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Dresdner Journal : 11.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-11
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 11.05.1896
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Rinde, ä Fl. jurlick- g in's lungen vosität ärkung luchscs, feinste Pf. ch der > AuS- verd n 3536 r «e- s In- vor Bor ah Oel M. echte- ck'oli- 50 Pf. iforw- »5»» b: 'ratze, n vor- 888». vdal, 'd die reis), qullf, t»»-— sLure- - unä oatalt. Ver- »obor «»1. 2806 1896 1V8 Montag, den 11. Mai, abends. Amtlicher Teil der- nichtamtlicher Teil rettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen selben am weißen Bande verliehen worden. Die Rede deö Unterstaatssekretärs Chamberlain vom letzten Freitag wird in der gesamten europäischen Presse eingehend besprochen. Und mit Recht —, denn sie enthüllt mit voller Offenheit die Beweggründe der englischen Politik in Südafrika, deren Endzweck nach Chamberlains Erklärung nicht nur, wie man bisher annehmen mußte, in der Angliederung der noch nicht annektierten Negerländer, sondern auch der sämtlichen von ruropäijchen Kolonisatoren nichtenglischen Ur sprunges gegründeten südafrikanischen Freistaaten an die von Cecil Rhodes erträumten englischen „Ver einigten Staaten in Südafrika" zu bestehen hat. Die Mission dieses „verdienstvollsten englischen Kolo nisators" in Südafrika, die der Verwirklichung dieses erträumten Ideals gilt, entspricht also vollkommen den Absichten der englischen Regierung, die folgerichtig auch nicht im entferntesten daran denken kann, Cecil Rhodes wegen der bei Verfolgung dieser Ziele gemachten» Fehl griffe" von ihren Rockschößen abzuschütteln und ihm durch vorzeitige Entfernung vom Schauplatze seiner bisherigen Thätigkeit die Möglichkeit zu nehmen, diese „Fehler" wieder gut zu machen. Die kundgegebene Anschauung des englischen Ko lonialministers steht mit den Rechtsbegriffen, ans Grund deren die gesamte europäische Presse — mit alleiniger Ausnahme der von dem „südafrikanischen Napoleon" bezahlten englischen Preßorgane — dcn Organi sator des Jamesonschen Einbruches in Trans vaal verurteilt hat, im grellsten Widerspruch. Anderseits bestätigt aber auch die Rede Chamberlains vollständig die allgemein gehegte Annahme, daß Cecil Rhodes der Urheber und Leiter des gegen die süd ¬ afrikanische Republik unternommenen Anschlags ge wesen ist, und daß die englische Regierung dabei die Rolle der höheren Vorsehung und Beschützerin gespielt hat. Wollte man nach den heftigen, gegen Chamber lain gerichteten Worten des liberalen Führers Harcourt im Unterhause urteilen, könnte man sogar auch an- uehmen, daß selbst in England die Entrüstung über die Jameson, Rhodes u. s. w. im Steigen begriffen sei. Aber hierin würde man sich offenbar täuschen. Auch die Liberalen haben bisher schon im allgemeinen die südafrikanische Politik des konservativen Mi nisteriums gebilligt, soweit diese auf die Erweiterung der englischen Einflußsphäre in Südafrika gerichtet war, und ihre sittliche Entrüstung gegen Rhodes, Jameson und Genossen galt auch mehr dem die politische Ehrenhaftigkeit Englands kompromittierenden Miß lingen des Jamesonschen Anschlages, als dem Anschläge selbst. Und nun, da Chamberlain in seinen Erklärungen jenes Lied von den nationalen und kolonialen Inter essen Großbritanniens in Afrika so schön gesungen hat, das allen Engländern so angenehm und so sehr verständlich klingt, wird man auch im liberalen Lager nicht mehr allzu skrupulös sein und sich um den moralischen Wert der Mittel, mit denen die leitenden Männer die kolonialen Ideale zu verwirklichen suchen, nicht zu sehr kümmern. Jetzt, nachdem die Regierung selbst Cecil Rhodes als dem Chef der Verwaltung in der Rhodesia das Zeugnis eines verdienstvollen Poli tikers und Patrioten ausgestellt und seiner Urheberschaft an dem