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»hin n^tli Tageblatt Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträche zu Erscheint jeden Wochentag stütz S U. HW. -x tim Nif serate werden bi» Nachm. 3 Uhr ' r die nächste Nr. angenommen. Preis vterteljährl. r<> N«. Inserat« werden die gestaltme Zeile »der deren Raum mit S Pf. berechnet. I' M'li.'^rF' int Die Berichte aus Preußen über den Stand der Saaten find durchweg sehr günstig. Es hat denselben weder die bis in die ersten Tage des Mai herrschende nasse und kalte Witterung, noch die darauf eingetretene große Hitze und Trockenheit geschadet. An einzelnen Stellen Schlesiens beklagt man durch den Schnee hervor« gerufene Nachtheile, welche aber nicht so groß sind, um eine schlechte ' Ernte befürchten zu lassen. — Die Panzerfregatte „König Wilhelm," welche gegenwärtig Docks liegt, hat am 30. Mai ihre säumttlichen Maschinen (800 Tonnen schwer) an Bord empfangen. Auch die Masten sind bereit aufgerichtet. Die Chlinder, 3 an der Zahl, wiegen jeder über 24 Tonnen ; die Kessel, deren das Schiff 8 besitzt, find je 27 Tonnen schwer; die Condensatoren haben ein Gewicht von 35 Tonnen, imd der Kurbel eins von 22 Tonnen. Die Dampfmaschinen besitze« 1150 Pferdekraft. Auf dem Kanonenverdeck wird die Fregatte mit 22 Kanonen und aus ihrem Oberdeck mit 2 Kanonen bemannt werden. Behufs weiterer Ersparungen wird die Militärverwaltung nach Beendigung der Herbstübungen mit der Ausrangirung und dem Verkaufe der Pferde bei der Cavallerie und Artillerie vorgehen. Barmen, 8. Juni. Die Arbeiterbewegung nimmt hier z«. Neuerdings haben die Weber, Wirker und Riemendreher in mehreren Geschäften die Arbeit eingestellt, wogegen in einigen andern eine Vereinbarung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitern zu Stande gekommen ist. Schwerin, 8. Juni. Dem „Mecklenb. Anz." zufolge wird an Stelle des zum Oberhosmeister der zukünftigen Frau Großherzogin berufenen Generallieutenants v. Sell der Staatsminister v. Bülow in Neustrelitz demnächst als Gesandter für beide Mecklenburg in Berlin accreditirt werden und zugleich die Vertretung derselben im BundeSrathe übernehmen. Bremen, 6. Juni. Vom Protestantentage meldet die,Meser- Zeitung" Folgendes: Unter den 230 Mitgliedern, welche von aus wärts sich zu dem Protestantentage eingefunden hatten, war Nord westdeutschland natürlich besonders zahlreich vertreten (Oldenburg, Hannover, Braunschweig). Nächstdem Berlin, Thüringen, Schles wig-Holstein, Baden, die Pfalz. Es waren Mitglieder aus Galizien, Oesterreichisch-Schlesien und selbst aus Livland anwesend (soweit wir wissen, je ein Mann). Dem Stande nach war die große Mehrzahl Prediger, Professoren und Lehrer, sodann waren der Zahl nach am reichsten die Juristen, Landwirthe, aber auch andere Stände (städtische Beamte, Kaufleute und selbst Forstbeamte) ver treten. Von den größeren Städten hatten Hamburg, Hannover und Berlin die meisten Mitglieder gesandt. München. Offtciöse Artikel mehrerer Blätter bezweifeln die Lebensfähigkeit des ProjecteS, einen Südbund zu bilden, und fordern die Particularisten auf, einen artimlirten Entwurf vorzulegen; bloße Phrasen seien nutzlos. Wien, 7. Juni. Der Aufenthalt des Prinzen Napoleon in Wien ist vorläufig auf acht Tage festgesetzt. Die Abreise erfolgt wahrscheinlich am Sonnabend. Der Prinz besucht dann zunächst Prag und begiebt sich von da erst nach Pesth. Im Verkehr mit unsern Staatsmännern betont der Prinz, wie man versichert, seine friedliche Auffassung der Situation. Zu dem heutigen Diner in Schönbrunn, welches zu Ehren des Prinzen stattfindet, sind nur die beiden sogenannten Familiengesandten, der Herzog von Gra- mont und der Marquis de Pepoli, geladen. Letzterer ist zudem persönlich mit dem Prinzen verwandt. Von morgen an empfängt der Prinz das diplomatische Corps in der Mittagsstunde. Der Doyen desselbm, Herr v. Könneritz, Gesandter Sachsens, hat die Herren hiervon verständigt. — 