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d Wohlfahrt-^ lnde (Ziehun- Straße. nds. Hen. lS Pf,. chtung 5 Msr » an. MnSti». rlustvn " uoevtbvkrliek^ LIL. 1.50 m xssekrsibon »d. 0,08 tr» Tageblatt sil s»d>«s, Mit VmMrs. Mns, Et. Wiki. HtiiMrl. ««inm, ün>iistl. LitsmÄsrs, Mst, Et. Wis. St. ZM, Et M-tli, Etmnilns, Wm, Mmitia, WchiM a> Whti» Amtsblatt für das Kgl. Amtsgericht und den Stadttat zu Lichtenstein - : Älteste Zeitung im Königlichen Amtsgerichtsbezirt 77-- : —> ' > — ' KS. Jahrs««. ' ' - > - — Nr 137 L-LLLLSW Dornerstag, den 17. Juni 19"9 Vies«, Matt «scheint täglich anher Sonn- »«L Festtag« nachvlittag« flbc de» foigendea ^ag. — vierteitäyriicher Grp»g«prei»: 1 Mn. SO psg„ durch dir Post de^ogen I MN. 75 psg. LUyetne Nummern 10 Pfg. Oestettungen nehmen außer der GrpedMon Ul Lichtenstein, Luchchauerstra-e Nr. Sd, alle Laiserttche» postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. Luserate werden die fünsgespaltene Grünheide mtt 10, sstr auswärtige Zusereute» »u ib pfg. berechnet. Nrkiamelettr SO Pfg. Z« amtlichen Geile kostet die sweispalttge Leite 30 pfg. Fernsprech-AnschluhNr. 7. Znseraten-Annahme täglich bi« späteste»« vormittag, 10 Nhr. Telegramm adresse: Tageblatt. Das Wichtigste. * Tas Kaisergeschwader ist Dienstag abend f-9 Uhr von Danzig aus in See gegangen. * Tie sächsische Regierung veröffentlicht den Ent wurf eines neuen Brandversicherungsgesetzes. * Tic englischen Geistlichen sind gestern nachmit tag 2 Uhr zu einem Besuch der Wartburg von Berlin abgereist. * Ter Kaiser von Oesterreich hat gestern den auf der großen Automobilsahrt befindlichen Prinzen Hein rich von Preussen in Audienz empfangen. - * Nach Meldungen aus Konstantinopel soll Grie chenland eine Note an die Großmächte gerichtet haben, in der es seine Wünsche hinsichtlich Kretas formu liert. * In Brasilien hat der bisherige Vizepräsident Dr. Nilo Pccanha die durch den Tod des Präsidenten verwaiste Regierung übernommen. M«lr be Mem« ui SMtü Durch die Vorführung der mächtigen Flotte sind bei den Mitgliedern des Pressekongresjes, insbesondere bei den Journalisten aus den Kolonien, Eindrücke er weckt worden, die schlecht mit den besorgten Gesich tern und beunruhigenden Reden übereinstimmen, die sie bisher im Kongreß und im Foreign Office gesehen haben. Der urwüchsige Mut und der frisckze Enthusias mus der Kolonialen fragt sich natürlich, wozu die ! Angst bei einer solchen Flotte ? Würde ein Nelson zwei Schiffe gegen je ein feindliches verlangt haben? In der- Tat scheint man dieses ungewünschte Resultat des Schauspiels von Spithead in gewissen Kreisen vorausgesehen zu haben. Der frühere Lord der Ad miralität, Herr Lee, sagte bereits Sonnabend in einer Versammlung von Konservativen: „Tie Schiffe, die man heute unseren Gästen aus den Kolonien zeigt, müssen einen großartigen Eindruck auf Leute macheu, die nichts davon verstehen, aber inan streut ihnen damit nur Sand in die Augen." Minister Burns tadelte in einem Interview, daß man den Journalisten nur die besten Schiffe gezeigt habe, jetzt würden sie unter dem Eindrücke nach Hause gehen, daß bei einer solchen Flotte nichts zu fürchten sei. Auch Admiral Bruce läßt, offenbar von dieser Befürchtung angeregt, seine warnende Stimme in einem Briese an die Mvr- ning Post vernehmen, in dem er einen Krieg als ganz unvermeidlich hinstellt. Die Redaktion hat diesem Bries durch die Ueberschrift: „Auf was wartet Eng land!" einen ganz besonders ominösen Sinn unter gelegt, der sofort klar wird, wenn man daneben die folgenden Aeußerungen des eben aus Deutschland zurückgekehrten Parlamentsmitgliedes Barnes hält. Barnes erwähnte im Laufe einer Rede an die Arbeiter partei: „Unlängst wurde ich in der Admiralität dem Kapitän eines britisckwn Schlachtschiffes oorgestellt, dessen einziges Unterhaltungsthcma die Wahrschein lichkeit eines Krieges mit Deutschland bildete. Der Kapitän schwelgte förmlich in dieser Vorstellung. „Je schneller der Krieg kommt", sagte er, „desto schneller wird England die Gelegenheit haben, Deutschland aus der Karte Europas zu streichen." (!) Tie Beamten