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ächsische NarhMiG 43. Jahrgang Dienstag, den 11. Januar 1881 Feuilleton mit aufmerksamen txped. ».Nedakt»»» »r»»peu^-teuft«»t N. Meißner «ageS. Lie Zeitung erscheint Dtofta«, Donnerstag und Sonnabend Adonnnnent»- PretS r vierteljährl. M 1^0. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- »ustalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung i»S Hau- erhebt die Post noch eine Ge bühr von L5 Pfg. Beruhigen Sie sich, mein Herr, sagte der Arzt: Noch ist nicht alle Hoffnung verloren. Dennoch blieb dieser Zuspruch ohne Wirkung, denn der Russe stieß in ziemlich gutem Französisch die verzweifeltsten Klagen auS und wollte sich von Neuem erheben, um nach seinem Bruder zu sehen. Regen Sie sich nicht unnütz auf, mein Herr, er mahnte der Franzose. Ich werde mem Möglichstes thun. Freilich ist der Schädel Ihn- armen Bruderö arg zer schmettert und — Er muß sterben, nicht wahr? unterbrach ihn der Russe und seine Augen ruhten mit dem Ausdruck der furchtbarsten Unruhe auf dem Arzt, der die Achseln zuckle und der Frage auSzuweichen suchte, indem er sich wieder eifrig mit dem Verwundeten beschäftigte. Nein, sagen Sie mir AlleS, ich muß eS wissen; drängte der Andere und erhob sich plötzlich, um noch einmal mit ängstlichen BlickiN dm Zustand deS Bruder- zu beobachten. Nicht wahr, die^e schreckliche Wunde ist nicht mehr zu heilen? Er stirbt? wandte er sich dann zu dem Franzosen und seine Augen ruhten voll schmerz licher Erwartung auf den Lippen deS Arztek. Ich weiß es nicht. Ihr Bruder scheint mir von kräftiger Konstitution zu sein und vielleicht gelingt eS mir, ihn zu retten Langsam strich der Russe mit der Hind über sein Antlitz, plötzlich ergriff er den Arm deS Doktor-, der eben wieder um drn Schwerverwundert» bemüht war. Täuschen Sie mich nicht länger, daß Sie sich den An schein geben, al- könnten Sie die fürchterliche Wunde meine- Bruder- noch zusammenflicken. Ich weiß e-, er ist todt, ich hab' ihn verloren. Die elenden Räuber haben ihm zu arg mitze'plelt und ihm den Schädel zerschmettert. Kommen S e, ich kann drn Anblick Inlerate »erden bis Montag, Mittwoch n Freitag Mittag angenommen und kosten: dielfpalt. Zeile!b Pf. Der Herr Baron. Novelle von Lndwig Habicht. (Fortsetzung folgt.) Zum Glück traf bald darauf dir Süddeutsche mit Leuten auS dem nächsten Gasthofe ein und half seinem dänischen BerufSgenossen auS seiner peinlichen Lage, der nicht mehr wußte, waS er mit dem Unglücklichen beginnen sollte. Ein französischer Arzt befand sich zufällig al- Fremder in dem Gasthofe und mit dem humanen Eifer, der seinem Stande größtentheilS nachgerühmt werden kann, hatte sich derselbe sogleich zur Beglei tung angeboren. Nachdem er einen raschln Blick über die beiden am Boden liegenden Menschen gewor- fen, wandte er all' seine Aufmerksamkeit allein dem Verwundeten zu: Der Andere ist nur ohnmächtig. Bitte, reiben Sie ihm die Schläfe mit Eau de Cologne ein, da- wird genügen. Hirr aber ist ein schwieriger Fall, und er schickte sich an, die Wunde deS Unglücklichen näher zu urtersuchcn. Nicht wahr, der Aermste ist todt? fragten die Künstler. ' Der Mensch ist entsetzlich zugerichtet. ES wäre ein Wunder, wenn er davon käme. So leise auch der Franzose gesprochen, der Andere mußte dennoch die Worte gehört haben, denn er schlug malt die Augen auf und jammerte: 0 wou vieu! Unter Eingesandt: 30 Ps Politische Weltschan. Deutsche- Reich. Die fünf Milliarden, welche Deutschland von Frankreich als Kriegsentschä digung erhielt, bilden noch innrer dann und wann das Thema politischer Kannegießerei, die allemal mit dem Referain: „Do sind sie grblieten?