8. Juni. Im Abgeordnetenhause wurde heute bei Fort setzung der Finanzdebatte der Anttag der Minorität des Ausschus ses über den Gesetzentwurf, betreffend die Vermögenssteuer, zur Tagesordnung überzugehen, mit großer Mehrheit angenomnwn, ebenso ohne Discussion der Gesetzentwurf, durch welchen die Ge bühren von Lotteriegewinnsten bei StaatSlotterien auf 20,ber Pri vatlotterien auf 25 pCt. erhöht werden. Weit« nahm sodann da- — Die Panzersregatte „König Wilhelm," welche gegenwärtig Haus zwei Resolutionen an, durH hehusS Der pollMMgen Ausrüstung iy den Lonhopex Pictpria- Pert wird, behufs definitiver Deckung des DeficnSpro 1868 auf WtöeWr^ .in > ) Amts»/; n Id «'m z n ^>! und Tagesgeschichte. P Freiberg, 8. Juni. Der Reichstag fing diese Woche mit einer lebhaften, ja stellenweise recht interessanten Debatte über das Budget des norddeutschen BunveS an, wobei die preußischen Junker v. Blankenburg und Wagener nur zu deutlich^ den Pferdefuß ihres Absolutismus durchblicken ließen. — Die Matrikular-Beiträge, welche von den Regierungen des norddeutschen Bundes sür das Jahr 1869 aufgebracht wer den müssen, betragen 22,256,858 Thlr. gegen 19,837,567 Thlr. im Jahre 1868. Die Repartition dieser Summe auf die einzelnen Regierungen stellt sich wie folgt: Es haben zu zahlen Preußen 18,629,437 Thlr., Lauenburg 37,381 Thlr., Sachsen 1,819,953 Thlr., Hessen 206,833 Thlr., Mecklenburg-Schwerin 422,817 Thlr., Sachsen-Weimar 84,185 Thlr., Mecklenburg-Sttelitz 78,184 Thlr., Oldenburg 116,955 Thlr., Braunschweig 227,593 Thlr., Sachsen- Meiningen 56,320 Thlr., Sachsen-Altenburg 40,907 Thlr., Anhalt 60,676 Thlr., Schwarzburg-Rudolstadt 23,378 Thlr., Schwarzburg- Sondershausen 21P07 Thlr., Waldeck 16,528 Thlr., Reuß ä. L. 13,267 Thlr., Reuß j. L. 26,635 Thlr., Schaumburg-Lippe 9210 Thlr., Lippe 34,071 Thlr., Lübeck 10,903 Thlr., Bremen 84,503 Thlr., Hamburg 235,835 Thlr. Sachsen-Koburg-Gotha ist bekannt lich auf Grund der früher von ihm mit Preußen abgeschlossenen Militär-Convention für jetzt von der Beitragspflicht noch befreit. Die angegebenen Zahlen werden übrigens später no.ch einer Berich tigung unterliegen. — In der Debatte handelte es sich namentlich um die Marine. Bekanntlich ließ die preußische Regierung alle Marinearbeiten fistiren, weil der Reichstag darauf bestand, die Bundesbeamten für die Ausgaben verantwortlich zu machen. Der Abg. v. Blankenburg schob die Schuld dieser allseitig bedauerten Arbeitseinstellung auf die liberale Partei, denn sie habe die Re gierung nur zur Nachgiebigkeit zwingen wollen, indem sie ihr die Gelder nicht eher zu votiren versprach, als bis verantwortliche Bun desbeamten vorhanden sein würden. — Der Abg. Wagener vertrat die Meinung, daß die Regierung auch ohne Genehmigung des Reichstags befugt sei, Anlechen zu machen, denn er halte das Schuldenmachen sür ein angeborenes Menschenrecht. Der norddeutsche Bund sei kein Kind von constitutionellen Aeltern, und wenn man ihn in konstitutioneller Weise entwickeln wolle, dann verkrüppele und verkümmere er. — Wirklich recht noble Grund sätze. — Graf Schwerin trat denn diesen Heißsporen der Reac- tion sehr energisch entgegen, indem er sagte: „Hätten wir ein ver antwortliches Ministerium, dann bedürften wir der Verantwortlich keit der Bundesschnlden-Commission nicht. Jetzt aber fehlen dem Reichstage die Mittel, seine Monita zur Geltung zu bringen. Da rum ist die civile Verantwortlichkeit durchaus nöthig. Die Indem nität, auf welche Graf Bismarck verwiesen, ist und bleibt so lange ein leeres Wort, so lange bei ihrer Nichtertheilung die strafrecht liche Verfolgung nicht eintteten kann. In Betreff der vom Abg. Wagener geäußerten absolutistischen Gelüste wolle er nur wünschen, daß Wagener mit diesen Ansichten nicht auch den Mann (Bismarck) vertrete, dem er in Bezug auf die Führung der Feder attachirt sei. (Bekanntlich schreibt Wagener in der „Kreuzzeitung.") — Die Verhandlungen über das Bundesbudget dauern noch fort.