der Admiralität versicherten mir, daß der größte Teil der Marineoffiziere von diesem Sinne beseelt sei. Erst vor ein Paar Tagen hat mir ein anderer Seeoffizier gesagt, daß der Krieg bestimmt bis spätestens 1012 ausbrechen werde, und daß Marineoffiziere ihre Privataffären hiernach einrichteten." Diese Worte, mit denen der Redner die Friedensliebe verantwort licher Regierungsorgane kennzeichnen wollte, bedürfen wohl keines weiteren Kommentars. Heute beginnen die großen Flottenmanöver, an denen 345 Schiffe und 80 000 Offiziere und Matrosen teilnehmen werden. Tie Flotte wird in die rote, weiße und blaue Flotte geteilt. Die rote wird nach der Ostküste, die blaue nach der Westküste Irlands und die weihe nach 8er Nordsee abgehen. Die Aufgabe der letzteren besteht darin, sich mit der blauen Flotte zu vereinigen, ohne mit der roten in Kampf zu ge raten. * * * Eine Schein-Invasion. Unter dem Titel „Eine Schein-Invasion" bringen die Blätter folgende Meldung aus Aldershot: Gestern morgen zu früher Stunde erhielten sämtliche Truppen zu Aldershot und in den außenliegenden Garnisonen das Alarmsignal: „Rüstet sofort gegen einen Feind, der in der Nacht an der Küste landete und jetzt Gepäck und Proviant ausladet, um ins Land einzudringen!" Ter Höchstkommandierende zu Aldershot, General Sir Horace Smith Dorrten, und sein Stab waren um 0 Uhr irn Hauptquartier und ließen zur Mobilmachung alarmieren. Man gab sechs Stunden Frist hierzu. Bis her hatte man dies noch nie versucht. Ter gewöhn liche Mobilmachungsvlan ist für eine Woche berechnet. Sämtliche Truppen, bestehend aus l8 000 bis 20 OM Mann, waren zu Mittag marschfertig und wurden vom Kommandeur inspiziert. Ter administrative, tech nische und departementale Stab unter (Generalmajor Lawson war den ganzen Vormittag eifrigst beschäftigt. Nichts wurde übersehen, einschließlich die zum Trans port der Truppen an die Küste notwendigen Bahn- arrangemcnts, die, obgleich diesmal nur auf dem Papier, doch wirksam Vorlagen. EtinmM ns sm LeMi MSI«. (Eigen - Bericht.) Sch. Berlin, den 15. Juni 1909. Fm Reichstage herrscht heute vom Beginn der Sitzung an recht reges Treiben. Tas Haus ist sehr gut besetzt. Nicht die Interpellation der Freisinnigen und Nationalliberalen haben schon am ersten Tage nach der viermöchentlichen Pause auch den letzten Fraktionskollegen au die Arbeit gerufen, die Finanz reform und die in Kürze zu erwartenden Entscheidun gen stehen im Mittelpunkte der lauten, ungezwungenen Unterhaltung da unten. Während der Freisinnige Pach nicke in wirksamer, durch die Elegantheit der Form auffallender Rede die Interpellation über die Mecklenburgische Verfassung begründet, eine anfchau- liche Skizze von den traurigen, verfassungsrechtlichen Zuständen in Mecklenburg entwirft und zum Schluß unter dem lebhaften Beifall der Liberalen wünscht, der deutsche Reichstagspräsident, der an den Präsi denten des jungtürkischen Parlaments ein Glück wunschtelegramm gerichtet habe, möge bald Veran lassung haben, auch nach Mecklenburg ein ähnliches zu richten, wird im Saale lebhaft über den morgen zu erwartenden großen Tag debattiert, der eine Kanz- i ler-Rede bringen wird. Viel beachtet wird, wie der jugendliche Zentrumsherzog Arenberg seinen Frak tionskollegen und vielen konservativen Herren vorge- stellt wird, sich ehrfurchtsvoll über seinen Riesensteh kragen nach allen Seiten hinneigend. Staatssekretär von B c t b m a n n - H o l w e g , der sichtlich abgespannt aussieht, als sei er überarbeitet, antwortet auf die Interpellation im besten Divlo- matendeutsch. Eine grundlegende Aenderung der Ver fassung liege nicht in der AbsiM der verbündeten Regierungen. Tas hindere sie aber nicht, an der Er wartung sestzuhalten, die sie 1875 ausgesprochen haben, daß es der großherzoglichen Regierung gelingen möge, die langumstrittene Frage in naher Zeit zum Abschluß! zu bringen. Tas Haus amüsiert sich kräftig über das 34jährige mit ruhiger (Keduld ertragene Hoffen der Rcichsregierung. Mit der Aufregung eines Fnngtern- redners verliest der Mecklenburgische Bundesbevoll- mächtigtc von Brandenstein eine