- schließt und also nicht weiß, waS mit der obigen Summe gemacht worden ist. Der ReichSinvalidenfons allein beanspruchte 561 Millionen M., deren weitaus größter Lhe.l noch intakt vorhanden ist; im Juliusthurm zu Spandau lagert der Reichtkriegslchatz im Betrage von 120 Millionen M.; der ReichsfestungSbaufond wurde mit 216 Millionen M. dotirt, von denen die Mehrzahl bestimmungsgcmäße Verwendung gesunden hat; der Reichölagögedäudebaufond zählt heute noch gegen 30 Millionen M.; etwa- über 30 Mill onen M. bilden fort gesetzt den DetriebSfonv der ReichSkassen; nahe an 7 MrUivnen M. sind für wissenschaftliche und verwandte Zwecke auSgrgeben und 260 Millionen M. wurden im Vornherein für Bahnen in Elsaß-Lothringen veraus gabt. Hirr haben wir also fünf Viertel Milliarden M., etwa 27j Prcccnt der gesammten Kriegskontridu- tion, die noch baar oder in Werlhpapieren oder in an deren Lerthobjektrn existiren, welche freilich richt alle zinstragend find, von denen aber kein Partikelchen al- absolut unproduktiv vrranlagt bezeichnet werden kann. Bedenken wir ferner, daß zur Erneuerung der Magazine, Anschaffung neuer Kriegsaegenstände, wie Armaturen, Pferde u. s. w. 3511 Millionen M. zur Anweisung kamen und endlich tcn deutschen Staaten 707 Millionen M. zur Vertheilung übergeben wurden, so kann sich Jeder die Frage: „Wo sind unsere fünf Milliarden geblieben?" von selbst beantworten. — Sehen wir un- die Eteuer-Reformvorschlä^e an, welche den deutschen Regierungen zur gutachtlichen Aeußerung vor liegen, so bewegen sich dieselben nicht in ganz neuen Bahnen und sind mehr Ergänzungen als Umgestaltung«»» zu nennen, wie das Projekt einer Kapilalsteuer beweist, das schon früher auftauchte, aber auS dm» einen odrr anderen Grunde wieder fallen gelassen wurde. Dar über kann man aber keinen Augenblick im Unklaren sein, daß der größeren Billigkeit und Gerechtigkeit in Ler Steuerverrheilung, welche durch die Kapilalsteuer ermöglicht wird, eine PreiSgebung aller persönlichen Verhältnisse an den Steuerfirkus gegenüberfleht, da ohne Haussuchungen eine richtige Veranlagung zur Ka- pitalsteuer nicht ausführbar ist. Auf demselben Princip der größeren Gerechtigkeit beruht auch der bereits in der Bearbeitung begriffene und voraussichtlich noch im Laufe deS Winter- fertig werdende Entwurf über die Reform der Gewerbesteuer. Es heißt wen'gstcnS, daß Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Wüller in Dresden. Jnseraten- Annahwestesten: Die Brnoldische . Buchhandlung Jnvalidendank, HaajensteinLBogler, Rudolf Mosse, B L Daube » Ed. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Fra»ksurt a/M. ». s. w. ", ! »» beobachtete er d e ferneren Bemühungen des A Bald hatte derselbe vorläufig se n Werk gethan, der Verwundete wurde sorgsam auf die mitgebrachte Bahre gelegt und nun trat man lang sam den Rückweg zu dem Gasthofe an. Welch' eine traurige Wanderung inmitten dieser herrlichen Natur. Leuchtkäfer schwirrten wie goldene Funken m der Luft, die von dem Duft der blühenden Myrte "füllt, sich weich und schmeichelnd um die Smne legte. Die Natur schien hier da» jauchzendste Lied von Lust und Leben anzust:mmen, aber Alle, d«e traurigen Gange betheiligt waren, konnten M nicht ^m Zauber überlassen, den dieser Abend sonst auf Selbst die au- dem Gasthofe mit- Schwatzen stet- aufgelegte Diener schaft verhelt sich merkwürdig still. . - gab während deS ganzen Dege- " wur e mir großer Vor sicht m em zu ebener Erde belegene- Zimmer de» Gast dieselbe den Gewerbebetrieb namentlich nach dem in demselben angelegten Kapital zu besteuern bezweckte, da gegen ten persönlichen Arbeitsverdienst, insbesondere dm des kleineren Gcrverblreibenden thunlichst befreien will- Wie die praktische Erreichbarkeit dieser Ziele sich gestalten wird, ist eine Frage, die nach dem bisherig«» knappen Andeutungen sich jetzt natürlich noch nicht beantworten . läßt. Auch der Ausgang der Verhandlungen über drn beabsichtigten Steuerlaß und daS VerwendungS- gesrtz ist im Augenblicke noch ungewiß. Welcher Art die Vorschläge der Konservativen auf Herbeiführung ein«- dauernden Steuererlasses waren, darüber sind zwar all gemeine Andrutungrn in die Orffentlichkeit gelangt, aber weder ist deren genauere Formulirvng bekannt geworden, noch weiß man, zu welchem Abschlusse sie gelangtrn. Dem LerwendungSgesthe gegenüber beobachtet die kon servative Presse die möglichste Reserve, ob'chon die Wahr scheinlichkeit auch hier nicht au-geschlossrn ist, daß die Partei auf Abänderungen dringen wirk. WaS die NationaUiterolen anbetrifft, so halten dieselben eine Verzögerung der Behandlung de- VcrwendungsgesetzeS am zweckmäßigsten, wahrend