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Nr. LS. Jahrg. Dienstag den 11. April 1916 Sächsische Geschäftsstelle und Redaktion» Dresden »A. 16, Holbeinstratze 4M Fernsprecher 21866 Postscheckkonto Leipzig Nr. 147S7 vezua-pr«t», «>»««»« > mit illusir. Beilage viertelpihrlich »IO In Dresden »nd aan» Deutsch land frei Hau« »s» tt, Oesterreich 4.4» IL. «»»gab« 0 dierlelsSbrttch 1.80 In Dresden und gan» Deuifchiand frei Haus ».«I Xi in Oesterreich 4.07 X. Liiizel-Nummer 10 Z. Die Eüchfifche BolkS^eittina erichcint an allen Wochentagen nachmittag». PolksreitWK q iUnieige»! Annahme van KeichSitSanzeiaen biS 10 Uhr. von ffamiilenanzeigen bis 11 Uhr vorm. Preis für diePctil-Spaltzeilc 80 Z. im ReNa- meicii 8« z. siür undeutlich geichriebene. iowie ditrch Fern» sprechcr auigegcbenc «Inzeigen lSnnen wir di« «eranlworiitchleii fürdieRichliglcii deS Lerie» f nicht übenichinen. Lprechstnnde der Redaktton: 11-1» Uhr vorm. Organ der Ientrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ^ mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. Vormarsch der Italiener gegen den Nordepirus Die Nachricht der „Agence Havas", wonach italienische Truppen im Vormärsche gegen den Nordepirus begriffen lind, kann nicht mehr überraschen, seitdem Griechenland den Nordepirus annektiert hat, wodurch die griechisch- italienischen Gegensätze eine ausgesprochene Form ange nommen haben. Ilm die Rivalität der beiden Mächte um ein verhältnismäßig kleines Stückchen des Balkans mehr verstehen zu lernen, ist es angezeigt, auf jenen Zeitpunkt zurückzugreifen, zu welchen! sich die Londoner Botschafter- konserenz mit der Zuteilung des Epirus zu befassen hatte, nachdem im Februar 1913 Griechenland eine Denkschrift aus seine Ansprüche auf den Epirus unterbreitet hatte. Alie diese Konferenz nirgends ganzes geschaffen hat, so blieb auch dig epirische Frage offen. Tie Konferenz regelte die Südgrenze Albaniens zwar dahin, daß die Grenze von St. Raum am Ochridasee bis zum Südufer des Malisko- sees und von da über Koritza, das noch zu Albanien fiel, bis Kag Stylos (gegenüber Korfu) zu laufen hätte. Der Beschluß blieb ein papieruer, und Griechenland kehrte sich nicht um denselben, obgleich es sich dennoch hütete, die von ilnu beanspruchten Gebiete von Koritza, Kolonia, Premeti, Argyro Castro Tepeleni und Delvino, wie den Bezirk von Ehimara (an der Küste) sogleich militärisch besetzen zu lassen. Es fürchtete schon damals einen energischen Ein spruch Italiens, daß sich in der albanestsch-epirotischen Frage sehr interessiert zeigte. Griechenland schickte einfach seine Banden vor, welche die, Besetzung vorbereiten sollten. Tiefe Jreiwilligenscharen, die während des Balkankrieges im Heere dienten, wurden icheinbar ans diesem entlassen. Nichtsdestoweniger rückten sie im Nordepirus ein und be- sehten am 3. April 1914 Koritza und am 5. Mai Kolonia, während sich die Ehimarioten von selbst erhoben. Fürst v. Wied konnte gegen diese Banden nichts unternehmen, da ihm eine entsprechend starke Truppenmacht nicht zur Verfügung stand und die Großmächte keine Lust zeigten, ihn entsprechend zu unterstützen. Er ließ sich daher in Unterhandlungen mit den Aufständischen ein, mußte aber bald erfahren, daß die von ihnen gestellten Forderungen nicht dein Rats der Epiroten selbst entsprungen sein konnten. Sie proklamierten schließlich, als die Wirken in Albanien stetig wuchsen, eine provisorische autonome Re gierung, zu deren Präsidenten Zographos gewählt wurde. Um die scheinbar gefährdete Ruhe, wieder hcrzustellen, rückten griechische Truppe.n zu Ende des Jahres 