Jamesonschen Einbruch in Transvaal das Mäntel chen eines wieder gut zu machende« Fehlers umgeworfen hat, bedarf es gewiß keiner großen Anstrengung mehr, um die öffentliche Meinung in England darüber zu beruhigen, daß Großbritannien um den englischen Kolonialbesitz in Südafrika nicht die geringste Gefahr drohen werde, auch wenn Cecil Rhodes und seinen Freunden in der Leitung der Chartered Company auch weiter noch die Möglichkeit gegönnt werden sollte, in der bisherigen Richtung, aber freilich mit größerer Umsicht, in Rhodesia auf das große Ziel der englischen Politik in Südafrika — nämlich auf die Begründung der britischen Oberherrschaft über alle englischen und holländischen Kolonien und Freistaaten — loszuwirtschasten. ! Anders aber wird der Eindruck im übrigen Europa sein Überall wird man es hier für begreiflich finden, wenn die Enthüllungen der letzten Ziele der eng- , lischen Politik in Südafrika und die Solidaritäts kundgebung der englische» Regierung »ät den Leitern der Chartered Company bei den südafrikanischen Re publiken die größte Entrüstung Hervorrufen und den letzten Rest der Geneigtheit der transvaaler Regierung zur gütlichen Beilegung des Streites mit der Verwaltung der Rhodesia und mit England verschwinden machen wird. Und der Umstand, daß Chamberlain im Namen der englischen Regierung erst jetzt, nachdem dem angeb lichen Matabele-Aufstand endlich „der Nacken ge brochen" worden ist und infolgedessen die in Rho desia und Mafeking konzentrierten Truppen zu andern Unternehmen verfügbar geworden sind, Transvaal gegenüber offene Sprache hinsichtlich der Ziele der englischen Politik in Südafrika zu führen sich ent schlossen hat, wird die Stimmung der Buren jeden falls nicht besser machen Es gewinnt in der That den Anschein, als ob England den Moment für gekommen erachte, den Streit mit Transvaal durch die Waffen zum Aus trage zu bringen. Dieser Entschluß müßte zweifellos den Keim zu mancherlei Verwickelungen in sich tragen, denn es giebt zweifellos Nationen, die nicht ruhig zusehen würden, wenn man versuchen sollte, den wackeren Buren auf den Leib zu rücken. Dresden, 10. Mai. Se. Majestät der Deutsche Kaiser, König von Preußen uad Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin, Königin von Preußen sind gestern, Sonnabend, Abends 8 Uhr 25 Min. nach Frankfurt o. M abgereist Dresden, 11. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin haben Sich gestern, Sonntag, Nach mittags 4 Uhr 30 Min nach Sibyllenort begeben. Dresden, 8. Mai. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Vicefeldwebel im l. Jäger-Bataillon Nr. 12 Ernst Friedrich Flach in Freiberg für die von ihm am 10. Februar dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung eines 12jährigen Knaben vom Tode des Ertrinken- im so genannten Schwemmteiche daselbst die silberne Lebens- Deutsches Reich. * Berlin. Die Kaiserlichen Majestäten sind gestern früh um l O Uhr in Frankfurt a M. eingetroffen. Der Einzug der Majestäten in die festlich geschmückte Stadt verlief höchst feierlich Der Jubel der Bevölkerung war außeroroentlich Vom Bahnhofe aus begaben Sich die Majestäten in die Katharinenkirche, woselbst Festgottesdienst stattfand. Alsdann erfolgte die feierliche Enthüllung des zur Erinnerung an Kaiser Wilhelm l. errichteten Denk mals Nachmittags um 5 Uhr fand Festessen im Palmen garten statt Aus eine Ansprache des Oberbürgermeisters Adickes antworteten Se. Majestät der Kaiser ungefähr folgende». Es sei selten einem Volke gegeben, ein solches Fest ivie heute zu feiern, und cm einem solchen Orte, wie die» heute geschehe In patriotischer Weise habe die Stadt Frankfurt den heutigen Tag gefeiert. Er und die Kaiserin dankten für den herrlichen Empfang, den ihnen hier die Bürgerschaft bereite „Vor allem aber muß Ich danken", fuhren Se. Majestät der Kaiser fort, „daß Sie in