das Ceutrum mehr al- je zuvor ter Politik der freien Hand zuneigt und, wie schon angebeutet, seine Entschließungen von dem Gange der kirchenpolitischen Erörterungen abhängig machen will. Unter dm Agrariern herrscht darüber Besorgniß, daß die in den weitesten Kreisen bestehende Verstimmung bezüglich der Vertheuerung des Roggens den Projekten der Partei Nachtheil bringen werde. Um nun dn be gangenen Fehler wieder gur zu machen, schlägt man vor, den Kornzcll in der Höhe von 25 Proc. deS jedes maligen Marktpreise- zu erheben. Wie wenig mit einer solchen Abänderung dem Publikum gedient ist, leuchtet wohl einem Jeden e n; aber eö gilt eben gelegentlich der bevorstehenden Wahlen diese Specialinteressinkreise Lurch neue Versprechungen zu gewiumn. Daneben wird gelegentlich der bevorstehenden Reichstagswahl an eine Reorganisation der „Freien wirtbschaftlicben Ver- einigurg" gedacht und es ist daher möglich, daß sich die demnächst zusammentretenden Führer derselben mit dem Vorschläge der variablen Kornzölle beschäftigen. Denn man jedoch immer wieder von Neuem mit dem Agita tion-mittel des KornzolleS für d e Wahlen operirt, so erscheint cs angezeigt, auch auf liberaler Seite diesen Punkt mit vollem Nachdruck zu behandeln, sowie den Grundsatz h«rvorzuheben, daß eben die Kornzölle wegen ihre- vcrtheueiNdrn Einflüsse- der nothwendigsten Eristenzmittel deS Volkes zurückzuweiien sind. D^esterr -Nngtir. Mvn^rcdi». Die in Wien gegenwärtig stattsindendcn Ministerkonferenzen nehmen ' nach verschiedenen Seiten h'n da- allgemeine Interesse sich'N lungen bildet u VtrhältnisseS Oesterreichs-Ungarn- lu Dm° W!- b-kon»',. -r'ft!«" i" °>-l» nim ,ar nn^-ß'i» S'h°h-°, also abzuwartrn, ob diesmal Üb» d'e «.te Vt euf^ eine Verständigung zwischen dm b-tden Re^ erriete wird oder nicht. — DaS Ge etz über die Reform der Grundsteuer soll dem österreichischen Ab geordnetenhaus- demnächst zur Berachang vorgelegt werden WaS die Dita 1S der Vorlage anbetnfft so ist noch nicht bekannt, ob sich letztere damrt begnügt, die Grundstruer-Hauptsumme zu nornnren oder ob m der selben auch die Repartition auf dre Kronländer, respektwe auf die einzelnen Bezirke au-g-lprochen s-in wird. Drr letztgenannte Vorgang wäre insofern nrcht rathsam. wm hierdurch dem Reklamations-Verfahren , de praktische Bedeutung benommen würde, wädrend eS sich empfehle, die Vertheilung auf die einzelnen Kronländer in dem Gesuche auszusprechen. Die Grundsteuer-Haupt- summe wird bekanntlich auf fünfzehn Jahre ssst- g^Ztalien. einigen Tagen ist in Rom die Kommission, welche die Aufhebung des Zwang-kurse- vorbereiteu soll, zusammcngetreten. Der Fmanzminister bcabsicht'gt den betreffenden Gesetzentwurf dahin zu amcndiren, daß anstatt der 96j Millionen Scheine in AppoiruS von 20, 100, 250 und 1000 Lire, solche von 5 Francs in Crrkulalion gegeben werten. DaS StaatS- Papiergeld von 340 Millionen Lire würde demnach aus 243z Millionen Scheinen zu 10 Lire und 96z Millionen Scheinen zu 5 Lire bestehen. Der Finanzminister ist der Meinung, daß daS Staatspapiergeld 6s facto an statt 340 Millionen Lire nur 305 Millionen beträgt, weil man 25 bi- 30 Mill onen im Laufe der Zeit zerstören wcrde; aber auch d e^e 3v5 Millionen würden nicht ihrem ganzen Betrage nach cirkaliren, da ein Theil al- Bankresrrve, ein anderer als Fond der Staat-schatzkaffe dienen müsse. Arnnkreick. Wir haben schon mitgrlheilt, baß da- Leichenbegängniß Blanqui'S als kommunistische De, monstration benutzt worden ist. Es sollen denn auch nach dem Urtheile eine- zuverlässigen Korrespondenten gegen 100,000 katilinarische Existenzen auf den Beinen ge. nicht länger ertragen, gönnen Sie ihm die ewige Ruhe — und in leidenschaftlicher Erregung wollte der Russe den Arzt mit h'nwegzichen. Nein, ich darf Ihren Bruder noch nicht völlig auf geben, wehrte ihn der Franzose ab, in dem der Arzt allen lebendig war. Gerade dieser schwierige Fall stachelte ihn auf, all' seine Kunst zu zeigen. Ich bin nicht chne Hoffnung, ihn am Leben zu erhalten, sein Geist wir) freilich für immer umflort ble ben. Ohne ein Worr zu entgegnen senkte der Russe den Kopf; er stieß nur -«Seufzer aus und schweigend