1914 im Epirus rin und besetzten ihn. Mittlerweile war auch Italien zur selbständigen Lösung der albanesischen Frage geschritten, indem es sich in Valona und Tnrazzo festsetzte und dadurch die Eifersucht Griechenlands erweckte. Als im Juni 1915 die Nordepiroten Abgeordnete für die Athener Kammer wählten, wurden dieselben auf Drängen der Entente (hauptsächlich Italiens) nicht anerkannt. Im Dezember erfolgten abermals Wahlen, und diesmal wur den die nordepirotischru Abgeordneten als vollwertig an erkannt, und vor Wochenfri.st hat die griechische Negierung auch die Angliedernng des Nordepirus ausgesprochen. Nach Durazzo und Mittelalbanien wczr den Italienern ein zweiter fetter Bissen weggenommen worden. Korfu, das von den Italienern besetzt ist und wahr scheinlich ein wichtiges Faustpfand für sie bilden wird, ist olme den Nordepirus und dieser wieder ohne Korfu schwer zu denken, wenn mau strategisch-maritime Absichten an diesen! Teile des Jonischen Meeres verfolgt. Ein italie- uisches Korfu und ein griechisches Küstengebiet des Epirus waren geradezu undenkbar. Und darum schickt sich nun Italien an, außer Valona, an dessen Festhaltung es wohl silwn selbst zweifelt, sein. Gibraltar im Kanal von Korfu anzulegen, wozu das Hinterland erforderlich ist. Ta Italien auch seinen Bündnispflichten Nachkommen und, um die Front einheitlich zu gestalten, dis Verbindung zwischen Korfu und dem südlich von Monastir stehenden linken Flü gel seiner Bstndesgenossen Herstellen will, betritt es unbe kümmert um die griechisch^ Neutralität den Boden Griechenlands, uni ihn, dahin ginge wenigstens seine Ab sicht, wenn es möglich wäre, gegebenenfalls dauernd zu besetzen. Damit wäre die Einschnürung Griechenlands eine vollständige und sie müßte den Stein an der Südost- sront ins Rollen bringen. Deutscher Reichstag Berlin, 19. April. Am Bundesratstische: Tr. Helfferich, preußischer KriegsNiinister Wild v. Hohenborn. Präsident Tr. K ae m p f eröffnet die Sitzung Uhr. Die Geschäftsordnung hat beraten über einen Antrag zur Einleitung eines Pripatklageverfahrens des Kauf manns Paulo Caio Prado zu Hamburg gegen den Abge- Al E AlllM WMU (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 11. April 1916. Westlicher Kriegsschauplatz Nach mehrfacher erheblicher Steigerung ihres Artillerie feuers setzten die Engländer südlich von St. Eloi nachts einen starken Handgranatenangriff an, der vor unserer Trichterstellung scheiterte. Die Stellung ist in ihrer ganzen Ausdehnung fest in unserer Hand. In den Argonnen bei La Fille Morte und weiter öst lich bei Vaugois fügten die Franzosen durch mehrere Sprengungen nur sich selbst Schaden zu. Im Kampsgelände beiderseits der Maas war auch gestern die Gesechtstätigkeit sehr lebhaft. Gegenangriffe gegen die von uns genommenen französischen Stellungen südlich des Forgcs-Baches zwischen Haucourt und Bethin- court brachen verlustreich für den Gegner zusammen. Die Zahl der unverwundeten Gefangenen ist hier um 22 Offiziere, 549 Mann auf 36 Offiziere, 123l Mann, die Beute auf 2 Geschütze, 22 Maschinengewehre gestiegen. Bei der Fortnahine weiterer'Blockhäuser südlich des Naben waldes wurden heute nacht 222 Gefangene und ein Ma schinengewehr eingebracht. Gegenstöße aus der Richtung Chattancaurt blieben in unserem Flankenfeuer vom Ost- nfer her liegen. Rechts der Maar suchte der Feind vergebens, den am Südwestrande des Pfefferrückens verlorenen Boden wiederzugewinnen Südwestlich der Feste Douaumont mußte er uns weitere Verteidigungsanlagen überlassen, aus denen wir einige Dutzend Gefangene und 3 Maschinen gewehre