Erklärung seiner Regierung, das in Angriff genommene Reformwerk fortzusetzen Und dann wird die Besprechung der Interpellation beschlossen. Der Konservative Führer von Normann verliest eine Parteierklärung. Ter Reichstag sei unzuständig zur Beratung über einzel staatlich« Bersassungsfragen. Der Freikonservative von Oertzen, mit Gelächter von der Linken be grüßt, verliest eine ähnliche Erklärung. Als er daA Blatt Papier bereits zur Seite gelegt hat, ereignet sich ein stürmisches Intermezzo. Präsident Paasche bittet die nachfolgenden Red-' ner, Reden nicht mehr zu verlesen, da dieses nur Red nern gestattet sei, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Wie ein Mann fliegt die Rechte von ihren Sitzen auf. Aus dem Tumult hört man nun Worte, wie: Boshafte Beleidigung! Heraus! Fürst Hatzfeldt stürmt zum Präsidenten. Der Präsident findet sein Verhakten korrekt, die Rechte lärmt un aufhörlich, so daß der größte Teil der Rede des mecklenburgischen Nationalliberalen Abgeordneten Linck in der erregten Unterhaltung untergeht. Währen!» Herr Linck die Hilfe des Reiches in der Ver fassungsfrage erbittet und der Mecklenburgische Be-, vollmächtigte seine Regierung zu verteidigen sucht, wird eifrig mit Herrn Paasche verhandelt, der schließ lich bedauert, wenn Herr von Oertzen — ein übrigens im Saale allgemein beliebter Herr — sich beleidigt gefühlt habe. Mit dieser Erklärung schienen sich die Rechte und Herr von Oertzen, der die Absicht gehabt haben soll, Herrn Paasche zu fordern, zufrieden zu geben. Nach dem Sozialdemokraten Frohme pole misieren noch die mecklenburgischen Konservativen von Treucnfels, der sich einen Ordnungsruf zuzieht, und ob seiner Angriffe gegen die Linke von dem Frei sinnigen Wiemer scharf angegriffen wird — und Maltzahn gegen den agitatorischen Charakter der Interpellation. Früher als man gedacht, verliest der Präsident die Tagesordnung für morgen, auf der das Steuer programm steht. Die Sitzung beginnt um 2 Uhr, um den Fraktionen vorher Gelegenheit zur Beratung zu geben. Deutsches Reich Berlin. (Zur Monarchenbegegnung in den fin nischen Gewässern? Rosjijc bespricht in ihrem Leit artikel die Kaiserzusammenkunft und sagt: Wir ver mögen die vollste Uebereiuslimmung auszudrückcn mit der neueren äußeren Politik, welche die Deutschland zugeschriebenen Jntrigueu gegen die zwischen Rußland, Frankreich und England hergestellten Beziehungen widerlegte, und aussprach, daß die Zusammenkunft beider Kaiser keinerlei Veränderungen in den Grund linien der europäischen Politik bedeuten und nur daraus hinweist, daß beide Monarchen wie früher so auch jetzt ihre persönlichen Beziehungen und das gute Ein vernehmen zwischen ihren Reichen aufrecht erhalten wollen. Wir fügen unsererseits hinzu, daß Rußland feine traditionellen Beziehungen zu Deutschland immer hochschätztc rind hochschätzen wird. Dieselben sind völlig vereinbart mit den Bundesbeziehungen Rußlands und bilden das gewichtigste Unterpfand für die Aufrechter haltung des allgemeinen Friedens. Sie widerspricht auch nicht im geringsten den Beziehungen Rußlands zu England. Daher liegt keinerlei Grund vor. irgend welche Aenderungen der Mächtegruppierungen voraus zusehen. Rußland hat in Deutschland einen bockt-- kultivierten Nachbar, mit dem er die vielseitigsten Verbindungen hat. Wir sind vollkommen überzeugt, daß die Zusammenkunft diese Verbindungen befestigen ivird und begrüßen den hohen Gast mit unserem russischen Willkvmmengruß. — (Ter Entscheidungskampf.) Nic war die parla mentarische Situation unklarer und verzwickter als in diesem Augenblick. Auf die Tagesordnung der lseu- tigen Plenarsitzung des Reichstages, in der der Reichs kanzler sprechen wird, ist die zweite Lesung der von der Finanzkommission b ratenen Regierungsvorlagen gesetzt, gleichzeitig soll auch die erste Lesung der neuen Vorlagen stattfinden, die von den Verbündeten Re gierungen dem Reichstage erst übermittelt worden sind. Endlich aber sollen auch diejenigen Vorlagen, die aus der Initiative der Rumpfkommission hervorgegaugen sind, die Tagesordnung des Mittwoch zieren. Tas be-