richtiger Erkenntnis des heutigen Tages denselben eingeleitet Haden mit der Feier der Enthüllung des Denkmals Meines ver ewigten Herrn Großvaters Er hat in jungen Jahren an der Seite seiner Diutier und feines schwer geprüften Vater« Schweres durchgemacht. Wir erkennen aus dem prüfungs reichen rieben dieses hohen Herrn, wie der Weltenschöpfer das Volk im Auge behielt, welches er sich erwählt hatte, um endlich der Welt den Frieden zu geben, und auch das Instrument sich baute, welches dieses Volk dazu führte Wo bei anderen Menschenkindern fchon das Leben zu Ende geht, war es ihm beschieden, erst am Anfang seiner Erfolge zu stehen Vor allem steht mir vor Augen der Augenblick, als er als König von Gottes Gnaden da« Szepter in der einen und das Reichsschwert in der anderen Hand nur Gott die Ehre gab und von ihm die Krone nahm. Er ist damit zum auserwählten Rüstzeug gewor den und nicht bloß das, sondern auch zum Vorbilde für alle Nachkommen, daß sie nur durch ihren Gott und mit ihrem Gott etwas erreichen, der ihnen ihr Amt verliehen Wir danken Gott für die unvergleichlichen Erfolge, die ihm vergönnt waren, die Freude, in seinem Alter da« deutsche Volk geeinigt hinter sich zu sehen und noch eine Reihe von Jahren auf dem Throne des geeinigten deut- Grueuaunge«, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Departement de» Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 2. Lehrerstelle an der Kirchschule zu Milden«». Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: >00« M JahreSgchalt, 120 M. für den Unterricht in der Fort bildungsschule, b S aus weiteres 180 M für Urberstunden. freie Wohnung im Schulhause und Eartengenuß Vorschriftsmäßige Bewrrbungsgesuche, denen das musikalische Zeugnis beizuiügen ist, sind bis zum 20. Mai an den K. BczirkSschuluispeltor Schul rat Schreyer in Annaberg einzusenden Lazesgeschichte. Drestze«, H.Mai. Über die König! Familien tafel, welche am Sonnabend nachmittags um 6 Uhr in Villa Strehlen zu Ehren der Anwesenheit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin statt fand, ,owie über die Abreise der Kaiserlichen Majestäten haben wir noch folgendes zu belichten: Ihre Majestäten die Kaiserin und die Königin saßen an der Mitte der ovalen Tafel. Rechts neben Ihrer Majestät der Königin schlossen sich in der Tafelrunde an: Se. Majestät der Kaiser, die Frau Prinzessin Friedrich August, der Prinz Georg, der Prinz Johann Georg; links von Ihrer Majestät der Kaiserin hatten Platz genommen: Se. Majestät der König, die Frau Prinzessin Johann Georg, der Prinz Friedrich August, der Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde. Se. Majestät der Kaiser hatten, wie auch vor mittags beim Besuche der Gartenbau-Ausstellung, die Uniform des Königl. Sächs. 2. Gle»adicr-RegimentS Nr. 101 angelegt. Se Majestät der König trugen die Uniform des Königl. Preuß. 2. Garde-Ulanen- Regiments, Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg die des Königl. Preuß. Altmärkifchen Ulanen-Regt- ments Nr. 16 und Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August die des Königl. Preuß. Garde- Schützenbataillons Die Prinzen Johann Georg und Albert, Königl. Hoheiten, waren in der Uniform des Schützen-Regiments Nr. 108, dez. des 2. Jäger- Bataillons Nr. 13 erschienen. Die Mitte der Tafel zierte ein aus Marschall Niel- Rosen, Maiblumen und Farren hergestelltes Bouquet, über welchem von dem Lustre Ranken von Aspuraxu« und Äpfelblüten herabhingen. Von diesem Arrangement inmitten der Tafel zogen sich auf dem Damasttafeltuche zarte Ranken aus Äpfelblüten, Ver gißmeinnicht und verschiedenfarbigen Blättern und Gräsern nach beiden Seiten, wo Bouquets mit krsnce-Rosen und Farren den Abschluß der Tafel dekoration bildeten. Außerdem befand sich vor jedem Gedecke ein Sträußchen aus Vergißmeinnicht, Mai glöckchen und Marschall Niel-Rosen. Nach der um 