zurückbrachten. Durch das Feuer unserer Abwehrgeschütze wurden zwei feindliche Flugzeuge südöstlich von Apern herunter geholt. "" Oestlicher und Balkan-Kriegsschauplatz Die Lage ist ini allgenreinen unverändert. Oberste Heeresleitung. Zum erstmaligen Auftreten dG Gcncrnls Wild v. Hohenborn als Kriegsminister in der gestrigen Neichstagssitzung sagt die „Vossische Zeitung": Von der Front kommend, überbrachte, er den Mitkämpfern in der Heimat den Dank von den Kämpfern draußen. Ans seinen markigen Worten klang unbedingte Siegesgewißheit. Er sprach, wie nur ein Deutscher an Verantwortlicher Stelle sprechen kann, wenn er seiner Sache ganz sicher ist. Ter „Berliner L o ka lain z e i g e r" sagt: Der' KriegsNiinister sprach wie ein Soldat, der das Herz ans dem richtigen Flecke hat. lieber den Heldentaten der Krie ger vergaß er nicht die Leiden der Bevölkerung daheim und widmete ihrem Opfermut Worte wärmster Anerkennung. In der „G e r m a n i a" heißt es: Der Kriegsminister sagte, ein siegreicher Mann brauchte nichts zu beschönigen, und er sprach damit ein stolzes, aber durch und durch echtes »nd wahres Wort ans. Ucbrr! den Nntejrgang des „Sussox" liegt laut verschiedenen Morgenblättern nach einen! Be richt eines griechischen Marineoffiziers eine Darstellung vor, wonach das Schiff unbedingt auf eine Mine gelaufen sei, die auch eine englische gewesen fein könne. Durch die Explosion sei der Kapitän auf der Stelle getötet worden. Der erste Offizier habe in der Verwirrung den Kopf ver- lorcn und Hilfesignale anfgegeben mit unrichtiger Bezeich- nnng der llnsallstelle. Eine' englische, Entichuldignng Bern, 10. April. (W. T. B.) Infolge des in der französischen und ausländischen Presse mehrfach ge- äußerten Befremdens über die mangelnde Kooperation der Engländer bei Verdun versucht der „Temps" eine Ehren rettung der Engländer, indem er ausführt, daß es nicht zwei Armeen gebe, sondern nur eine, die einer einheitlichen Führung unterstehen. Hätte der Feind bei shpern angc- griffen, so wäre es — wie, jetzt au den Franzosen — an den Engländern gewesen, den Ansturm des Feindes auszu- halten. Beim Einsetzen der Offensive würden die Eng- länder sich genau ebenso auf den Feind stürzen. ordnet» Waldstein wegen Beleidigung und über einen An trag des 1. Staatsanwalts beim Landgericht zp Altona (Elbe) auf Erteilung dev Genehmigung zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen denselben Abgeordneten eben falls wegen Beleidigung. Ter Konimissionsantrag, über den Abg. Tr. Iuuck (natl.) berichtet, geht dahin, die Ge nehmigung in beiden Fällen zu versagen. Das Haus be- schließt einstimmig nach dein Konimifsionsvorschlage. Darauf folgt die 1. Lesung des Gesetzentwurf«^ über K apitalabfind n n g an Stelle von K r i e g s v e r - s o r g n n g (Kapitalabfindnngsgesetz). Preuß. Kriegsminister General Wild v. Hohen born: Es besteht vieilleicht die Erwartung, daß ich bei dein ersten Male, Ivo ich vor Ihnen spreche, mich über unsere militärische Lage äußern werde, aber ich glaube, Ihres Einverständnisses sicher zu sein, wenn ich davon Ab stand nehme, einmal mit Rücksicht ans die Darlegungen, die der Herr Reichsksanzler vor kurzem hier gegeben hat, und dann mit Rücksicht darauf, daß die Veröffent lichungen der ob e r st e n H eeresl e i t u n g das ganze Volk in die Lage setzen, die gute Entwickelung unserer militärischen Lage auf allen Fronten selbst zu verfolgen. (Lebhafter Beifall.) Diese Veröffentlichungen der obersten Heeresleitung sind ja soldatisch kurz gefaßt, aber sie sind im Gegensatz zu denen unserer Gegner stets wahr. (Leb