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Smmavend, 8. Juli 1922 «ezu«S»rets> Monat Juli ,8^. «tnzelnnmmer » X. DI« Slichfl,»« «olk»»eitu,-., er,«-int wUch-ntllch sechsmal. , Vorschrift aus obige Preise SS B-oceo» Uus«laa. Oft-^e^ba^ sbr S^bllabholer An,r«ar»Pr-iSi Di- «>?»,elpallene PeN'ceUe « tlir Familien- >ni» L-reniSan^eta-n. Stellen- unk, lltieigesuch« 8 X. die Post auherdem Potto,nichlag. ^Au>FallehühecerEew-il °d°c, beniAurbleibm der N °^Üch» Dle Petit-rttettamesetle un redat-tlonellen Teil. 8S mm breit. LL Für Inserate mit besonderer Plazierung-- ! iede Berpfltchttmg aus Erslillung von Sklzetgen-Aultragen imo Leistung von >sHaoenersatz. Spre-bllunde der Redaktion: Ii-N Uhr nachm. Nicht auSdriiiNich z»rü-kv«rlanat» >md « Für undeuUi» geschrirbene lowi« dnrch Femlprccher antgegebene »ln^igen Ml» Rückporto nicht versehene Einsendungen an dieRedaktion werden nicht aufbewahri. I ldnnen wir die SerantwortitchkeU tür dte Rtchngkeu de-Textes nicht üoernehmen. ^ . t., Annahme von MeschültSanzeigen bi- 10 Uhr. von ffatmlienanzeigen bi- I» Uhr vormittags. — Annahmestellen in Dre-deirr Schmidt'sche Buchhandlung. Inhaber P. Beck. Schlogskatze 5. in Bautzenr Franz Knrjak. An der Pelrltlrche 1 Tagesschau Im preußischen Landtage kam eS z» stürmischen Szenen, als der Abg. Fredersdorf. Deutsch«., das Wort ergreifen wollte und von Unabhängigen und Kommunisten daran verhindert werden sollte durch Herabdrüngen von der Rednertribüne, Abg. Jürgensen stürzte dabei rückwärts die Treppe herab. Kommnnrst Kap ergriff die Präsidentenglocke und brachte die Papiere auf dein Tische in Unordnung. Zwischen Mg. Kansner (Soz.) und Jürgensen nnv den Deutschnationalen kam es zu wütendem Handgemenge. Gegen die weitere M^rkverschlechterung ist im NcichSfinanz- Ministerium am Mittwoch im Beisein des ReichSbankpräsidcntcn Havenstein verhandelt worden. Am 3. September 1922 findet die Abstimmung über dir Autonomie in Oberschlesien statt. Auf Anordnung des polnischen Kultusministeriums in War schau. werden am 1. Januar 1923 die deutschen Schulen in Sraudenz. Kulm und Brombcrg. geschlossen. Die Opfer der Demonstrationen in Zwickau belaufen sich auf 14 Tote. 7V Verletzte der Zivilbevölkerung. 6 Verwundete und 10 Vermiete. Die Arbeit ist überall wieder ausgenommen worden. Durch den Vuchdruckerstreik ist die Notcnpresse der ReichS- druckcrei einstweilen stillgelegt. Der ehemalige deutsche Kronprinz hat ein Gesuch wegen Einreiseerlaubnis nach Deutschland eingereicht. Der Schnellzug Straßburg-Paris entgleiste Dienstag nacht v«r dem Bahnhof Saarburg. Der Gepäck- und Schlafwagen sind zertrümmert, zwei Wagen nmgestürzt. ES gab 4 Tote und 20 Verwundete. In Wien kostet ab 12. Juli eine Straßenbahnfahrt statt früher ISO jetzt 260 Kronen. Am 10. Juli beginnt die Reparatlonskommission in Paris mit Verhandlungen über d ie deutsche Kohlcnfrage. Ae MenslU WIN WsWn ötMWltk Die Presse hat den Meuchelmord an Minister Rathenau mit der antisemitischen Hetze in Zusammenhang gebracht und daraus nahm ein Redner bei der Leichenfeier im Reichstage Veranlassung, auf den unchristlichen Charaktver dieser Hetze hinzuweisen und im Zusammenhänge damit auf den sittlichen Tiefstand, der in der Verfolgung eines Menschen um seiner religiösen Neberzeugung Willen überhaupt liegt. Legen mir uns zuerst die Frage vor: Wie stehen die Katho liken dogmatisch zum Judentum? ES kann für uns als katho lische Christen keinem Zweifel unterliegen, daß die Religion des Alten Testamentes, die mosaische (jüdische) Religion, durch das neue Testament tatsächlich ausgehoben ist. Der im Alten Testa ment von Gott den Völkern verheißene und von den Juden sehn süchtig