Anklage, welche sich auf drei königl. Verordnungen, Störung der öffentlichen Ruhe und Steuererhebung betr., bezog, wurde zurückgenommen, da die Kammer bereits vorher so höflich gewesen war, 88. 16 und 17 in das Aufruhrgesctz mit aufzunehmen, also Billigung deS ministeriellen Verfahrens ausgesprochen, und in Bezug auf die Verordnung über die Steuererhebung das Ministerium indemnifirt hatte. — Die übrige Zeit beschäftigte sich die Kammer mit Privatpetitionen. — s2. K j Gegenstand der Tagesordnung war die Suspension deS in die Kammer gewählten Abg. Pastor Würkert. Die Majorität deS Ausschusses be antragte: die Suspension für ungültig zu erklären und Würkert in die Kammer rufen zu lassen, und zwar auf Grund der Ansicht, daß das Pfarramt kein öffentliches sei, die Regierung also zu seiner Suspension kein Recht gehabt habe. Allein die Kammer verwarf mit 34 gegen 33 Stimmen diesen Antrag des Ausschusses. 27. Febr. sl. K.j Ebenfalls Privatpetitionen. Beschwerde eines Lehrers Schantze; Buttermaß; Lehn- grlderbedrückung; Verzögerung eines Rechtsstreits. — f2. K.j Der Minister beantwortet Dammanns Interpellation wegen Schaffrath dahin, daß nächstens deshalb eine Miltheilung des Ministeriums an die Kammern gelangen werde. Wegen Errichtung einer Hypothekenbank werde nächste Woche geantwortet werden. WaS endlich die Anwesenheit österreichischer Commiffare bei gerichtlichen Untersuchungen in Leip zig anlange, worin Interpellant Wigand eine Beein trächtigung der richterlichen Unabhängigkeit gesehen, so seien dieselben bei der Untersuchung anwesend, weil die betreffenden Personen mitten böhmischen Unruhen in Verbindung gestanden. Wigand behält sich jedoch weitere Anträge vor.—Darauf folgen wieder Privat beschwerden; die Zulassung der Abgg. Pretzsch und Scharschmidt; die Wahl eines außerordentlichen Aus schusses für Kirchen- und Schulsachen (Funkhänel, vr. Kalb, vr. Schwarze, Kretzschmar, Prof. Theile, Raschig, Kämmel, Hering, Weltz). Fünft,r Jahrgang. Dresden, 27. Febr. Während wir Dresdner hoffen und harren, daß die Staatsregierung dem An träge der Volksvertretung nachkommen und denBelä- gerungszustand aufheben werde, find wir in den letzten Tagen wieder einmal recht lebhaft an die Consequen zen dieses Ausnahmezustandes erinnert worden. Ein Schuhmachergeselle, RamenS R., welcher am Sonntag Abends in einer Tabagie der Neustadt das Heckerlied gesungen und auf Veranlassung eines MilitairS des halb verhaftet worden war, suchte beimTranSport auf die Wache der Patrouille zu entfliehen. Letztere sandte ihm sofort eine Kugel nach; der Flüchtling stürzte nie der, war aber nicht getroffen, sondern nur vom Schreck betäubt worden. Tags darauf, am 25. Febr., gegen Abend, wurde eine Anzahl vonMaigefangenenaüSder Rathsfrohnfeste nach der AmtSfrohnfeste gebracht, und dieser Umstand hatte auf den Straßen, durch welche die Gefangenen gebracht wurden, eine große Anzahl Neugieriger versammelt, welche das herbei gezogene Militair zu zerstreuen suchte. Auf der Ba dergasse war einer der Anwesenden der militairischen Aufforderung nicht gefolgt, waS seine Verhaftung her beigeführt hatte. Er hatte jedoch versucht, zu entsprin gen; und hierauf wurden zwei Schüsse auf den Flie henden, welcher in eine Seitengasse geeilt, abgefeuert. Glücklicherweise ist hierdurch Niemand verletzt woroen. Der Betroffene, welcher sofort wieder ergriffen worden, ist der Schullehrer S. aus Papperltz. Er ist gestern verhört, aber dem Vernehmen nach heute noch nicht wieder entlassen worden. Diese Vorfälle müssen dazu dienen, das Publikum von Neuem aus die Gefahren aufmerksam zu machen, welche, bei derbem Militair verliehenen außerordentlichen Gewalt, eine an undfiir sich geringfügige und in andern Zeiten kaum beachtete Colliston, so lange dieser Ausnahmezustand fortdauert, für dir Sicherheit und das Leben Einzelner herbeizu führen vermag. (Doch.) In Leipzig find vorige- Jahr 1,809,294Briefe, 22,444,148 Thlr. an Geld und 120,946 Pakete beim Oberpostamt angekommrn. Bei der Ergänzungswahl für die 1. Kammer im 36., 37. und 51. Bezirke (Glauchau) ist der bekannt, freisinnige Adv. Graichen in Leipzig gewählt worden.