hafter Beifall.) Ein siegreiches Land braucht nichts zu beschönigen. Was wir in der letzten Zeit erlebt haben, die Zurückweisung der russischen Offensive im Osten »nd unsere Kämpfe um Verdun, das sind nicht, wie unsere Gegner glauben oder zu glauben vorgeben, die äußersten An strengungen einer erschöpften und ihr Letztes hergebenden Nation, sondern das sind Hammerschläge eines mit MeN- schenreser'vcn und allen Hilfsmitteln versehenen kräftigen, gesunden und unüberwindlichen Volksheepes, Hammer schläge, die s i ch w i e d e r h o l e n werden, bis die anderen in ürbe sind. (Lebhafter Beifall.) Und für dieses Ziel, für den Sieg lveiterhi-ir in meinen! Amte als Kriegs- Minister alles, was ich kann, einzusetzen, das verspreche ich vor deni Lande. Ich möchte nicht in den Fehler meiner Ministerkollegen im feindlichen Auslände verfallen, und 100 Meter Schützengraben sind mir lieber als die schönsten Reden von zukünftigen Siegen. Mit MinistersiegeSreden wird dieser Krieg nicht beendet, sondern mit starken Schlägen draußen und dein starken Willen, d u rchz n h a l t e u. Wir wollen eine siegreiche Entscheidung erzwinge n >. An die, Seite des Heeres ist in diesem uns aufge- zwungenest Kampfe, mitkämpfeud das unbewaffnete Volk getreten. Ich wüßte kein Beispiel in der Geschichte, wo Heer und Volk sich so innig im Kampfe verbunden haben. Ich meine, daß der Mitkampf der Heimat in diesem Kriege eine Erscheinung von geradezu gewaltiger geschichtlicher Größe ist. (Beifall.) Mag draußen die Gefahr größer sein und mögen draußen die Anstrengungen oft kaum zu er tragen fein, mag es draußen täglich gelten, das Leben ein zusetzen, so muß deshalb das stille Heldentum der Heimat nicht minder bewertet Werden. (Beifall? Und für dieses entsagungsfrendige und willensstaicke Heldentum der Hei mat stattet das Heer seinen Tank ab. (Beifall.) Es weiß aber auch gestützt auf diesen Hriinatsgeist zu kämpfen, und es wird seine Pflicht tun und gestützt auf diesen Heimat geist weiter alles hingeben für diH Landes Wohl, für die Heimat und für einen Frieden, der den ge brachten Opfern entspricht und uns und unsere Enkelkinder in alle Zukunft vor derartigen lieberfällen, wie wir sie jetzt erlebt haben, sichert. Meine Herren! Bis dahin Geduld! Es ist die Sig natur dieses Krieges, daß alle Entscheidungen langsam reifen, langsam, aber sicher. Ter volle Sieg wird noch kommen, wann, kann niemand sagen, aber daß er kommt, des wollen wir gewiß sein. Wir sind gern der in einer Resolution des Hauses gegebenen Anregung gefolgt und lege» Ihnen heute das Kapitalsabfindungsgesetz vor. Ich bin selbst hierher qckomiuen, Ihnen den Gesetzentwurf zu überweisen, weil er mir ganz besonders am -Herzen liegt. Ich empfehle ihn Ihnen namens der Verbündeten Regie rungen aufs wärmste. In vorauSfchanender Fürsorge soll die Ansiedelung auf eigener Scholle mittels der Kapitals- beschaffung erfolgen. Kriegsbeschädigte und Kriegswitwen sollen Kapitalsabfindungen an Stelle eines Teiles ihrer Bezüge erhalten. Wir können es als ein Zeichen für Kraft und gesunda Verhältnisse ansehe», daß wir mitten in diesem schweren Kampfe eine planvolle, iimfassende und, wie wir wohl sagen dürfen, eine erfolgreiche ^Organisation dnrch- gesührt haben, die dem großen Ziel, die Kriegsbeschädigten alle wieder in unser wirtschaftliches Leben, jeden auf feinen Platz zurnckzuführen, entspricht. Von Einzelheiten sei auf folgendes hingewiesen: Die Mfindnng wird beschränkt auf ländliche An sied- l n n g e n und auf das eigene Hei m. Aber diese Ansiedlnng ist im weitesten Sinne gedacht, sie umfaßt eben-