erwartete Messias ist wirklich erschienen und hat die Er lösung gebracht., nach der das auserwählte Volk des Alten Bun des Jahrhunderte hindurch geseufzt hatte. Das blutige Kreuzes- apfer auf Golgatha bedeutet die endgültige Aufhebung des Alten Bundes. Rund 4 Jahrzehnte dauerte noch der Opferdienst im Tempel zu Jerusalem, der vorgeschrieben war durch das mosaische Gesetz, bis die Eroberung der Stadt durch Titus auch faktisch diesen Teil alttestamentlicher Gesetzeserfüllung unmöglich machte. Zugleich verlor das Judentum damit auch den letzten Schein na tionaler Selbständigkeit, und seine Angehörigen leben nunmehr gewißermahen als Fremdlinge unter anderen Völkern, nur von wenigen gerne gesehen, selten beliebt, von vielen gehaßt. Dogmatisch lehnen wir die jüdische Religion ab, genau so wie jede andere, bedenken aber immer, daß das Neue und das Alte Testament zusammen ein Ganzes bilden, indem die in letz terem enthaltenen Offenbarungen „der Vorbereitung der Welt auf die Erlösung gedient" und jenes „der Menschheit den Besitz der Erlösungsgnade sichert" . Dogmatische Ablehnung des jüdi schen Glaubens bedeutet zwar einen Gegensatz, aber keine Feind schaft. Die Toleranz, welche wir den Bekenncrn anderer christ- sicher NeligionSgesellschaften entgegenbringen, haben wir auch den Juden gegenüber zu beweisen. Der dogmatische Gegensatz macht uns nicht zu Antisemiten, ebensowenig wie wir uns aus dogma- tischen Gründen heraus als Anti-Protestanten bezeichnen dürfen. Die aus dem Griechischen stammende Vorsilbe anti hat ja in un serem Sprachgebrauch die prägnante Bedeutung einer scharfen Gegnerschaft, wie sie etwa in der Bezeichnung „Anti-uliramon- taner ReichSverband" zum Ausdruck kommt. Diese scharfe Nuance fehlt dem dogmatischen Gegensatz; letzterer bedeutet Ab lehnung, aber keinen Haß . Wir können den heutigen Juden keinen Vorwurf daraus machen, daß ihre Vorfahren einst in unseliger Verblendung ihren Messias, den Heiland der Welt, ans Kreuz schlugen. Die von Gott deshalb verhängte Strafe ist schwer genug: Ausschluß des Volkes als solches vom messianischen Heil. Doch ist Israels Heils hoffnung nicht ganz geschwunden; dem einzelnen Juden steht der Weg zu seinem Messias immer noch offen. Die Kirche Jesu Christi ist berufen, auch den Juden das messianische Heil zu ver künden und zu vermitteln. Auf diese Heilsvermittlung bezieht sich auch das uralte Gebet für die Juden in der Karfreitagslitur gie der katholischen Kirche, „daß unser Herr und Gott hinweg nehme den Schleier von ihren Herzen, da in >5 mich sie erkennen Jesus, den Messias, unfern Herrn". Und dieses Gebet am Kar freitag — dem Tage, an welchem einst die Priester und Schrift gelehrten ihren Messias dem grausamen Kreuzestod- überliefer ten! Das zeugt wahrlich nicht von Antisemitismus, sondern von echt christlicher Nächstenliebe für im Irrtum befangene Mit- '«nschen. Die größere Es scheint fast, als ob der einen politischen Erschütterung die andere auf dem Fuße folgen soll. Kaum war die Entscheidung über die stark umstrittene Getreidcumlage gefallen, da tauchten bereits neue Schwierigkeiten auf, die in engstem Zusammenhänge stehen. Der Mord an dem Außenminister Nathenau hat die inner politische Lage Deutschlands auf das äußerste gespannt und der unvermeidliche Gegenstoß von links gegen den Vorstoß der exlremradikalen Elemete war die notwendige Folge. Dieser Ge genstoß von links ist sichtbar znm Ausdruck gekommen einmal in dem Gesetze zum Schutze der Republik und den damit im Zu sammenhang stehenden Gesetzentwürfen und zum anderen in der starken Annäherung der beiden sozialistischen Parteien, die ihren Ausdruck gefunden hat in der von den beiden