6 Uhr erfolgten Aufhebung der Tafel verweilten die Durchlauchtigsten Herrschaften bis ^0 Uhr im Palmengarten. Sodann fand die Abreise der Kaiserlichen Majestäten von Haltestelle Strehlen ms mittelst Sonderzuges nach Frankfurt a. M. statt. Die Königliche Familie gab den Kaiserlichen Majestäten das Geleite bis zur Eisenbahnwartehalle. Daselbst hatten sich zur Verabschiedung eingefunden: Die Hofdamen Gräfin Einsiedel und Gräfin Reuttner v. Weyl, Oberhofmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, Oberhofmeister v. Malortie und Flügeladjutant Major v. Larisch. Nach herzlichster Verabschiedung von der Sächsischen Kömgsfamilie, und nachdem die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften die Damen und Herren des beiderseitigen Gefolges huldvollst begrüßt hatten, bestieg das Kaiserpaar den Sonderzug, welcher 8 Uhr 25 Minuten die Haltestelle verließ. — Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern, Sonntag, vormittags dem GotteL- diei ste in der katholischen Hofkirche bei. Mittags l»1 Uhr zeichneten Se. Majestät der König die Festfeier in der Aula der Königl. Technischen Hochschule aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Sächsischen Ingenieur- und Architektenverein» mit Allerhöchstse.ner Gegenwart aus. Nachmittags um 2 Uhr vereinigte sich die Königliche Familie bei Ihren Königl Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg im Palais Parkstraßc zur Familientafel. Danach reisten Ihre Majestäten der König und die Königin mit dem fahrplanmäßig« n Schnellzuge 4 Uhr 30 Min. nach Sibyllenort ab, woselbst die Ankunft abends 10 Uhr erfolgte. Im Allerhöchsten Gefolge befanden sich: Frau Oberhosmejsterin v. Pflngk, Hofdame Gräfin Ein siedel, Hosfräulein v. Abeken, General-Adjutant General- lieutenant v. Minckwitz, Kammerherr v. Minckwitz, Flügel-Adjutant Major v. Ehremhal, Kammerjunker Freiherr v. Koenneritz und Hoftaplan Halm, sowie als Gast der Graf Breza. Der Aufenthalt Ihrer Majestäten auf der schlesischen Besitzung wird sich voraussichtlich auf mehrere Wochen erstrecken. DreS-eu, 10. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, begiedt sich im Allerhöchsten Auftrag Sr. Majestät des Königs zu den Krönungsfeierlichkeiten nach Moskau. Die Abreise erfolgt am Sonntag, den 17. d. Mts., mit dem fahrplan- mäßigenSchnellzug10Uhr29Min.vorm.vomSchlesischen Bahnhof über Breslau SoSnowice nach Warschau. Von Warschau aus steht ein Kaiserlich Russischer Sonderzug zur Verfügung. In der Begleitung Sr. Königl. Hoheit werden sich befinde»: Se. Excellenz der Generallieutenant v. Minck witz, Kommandeur der 3. Division Nr. 32, der Geh. LegationSrat im Ministerium der auswärtigen An gelegenheiten Frhr v. Friesen, der Oberst v. Carlo witz, Kommandeur der l. (Leib-) Grenadier-Regi ments Nr. 100 und der persönliche Adjutant Ritt meister Krug v. Nidda. Dresden, 11 Mai. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute von 7 Uhr morgens ab den BataillonS-Besicht'gungen deS Schützen-(Füsilier-) Regiments „Prinz Georg" Nr. 108 in dem Gelände westlich des Kavallerie- Exerzierplatzes bei. Ntsidenztheater. Gastspiel de« Hrn Franz Tewele vom Deutschen Volkstheater in Wien „Der Herr Direktor". Lustspiel in drei Akten von Alexander Bisson und Ferdinand Carre, übersetzt von Ferd. Groß. Daß das Residenztheater mit seiner jüngsten franzö sischen Novität „Der Herr Direktor" einen Treffer gemacht habe, läßt sich nicht behaupten, und selbst da« Gastspiel de» Herrn Franz Tewele in der Rolle de« verliebten Ministerialdirektors de la Mare wird da» Stück schwerlich lange über Wasser halten. Da» Beste an dieser Art Stücken geht auf dem langen Wege von Pari« über Wien nach Dresden verloren, das satirische Sittenbild, nach dem e« unter der Herrschaft der allein selig machen den Republik gerade so menschlich, allzumenschlich herzu gehen pflegt, als