sozialistischen Par teien geforderten Erweiterung der Regierungsmehrheit durch den Hinzutritt der Unabhängigen. Wir im Zentrum haben von je her den Standpunkt vertreten, daß eine aktions- und leistungs fähige Neichsregierung auf breitester Grundlage ruhen müsse. Wir haben von jeher die sogenannte große Koalition erstrebt. ES sind nicht Partei taktische Erwägungen, die diesen Wunsch einge geben haben, sondern die Erkenntnis innerpolitischer und vor allem aber auch außenpolitische Notwendigkeiten. Diesen kann nach unserer Uebcrzeugung nicht Rechnung getragen werden, wenn die Regierungserweiterung ausschließlich nach links erfolgt. Wir stehen eurer solchen durchaus nicht von vornherein ablehnend ge genüber. Wenn wir das zngestehen, so müssen wir aus der an« deren Seite von der Soziademokratie verlangen, datz sie ihrerseits Aber die jüdische Moral, ist sie mchl so abscheulich, daß man sich vor ihr entsetzen muß? Ritualmord, Lüge, Betrug uud Wu cher; Verfluchung der Christen; geheime Weisungen? Wir geben zu: Ist das. Ums über die jüdische Moral schon Nachteiliges ver öffentlicht ist, ganz oder nur zum großen Teile wahr, dann dürfte kein moderner Staat die Juden in seinem Bereich mehr dulden. Als Parallele: Ist das alles umhr, was schon über die katholische Moral (von Graßmann, Hoensbroech und Konsorten) verbreitet wurde, dann weg »nt dem Papsttum, weg mit dem Gift des Ka tholizismus! Gott sei Dank haben wir Katholiken uns wehren können. In derselben Lage wie wir befinden sich die Inden. WaS an unmoralischen Lehren vorgeblich ans Talmud und Schnlchan arnkh so landläufig behauptet wird, ist frei erfunden. Die Eisen menger, Noliicg und Justus werden von einem Wissenschaftler wie D. Dr. H. L. Strack, dem berühmten Berliner protestantischen Alttestaincntler und langjährigen Leiter des Jnstitutum Judaicum abgelehnt. Und von katholischer Seite erschien noch im vorigen Jahre eine ausgezeichnete Schrift „Der Judcnspiegel des Dr. Justus" (Vierguelleuverlag, Leipzig), deren Verfasser, Felix I. Langer, die Lügenhaftigkeit und Haltlosigkeit dieses Pamphletes schlagend nachwies und zugleich zeigte, daß manche darin ent haltenen Angriffe in gleicher Weise die katholische Moral treffen können. Auf eine außerordentlich bedenkliche Erscheinung der anti semitischen Bewegung sei noch besonders hingewiesen; die Ver werfung des Alten Testamentes für arische Christen (z. B. die Forderung einer deutschen Religion unter Abschaffung des alten Testamentes auf dem deutkchnatioualcn Parteitag in Hannover 1920), ja noch mehr: die Ablehnung Jesu von Nazareth und de? neuen Testamentes als eines „jüdischen Gewächses" oder der verzweifelte Versuch Friedrich Delitzschs, Jesus als Arier zu er weisen. Auf diesen Boden können und dürfen Katholiken nicht treten. Das alte Testament und seine OfsenbarungSgcschichte als Führer auf Christus hin ist für uns. wie schon oben bemerkt, einer der Grundpfeiler unseres Glaubens . Leider muß sestgestellk werden, daß auch Katholiken von Vcrächlern des alten Testamen tes sich haben betören lassen. So schreibt z. B. ein deutschnatio naler katholischer Lehrer in einer Broschüre: „Ich muß bekennen, daß meine Verehrung für „den lieben Gott" einen herben Schlag erhielt, als ich zum ersten Mals verständnisvoll die Geschichte von Jakob und Esau hörte." Das klingt ungeheuerlich! Die in der gleichen Schrift enihaltene Verallgemeinerung, Juden sehen in der Taufe nur ein Geschäft, ist mehr als ungerecht. Wir ver weisen dagegen auf die jüdischen Konvertiten P. Libermann, den Gründer der afrikanischen Million, und P. Alraham Cohen, ein Priester des neuen Bundes aus einer alttestamcntliclren Priestcr- familie, der