unter dem Kaiserreich, und schöne Frauen ihren Gatten von skrupellosen Chefs nach wie vor Unter- und Oberpräfekturen verschaffen, büßt die schärferen Züge ein und bringt die stickige Atmosphäre, in der es gereist ist, dennoch mit. Ein gewisses Geschick des Aufbau« und eine Reihe von leidlichen Witzen können für ziemlich viel abgestandene Situationen und langweilige Wiederholungen nicht entschädigen. Da» Beste ist der zweite Akt und sein mit der Handlung freilich nur im losesten Zusammenhang stehender Schluß. Ein sechsmal beim Ministerialdirektor eingedrungener, sechsmal aus dein Bureau hinau«ge- worfener und auf den amtlichen „schriftlichen Weg" ver wiesener Unbekannter hat endlich sein Anliegen zu Papier gebracht: „Ich bin der Bruder Ihre« Portier« und sollte melden, daß e« bei Ihnen brennt " Die Überlistung des bureaukratischen Don Juan« durch die (verwitwete) Schwägerin (statt der Frau > de« Hrn. Lambertin und die notgedrungene Heirat am Schluß können nicht verfehlen, große Befriedigung derer zu erwecken, für dir mit dem Trauschein alle« in Ordnung ist. Alles in allem aber ist das Stück denn doch nicht toll und lustig genug, um die unerquicklichen Voraus setzungen vergessen zu machen In französischer Sprache humanistischen Geist des achtzehnten JadrhundertS wieder- fpiegeln ließ. . . AuS der Theatergeschichte weiß man, daß „Jphigenia" zu keiner Zeit die Popularität anderer Goethischer Dramen erlangt hat. Die Art des Stoffes und der vornehme Ton der Behandlung erklären das voll kommen, und man darf wohl annehmen, daß hierin nur eine mehr der Lyrik als dem Drama zugeneiate Epoche ohne Neigung für Handlungsfülle und realistische Seelen malerei Wandel schaffen wird. E« muß ein ungewöhnlich gesammelte«, innerlich rein gestimmtes Publikum sein, das sich an der Formschönheit dieses Dramas erlaben, an dem Reichtum seiner Sentenzen und Reflexionen erbauen und von der daS Ganze treibenden, geklärten und versöhnten Weltansicht erheben laßen will In solchem Sinne war es vorgestern erfreulich zu beobachten, daß das gutbesetzte Hau», in dem sich auch die Jugend zahlreich eingefunden hatte, dem Dichterwerkc mit angespannter Teilnahme folgte Diesem Interesse kam auch eine gute Darstellung entgegen, die von Frl. Ulrichs bekannter Meisterleistung in der Titelrolle beherrscht wurde. In der vollendeten Klarheit der Rede, in der schönen Ein fachheit der Bewegungen und Stellungen erreicht die Darstellerin einen Grad de» Gelingens, wie er in der heutigen Schauspielkunst bei derartigen idealen Aufgaben selten gewonnen wird Al« Thoa» wirkte Hr. Holthaus mit, der ebenfalls sehr gut sprach, aber in der Ge samthaltung noch etwas kerniger sein möchte, un beschadet der durchgreifenden Veredelung, die Goethe mit dem rauhen Taurierkönig de» Euripides vorgrnommen hat Vorzüglich gab Hr. Müller die kleine Partie des Arkas Lrest und Pylades wurden von den Herren Waldeck und Dettmer gegeben, in vielem Einzelnen sehr befriedigend und wirksam, wenn auch nicht ohne manche leere Momente Namentlich muß Hr Dettmer seine Figur kräftiger anfafsen, Pylade« ist doch ein kühner frischer Jüngling, seine Darstellung verträgt also nicht« Weichliche«. Der Hervorruf im Theater. Das „Deutsche Theater", da« in Berlin mit der „Ab schaffung de« Hervorrufs" voran ging, die königl Theater, die, auf Anregung der Künstler, mit dem Verbot de« Hervortretens durch Beifall ausgezeichneter Künstler folgten, erörtern seit einiger Zeit die Frage einer Wiedereinführung de« Hervorruf«. Um die praktische Entscheidung dieser Frage zu erleichtern, hat der „B B -C" sich mit dem Er suchen um Mitteilung ihrer Ansicht an eine Anzahl von dramatischen Dichtern gewandt sowie an Bühnenleiter, von denen eine sachgemäße Beurteilung der Sache zu erwarten Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 9. d. M : Goethe- Cyklus. IV. Abend. „Jphigenia