in der Gruft der Berliner Hedwigskirche ruht und für den man die Ehre der Altäre erhofft, den berühmten Wiener Dom prediger Vcith und andere. Auf Arthur Dinters Roman „Die Sünde wider das Blut", einen raste-biologischen Schmarren, der vom Talmudschwindel zehrt, einzugchen, verlohnt sich nicht der Mühe. Man lese den entsprechenden Abschnitt von Stracks „Geheimgesetzcn" oder die Persiflage: Arthur Dinier „Die Sünde wider das Blut" (Han nover 1921) NassenantiseinitismuS dürfen Katholiken ans Gründen der Nächstenliebe auch nicht mitmachen. Wer aus anderen Gründen glaubt, die Juden bekäinpfcn zu sollen, der tue das mit ehrlichen, anständigen Mitteln, und soliden Gründen. Man bedenke, daß es gute und schlechte Juden wie gute und schlechte Christen gibt. Der schlechte Jude handelt seiner Religio» ebenso zuwider wie der schlechte Christ. Man sei gerecht im Urteil und unterscheide. Vor allem ist im Auge zu halten, daß so manche Auswüchse der Presse und des Theaters, die den Juden In die Schuhe geschoben werden, richtiger dem materialistischen Liberalismus anzukreiden sind. Antisemitismus als scharfe Kampfesgesinnung und Hetze gegen die Juden und das Judentum wegen Rastenverschiedenheit und Religioiisverschiedenheit namentlich auf Grund verleumderischer Entstellung und Erdichtung von Religionsvorschriften darf bei Katholiken niemals Baden gewinnen . Wohin «ine solche Ver. Aoalition? ebenfalls die Einsicht in die staatspolitischen Notwendigkeiten hat, Diese gehen aber zweilloS dahin, daß die Ncgierungserweite. rung nicht einseitig nur nach links erfolgen kann, sondern daß sie erst durch Einbeziehung der Deutschen Volkspartci die genügende Gewähr für die Erreichung der damit verbundenen Ziele geben kann. Es scheint aber, als wenn man sich bei der Sozialdemo kratie solchen Erwägungen verschließen wolle. Schon bei der Ge- treideumlage haben wir erlebe» müssen, daß die Sozialdemokratie sich auf einen rein parteipolitischeuMachtstaudpunkt gestellt hat. Wir haben schon damals betont, datz man aus diese Weise die für die Errettung des Vaterlandes notwendige Volksgemeinschaft nicht Herstellen kann, datz das nicht die Grundlagen sind, auf denen der Wieeraufbau des Reiches erfolgen kan». Auch jetzt wieder nimm! die Sozialdemokratie, vor allem aber die Uabhängigen, denen der Kamm außerordentlich geschwollen zu sein scheint, eine schroffe Haltung ein. Das Organ der Unabhängige», die „Freiheit" droht sogar ganz offen. Die Verhaiidlungen über die Regierung-;- erweiterung sind zwar noch im vollen Fluß und haben eine Ent- scheidung bisher noch nicht gebracht. Die Sozialdemokratie scheint entschlossen zu sein, wenn die übrigen Koalitiousparteien ihr nicht zu Willen sind, aus der Negierung auszuscheiden und eine Auf lösung des Reichstages zu erzwingen. Anders kann man du Drohung der unabhängigen „Freiheit" vom DouuerStag den 6 Juli nicht deuten. Wir wollen davon absehen, heute auf die schweren Folgen eines solchen Schrittes hinzuweisen. Eine reine Linksregierung würde im Ausland keinen Kredit haben. Egoismus und einseitige Parteitaktik dürsten auch für die Sozialdemokratie schlechte Wegweiser sein. hctzung führen kann, zeigt u. a. di- Ermordung des Ministers Nathenau. Bei uns Deutschen ist für Pogrome kein Raum. Be wahren wir uns einen kühlen Kopf und klares Urteil! Wenn wie als Deutsche in völkischer Verranntbeit die Juden verleumden und Haffen, dürfen wir uns nicht beschweren, wenn wir verleum det uns gehaßt werden von anderen Völkern; wenn wir aber als Katholiken so Verfahren wollten, so stünde uns schlecht an die Klane, daß man auf anderer Seite unsere Religion und unsere Kirche ocrleunidet und haßt. WaS du