auf Tauris" Schau spiel in fünf Akten von Goethe. Die Aufführungen im Goethe-Cyklus sind bis zu dem jenigen Drama des Dichters gediehen, welches nicht durch dramatische Kraft, sondern fast ausschließlich durch poetischen Gehalt auf uns einwirkt In „Jphigenia" fehlt die äußere Handlung, Mannigfaltigkeit und Spannung der Aktion, szenisches Leben; alles ist vielmehr innere Begebenheit in diesem Seelendrama, in dem, entgegengesetzt der Tragödie des Euripides, eine innere Lösung des Konflikts ohne Ocur «, maebinu erstrebt und erreicht ist, in dem die Menschen nicht mit den Gewalten anderer, sondern nur mit den Begierden und Erschütterungen des eigenen Herzens kämpfen. Mit der Wahl des Gegenstandes ist Goethe zu den Überlieferungen der Renaissance zurückgekehrt und zwar in einer Zeit, wo lediglich noch die Oper an antiken Stoffen festhielt; sein Iphigenien Schauspiel bildet eine Fortsetzung des Renaissancedramas der italienischen und französischen Litte- ratur und zugleich eine solche Erhöhung und Veredelung des selben, daß man diese Schöpfung unseres Dichter« mit Recht al« „daS Edelste, was die erneuerte Antike in den modernen Litteraturen aufzuwcisen hat", bezeichnet Diese Erneuerung der Antike bezieht sich indes nur aus den künstlerischen Ausdruck, nicht auf den geistigen Inhalt, der un« Grundgedanken und Empfindungen bietet, die von der Weltanschauung der Antike weit abliegend ein christliche«, deutsche« Gepräge haben Die ganze Anlage des Dramas, der Triumph verklärter Weib lichkeit über die rohe Sitte und List der Männer, die peinliche Abwägung zwischen Dankbarkeit und Schwcsterliebe, die Iphigenie vornimmt, und der end liche Sieg allgemeiner Menschlichkeit und Menschen liebe , mit dem alle Verwirrungen sich harmonisch auflösen, da« alle« hat mit der Antike nicht« gemein, e« ist da« Produkt eine« Dichter«, der in seinem Kunstwerke den von französischen Schauspielern dargcftellt, wird sich die ganze Geschichte lebendiger, bunter ausnehmen, die Satire viel schärfer wirken Aber wie fagt schon Squenz im „Sommernachtstraum"? „Gott behüte dich Zettel, Gott be hüte dich, du bist transferiert!" Im Grunde beherrschte nur Hr. Tewele (de la Mare) mimisch und sprachlich die Anforderungen seiner Rolle, er brachte den unablässigen Wechsel zwischen amtlicher Würde und Schwerenötertum ganz virtuos zur Erscheinung und errang mit Reckt großen Beifall Ihm zunächst zeichneten sich von den Mitgliedern unseres Residenztheaters noch Herr Friese (Bouquet) und Frl. Claire Krona (Susanne) aus. Für die übrigen Mitwirkenden ist r« kein Vorwurf, daß sie eben nur An deutungen und Umriße von Gestalten, nicht Gestalten selbst, herausbrachten Es ist unmöglich, bei einem so be ständig wechselnden Repertoire in jedem Augenblick einen andern Stil zu treffen und voll zu beleben. Und für den „Herrn Direktor" hätte es der Mühe kaum gelohnt, er spielte schon bei der dritten Vorführung, trotz de« Sonn tags, vor halbleerem Hause. Nur auf größere Deutlichkeit des Sprechens ist wiederholt zu dringen, sie hängt mit guten oder schlechten Komödien, volkstümlichem oder frivolem Stil, nicht zusammen und ist eine allgemeine Cchauspieler- tugend. . Adolf Stern Journal Kür den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so Pf. Bei Tadelten und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Hera»««eder: Üvniglichc Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Znnngerstr 2V. Fernspr Anschluß: Nr Ve«n»»»ret«: Für Dresden vierteljährlich 2 Mark 50 Pf, brr den Nanei lich deuNcheu Postanstalum vierteljährlich 3 Mark; außer halb des Deutschen Reiche« H^t- und Steinpelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheiueu: Täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage abend« Fernspr Anschluß: Nr.!?-."». Dresdner
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