nicht willst. . .1 Die Erfahrung lehrt aber auch noch eines: Antisemitismus uud An'.i- katholizismus entsprießen gewöhnlich demselben Boden. K.K. Deutscher Reichstag Ob cS notwendig gewesen ist, all die Di»;.e, die wir in den großen Debatten der vergangenen Tage über die Zustände in Reich ausführlich gehört haben, am Donners'--g im Reichstage znm so- und sovielsten Male aiifgetischt z» erhalten, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. ES darf ebenso sehr i» Frage gestellt werde», ob endlose Debatten über dasselbe Thema der cur sich schwierigen politischen Situation nützlich sind. Es könnte sein, daß man vor lauter Reden nicht zum Handeln kommt, lieber die Interpellationen also wurde ain Donnerstag viel debat tiert, die chn Verbindung mit dem Gesetz über de» Schutz der Republik aus 4---:r Tagesordnung standen. Die Unabhängigen haben dieses Mal den,Vogel abgeschvssen; nicht weniger als drei Interpellationen gehen von ihnen auS. Tie eine wcndct sich gegen den Fortbestand von Selbstschutzorgaiiisationen, die zweite befaßt sich mit der SchadloShaltnng von Personen, die wegen Handlungen zur Abwehr hochverräterischer Unternehmungen zum Schadenersatz verurteilt worden sind, und die dritte betrifft die Vorkommnisse aus Anlaß der Hindellbiirgseier in Königs berg. Die Mehrheitssozialisten überließen aber den Unabhängigen das Feld nicht allein. Auch sie interpellierten die Regierung. Sie nehmen sich die antirepublikanischen Kilndgcblmgen und die RegllnentSfeiern zum Ziele ihres Angriffs. ES wird niemandcu verwundern, wenn bei dieser Debatte sticht viel inehr hcranSkam als gegenseitiger Streit und Hader, die in gegenseitigen An schuldigungen zu einer Entgiftung der Atmosphäre jedenfalls nicht beigetragen habe». Besonders ereiferte sich der Unabhängige Dr. Moses sehr und was nachher der Volksparteiler Cuno-KönigSbcrg zu sagen wußte, konnte eben so gut ungesproche» bleiben. Poli tisch haben diese Debatten am Donnerstag die augenblickliche Lage wirklich nicht gefördert. Das Haus brachte de» Verhand lungen im Anfang auch ein besonderes Interesse nicht entgegen. Es wurde von der Rednertribüne herab gewettert, ohne das ein Resonanzboden vorhanden war. Aber ein altes Sprichwort sagt: Das dicke Ende kommt immer nach. Und so auch hier. Es wäre doch wirklich nicht mit rechten Dingen zugegangen, wenn nicht schließlich noch die Bombe platzte. Man muß sagen, daß die radikalen Linkspartciler in richtiger Nadaustimmung auch di« geringsten Ursachen ergriffen, um Lärm zu machen. Und die Rechte hatte natürlich nicht eiligeres zu tun als im Chor gegen die Linke anzubrülle». Der Präsident muß unter unablässigem Schwung der Glocke zum 20. Male dringend bitten .... aber e« gelingt ihm nicht, der lvSgelassenen Meute Herr zu werden. So ereignete sich jener mehr scherzhafte als ernste Zwischenfall. Der Redner der Deutschen Volkspartei hat gerade davon gesprochen, daß wir uns vor dem Ausland schämen müssen ob der Be handlung, die Hindcnburg erfährt. Auffällig und demonstrativ klatscht diesen Worten die Tribüne der Besucher Beifall. Das bringt die Linke bis zur Raserei. Den Rücken zum Rednerpult gewandt, die Arme fuchtelnd in die Lust gestreckt, hebt ein furcht bares Toben und Lärmen au, das darauf zielt, die Räumung der Tribüne durchzudriicken. Eine Zeiilang ist der Präsident macht- und ratlos. Schließlich begibt sich ein Unabhängiger auf die Tribüne, bezeichnet diejenigen, die sich im Beifallsklatschen ausgezeichnet habe», mit dem Finger und veranlaßt ihr- Ent fernung. So gings wieder einmal im deutschen Reichstag recht unparlamentarisch ,u! Und schließlich der große Krach, di, Sitzung muß unterbrochen werde».